Autor:Mara Jade
Rating: FSK 12
Pairing: Clints Family

Zeitraum: Spielt nach dem zweiten Avengers Film.

Disclaimer: Alles nur ausgeliehen: Alle Rechte an dem Film und der Comic Reihe, ihre Charaktere und Handlungsstränge gehören der Produktionsfirma Marvel Studios und Paramount Pictures.
Die Story und die nicht in dem Film erwähnten Personen und Orte sind meiner Fantasie entsprungen. Mögliche Ähnlichkeiten mit lebenden Menschen oder realen Ereignissen sind reiner Zufall und nicht von mir beabsichtigt!!!

Diese Geschichte ist nicht für die freie Verbreitung im Netz vorgesehen. Sollte jemand Interesse daran haben diese Story auf anderen Seiten zu posten oder zu verlinken, bitte vorher bei mir melden!

„Daddy wird es nicht mehr rechtzeitig schaffen!“, jammerte Lila auf dem Rücksitz von Lauras alten Pickup.

 

Laura die den Verkehr der kleinen Provinzstadt im Auge behalten musste, schaute nur in den Rückspiegel. „Was hat er dir sagte?“

 

„Das er zu meiner Schulaufführung wieder da seien wird“, kam es kleinlaut von hinten.

 

„Siehst du, hat Daddy schon einmal sein Wort nicht gehalten?“  Beherzt trat sie auf die Bremse und suchte sich vor der Schule einen Parkplatz.

 

„Nein, noch nie“, kam es schon wesentlich zuversichtlicher von Lila und ein flüchtiger Blick über die Schulter zeigte Laura, dass sich ihr Blick klärte. „Er hat es mir sogar versprochen.“

 

„Na dann ist doch alles klar.“ Mit einem Lächeln stieg Laura aus und ging um das Auto herum. „Komm, wir wollen deine Lehrerin nicht warten lassen.“ Mit einem Tritt gegen den unteren Bereich, öffnete sich die immer klemmende hintere Tür.

 

~~~***~~~

 

„Tasha es wird Zeit“, flüsterte Clint in sein Headset. Den Pfeil im Anschlag, kniete er auf dem Vordach der kleinen Villa, in die Natasha eingestiegen war, um nach Unterlagen zu suchen, die S.H.I.E.L.D., durch die Hydra Übernahme, abhanden gekommen waren. Alles war ruhig und bisher waren sie auf keinerlei Schwierigkeiten gestoßen, doch plötzlich schien sich das Blatt zu wenden und aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr. „Natasha, wir bekommen Besuch.“

 

„Schon gesehen“, hörte er von drinnen ihre gehetzte Stimme. „Spann den Bogen Farmboy, ich komme jetzt raus“, rief sie ihm zu, während er im Hintergrund Schüsse hörte. Sekunden später sah er splitterndes Glas und seine Partnerin die aus dem Fenster sprang.  

 

Clint ließ den ersten Pfeil fliegen und traf den Schützen der Nat am nächsten war. Ein Schrei zeigte ihm, dass er getroffen hatte. Seine Augen sahen es nicht mehr, weil er ihren Sturz, den sie elegant zu einem Salto abwandelte um auf den Füßen zu landen, verfolgte. Schon hatte er den nächsten Pfeil gezogen, diesmal einen mit einer kleiner Sprengladung. Der sollte ihr die Zeit verschaffen, die sie brauchte um sich in Sicherheit zu bringen. Die Explosion verwüstete das Zimmer und die weiteren Schützen die sich noch da drin befanden.

 

„Pass auf, hinter dir“, hörte er Natasha rufen und schmiss sich gleichzeitig auf den Boden. Sie waren über die Jahre ein eingespieltes Team geworden. Die Kugel pfiff leise an seinem Ohr vorbei und zeigte ihm wie nah der Schütze war, der es auf ihn abgesehen hatte. „Rechts von dir, zehn Meter nach unten, Abstand verringernd.“

 

Blind legte er den nächsten Pfeil an und schoss noch aus halb liegender Position. Der gurgelnde Laut verschaffte ihm Gewissheit, mit einem halben vorwärts Salto kam er wieder auf die Füße und sah Natasha auf eine Mauer zu sprinten. In einer schnellen Reihenfolge von abgeschossenen Detonationspfeilen legte er eine Schneise zwischen ihr und dem Feind und erst als er sie hinter der Mauer in Sicherheit wusste, machte er sich über seinen eigenen Rückzug Gedanken. Das sah nicht gut aus. Sein nächster Pfeil spannte ein Seil vom Dach zum Boden, aber auch dann waren es noch gut 20 Meter freies Gelände, bevor die rettende Mauer kam.  Doch mittlerweile hatte Tasha ihren Standort gesichert und schoss aus ihrer Glock auf den Feind. Clint warf seinen Bogen über das Seil, ergriff die andere Seite, stieß sich ab und schwebte schnell auf den Boden zu. Kurz vorm erreichen, ließ er die eine Seite seines Bogen los, sprang die letzten Meter, rollte sich über die Schulter ab und hatte den nächsten Detonationspfeil auf den Feind abgeschossen, bevor dieser überhaupt mitbekam, das ihr Ziel die Position verändert hatte. Dann drehte er sich um und lief im Zickzack auf die rettende Mauer zu.

 

