Autor: Marah Jade

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Rating: FSK 16
Genre: Action, Drama, Romanze, Whump
Charaktere: Jethro Gibbs, Tony DiNozzo, Ziva David, Tim McGee, Abby, Ducky, Tobias  und ein paar andere Charaktere.
Pairing: TIVA und ein bisschen McAbby und Gibbs mit OC.

Inhalt: Dies ist die direkte Fortsetzung von „Ein Geschenk zur Weihnachtszeit und A New Year“. Es ist wichtig die vorangegangene Story zu kennen. Es spielt ungefähr sieben Wochen später. Tony ist noch immer etwas lädiert. Er und Ziva leben zusammen. Es kommt zu unvorhergesehenen Ereignissen. Ein neuer Fall, eine alte Bekannte und ein neuer Lebensabschnitt. Ein bisschen Tony whumpig (TIVA)…………


Disclaimer: Alles nur ausgeliehen: Alle Rechte an den Fernseh-Serien NCIS ihren Charakteren und Handlungssträngen gehören Donald P. Bellisario, Belisarius Productions, CBS und Paramount.
Die Story und die nicht in den Serien erwähnten Personen und Orte sind meiner Fantasie entsprungen. Mögliche Ähnlichkeiten mit lebenden Menschen oder realen Ereignissen sind reiner Zufall und nicht von mir beabsichtigt!!!

Diese Geschichte ist nicht für die freie Verbreitung im Netz vorgesehen. Sollte jemand Interesse daran haben diese Story auf anderen Seiten zu posten oder zu verlinken, bitte vorher bei mir melden!






Milena



1. Kapitel

„Aaarrggghhhh, verdammt noch mal!“ fluchte DiNozzo los. „Ich bin den Scheiß so leid. Das glaubt mir keiner….“ Doch sein klagen hörte niemand. Vorsichtig setzte er sich wieder aufs Bett zurück. Der Satz *ich mach es mal eben* hatte neue Dimensionen erreicht. Nichts ging mal eben und jeder Gang musste gut überlegt sein.

Gleich nach Neujahr hatte er mit der Reha begonnen. Ziva hatte ihn zwar jedes freie Wochenende besucht, aber die vier Wochen waren ihm trotzdem endlos vor gekommen.  Seit einer Woche war er nun wieder Zuhause. Allerdings nicht in seiner Wohnung sondern in Zivas. Hier hatte er auch die Zeit zwischen dem Krankenhaus und der Reha verbracht. Denn hier gab es im Gegensatz zu seiner Wohnung einen Aufzug. Mittlerweile hatte er schon fast alle seine DVDs hier. Abby war so nett und hatte sie ihm geholt. Und trotzdem fühlte er sich  nicht wohl. Solange Ziva da war, war alles in Ordnung. Doch sobald sie morgens ins Büro fuhr, war es mit seiner Geduld zu ende. Und spätestens nach dem Frühstück drehte er am Rad. Er wollte wieder arbeiten. Er wollte beschäftigt sein. Er wollte nicht gelangweilt hier herum liegen. Das Leben mit Ziva war toll, aber es half ihm nicht über seine Unzufriedenheit hinweg.

Zwei mal die Woche ging er nun zu einer Physiotherapie. Strecken, Beugen, drehen…. Und was brachte es? Nur Geld in die Kasse der Therapeutin. Aus Wut und Frust schlug er mit der Faust aufs Bett. In der letzten Reha Woche hatten sie ihm von der Klettschiene befreit. Nicht aber von den Krücken. Der Bruch heilte schlecht. Nächste Woche stand ein neuer Röntgentermin bevor. Dann würde man sehen, hatten ihm die Ärzte gesagt. Im Moment durfte er das Bein nur mit maximal 20 kg belasten. Sie hatten ihm auch sagt: Es bräuchte Geduld, die Heilung schreite voran, sechs Wochen Schiene wären ganz normal…… Aber er hatte keine Geduld mehr. Sein Problem war, das sein Kopf auf Hochtouren lief während sein Bein sich eine Auszeit nahm. Er hatte es satt, er hatte es so satt. Er hatte gestern Abend versucht Ziva dazu zu bewegen, das sie ihn heute morgen mit zum Navy HQ nahm. Er hätte dann zu Abby gehen können. Gibbs hätte ihn gar nicht sehen brauchen… Aber leider war seine Freundin stur geblieben. Und so stand ihm wieder ein Tag auf dem Sofa bevor. Langeweile pur.

Jetzt unternahm der den zweiten Versuch an diesem Morgen aus dem Bett zu kommen. Seitdem sie die Schiene entfernten, hatte er das Gefühl kein Knie mehr zu haben. Durch die sechs Wochen Streckverband war das Gelenk versteift. Nichts was ein bisschen Physiotherapie nicht wieder beheben konnte *ja sicher*…. Doch jetzt zwei Wochen später tat sich da noch nicht so viel. Der Oberschenkel war damals knapp über dem Knie gebrochen  und bei der darauf folgenden Knieverletzung waren Muskeln, Bänder und Sehnen zu schaden bekommen. Aber auch das war scheinbar ganz normal, hatte ihm die Therapeutin gesagt. Wahrscheinlich würde ein Meniskusschaden zurück bleiben aber die Beweglichkeit würde mit der Zeit wieder kommen. Also weiter Beugen, Strecken, Drehen, ….. *Zähne zusammenbeißen* bla bla wuff wuff…..  Sie hatten alle gut zu reden. Aber es war sein Bein und sein Leben. Er wusste dass er undankbar war und er wusste auch das er sein Umfeld nervte. Aber er war so wütend…… Er hatte das Gefühl kurz vor einer Explosion zu stehen. In dem Moment knurrte sein Magen. Und Hunger hatte er auch noch, er musste dringend was essen.

Also setzte er wieder die Krücken aus. Und wuchtete sich hoch.
„Na geht doch.“ Brummte er und machte sich auf Richtung Badezimmer. Jetzt duschen, anziehen und dann ab in die Küche. Wie er Ziva kannte hatte sie ihm schon die Kaffeemaschine und sein Müsli vorbereitet. Auf Bagels musste er leider verzichten….. Bis zum Bäcker war es ihm definitiv zu weit. War das eigentlich Selbstmitleid. Was er hier fabrizierte? Wahrscheinlich, aber es war ihm egal. Er hätte  vor Wut in eine Tischplatte beißen können.
In der Dusche stand ein Hocker. *Sein Hocker. Toll, wie ein alter Mann… Aber immer noch besser als auf einem Bein stehend das Gleichgewicht zu halten… Also Boxershorts aus und rauf auf dem Hocker*. Nachdenklich fuhr er über die 15 cm lange Narbe die seinen noch etwas kümmerlichen Oberschenkel zierte. Es war nicht seine erste und es würde wahrscheinlich auch nicht seine letzte sein, aber trotzdem… ach er wusste auch nicht was er denken sollte. Irgendwie kam er mit der ganzen Situation nicht klar.