~~~***~~~

 

Traurig zog Lila sich für die Schulvorführung um. Immer wieder hatte sie in den letzten Minuten am Vorhang vorbei geschaut und nach ihrem Vater Ausschau gehalten, doch noch immer war sein Platz leer. Missmutig band sie ihren Ballettschuh am Knöchel fest und strich ihr Tütü glatt.

 

„Lila?“, rief ihre Mutter vom Flur aus. „Wo bist du?“

 

„Ich bin hier“, rief sie zurück  und kurz darauf stand ihre Mutter bei ihr in der Kabine.

 

„Du hast noch ungefähr 50 Minuten bis zu deinem Auftritt.“ Mit einem Seufzer sah Laura zu ihrer Kleinen herunter. Sie wurde viel zu schnell groß. Gerade hatte sie ihr  noch das Laufen beigebracht und jetzt würde sie mit ihrer Ballettgruppe vor einem großen Publikum stehen. Wie schnell doch die Zeit verging.

 

„Ich wollte Daddy wäre schon da.“

 

„Ach Kleines“, sagte Laura und ging vor ihrer Tochter auf ein Knie nieder. „Er kommt schon noch und mit etwas Glück bringt er vielleicht auch Tante Natasha mit.“

 

„Meinst du?“. Und zum ersten Mal an diesem Tag sah sie ihre Tochter lächeln.

 

„Na ja, immerhin hat sie dich doch erst auf den Ballettkurs aufmerksam gemacht. Ich denke schon, wenn sie Zeit hat, wird sie sich das nicht entgehen lassen.“

 

„Das wäre schön“, sagte Lila. „Das wäre sogar super schön.“

 

~~~***~~~

 

„Verflucht noch mal, beeil dich Farmboy!“, rief Natasha ihrem Kollegen zu, während sie weitere Kugelsalven an ihm vorbei schoss, um ihn auf dem Weg zur Mauer zu decken. Wenn sie es noch rechtzeitig zu Lilas Aufführung schaffen wollten, dann wurde es jetzt langsam Zeit dieses Spiel zu beenden.  Sie wollte gerade ihre Waffe in die andere Hand wechseln, um ihr Handy heraus zu holen und Hill um ein Lufttaxi zu bitten, als sie hinter Clint etwas sah, das ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Wie zum Teufel hatte sie den übersehen können?

 

„CLINT!“, rief sie laut gegen den Kugellärm an. „Deckung.“

 

Doch gleichzeitig wusste sie, dass er es nicht rechtzeitig schaffen würde. Wieder legte sie ihre Waffe an, doch noch immer war Clint in der Schussbahn und nahm ihr die Chance auf einen direkten Treffer. Wie in Zeitlupe sah sie ihren Kollegen  Deckung suchen, dann ging plötzlich alles ganz schnell. Ein weiterer Schuss viel, sie sah wie Barton der Bogen aus der Hand geschleudert wurde. Sein Körper drehte sich halb um die eigene Achse und er sackte auf die Knie.

 