Nachdem er geduscht und wieder mit einer Jogginghose und einem Shirt bekleidet war, ging er langsam zur Küche. Wie vermutet hatte Ziva schon vor gearbeitet. Alles stand bereit für ihn. Er hatte sich gerade gesetzt als es an der Haustür schellte.
*Wer konnte das jetzt sein?* bestellt hatte er nicht. Und Ziva auch nicht, soweit er es wusste. Also schnappte er sich seine Krücken die an der Theke lehnten und machte sich auf  zur Tür.  Er hatte mal gerade die Hälfte des Weges hinter sich gebracht als es zweimal hinter einander stürmisch schellte.
„Verflucht noch mal, ich komm ja schon!“ schrie er quer durch den Raum *alter Mann ist doch kein D-Zug*. Dann hatte er die Tür erreicht und öffnete diese. Grüne Augen, seinen nicht unähnlich blitzen ihn freundlich an.
„Junior?!“ sagte Anthony DiNozzo Senior und mustere seinen Sohn ganz genau.
„DAD!?“ entfuhr es dem Jüngeren. „Was machst du denn hier?“
„Darf ich erst einmal reinkommen oder wollen wir unser Gespräch auf dem Flur führen?“
Tony gab die Tür frei und bat seinen Vater herein.
„Wie geht es dir?“
„Gut Dad“
„Tony, ich habe heute früh noch mit Ziva gesprochen. Es geht dir nicht gut.“
„Wenn du es sagst? Und warum kommst du erst jetzt?
„Du warst im Krankenhaus und dann vier Wochen in der Reha.“
„Ich war aber zwischen Weihnachten und Neujahr zuhause. Du hast nur einmal angerufen und da war ich noch im Bethesda.“ Kam es vorwurfsvoll von Tony.
„Junior, du weißt doch, die Geschäfte, das kann man sich nicht immer so aussuchen. Aber willst du dich nicht wieder setzen?“
Tony konnte ihn nur fassungslos ansehen, dann packte er seine Gehhilfen wieder fester und machte sich auf den Weg zurück zu seinem Frühstück.  
„Küche“, war alles was er zu seinem Vater sagte.
Er lehnte die Krücken wieder an die Theke und setzte sich aus einem Barhocker.
„Wenn du einen Kaffee willst, bedien dich. Tassen stehen über der Spüle im Schrank.“ Sagte Tony und widmete sich wieder seinem Müsli. Im Hintergrund hörte er seinen Vater klappern. Dieser nahm sich einen Kaffee und setzte sich neben seinen Sohn.
„Also, wie ist die Lage?“
Tony schmiss genervt den Löffeln neben seine Müslischale.
„Wie es mir geht, willst du wissen? Das siehst du doch, ich springe herum  wie ein junges Reh.“ Frustriert fuhr er sich durch die Haare.
„Ich hatte sechs Wochen einen Streckverband. Mein Knie ist versteift und ich kann das Bein immer noch nicht richtig belasten. Die Physiotherapie ist was für den Arsch. Mir ist langweilig. Und Gibbs lässt mich nicht ins Büro kommen. Reicht dir das?“
DiNozzo sen. sah seinen Sohn fest an.
„Diese Gejammer kannst du nur von deiner Mutter geerbt haben, denn ich bin ein steh auf Männchen. Aber du brauchst immer einen Tritt in den Hintern.“
„Warum bist du hier, Dad? Bist du hier um mich nieder zu machen? Dann las dir gesagt sein, du triffst niemanden der steht, denn ich liege schon auf dem BODEN!.“
„Ich bin hier weil du Hilfe brauchst.“
„Wie kommst du darauf dass ich DEINE Hilfe brauche? Mir geht’s gut.“
„Klar Junior.“ Und grüne Augen blitzten in warnend an. „Ich habe für heute Abend einen Tisch im Callas bestellt und werde euch um 19 Uhr abholen lassen. Ziva weiß schon bescheid.“
„Dad, muss das sein, ich bin nicht in der Stimmung für ein Familienessen.“ kam es von seinem Sohn.
„Anthony, es ist mir egal in welcher STIMMUNG du dich befindest. Ich versteh dein Problem nicht. Du lebst, du hast die Frau die du wolltest. Du hast dir „nur“ das Bein gebrochen. Das  vergeht. Also WO IST DEIN PROBLEM?“
„MEIN PROBLEM; DAD? Du siehst mein Problem nicht? Ich will mein altes Leben zurück. Ich will ein gesundes Bein. Ich will arbeiten. Im Außeneinsatz. Keine Akten.....“
„Du ist undankbar und selbstherrlich, mein Sohn:“ Mit diesen Worten stand er auf und ging zur Tür.
„Wo bist du abgestiegen?“ rief Tony ihm hinterher.
„Im Adams House, wie immer wenn ich mal in der Stadt bin.“
„Soll ich dir ein Taxi rufen?“
„Nicht nötig, ich habe einen Mietwagen mit Fahrer der draußen auf mich wartet. Also bis heute Abend Junior. Und äähhh, ich dulde dein Fernbleiben nicht.“
„Tschau Dad.“
In Gedanken überprüfte Tony schon einmal seine Finanzen. Konnte er sich den Besuch seines Vaters überhaupt leisten? Das Hilton war teuer und wenn er an den Mietwagen mit Fahrer dachte, wurde ihm richtig heiß. Wahrscheinlich würde er wieder an seine Urlaubskasse gehen müssen. Und die Tischreservierung im Callas erst. Ein im Moment voll angesagtes Restaurant. Hier kurzfristig einen Tisch zu bekommen war unmöglich, es sei denn es waren Bestechungsgelder geflossen. Er sollte also für heute Abend ein paar Dollar mehr einstecken. Nur für den Fall das er die Rechnung zahlen müsste.




2. Kapitel

Mittlerweile war er mit seinem Frühstück fertig. Mühsam stand er auf und humpelte in den Flur. Vor dem Spiegel blieb er stehen…. Wann war er das letzte Mal beim Frisör gewesen? Von seinem Frisör sprach er ja gar nicht, der was zu weit weg. Aber ein Frisör musste heute mal reichen, wenn sie heute Abend ins Callas wollten….. Er wusste, dass es in dem Shopping Center hier im Viertel, einen gab und bis dahin würde er ja wohl noch laufen können. Außerdem konnte er dort dann auch noch eine andere Kleinigkeit erledigten. Die Therapeuten hatten ihm ja gesagt das kleine Spaziergänge erlaubt, ja sogar förderlich, waren.

Er warf schnell einen Blick aus dem Fenster. Die Wege waren Schneefrei und nicht vereist. Aber er würde Handschuh mitnehmen müssen, denn die Temperaturen lagen immer noch im Minus bereich. Der Winter hatte Washington dieses Jahr fest im Griff. Neuer Tatendrang machte sich in ihm breit. Und er ging leise vor sich in pfeifend ins Schlafzimmer um sich um zuziehen.

Ziva stand unterdessen bei Abby im Labor. Sie unterhielt sich mit der jungen Goth gerade über Tonys Fortschritte und fuchtelte dabei mit ihren Armen wild durch die Gegend. Pure Ohnmacht war ich ihrem Gesicht zu lesen.

„Oh Abby, er ist im Moment so unzufrieden. Mit der Situation, mit sich selber, mit Gott und der Welt. Ich weiß echt nicht mehr was ich noch machen soll. Er schließt mich aus seinem Leben aus, ich kann ihn nicht mehr erreichen. Er braucht eine Aufgabe. Zuhause kommt er auf die blödsinnigsten Ideen. Gestern zum  Beispiel hat er in der Küche die Hängeschränke um geräumt. Als ich das Brot suchte, fand ich Konserven. Im Fach der Gewürze stand der Kaffee!“

„Was hast du gemacht?“ fragte Abby grinsend.
„Ich hab ihm gesagt dass das meine Wohnung und meine Küche ist und somit ich sage wo was steht. Darauf hin ist er aufgestanden und schlafen gegangen… ohne ein Wort zu sagen.“
„Wwwwoowwww, das hat es wohl nur noch schlimmer gemacht, oder? Er hat im Moment eine schwere Nuss zu knacken.“ Sagte Abby mitfühlend.

„Na meinst du denn ich nicht? So hab ich mir unser Zusammenleben nicht vorgestellt. Ich weiß dass sein Bein ihm Probleme bereitet. Aber das wird vorbei gehen. Warum kann er nur nicht auf die Ärzte hören. Sie sagen ihm immer wieder er muss Geduld haben…. Aber Tony schaltet voll auf stur. Will alles über das Gelenk brechen…“
„Knie“
„Waasss?“ fragte die Brünette verdutzt.
„Es heißt er will alles über das Knie brechen, Ziva, nicht Gelenk.“
„Siehst du. das ist es auch.“ Sagte sie aufgebracht. „Er verbessert mich nicht mehr. Ich kann erzählen was ich will, er nimmt alles nur noch hin. Wie bekomme ich meinen Tony wieder?“ Traurig sah sie ihre Freundin an.

„Vielleicht müssen wir Gibbs mal zu ihm schicken. Er hat so seine Art mit Tony zu reden. Vielleicht weckt ihn das wieder aus?“

„Mhhmm, heute Abend gehen wir jedenfalls mit seinem Vater essen.“
„Ohhh“, sagte Abby „Tonys Vater ist wieder da?“ Und hüfte dabei auf der Stelle.
„Ja und er will etwas mit Tony besprechen, was hat er allerdings nicht erzählt.“
„Und du weißt nicht was?“
„Nein, er tat sehr geheimnisvoll.“
„Oh Schade, dabei bin ich doch so neugierig.“ Sagte Abby mit einem Schmollmund.

„Aber sag einmal wie geht es eigentlich mit dir und Marten, deinen Pfleger?“
Abby sah sie kurz an und schüttelte den Kopf.
„Geschichte, Ziva. So wirklich haben wir auch nie zusammen gepasst. Wir hatten zwar dieselben Interessen, aber ich konnte mit ihm nicht fachsimpeln. Da ist Tim ganz anders, Mit ihm kann ich mich über alles Mögliche unterhalten und nicht nur über Gothic Themen.“

In dem Moment schellte plötzlich Zivas Handy. Sie klappte es auf.
„David“ sie hörte kurz zu und ihr Gesicht verfinsterte sich zusehends.
„Du bist WO?“ bellte sie in den Hörer. „Wie bist du dahin gekommen? Warum hast du nicht gewartet? Es hätte dich jemand fahren können! Nein, Nein ich kann jetzt nicht zu dir kommen um dich nach Hause zu fahren. Nein. Du hast den Weg einmal geschafft dann wirst du ihn auch zurück schaffen.“ Wieder trat eine Pause ein. „Dann nimm dir ein Taxi.“ Und mit diesen Worten klappte sie ihr Handy zu.
Abby stand die ganze Zeit wie erstarrt dabei. War das ihr Tiger? Was war mit ihm?

Ziva starrte frustriert auf das Handy. Sie fasste es nicht. Er hatte sich zu Fuß zum Frisör aufgemacht. Zu Fuß… das Center war ungefähr 3 Kilometer entfernt. Sie hatten ihn kleine Spaziergänge erlaubt, keine Kilometermärsche. Und jetzt hing er da fest, weil er nicht wusste wie er mit seinem Bein wieder nach Hause kommen sollte. Am liebsten hätte sie ihn jetzt umgeboxt. Sie verstand ihn nicht. Er musste mittlerweile doch wissen wie sie reagierte wenn sie sich sorgte. Konnte er nicht einmal einfach nur machen was man ihm sagte. Immer diese Extratouren…. Sie war es leid. Er hatte sich die Sache eingebrockt, sollte er doch zusehen wie er da wieder raus kam. Mit ihr jedenfalls nicht.

Abby hatte sie schon fast vollständig vergessen, als diese sie leicht am Arm berührte.
„War das Tony? Was ist passiert?“
„Er ist zu Fuß zum Shopping Center und sucht jetzt jemanden der ihn wieder nach Hause fährt.“ Erklärte sie nüchtern.
„Und du willst ihm nicht helfen?“ fragte Abby. Ziva schüttelte nur stumm den Kopf.
„Dann mach ich es.“ Sprach sie, nahm ihr Handy und wählte seine Nummer.

„Hey Tony, ich bin’s Abby, was hältst du davon wenn ich dich zum Mittagessen einlade? Wo bist du? Ja verstehe. Das ist ja super, dann treffen wir uns gleich da. Bis gleich Tiger!“ grinsend legte sie auf.
„Weißt du Ziva, Tony hat einfach ein Problem Schwäche zu zeigen. Jetzt meint er wieder Herr der Lage zu sein und ich bring ihn dir auch heile nach Hause.“
Die Brünette schaute ihre Freundin verdutzt an. „Du hast recht, ich glaube ich rede jetzt doch mal mit Gibbs“. Sie drehte sich um und machte sich auf dem Weg nach oben, während Abby ihre Autoschlüssel nahm und sich auf den Weg machte Tony einzufangen.

Gibbs hörte das vertraute *Pling* des Aufzuges. Sekunden später stand Ziva vor seinem Tisch.
„Boss, ich muss mit dir reden“
Ohne von einem Kaffeebecher hoch zusehen, fragte er: „Worum geht’s?“
„Tony!“
„Was hat DiNozzo jetzt wieder angestellt?“ fragte er schmunzelnd und sah Ziva dabei an.

„Oh, es geht gar nicht wirklich darum was er angestellt hat, sondern viel mehr darum was ich gleich mit ihm anstelle!“ Sagte Ziva aufgebracht.
„Ich weiß Gibbs, du hast es ihm untersagt jetzt schon zur Arbeit zu kommen. Aber bitte mach eine Ausnahme. Ich weiß sonst nicht mehr weiter. Hier hab ich ihn unter Kontrolle. Ihn alleine Zuhause zu wissen, ist die Hölle.“
Gibbs schüttelte schmunzelnd seinen Kopf. „Also was hat er wieder angestellt?“
„Er ist zum Frisör gelaufen und hat sein Bein überbelastet. 3 Kilometer. Jetzt hängt er dort fest und weiß nicht mehr alleine nach Hause zu kommen.“ Ziva sah wie ihr Boss seine Augenbrauen hob. Gibbs war nicht viel anders als sie, auch er machte sich Sorgen um seinen Stellvertreter.
„Mach dir keine Sorgen, Gibbs. Abby ist schon auf dem Weg zu seiner Rettung. Und das war nur das Highlight von Heute. Er ist jetzt seit einer Woche wieder hier und es wird von Tag zu Tag schlimmer mit ihm. Bitte, Gibbs.“

„OK, bring ihn Morgen wieder mit. Er kann Schreibtischarbeit verrichten, keine Außeneinsätze und ich werde es ihm persönlich sagen. Wann meinst du ist er wieder daheim?“
„Ich denke in zwei Stunden oder so.“
„Gut. Dann fahr ich nachher mal meinem Senior Agent besuchen. Aber jetzt nehmt euer Zeug. Wir haben einen neuen Fall. Und damit schmiss er Ziva den Autoschlüssel zu und lief mit Kaffeebecher, McGee und Ziva im Schlepptau, Richtung Aufzug.

Am Tatort erwartete sie ein Bild des Schreckens. Ein Auto war von der Straße abgekommen und einen Abhang herunter gestürzt. Es sah aus wie in normaler Unfall. Nur wies der Fahrer mehrere Einschusslöcher auf. Seine Begleiterin war scheinbar ebenfalls erschossen worden. Danach erst hatte sich der Wagen überschlagen. Auf der Rückbank sahen sie einen Kindersitz. Ziva warf McGee einen  entsetzten Blick zu. Dieser schüttelte beruhigend den Kopf und deutete zu den Rettungssanitätern. Die Brünette atmete auf. Das Kind lebte also. Doch was war das für ein Leben. Beide Elternteile tot. Gibbs riss sie aus ihren Gedanken.
„Ihr werdet nicht fürs rum stehen bezahlt. Ziva Fotos, McGee Beweismittel sichern, Tony Skizzen…“ Die beiden jungen Agents sahen sich verdutzt an. Gibbs stutzte kurz. Drehte sich dann um. Im weggehen rief er: „Ziva Fotos und Skizzen. Ich werde mich mal nach Zeugen um hören.“

Tim lächelte seine Kollegin an. „Ich fasse es ja nicht aber er vermisst ihn!“
„Ich weiss, darum wird Tony auch ab morgen wieder ins Büro kommen“
„Ehrlich? Und Gibbs erlaubt das?“
„Ja, er will es ihm nachher persönlich sagen.“ Sagte sie ihm grinsend und machte sich an die Arbeit. Tim stand noch etwas unschlüssig herum, lief dann aber in die andere Richtung um nach Beweisen zu suchen.

Gibbs gesellte sich zu Ducky. „Hast du schon was für mich?“
„Mein lieber Jethro, das einzige das ich dir jetzt schon sagen kann ist, dass die beiden seit ungefähr 5 Stunden tot sind und das sie nicht durch den Unfall starben.“ Dabei deutete er auch die zahlreichen Schusswunden.

„Was ist mit dem Kind?“ fragte Gibbs.
„Ein Mädchen, Milena, 4 Jahre. Hat wie durch ein Wunder überlebt. Nur durch ihr Weinen wurde der Wagen überhaupt gefunden. Die Jugendfürsorge hat sich ihrer bereits angenommen.“
„Ich geh sie mir mal kurz ansehen.“ Sagte Gibbs und machte sich auf den Weg.

Am Wagen der staatlichen Fürsorge, sah er eine dunkelhaarige Frau stehen. Sie hatte ein Telefon am Ohr. Als sie kurz darauf auflegte sagte er: „Ich bin Special Agent Leroy Jethro Gibbs, vom NCIS. Wir ermitteln im Fall des erschossenen Navy Angehörigen, Captain Jack Lenger und seiner Frau Sarah. Ich wollte nur kurz einen Blick auf die einzige Zeugin, die Tochter, werfen.“
Die Frau streckte ihm die Hand entgegen. „Hallo, ich bin Tabitha Wearly, die zuständige Sozialarbeiterin.“
*Sie macht einen freundlichen Eindruck und sieht auch sonst gut aus. Nicht ganz schlank und nicht allzu groß, aber schöne hell graue Augen und dunkle Haare. Nett* dachte sich Gibbs.

„Wie geht es der Kleinen und wie geht es mir ihr nun weiter?“
Langsam gingen sie zusammen auf das Kind zu.  
„Oh sie hat nur ein paar oberflächliche Kratzer. Nichts ernstes. Wir versuchen gerade heraus zu finden ob sie noch Verwandte hat. Aber bis jetzt sieht es schlecht aus. Die Großeltern verstorben und ihre Mutter war ein Einzelkind.“
„Was ist mit dem Vater?“ fragte Gibbs.
„Captain Lenger war nicht der Vater. Nur der Stiefvater und eine Adoption hat nie stattgefunden.  Der leibliche Vater ist aber registriert. Allerdings weiß er noch nichts von seiner Vaterschaft. Die Mutter hatte seinen Namen nur für den Fall ihres Todes benannt. Wir versuchen gerade seine Adresse heraus zu bekommen.“ Dann waren sie bei dem Kind angekommen.

Gibbs ging in die Hocke. „Hey, ich bin Jethro. Wie heißt denn du?“
Grosse grüne Augen blickten ihn unter braunen Locken an. Sie hielt ihre Puppe fest umklammert und hatte sich zwei Finger zum nuckeln in den Mund gesteckt.
„Milena“ nuschelte sie undeutlich.
„Hallo Milena, das ist aber ein schöner Name. Kannst du wohl für mich mal kurz deine Finger aus dem Mund nehmen?“ Sie tat worum er sie bat. „Wie alt bist du?“
Sie hielt ihn vier Finger hin. „Also vier Jahre. Kannst du dich erinnern was passiert ist?“ Sie nickte.
„Es war plötzlich laut und dann flogen wir mit dem Auto und Mama sagte ich soll die Augen zumachen und erst wieder aufmachen wenn sie es mir sagt. Ich war artig, ich hab sie zugelassen, die ganze Zeit.“ Jetzt fing sie leise an zu weinen. Auf ihrer rechten Wange hatte sie ein paar Kratzer. Sie sah so jung und unschuldig aus. Gibbs öffnete seine Arme und die Kleine presste sich hinein. Die Sozialarbeiterin schüttelte nur mit dem Kopf.
„Sie scheinen ein gutes Händchen mit Kindern zu haben. Bei uns war sie völlig unzugänglich. Wollte sich noch nicht einmal anfassen lassen. Haben sie Kinder, Agent Gibbs?“

„Ich hatte, eine Tochter, Kelly, sie ist leider schon vor langer Zeit gestorben.“ Kam es gepresst von dem Chefermittler. Mit der einen Hand drückte er das kleine Mädchen an sich und mit der anderen strich er ihr beruhigend über den Rücken und flüsterte ihr dabei leise Worte ins Ohr.
„Das tut mir leid“, sagte Tabitha. Gibbs hatte in dem Moment selbst Probleme. Milena erinnerte ihn so sehr an seine eigene Tochter das er nur schwer die Tränen zurück halten konnte. Langsam aber sicher hörte das schluchzen auf und er rückte wieder etwas von ihr ab.

„Gut, wir werden sie jetzt erst einmal im Vincent Heim unterbringen….“, doch weiter kam sie nicht, weil Milena sich plötzlich aufschreien an Gibbs klammerte.
„Du kommst doch mit? Ja? Bitte lass mich nicht alleine.“ Weinte sie. Gibbs Herz schnürte sich zusammen. Ihr schluchzen wurde immer lauter.