~~~***~~~

 

Noch in der Drehung bemerkte Clint das sein Arm ihm nicht mehr gehorchte und völlig taub wurde. Der Bogen entglitt seinen kraftlosen Fingern, der Boden kam immer näher und mit dem Aufprall setzte auch der Schmerz ein.

 

~~~***~~~

 

„Scheiße“, sagte Natasha. Doch jetzt hatte sie freies Schussfeld, legte an und erledigte den Mistkerl. „Hill“, rief sie in ihr Handy, als die Verbindung endlich stand. „Barton wurde getroffen. Ich weiß noch nicht wie schlimm, schick das verfluchte Taxi vorbei. Ich habe die Ware.“

 

„Verstanden. Taxi ist unterwegs.“

 

Natasha lies das Handy fallen und rannte auf ihren Partner zu, der sich mit Hilfe seines Bogens gerade wieder auf die Füße stemmte.

 

Jetzt war keine Zeit um sich die Wunde anzusehen. Zuerst musste sie dafür sorgen dass sie beide in die Sicherheit der Mauer kamen. Von Oben hörte sie schon das unvermeintliche Brummen des kleinen Dingis, des Helicarriers. Als sie ihn erreichte, nahm sie ihm den Bogen ab, legte sich seinen Arm um die Schulter und stützte ihn auf den letzten Metern. Dann ließen sie sich beide hinter die Mauer fallen.

 

„Scheiße“, entfuhr es jetzt auch Barton und mit schmerzverzerrtem Gesicht presste er seinen linken Arm an die Seite.

 

„Lass mal sehen“, sagte Nat und kniete sich neben ihm. Doch Clint der mittlerweile den Schock überstanden hatte, schüttelte nur mit dem Kopf.

„Später. Ist nicht so schlimm.“ Sein graues Gesicht strafte seinen Worten Lüge. Nur mit Mühe zog er sich in eine sitzende Position.

 

„Nichts da, lass mich sehen. Das Dingi ist sowieso schon fast da.“ Wieder machte sie sich an seinem Arm zu schaffen, zog ihr Messer und schnitt den Ärmel in Höhe des Einschussloches auf. Mit der andern Hand zog sie aus ihrem Gürtel Verbandmaterial heraus. „Glatter Durchschuss, ich bin mir nur nicht sicher…. Kannst du die Hand noch bewegen?“. Abwartend sah sie in sein schweißüberströmtes Gesicht, doch der Bogenschütze schüttelte nur leicht den Kopf. „Wenn du Pech hast, dann hat es den Knochen erwischt.“ Ihre Hände arbeiteten schnell und routiniert.

 

Trotzdem war Barton froh als der Verband endlich saß. Jede Bewegung jagte ihm einen brennenden Schürhaken ins Fleisch und der Schweiß lief ihm in Strömen herunter. Als er Maria Hills Stimme neben sich wahrnahm, bemerkte er erst, dass er die Ankunft des Dingis gar nicht mitbekommen hatte. Zu zweit halfen ihm die Frauen auf und verfrachteten ihn auf das Lufttaxi.

 

„Auf, auf, ab nach Oben“, hörte er Hill noch rufen, dann gönnte sich Clint Minuten der Auszeit, in dem er den Kopf in den Nacken legte, die Augen schloss und versuchte den wütenden Schmerz zu verdrängen.

 

~~~***~~~

 

„Und wie lange wird das dauern?“, fragte Clint mit zusammen gebissenen Zähnen, während er sich von Natasha in ein sauberes Hemd helfen ließ. Seine Partnerin hatte es irgendwie schon geschafft sich der dreckigen Klamotten zu entledigen und die Jeans die sie jetzt zu ihrer kurzen Jacke trug, stand er hervorragend.