„Hey, hey Milena pass mal auf. Du brauchst hier keine Angst mehr zu haben. Du fährst jetzt mit der netten Tante hier mit und ich verspreche dir, ich komm dich besuchen. Ja? Haben wir einen Deal?“ Um ihr Aufmerksamkeit zu erreichen hatte er ihr ganz leicht einen Klaps auf den Hinterkopf gegeben. Sofort waren Ihre Tränen versiegt und sie sah ihn aufmerksam an. Gibbs stutzte kurz, seltsam aber auf DiNozzo hatten diese Kopfnüsse immer dieselbe Wirkung.
„Deal“ kam es pipzig von der Kleinen. Dann streckte sie Tabitha die Hand hin und lies sich widerstandslos wegführen. Im vorbei gehen bedankte sich die Sozialarbeiterin noch einmal bei Gibbs. *Na ja, dachte sich dieser, dann hab ich ja auch die Gelegenheit eine gewisse dunkelhaarige Sozialarbeiterin wieder zu sehen!*




3. Kapitel

Als Gibbs zum Tatort zurück kam, war schon alles für den Aufbruch zusammen gepackt. Sie wartete nur noch auf ihn um zum Navy HQ zurück zu fahren.
„Ziva, McGee ihr müsst heute mal mit Ducky fahren, ich will noch kurz bei Tony vorbei. Und wenn ihr im Navy Yard seid, macht Feierabend. Wir machen morgen weiter.“ Sagte er, setzte sich in seinen Dienstwagen und fuhr los. Tim und Ziva grinsten sich an.

Tony hatte es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht. Für heute hatte er wahrlich genug erlebt. Abbys Anruf war für ihn, ein Geschenk des Himmels gewesen. Ihr brauchte er nicht gestehen dass er sich übernommen hatte. Sie war einfach gekommen um mit ihm Zeit zu verbringen und nett zu Mittag zu essen. Jedenfalls hatte sie ihm das mehrfach versichert. Im Anschluss hatte sie ihn Zuhause abgesetzt und war denn schnellstens wieder ins Büro gefahren. Immerhin hatte sie ihre Mittagspause um ein paar „MINUTEN“ überzogen.

Tony war zurück zur Wohnung gehumpelt, hatte sich wieder bequeme Kleidung angezogen und noch kurz vor dem Spiegel halt gemacht. Der Frisörbesuch hatte sich wirklich gelohnt. Er sah wieder halbwegs vorzeigbar aus. Danach hatte er sich auf dem Sofa ausgestreckt, sein Bein hochgelegt und zwei Tabletten gegen die Schmerzen genommen. Wenn Ziva nachher kam, würde er sich bei ihr entschuldigen müssen. Er hatte sich in letzter Zeit schrecklich ihr gegenüber benommen. Und dann heute sein Alleingang und der Anruf bei ihr, ihm wieder aus der Patsche zu helfen, hatte allem die Krone aufgesetzt. Er würde Abbitte leisten müssen, das war ihm klar. Und seine Ninja war in manchen Sachen unerbittlich. Gedanklich machte er sich schon einmal eine Liste seiner Verfehlungen, als sein Handy schellte.

„Ja?“
„Ich bin es Gibbs, bleib liegen Tony, ich hab den Ersatz-Schlüssel mit.“ Sagte er und legte aus.
Tony sah sich vorsichtig im Raum um. Waren hier irgendwo Kameras versteckt, konnte sein Boss durch Wände sehen oder woher wusste er das er sich gerade auf das Sofa gelegt hatte? Es war schon unheimlich. Er wusste auch immer bescheid wenn Tony mal etwas vor ihm verheimlichen wollte. Doch weitere Gedanken in dieser Richtung konnte er nicht mehr fassen, weil in dem Moment schon die Wohnungstür aufging.

„Hey, wie geht’s dir DiNozzo?“ fragte der Chefermittler und schmiss seinen Mantel auf das Sofa.
„Gut“, kam es vorsichtig von seinem Agent.
„Willst du auch einen Kaffee, Tony?“ Wie selbstverständlich ging er in die Küche zum Kaffeeautomaten.
„Ja, gerne Boss.“
Kurze Zeit später stand er wieder mit zwei Kaffeebechern im Wohnzimmer und lies sich gegenüber seines Agent auf dem Sessel nieder. Er nahm einen Schluck Kaffee lies ihn genüsslich über seine Zunge laufen.
„Diese Kaffee Maschine die du dir zugelegt hast, ist wahrer Genuss pur. Man braucht nur auf einen Knopf drücken und schon kommt herrlicher Kaffee raus.“
Jetzt musste sogar Tony lachen. „Boss, das ist ein Kaffee Vollautomat. Und das mit dem Knopf drücken klappt auch nur, weil Ziva das Ding jeden Morgen frisch bestückt. Aber du bist doch nicht wegen des guten Kaffees hier, oder?“

„Du hast recht. Was ist mit dir und Ziva?“
„Nichts, was soll mit uns sein?“ fragte Tony. Er hatte es doch gewusst. Gespräche mit Gibbs waren immer bedrückend und gerne wäre er auch jetzt davor geflüchtet. Denn sein Boss hatte ein Händchen dafür ihm, bis in die hinterste Ecke seiner Seele zu blicken.
„DiNozzo ich bin alt aber nicht blind. Ich weiß, das was los ist. Ziva vergräbt sich in ihre Arbeit oder flüchtet zu Abby in den Keller und du rufst noch nicht einmal an, um mit mir über deine Rückkehr ins Berufsleben zu feilschen. Also schieß los.“

„Das ist alles so ungerecht. Ich rackere mich in der Physio ab, aber es bringt einfach nichts. Mein Bein macht nicht das was es soll. Und komm mir jetzt nicht mit dem Spruch, das Leben geht weiter, ich habe eher das Gefühl, es läuft an mir vorbei. Diese ganzen guten Wünsche kann ich nicht mehr hören. Du brauchst Geduld, kommt Zeit kommt Rat, baaahhh ich will wieder aktiv sein, im Einsatz rennen nicht schleichen.“ Frustriert legte er sich den Unterarm über die Augen und der Druck auf seiner Brust wurde noch größer.

Gibbs hatte bis jetzt noch nicht einen Ton von sich gegeben sondern seinen Agent ausreden lassen.
„Du badest dich im Selbstmitleid, Tony und das werde ich nicht zulassen. Wäre es dir lieber gewesen sie hätten dich erschossen anstatt nur angeschossen? Möchtest du lieber das Ziva vor Kummer über dich Schwachkopf zergeht. Das sie an deinem Grab steht und weint? Willst du das?“
„Nein, natürlich nicht. Aber es ist so ungerecht.“
„Das Leben ist nie gerecht! Denk nur an Kate, war das gerecht für dich?“
„Natürlich nicht, aber dort konnten wir wenigstens was tun. Aber jetzt bin ich zum Nichtstun verdammt.“ sagte er und konnte dabei Gibbs nicht ansehen.
Jethro sah seinen jungen Freund ruhig an und holte dann zum Gegenschlag aus.
„Du hast Angst!“
„Neiiiinnn, ich hab doch keine Angst. Ein DiNozzo hat keine Angst!“ Dabei hatte er eine Hand auf seinem Oberschenkel liegen und rieb sich nachdenklich über die Narbe.

„Doch“, sagte er dann plötzlich. „Doch, du hast Recht. Ich habe Angst. Angst um mein Bein, Angst vor den Schmerzen. Angst vor der Unbeweglichkeit. Angst meinen Job nicht mehr verrichten zu können. Und auch Angst vor dem Allein gelassen werden.“ Jetzt war es raus. Der Druck auf seine Brust hatte etwas nachgelassen, Gibbs war während Tonys Monolog zu ihm gegangen. Jetzt hockte er sich vor ihm hin, sah ihn fest in die Augen und gab ihm eine sanfte Kopfnuss.  Sein Agent quiekte übertrieben auf und rieb sich den leicht schmerzenden Hinterkopf.

„Jetzt hör mir genau zu, DiNozzo. Du schaffst das, du hast schon andere, schlimmere Dinge überstanden. Da wirst du auch noch diesen Beinbruch durchstehen. Und was Ziva betrifft und deine Angst vor dem allein gelassen werden. Im Moment bist du auf dem besten Wege dazu, dass das passiert. Stoss sie nicht immer weg. Las dir helfen. Gesteh ihr deine Ängste. Lass sie wieder in dein Leben.“ Dabei hatte er seine Hand auf Tonys Schulter gelegt.
„Und was deinen Job angeht, deswegen bin ich eigentlich hier. Wir haben einen neuen Fall und ich könnte deine Hilfe dabei gebrauchen. Meinst du, du bist schon wieder fit genug, für ein bisschen Schreibtischarbeit?“ fragte er grinsend.

Sein Agent schluckte schwer, doch dann hellten sich seine Gesichtszüge auf.
„Klar, immer. Alles ist besser als hier herum zu liegen und die Wände an zu starren.“
„Gut, dann kommst du morgen wieder mit Ziva ins Büro. Keine Alleingänge, nur Schreibtischarbeit, Tony. Verstanden?“
„Klar und deutlich Boss!“
„Ich habe gehört dein Vater ist wieder in der Stadt?“
Tony sah ihn fragt an. „Wie machst du das immer Boss? Woher weißt du das schon wieder?“
Gibbs war zu seinem Sessel zurück gegangen und nahm einen weiteren Schluck von seinem Kaffee.
„Ich habe sein Telefonat mit Ziva gehört. Keine Zauberei, DiNozzo. Also?“
„Ja, er war heute früh hier und hat Ziva und mich für heute Abend zum Essen eingeladen.“
„Was will er?“
„Ich habe keine Ahnung. Aber er wohnt im Adams House und war mit einem Mietwagen samt Fahrer hier.... Das macht mir mächtig Angst.“
„Dein Konto ist voll genug?“ fragte Gibbs schmunzelnd.
„Ich hoffe es wird reichen.“ Gibbs kramte während ihres Gesprächs seinen PDA aus der Hosentasche und reichte ihm Tony.
„Du kannst damit je besser umgehen als ich. Also such dir die Daten von heute morgen raus. Da stehen die Namen und auch die Fotos der Toten.“

Tony hatte sich jetzt auf dem Sofa aufgesetzt und betrachtete die Daten. Bei dem Foto der jungen Frau stutzte er kurz. Sie kam ihm schon irgendwie bekannt vor. Allerdings waren ihre Gesichtszüge durch den Unfall etwas entstellt. Aber trotzdem. Diese Augen..... Schnell sah er sich den Namen an. Sarah Lenger, geborene Drabel. Oh Gott.... In dem Moment schellte Gibbs Handy.

„Gibbs, ja Tabitha. Alles OK mit Milena?“ Dann hörte er wieder zu. Plötzlich gilt sein Blick von seiner Kaffeetasse zu Tony herüber.
„Ja, ich habe verstanden. Ja, ich kenne ihn und sie werden es nicht glauben ich bin sogar im Moment bei ihm. Pause. Ich werde hier auf sie warten.“ Und mit diesen Worten legte er auf. Mit einem Grinsen im Gesicht sah er seinen besten Mann an.
„Jetzt DiNozzo, jetzt hast du wirklich ein Problem“.

Tonys Gesichtsausdruck war ein einziges Fragezeichen. Seine Ex war erschossen worden und sein Boss benahm sich sehr seltsam.
„Ich kann dir im Moment nicht folgen Boss, aber ich muss dir was sagen. Ich kannte die erschossene Frau. Ich war vor fünf Jahren oder so, mal mit ihr zusammen.“
„Das weiß ich schon DiNozzo.“ teilte Gibbs mit. Sein Agent sah ihn verblüfft an, sprach dann aber weiter.
„Ich habe sie in einer Bar kennengelernt. Sie war nett und ich war körperlich nicht auf der Höhe, du weißt die Lungenpest und Kate war gerade erschossen worden. Sie hat mir zugehört, war für mich da als ich jemanden zum reden brauchte.“

Beide waren so in ihr Gespräch vertieft das sie die Wohnungstür gar nicht hörten.
„Und als sie schwanger war hast du sie sitzen lassen und bist abgehauen!“ sagte Ziva von der Türzarge aus. Zwei Köpfe fuhren erschrocken herum.

„Nein“ sagt Tony „So war das nicht.“ Dann fiel ihm erst auf was sie da gesagt hatte.
„Schwanger? Wieso schwanger? Sie war schwanger? Von mir? Woher weißt du das? Das kann gar nicht sein. Wir haben, …. Na ja, wir haben aufgepasst.“
„Wie war es dann?“ fragte Gibbs.

Tony fuhr sich frustriert durchs Haar. „Sie hat mich verlassen. Ungefähr ein halbes Jahr nachdem wir uns kennen gelernt hatten. Sie sagte, sie müsste zurück zu ihrer Familie und das das mit uns eh nicht richtiges geworden wäre. Sie sagte sie wäre es leid Tag für Tag Angst zu haben das ich nicht mehr zu ihr zurück kommen würde. Sie hatte mich vor die Wahl gestellt. Entweder Sie oder meine Arbeit.“

„Und du hast dich für deine Arbeit entschieden und hast sie gehen lassen?!“ fragte Ziva.
„Hey ich war es der verlassen wurde. Ich. Ich war gekränkt. Ich habe überhaupt nach nichts mehr gefragt.“ kam es beleidigt von ihm.
Aber Ziva war nun in Rage. Wut blitzte aus ihren schokoladenfarbenen Augen. Sie baute sich ganz nah vor ihm auf, hob ihren Finger und hieb ihm den Zeigefinger vor die Stirn.
„Du hast sie gehen lassen. DU. Hast du dich nie gefragt warum sie dich so plötzlich vor die Wahl stellte? Du hast deine Arbeit ihr vorgezogen. Weißt du eigentlich wie armselig das ist? Wenn ich plötzlich schwanger werden würde..“ Sie stockte kurz. „Nicht das ich das vor habe!“ sagte sie sofort um die Fronten zu klären. „…. und dich darum bitten würde. Würdest du das mit mir dann auch so machen. Alles was du unbequem findest, entsorgst du... Willst du das? Das gleiche machst du nämlich im Moment. Du stößt mich weg. Aber das kriegst du in deiner sturen Arroganz gar nicht mehr mit. Du bist selbstherrlich.“ mit diesen Worten drehte sie sich um und entfernte sich etwas vom Sofa. Tony versuchte derweil auf die Beine zu kommen.
„Bleib sitzen“, kam da von Ziva der Befehl. Als er diesen überhörte, wurde sie lauter.
„Ich sagte du sollst SITZEN BLEIBEN, DiNozzo.“ Und gleich darauf, in normaler Lautstärke: „Draußen steht das Jugendamt. Ich wollte aber vorher mit dir reden und jetzt lass ich sie rein.“

Tony verstand nun gar nichts mehr. *Anthony du hättest heute im Bett bleiben sollen, denn der Tag kann kein gutes Ende mehr nehmen.* Waren seine Gedanken. Gibbs der bemerkte, das ein Erster nicht weiter wusste, half ihm auf die Sprünge.
„Herzlichen Glückwunsch, Tony. Du bist gerade Vater geworden. Wie fühlst du dich jetzt?“ fragte er mit einem schmunzeln im Gesicht.
„Durcheinander!“ sagte dieser mit großen Augen.
Ziva öffnete die Tür. Milena riss sich sofort los und flog auf Gibbs zu. Der sie auffing und auf seinen Schoss setzte. Die Sozialarbeiterin nickte Ziva und Gibbs zu und wandte sich dann an den jüngeren Mann.

„Agent DiNozzo, mein Name ist Tabitha Wearly, ich bin die, für ihren Fall zuständige  Sozialarbeiterin. Ich denke Miss David hat sie schon über unsere Erkenntnisse aufgeklärt?“ Tony sah kurz zu Ziva und nickte dann. Tabitha sah zu Gibbs und der stand mit Milena auf dem Arm auf.
„Komm Kleines, wir schauen mal ob wir was zu trinken für dich finden und ich könnte auch noch einen Kaffee gebrauchen.“ Und ging mit ihr in Richtung Küche.
Die Sozialarbeiterin wartete bis sich die Tür zur Küche schloss. Dann nahm sie das Wort wieder auf.

„Agent DiNozzo, Milena ist laut der Aussage ihrer Mutter, ihre Tochter. Uns liegt ihr Testament, notariell beglaubigt, vor. Dem war auch ein Brief an sie bei gelegt. Sie hat uns schriftlich hinterlegt das Kind im Falle ihres vorzeitigen Todes, ihnen zuzuführen.“ Damit reichte sie Tony den Brief.
„Sollten sie Zweifel haben, Agent DiNozzo, können sie natürlich einen Vaterschaftstest anberaumen. Das bleibt ihnen überlassen.“

Tony öffnete den Umschlag. Ziva beobachtete ihren Gefährten. Bis jetzt hatte er noch kein einziges Wort gesagt. Sie sah dass seine Hände zitterten als er den Brief aus dem Umschlag zog. Jetzt tat es ihr schon wieder Leid, das sie ihn so angefahren hatte. Immerhin war er noch körperlich angeschlagen. Aber es hatte sich so viel in ihr aufgestaut. Sie hatte nun mal ein hitziges Gemüt.

Tony kämpfte dagegen immer noch mit dem Brief, doch dann hatte er ihn aufgeklappt und las.

Liebster Anthony,

ich weiß gar nicht wie ich es dir sagen soll, aber wenn du diese Zeilen liest bin ich längst tot. Denn das waren meine Bedingungen an den Anwalt der mein Testament aufgenommen hat. Ich hoffe für mich, das es ein schneller tot war. Und das es meiner oder sollte ich besser sagen unserer Tochter gut geht.

Ich habe dir damals nicht die Wahrheit über mich erzählt. Meine Familie kam zwar aus Nebraska aber da lebten sie schon lange nicht mehr. Mittlerweile leben sie in New York. Du hast sicher schon mal was von Albert Drabel gehört? Drogen, Frauenhandel, Prostitution. Das ist mein Vater. Als wir uns kennen lernten war ich vor ihm auf der Flucht. Ich habe seine Verbrechen nicht mehr ausgehalten und ihn bei der Polizei angezeigt. Sie haben mir  Schutz versprochen. Doch leider hat das seine Killer nicht aufgehalten. Ich hatte es geschafft mir eine neue Identität zu beschaffen. Nie lange an einem Ort zu bleiben war mein Motto. Doch dann lernte ich dich kennen. Zu allem übel auch noch einen Bundesagenten. Du kamst mir vor wie die Erhörung meiner Gebete. Bei dir fühlte ich mich seit langen wieder sicher.

Doch dann hatten sie mich gefunden. Plötzlich wurde die Luft zum atmen zu eng und ich bemerkte das ich schwanger war. Mir war klar, dass wenn ich dir die Wahrheit erzählt hätte, du dich gegen meine Familie gestellt hättest und dann hätte ich dich verloren. Also hab ich dich vor die Wahl gestellt. Entweder ich oder dein Job. Damals war ich sicher, das du deinen Job allem vorziehen würdest. Hätte ich dir  aber gesagt das ich schwanger war, hättest du mich nicht gehen lassen. Also hab ich es dir verschwiegen. Und es hat geklappt. Du warst eingeschnappt in deiner Männlichkeit und ich konnte dich schweren Herzens zurück lassen. Es hat mir damals das Herz gebrochen. Ich habe ein paar Wochen später einen anderen Mann geheiratet.... Aber du sollst wissen, es war keine Liebe, nur Sicherheit für unsere Tochter.