 

„Nun“, sagte sie Ärztin und sah die Beiden nicht gerade begeistert an. „Wenn sie so weiter machen, wird es nur noch schlimmer.“ Wütend verschränkte sie die Arme vor der Brust. Sie konnte mit der Inkompetenz dieser Superagenten nichts anfangen. Der Mann gehörte auf die Krankenstation und nicht auf einen Außeneinsatz. „Ich sag es ihnen gerne noch einmal, sie haben einen Durchschuss von einem Großkalliber und ihr Oberarmknochen ist gebrochen. Wenn sie endlich aufhören herum zuzappeln und ihrem Arm die Ruhe können die er braucht, sollten sie in gut vier Wochen wieder ihren Bogen spannen können. Wenn sie allerdings so weiter machen, garantiere ich für gar nichts mehr.“

 

Clint, der glücklich war, das das Hemd endlich saß und er seinen Arm wieder in der medizinischen Schlinge legen konnte, fand nun auch seinen Charme wieder und zwinkerte der Ärztin zu. „Mein Arm wird die Ruhe bekommen, die er braucht. Versprochen“, versuchte er sie zu beruhigen, während Tasha ihm in die Lederjacke half und diese auf seiner verletzten Seite nur über die Schulter zog.

 

Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah Nat auf die Uhr. „Ich will ja euern Plausch nicht stören, aber wenn wir es noch rechtzeitig schaffen wollen, dann müssen wir jetzt los.“

 

Barton nickte ihr zu und machte sich auf seiner Partnerin zu folgen, als er die Stimme der Ärztin noch einmal hörte.

„Hier, nehmen sie die mit“, sagte sie und drückte ihm eine Packung Tabletten in die gesunde Hand. „Das sind Mittel die auch helfen, denn wenn die Betäubung vom röntgen erst raus ist, werden die Schmerzen wieder schlimmer.“

 

„Danke.“  Er nickte ihr freundlich zu und lief dann schnell Natasha hinterher, die schon auf dem Weg zum Wagen war.

 

~~~***~~~

 

„Clint, wir sind da.“ Weckte ihn seine Partnerin als sie vor der Schule einen Parkplatz gefunden hatte.

 

Müde rieb er sich den Schlaf aus den Augen. „Scheiße, bin ich doch eingeschlafen? Ich hab von der Fahrt gar nichts mitbekommen.“

 

„Nicht schlimm“, sagte sie und legte mitfühlend ihre Hand auf seinen in der Schlinge steckenden Arm. „Wir hatten einen langen Tag und du besonderst.“

 

„Sind wir noch rechtzeitig?“, fragte er, während er aus dem Wagen stieg und der Schmerz in seinem Arm aufs Neue erwachte. Mit Schusswunden konnte er umgehen, gebrochene Knochen waren eine ganz andere Sache.

 

„Es müsste reichen. Jedenfalls für Lilas Vorführung. Und jetzt komm Daddy… lass nur reingehen, sonst verpassen wir noch den Anfang.“

 

~~~***~~~

 

Zum wiederholten male sah Laura auf die Uhr. Noch immer war von Clint nichts zu sehen, aber da sich ihr Handy nicht gemeldet hatte, ließ es sie noch immer Hoffen. Nur noch wenige Minuten, bis zu Lilas Auftritt. Wieder sah sie zum Eingang herüber und diesmal wurden ihre Augen fündig. Da waren sie, endlich. Beide. Gott sei dank. Lila würde sich freuen. Mit einem Lächeln hob sie ihre Hand, um auf sich aufmerksam zu machen und winkte ihnen zu. Als ihr Mann ebenfalls seine Hand hob, bemerkte sie sofort dass etwas nicht stimmt. Nur ein Arm steckte im Jackenärmel, den anderen sah sie nicht. Kurz drauf hatten es die Beiden bis zu ihr geschafft. Clint beugte sich zu ihr herüber und küsste sie kurz auf die Stirn.

 

„Es ging nicht schneller“, sagte er entschuldigend und setzte sich auf den freien Platz neben ihr.