Ich hoffe, dass du diesen Brief erst erhältst, wenn wir beide alt und grau sind. Aber für den Fall das mein Versteckspiel schneller vorbei ist als beabsichtigt, dann kümmere dich bitte um unsere Tochter. Denn wenn mein Vater erfährt, dass ich ein Kind habe, wird er nicht eher ruhen bis auch diese entweder bei ihm ist oder begraben wird.

Anthony du sollst wissen ich habe dich immer geliebt. Und jeden Tag wenn ich unsere Tochter sah, sah ich dich. Sie ist dir sehr ähnlich.

In Liebe,

Sarah.

Tony gab den Brief ohne ein Wort zu sagen an Ziva weiter die diesen nun ebenfalls aufmerksam las.



4. Kapitel

„Ich habe also eine Tochter?“

„Es sieht so aus Mister DiNozzo. Milena, vier Jahre, braune Haare und grüne Augen. Aber das dürfte ihnen ja nicht entgangen sein. Jetzt sehe ich das sie voll nach ihnen kommt.“ sagte sie mit einem Lächeln.

„Und wie geht das nun weiter?“

„Wenn sie den Wunsch haben ihre Tochter aufzunehmen, dann werden wir ihr Umfeld prüfen, aber ich denke dem steht nichts im Wege. Sie sind immerhin Bundesagent, da sollte ihr Leumund erstklassig sein. Brauchen sie etwas Bedenkzeit? Die können sie haben. Sie müssen sich auch neu organisieren. Wenn sie und Miss David weiter zusammen arbeiten wollen, brauchen sie für Milena eine Tagesmutter oder einen Kindergartentagesplatz. Sie braucht ein Zimmer. Gegebenenfalls müssen sie umziehen. Leben ihre Eltern noch?“

„Mein Vater“, sagte Tony.

„Gut, Großeltern sind immer gut für Kinder. Sie fühlt sich scheinbar auch stark zu ihrem Boss hingezogen.“

„Das liegt in der Familie“ kam es sarkastisch von Ziva und sie warf Tony einen schrägen Blick zu.

Tabitha lächelte. „Wollen sie in nächster Zeit Heiraten?“ Jetzt sah sie die Beiden aufmerksam an.

„Nein“, sagte Ziva.

„Ja“, kam es dagegen im selben Moment von Tony. Beide sahen sich verdutzt an.
„Wir haben noch nicht offen darüber gesprochen, in letzter Zeit war es etwas stressig bei uns.“ versuchte der Agent zu erklären und deutete auf sein Bein.

„Darf ich fragen was passiert ist?

„Eine Schussverletzung mit Oberschenkelbruch. Es heilt aber es dauert noch.“

„OK, also nicht bleibendes.“ In dem Moment kam Gibbs wieder mit Milena aus der Küche.
Die Kleine hatte wieder ihre Puppe in den Klammergriff genommen. Ging dann aber geradewegs zu Tony und streckte ihm ihre Hand entgegen.

„Ich heiße Milena und du bist mein richtiger Vater?“

Bei ihren Worten zuckte Tony leicht zusammen. Ganz schön frech die Kleine. Sein Boss hatte scheinbar schon mit ihr gesprochen. Er und ein Vater? Er konnte nicht besonders gut mit Kindern. Und  plötzlich war er Vater. Am liebsten wäre er jetzt geflüchtet. Ziva hatte schon recht. Wenn etwas unverhofftes passierte, rannte er immer davon. Aber diesmal würde er es allen beweisen dass ein DiNozzo auch durchhalten konnte. Immerhin ging es hier um SEIN Kind. Also schluckte er den Klos im Hals runter und nahm ihre kleine Hand in seine große.

„Ja, ich bin dein Dad, Milena. Das ist ein schöner Name.“ Kam es unbeholfen. Dann räusperte sich Tony. „Ähhmmm, wie äah, wie heißt denn deine Puppe?“

„Puppe“ sagte die Kleine und gab ein typisches DiNozzo Grinsen preis.

Gibbs und Ziva konnten sich ein Lachen nicht mehr verkneifen. Tony wirkte recht hilflos auf dem Sofa. „Na das konnte ja heiter werden.“ Er überlegte krampfhaft was er noch sagen konnte. Doch seine Tochter war nicht so auf den Mund gefallen, wie er. Die Kleine zeigte auf seine Krücken und fragte: „Brauchst du die zum laufen? Kannst du dann gar nicht mit mir spielen? Ich habe nämlich einen Drachen, von Mama, zum Geburtstag bekommen!“

Und mit diesen Worten fing sie an zu weinen. Plötzlich erinnerte sie sich wieder, warum sie überhaupt hier war. „Mama, ich will zu meiner Mama“, schluchzte sie.

Tony war nun völlig überfordert und blickte Hilfe suchend zu Ziva. Diese kam näher und setzte sich mit auf das Sofa.

„Deine Mama sieht uns zu Milena. Sie ist jetzt bei den Engeln im Himmel. Da hat sie es schön und keiner kann ihr mehr weh tun.“

„Da kann ich nicht hin?“

„Nein mein Schatz, das geht nicht aber sie schaut dir von oben zu und passt auf dich auf.“

„Wirklich?“ kam es von Milena.

„Großes Indianer Ehrenwort!“ sagte Ziva lächelnd.

„Und schau mal wenn das Bein deines Vaters wieder ganz heile ist, dann kann er zusammen  mit dir den Drachen steigen lassen.  Bis hoch in den Himmel und dann bist du ihr ganz nah.“
„Kommst du dann auch mit? Jetzt musste Ziva lächeln. „Ja, so machen wir das. Es braucht halt nur noch etwas Zeit.“ Tony war erleichtert. Man merkte das Ziva eine kleine Schwester gehabt hatte. Er konnte so gar nicht mit Kindern.

Tabitha stand langsam auf. „So ich denke es ist jetzt alles geklärt. Überlegen sie es sich in  Ruhe und rufen sie mich dann an. Milena ist erstmal im Vincent Heim untergebracht. Da wird es ihr gut gehen.“ Sie streckte ihre Hand aus. „Kommst du Milena?“

Das kleine Mädchen eilte auf sie zu. Drehte sich dann an der Tür noch einmal um und winkte den dreien zu. „ Bye, bis bald.“ Dann schloss sich die Tür.

Gibbs stellte seine Tasse auf den Tisch und stand auf. Er sah zu seinen Agents.
„Ich werde auch gehen. Ich weiß das ihr heute Abend noch eine Einladung habt und das es jetzt noch einiges für euch zu Besprechen gibt.“ Er schnappte sich seinen Mantel und ging Richtung Tür. „Seid morgen früh pünktlich. Es gibt viel zu tun. Wir müssen alles über Milenas Großvater, heraus finden.“ Rief er ihnen noch über die Schulter zu, bevor er ging.

„Vater! Ich bin Vater. Ich kann das noch gar nicht fassen.“ Kam es stockend von Tony. Etwas ängstlich sah er Ziva dabei an. Er wusste nicht wie sie die ganze Situation aufnehmen würde. Ihr Streit vorhin hatte ihm schwer getroffen. Er fühlte sich schuldig an diesem ganzen Dilemma. Und sie hatte ja auch recht gehabt. Ihre Beziehung stand auf wackligen Beinen. Und nun noch Milena!“

„Ich habe sie nicht allein gelassen, das musst du mir glauben.“

„Ich habe ihren Brief gelesen. Ich hatte unrecht. Es tut mir leid, das ich dich vorhin so angefahren habe.“

„Nein, in manchen hattest du ja recht. Ich war in letzter Zeit unausstehlich. Es tut mir auch leid, Ziva.“

„Hast du das vorhin ernst gemeint?“ fragte Ziva da.

„Was?“

„Das du mich heiraten willst. Oder war das nur so daher gesagt damit es sich für die Jugendamt Mitarbeiterin besser anhörte?“

„Nein, nichts ist mir bis jetzt wichtiger gewesen.“ Dabei sah er sie fest an und winkte sie zu sich. Ziva kam näher und setzte sich zu ihm auf das Sofa. Ihr Ärger und ihre Wut auf Tony waren schon längst verfolgen.

Heiraten? Das war für sie bisher nie von Bedeutung gewesen. Der einzige Mann beim dem sie in dieser Beziehung hätte schwach werden können war Michael. Aber der war nun schon lange tot. Und es hatte sich leider heraus gestellt das auch er, ihr gegenüber, nicht mit offenen Karten gespielt hatte. Und wenn Tony sie damals nicht gerettet hätte…..
Aber Tony heiraten? Den Schürzenjäger vom Dienst. Sie war Jüdin und wollte ihren Glauben auf keinen Fall aufgeben. Und er? Sie wusste noch nicht einmal ob er überhaupt einer Kirche angehörte. Aber war das überhaupt wichtig? Und dann noch das Kind. Würde sie die Kleine lieben können? Sie war niedlich ohne frage, aber konnte Ziva ihre Mama sein? Die wenige Zeit die sie mit ihr verbracht hatte, hatte bereits gezeigt das sie ganz Tonys Tochter war. Tony benahm sich ja jetzt noch manchmal wie ein Kleinkind. Dann hätte sie ja gleich zwei davon. Die Panik in ihrem inneren nahm immer mehr zu. Plötzlich spürte sie seine Hand an ihrer Wange. Die leichte Berührung beruhigte sie weitgehend. Sie wusste genau, wenn sie ihm jetzt in seine grünen Augen sah, war es um sie gesehen. Diesem Blick hielt sie nie lange stand. Vielleicht würde er sich ja ändern. Jetzt wo er Verantwortung übernehmen musste. Sollte sie es darauf ankommen lassen? Ja, beantwortete sie sich die Frage selber. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. So hieß es doch, oder? Und außerdem war sie ZIVA, sie würde bei den beiden schon für Ordnung sorgen.

Sie drehte ihrem Kopf in seine Richtung und wurde sofort von seinen grünen Augen gefangen genommen. Plötzlich spielte nichts mehr eine Rolle. Es gab nur noch das hier und jetzt. Zärtlich nahm er ihr Gesicht zwischen seine Hände und zog sie nah an sich heran. Ziva schluckte schwer, was kam jetzt?

„Ziva David. Willst du diesen Schwachkopf von einem Bundesagenten, mit kaputtem Bein und kleiner Tochter heiraten?“ fast ängstlich sah er sie dabei an.

Ein Heiratsantrag, sie konnte es kaum fassen. Tony lies ihr keine Zeit zum flüchten. *Also Augen zu und durch, David.* Immerhin war ihr Vater der Leiter des israelischen Geheimdienstes.

„Ja“, sagte sie und war selbst geschockt, das sie sich gerührt fühlte.

Tony zog sie noch näher an sich heran und küsste sie zur Besiegelung ihres gegenseitigen Versprechens. Als sie beide wieder zu Atem gekommen waren kramte der Agent in kleines rechteckiges Päckchen aus seiner Hosentasche und öffnete es. Ein schlichter goldener Verlobungsring mit einem kleinen eingearbeiteten Stein kam zum Vorschein. Ziva stockte. Bisher hatte sie es für eine spontane Reaktion gehalten. Aber scheinbar hatte er sich damit schon länger auseinander gesetzt.

Tony lächelte sie an als er sagte: „Eigentlich müsste ich mich jetzt vor dir hin knien, aber da ich dann wahrscheinlich nicht mehr hoch kommen würde, muss es auch im sitzen gehen.“  Und schob ihr den Ring auf den Finger.

„Er ist wunderbar. Wo hast du ihn her?“ fragte sie den Ring immer noch betrachtend. Er grinste sie schräg an. „Vom Juwelier im Center.“

„Oh Gott und ich war so grauslich zu dir.“

„Nein, mach dir da mal keine Gedanken, ich hätte auch Abby anrufen können, aber ich wollte mir unbedingt was beweisen. Leider ist das nach hinten aufgegangen.“

„Schlimm?“ fragte Ziva und sah zu seinem Bein.

„Nein, jetzt nicht mehr.“

„Tony, bevor wir heiraten müssen wir noch so einiges klären. Ich muss mich mit meiner Familie aussprechen. Und ich bin Jüdin. Und dann ist da ja auch noch Milena. Wir müssen erst sehen wie wir klar kommen. Wir lassen uns einfach etwas Zeit. Ist das ein Problem für dich?“

„Nein, es ist okay, wir sind ja nun verlobt. Was soll da noch groß passieren. Du meinst also wir sollen Milena aus dem Heim holen?“

„Ich habe zwar eine scheiß Angst davor, aber …“ Sie zuckte mit den Schultern. „Sie ist deine Tochter, wir können sie nicht im Heim lassen. Denkst du da anders?“

„Auch ich habe Ängste, Ziva. Kann ich ein guter Vater sein? Ich hatte nie ein gutes Vorbild.“ Mittlerweile lagen sie beide, Arm in Arm auf dem Sofa. Ziva drehte ihren Kopf und küsste Tony zärtlich.

„Wir werden da beide rein wachsen. Zur Not werden wir uns einfach Rat von Gibbs holen. Er kann dir bestimmt viel zeigen. Zusammen werden wir das schon schaffen. Als erstes werden wir die Tage das ungenutzte Zimmer ausräumen, damit sie ein Kinderzimmer bekommt. Dann brauchen wir ein Kindermädchen oder einen Ganztags-Kindergarten Platz. Und wir müssen sie jetzt, solange sie noch im Heim ist, häufig besuchen damit besonders du eine Beziehung zu ihr aufbauen kannst. Es gibt jetzt soviel zu tun Tony. Wir müssen ja auch noch ihren Großvater dingfest machen. Und du musst auch weiterhin zu deiner Physiotherapie. Denn immerhin hab ich ihr versprochen das du den Drachen mit ihr steigen lässt und eine David steht zu ihrem Wort.“ Sagte die lächelnd.

„Weißt du, ich konnte mich nie als Ehefrau und Mutter sehen, sondern immer nur als Mossad Offizier, Killerin, Spionin. Aber jetzt freue ich mich auf diese Herausforderung.“ Ziva kuschelte sich wieder an ihren Partner.

„Sag mal, wie spät ist es eigentlich?

„Kurz nach 18 Uhr. Warum? Oh Gott, dein Vater! Das hab ich ja jetzt ganz vergessen. Wann wollte er noch einmal seinen Fahrer schicken?“

„19 Uhr. Da bleibt uns noch genug Zeit“

„Genug Zeit? Ich will noch unter die Dusche und meine Haare muss ich auch noch machen.“ Mit diesen Worten sprang sie vom Sofa auf und lief in Richtung Bad. Tony sah ihr Kopfschüttelnd hinterher.

„Frauen!“ dachte er, machte sich dann aber auch auf um sich um zuziehen.



5. Kapitel


45 Minuten später schellte der Fahrer an der Tür. Tony sah seine Verlobte stolz an. Sie war eine schöne Frau und zog viele Blicke anderer Männer auf sich. Mit ihrem schwarzen eng anliegendem Kleid und dem hochgestecktem Haar sah sie einfach hinreißend aus. An ihren Ohren glitzerten die kleinen Ohrstecker, in Form des Davidsterns, die sie von ihm zu Weihnachten bekommen hatte. An ihrem Finger der neue Verlobungsring. Er beobachtete sie wie sie ihren Mantel anzog.

„Fertig Tony, können wir?“

„Klar, ich warte nur auf dich“, antwortete er mit einem Lächeln und machte sich mit seiner Verlobten auf den Weg zum Wagen.

Wenig später waren sie vor dem Callas angekommen. Der Fahrer öffnete ihnen die Tür. Half Ziva beim aussteigen, während sich Tony mit seinen Krücken abmühte.

„Brauchst du Hilfe?“

„Nein, ich komm schon klar.“ Grummelte dieser.

Ziva sah ihm zu. Tony hatte sich heute für einen schwarzen Giorgio Armani Anzug mit einem weißen Hemd entschieden. Sehr klassisch. Das Jackett war etwas kürzer geschnitten und hätte ihr einen Blick auf sein wohl geformtes Hinterteil erlaubt, wenn er nicht, wegen der Kälte, einen dicken Mantel getragen hätte. Der Gedanke daran schenkte ihr ein warmes Bauch flattern. Ziva schloss schnell zu ihm auf und flüsterte ihm ins Ohr: „Komm las uns das schnell hinter uns bringen, damit wir wieder nach Hause können, Pelzarsch!“ Dabei zwickte sie ihm in das genannte Körperteil. Tony warf ihr einen amüsierten Blick zu.

Das Callas war im Moment das angesagteste Lokal der Stadt. Sie waren kaum durch die Tür als sie seinen Vater schon auf sich zukommen sahen.

„Ziva, du siehst heute wieder wunderschön aus. Und dein Haar. Reizend.“ begrüßte er sie.

„Junior! Ich freue mich dass ihr meine Einladung angekommen habt. Weißt du eigentlich was du an Ziva zu schätzen hast?“

„Sei beruhigt Dad, das weiß ich“, sagte sein Sohn.

„Wo ist unser Tisch?“ Es behagte ihm nicht hier vor alle Augen, mit seinen Krücken herum zu humpeln.

„Gleich hier Junior“. Und damit ging er auf den Tisch zu, hielt Ziva den Stuhl hin und sie setzen sich. Als Tony die Preise in der Speisekarte sah, fragte er sich ob sein Erspartes für diesen Abend wirklich reichen würde. Bis der erste Gang kam unterhielten sie sich über dies und das. Dann wurde sein Vater plötzlich ernst.

„Anthony, ich weiß das du damals die Hotelrechnung und den Flug nach Monte Carlo gezahlt hast.“ Als sein Sohn ihn fassungslos ansah, erklärte er weiter. Ich habe Al, Prinz Omar Ibn Alwaan getroffen und wollte mich bei ihm bedanken. Du kannst dir vielleicht sein erstauntes Gesicht vorstellen. Da wusste ich das nur du das gewesen seien kannst. Wie hast du erfahren das die Firma Pleite gegangen ist?“

„Ich bin Ermittler, Dad. Es ist mein Job so was zu wissen. Außerdem war es für mich ein leichtes an die Daten zu kommen. Ich brauchte nur ein bisschen meinen PC streicheln und schon hat der mir all die Daten …, Auuuuaaa! Ziva!“ empört sah er sie an. Sie hatte ihm unter dem Tisch vor sein gesundes Schienbein getreten.

„Er will damit sagen das er Zündschnur gerochen hat und McGee darauf hin alles heraus finden musste.“ Sagte Ziva und schmiss ihrem Verlobten einen trotzigen Blick zu. Sie mochte es gar nicht, wenn Tony sich mit falschem Fell schmückte.