 

Auf Lauras Stirn bildete sich eine besorgte Falte, während sie mit einer Hand seine Jacke auf der linken Seite anhob und darunter schaute. Dann drehte sie sich zu Natasha um. „Schlimm?“

 

Die rothaarige Superspionin grinste über Laura hinweg ihren Partner an, der genervt mit den Augen rollte. Wenn sie nur gewettet hätten, sie hätte gewonnen. In solchen Fragen verließ sich Laura lieber auf ihre sachliche Aussage, als auf Clints verschönte Ansichten. „Aufreichend damit er dir die nächsten Wochen auf den Geist gehen kann.“

 

„Oh, das wird die Kinder freuen.“

 

„Hallo?! Ich bin auch anwesend und was heißt hier die Kinder, dich etwa nicht? Wo sind übrigens die Jungs?“

 

Laura tat so als wenn sie ihn nicht gehört hätte und ließ sich von Natasha alles weitere, für sie Wissenswerte, zu seinen Verletzungen erklären. Als die ersten Klänge zu Tschaikowskis Schwanensee erklangen, drehte sie sich noch einmal ihrem Ehemann zu und beantwortete seine Frage. „Nathaniel ist bei meiner Mutter. Er hätte hier nur gestört und Cooper wollte sich das „Tanzdohlen Gehüpfe“, seine Worte, nicht antun. Er ist Zuhause und wartet auf uns.“  Dann ging der Vorhang auf und fünfzehn kleine Mädchen im Alter zwischen 6 und 10 Jahren schwebten auf die Bühne.

 

~~~***~~~

 

Voller Lampenfieber und Vorfreude stand Lila zwischen ihren Ballettkameradinnen und konnte ihren Auftritt kaum erwarten. Doch als der große Vorhang aufging, suchten ihre Augen als erstes die ihr bekannten Sitzreihen ab. Mit einem kleinen aufatmen nahm sie sie wahr. Sie waren da, beide. Ihre Daddy und Tante Natasha, die ihr so viel über das Ballett beigebracht hatte. Jetzt durfte sie nichts verpatzen, jeder Schritt musste sitzen und dann begann ihr Einsatz und alles andere blendete sie aus.

 

~~~***~~~

 

„Oh mein Gott!“, sagte Clint. „Sie wirkt schon so erwachsen.“ Die Vorführung war gerade vorbei und sie gingen langsam auf den Bühnenausgang zu, wo sich schon andere Eltern versammelt hatten, die ebenfalls auf ihre Kinder warteten. „Wo ist mein kleines Mädchen geblieben?“, kam es von ihm erstaunt.

 

Laura grinste ihn an und hackte sich auf seiner gesunden Seite unter. „Sie ist erst sechs Jahre alt, Clint. Wir haben noch etwas Zeit.“

 

„Trotzdem, die Jahre vergehen so schnell. Heute helfe ich ihr noch dabei ihren Schuh zubinden und morgen sehe ich sie nur noch in den Semesterferien.“ Resigniert schüttelte er den Kopf.

 

Seiner Frau lag bereits eine Erwiderung auf der Zunge, das nur er das persönlich ändern könnte, das er den Job wechseln könnte, das er mehr Zeit bei ihnen verbringen könnte, aber da sie in der Ferne schon Lila auf sie zu rennen sah, verkniff sie sich jeden Kommentar, der eh nur in einem Streit enden würde. Und dafür war selbst ihr die wenige Zeit mit ihm zu schade.

 

Lächelnd sahen sie Lila zu, die barfuss mit je einem Ballettschuh in der Hand, auf sie zukam.

 

„Daddy, Daddy“, rief sie. „Du bist da.“ Freudig schmiss sie ihre Arme um seine Hüften. „Ich wusste es die ganze Zeit über, dass du es noch rechtzeitig schaffst.“

 

Clint beugte sich herunter und gab seiner Tochter einen  Kuss auf den Scheitel. „Du warst großartig“, sagte er mit soviel Stolz in der Stimme, dass es Laura ganz warm ums Herz wurde.

 

Genauso stürmisch wie sie ihren Vater umarmt hatte, ließ sie ihn wieder los und schmiss sich nun Natasha in die Arme, die neben ihr auf die Knie gesunken war. „Wie war ich? Hab ich alles richtig gemacht? Ich habe immer mitgezählt, so wie du es mir geraten hast.“ Vor Aufregung konnte sie kaum still stehen und hüpfte zwischen den Erwachsenen auf und ab.

 

„Du warst wunderbar und du hast alles richtig gemacht.“ Natasha zwinkerte ihr zu. „Schau dir nur deinen Daddy an, er ist jetzt noch ganz gerührt.“

 

Lila wechselte den Blick und sah erst jetzt, dass er einen Arm in der Schlinge trug. „Oh!“, entfuhr es ihr. „Du bist krank? Bleibst du diesmal dann etwas länger bei uns?“ Hoffnungsvoll sah sie zu ihm hoch, nicht sicher ob sie eher traurig oder erfreut schauen sollte.

 

Laura zog ihre Tochter nun ebenfalls in ihre Arme, sah dabei aber ihren Mann an, der ihr wiederum zunickte. „Ich denke, Daddy bleibt die nächsten Wochen bei uns.“

 

~~~***~~~

 

Es war früh am Morgen und der Tau lag noch auf dem Gras. Clint stand auf seinem Übungsplatz hinter dem Haus, den Bogen in der linken Hand, griff er zu einem Pfeil, legte an, spannte und brach mit einem Zischen ab. Mit der rechten Hand rieb er über seinen schmerzenden linken Arm und versuchte es gleich noch einmal, aber wieder konnte der Arm den Zug nicht standhalten und der Pfeil flog nur wenige Meter und grub sich in den Boden, anstatt die Zielscheibe zu treffen. Resigniert legte er den Bogen ab und machte mit der linken Hand Lockerungsübungen. Der Arm war einfach noch nicht soweit. Drei Wochen war die Verletzung nun alt, der Bruch heilte laut Aussage des hiesigen Arztes gut, die Schussverletzung ebenfalls. Den Rest würde die Zeit und sein wieder aufgenommenes Training bringen. Wieder nah er den Bogen auf, überlegte es sich dann aber anders und rief ins Gebüsch: „Cooper, komm raus, ich weiß das du da bist!“

 

„Hey Dad!“, kam es von dem 10 jährigen, der aus dem Schatten der großen Eiche trat. „Kann ich mit trainieren?“

 

„Na klar, zeig mal was du in meiner Abwesendheit gelernt hast?“

 

Stolz nahm Cooper seinen Bogen vom Rücken, stellte sich vor seinem Dad, legte einen Pfeil an, zielte, schoss und traf die Zielscheibe am äußeren Rand. Sichtlich enttäuscht zog er eine Grimasse. „Ich kann das noch besser.“

 

Clint der ihm aufmerksam zugesehen hatte, legte ihm eine Hand auf die Schulter, um ihm stumm Mut zuzusprechen. „Du hast wenigstens die Scheibe getroffen“, sagte er und deutete mit einem verschmitzten Grinsen zu seinem im Boden steckenden Pfeil. „Außerdem denke ich du brauchst demnächst einen größeren Bogen. Diesem hier bist du bald entwachsen.“ Langsam liefen Beide auf ihre Pfeile zu um sie zurück zu holen, dann nahmen sie zusammen Aufstellung.

 

Nach einer Weile und als die Schmerzen in Clints Arm nicht mehr zu ignorieren waren, brach er das Training ab. „Komm“, sagte er und legte seinem Sohn einen Arm um die Schultern. „Ich habe Hunger, lass uns mal nachsehen ob unsere Frauen schon das Frühstück fertig haben.“

 

Cooper grinste von einem Ohr zum anderen und hängte sich seinen Bogen wieder um. „Wer als erster am Tisch sitzt, hat gewonnen“, rief Cooper seinem Vater zu und rannte zum Haus.

 

„Hände waschen nicht vergessen!“, rief Clint ihm lachend hinterher und begann nun ebenfalls aufs Haus zu zugehen. So sehr er diese Momente des normalen Familienlebens auch genoss. Es kribbelte ihm schon wieder in den Fingern und es wurde Zeit, das er seinen Arm wieder flott bekam.

 

*** ENDE ***

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