Tony rieb sich immer noch sein Schienbein und war zu verdutzt über Zivas Verrat, als das er sie hätte verbessern können. Sein Vater sprang für ihn ein.

„Es heißt Lunte, Ziva. Nicht Zündschnur. Aber ich habe auch so verstanden was du mir sagen wolltest.“

Ziva sah zwischen den beiden DiNozzos hin und her. Vater und Sohn. Wie ähnlich sie sich doch waren. Abby erwähnte mal das die beiden auch hätten geklont seinen können. Wenn es hart auf hart ging hielten sie zusammen.

Auf was hast du dafür verzichtet?“ fragte Tonys Vater.

„Auf eine Schiffsreise mit meinen alten Kommilitonen. Aber mach dir nicht daraus, ich bin für so was eh zu alt.“

„Ich wollte mich heute mit meiner Einladung bei dir bedanken, dass du mich da aus der Verlegenheit gerettet hast. Und ich habe dir das Geld und noch ein kleines Dankeschön auf dein Konto überwiesen.“

„Nein das musst du wirklich nicht.“ sagte Tony.

„Doch ich denke das muss ich.“ Als er den verständnislosen Blick seines Sohnes sah fügte er schnell hinzu: „Es geht der Firma wieder gut. Wir hatten ein, zwei gute Geschäfte. Die Krise liegt weit hinter uns.“

„Oh Dad, das freut mich echt zuhören.“ Und innerlich viel ihm ein Stein vom Herzen, musste er also doch nicht an seine Reserven. „Dann ist vielleicht jetzt der richtige Moment dir auch was mitzuteilen. Du bist Großvater!“

Anthony DiNozzo Seniors Blick aus grünen Augen wanderte sofort zu Ziva. Diese fuhr erschrocken auf und unbewusst presste sie ihre Hand auf ihrem flachen Bauch.

„NEIN!“ kam es entsetzt von ihr. „Nein, nein nicht ich..... ich bin nicht schwanger.“ stotterte sie und schnell versuchte sie zu erklären.

„Tony ist Vater eines vierjährigen Mädchens mit Namen Milena. Ihre Mutter ist tot und wir werden sie zu uns nehmen. Wir haben es erst vorhin erfahren.“

„Mein Gott, vier Jahre? Ich bin Großvater seit vier Jahren und weiß das nicht?“

„Tröste dich Dad, ich bin auch seit vier Jahren Vater und weiß es erst seid heute.“ Sein Gesicht sprach dabei Bände.

„Gibt es eigentlich aktuell eine Großmutter für Milena?“

„Nein, Vicky hat mich zusammen mit meinem letzten Cent verlassen.“

„Oh das tut mir Leid. Vicky? Ich dachte ihr Name wäre Phoebe gewesen.“

„War er auch, Vicky war neu und wir haben sowieso nicht zusammengepasst.“

„Hast du Vicky auch geheiratet?“

„Nein Junior, irgendwann muss auch ich mal dazulernen!“ sagte sein Vater grinsend.

„Wann kann ich meine Enkelin kennen lernen?“ kam es interessiert von ihm.

„Wie lange wirst du in der Stadt bleiben?“

„Zwei Wochen?“

„Gut da lässt sich dann bestimmt was einrichten.“ sagte Tony

Anthony sen. Blick war derweilen an Zivas Hand hängen geblieben.

„Hab ich da noch was verpasst?“ fragte er. Ziva schenkte ihm ein warmes Lächeln.

„Wir haben uns verlobt, heute.“

„Oh!“ Tonys Vater sprang auf und eilte um den Tisch auf sie zu. „Das freut mich ja so ungemein für euch.“ Sagte er, schlug seinem Sohn anerkennend auf die Schulter und zog Ziva anschließend in seine Arme. Dann dreht er sich zu dem Ober um und rief: „Bringen sie uns bitte eine Flasche ihres besten Champagners. Wir haben eine Verlobung zu feiern.“

„Dad, mach nicht so einen Aufstand.“

In dem Moment als der Ober das Gewünschte brachte schellte Tonys Handy.

„DiNozzo?“

„Aa ha, sie sind das also?!“ sagte die Stimme dann wurde aufgelegt.

Tony schaute verdutzt sein Telefon an.
„Wer war das?“ fragte Ziva.

„Keine Ahnung, vielleicht falsch verbunden?“

In dem Moment sah Ziva im Augenwinkel einen roten Punkt, der sich über dem Tisch auf Tony zu bewegte. Sofort sprang sie auf, drehte sich zu den anderen Gästen um und schrie: „Bundesagenten, auf dem Boden, sofort alle.“ Die meisten leisteten ihr ohne Widerstand folge. Nur die beiden Tonys sahen sie verständnislos an.

„Tony, Zielfernrohr, runter mit dir.“ Jetzt bemerkte er junge Agent auch den roten Punkt und lies sich zusammen mit seinem Vater unter den Tisch fallen. Keine Sekunde zu früh. Wo Tony gerade noch gesessen hatte schlug nun eine Kugel in die Polsterung des Stuhls ein. Eine zweite traf den Tisch. Ziva und Tony schmissen den Tisch um, um mehr Deckung zu haben, Tonys Hand fuhr zu der Stelle an der normalerweise sein Pistolenhalfter hing. Der war natürlich nicht da, da er ja offiziell noch krank geschrieben war.

„Ruf Gibbs an und gib mir deine Pistole“, brüllte Tony über das Geschrei der anderen Gäste hinweg. Ziva öffnete ihre Tasche, gab Ihrem Partner ihre Waffe, nahm das Telefon und wählte Gibbs Nummer.

„Gibbs?“

„Wir brauchen Hilfe“, rief sie ins Handy. „Wir werden beschossen. Scharfschützen und Maschinengewehre. Im Callas.“ Dann duckte sie sich unter den nächsten Schuss hinweg.

„Seit ihr OK?“

„Ja noch.“

„Ich bin sofort da“, sagte ihr Boss und legte auf.

Tony hatte in dessen den Schusswechsel aufgenommen.
„Der Tisch bietet uns nicht mehr lange Schutz. Wir müssen sehen das wir dahinten zu dem Mauervorsprung kommen.“

Ziva schmiss ihm einen abschätzenden Blick zu. „Schaffst du das?“

„Das werde ich wohl müssen.“

„Dad, bei drei rennst du ohne anzuhalten mit Ziva zu der Mauer. Ich gebe euch Feuerschutz.“

„Oh nein, das kannst du dir falten, Tony. Ich bin der bessere Schütze und ich bin schneller. Also wirst du mit deinem Vater zusammen zu dem Mauervorsprung laufen.“

„Knicken, nicht falten Ziva.“

„Waass?“

„Egal, nicht weiter wichtig“, sagte Tony schnell.

Sein Vater hatte die ganze Zeit noch kein Wort gesagt. Jetzt kroch er auf seinem Sohn zu hockte sich vor ihm und hielt ihm seine Hand entgegen. „Komm, lass dir helfen.“

Tony lies sich von seinem Vater auf die Beine ziehen und legte ihm einen  Arm um die Schulter.

Ziva fing an zu zählen. „Eins, zwei, drei!“ Dann gab sie einen schnellen Schusswechsel ab und die beiden Männer liefen so schnell es Tony möglich war Richtung Mauer. Ziva warf einen schnellen Blick über die Schulter und gab noch ein paar Schüsse ab. Dann hatten sie beiden die vermeintliche Sicherheit erreicht und warfen sich hinter die Mauer. Ziva raffte ihr Kleid etwas höher, gab noch einmal eine schnelle Schussfolge ab und rannte dann den beiden DiNozzo Männern hinterher.

Sie hatte gerade die Mauer erreicht als eine Kugel ihren Oberarm streifte.

Etwas unsanft wurde sie hinter die Mauer geschleudert und landete auf ihren Knien.

„Alles klar bei euch beiden?“ fragte Ziva blickte kurz zu ihrer Wunde und sah dann nach den beiden Männern.

„Bei uns schon“, sagte der Agent mit Schmerz verzerrtem Gesicht. „Aber du bist verletzt, du blutest.“

„Das ist nur ein Streifschuss, nicht der Rede wert.“

Tony Senior war etwas blass um die Nase. Sein Sohn saß mit dem Rücken an der Mauer und hatte sein verletztes Bein ausgestreckt.

„Wirklich alles ok?“ hackte Ziva nach.

„Ja ja, wo bleibt nur Gibbs?“ Aber kaum hatte er es gesagt, hörte er auch schon Sirenen. Wenig später kam Polizei und ein NCIS Team in den Raum.

„DAVID, DINOZZO“, rief Gibbs. „Wo seit ihr? Es ist sicher. Es waren zwei Schützen und sie sind ausgeschaltet.“

Ziva stand hinter der Mauer auf. „Hier Gibbs“, sagte sie. Die Polizei geleitete die übrigen Gäste aus dem Restaurant, das nur noch aus Trümmern bestand. Wie durch ein Wunder gab es keine weiteren Verletzte oder Tote zu beklagen. Gibbs und McGee gingen langsam auf die Mauer zu.

„Ruf einen Krankenwagen, Tim. Ziva ist verletzt“, rief Tony ihnen zu.

„Ja“, sagte dieser und zückte sofort sein Handy. Er wunderte sich, denn wenn Tony ihn beim Vornamen nannte, musste er entweder sehr um Ziva besorgt sein, oder es ging im selber schlecht.

Ziva ließ sich nun wieder hinter der Mauer neben Tony auf dem Boden nieder. Jetzt wo das Adrenalin aus ihrem Blut war, merkte sie auch ihre Schussverletzung. Ihr Verlobter reichte ihr sein Taschentuch, vorsichtig legte sie es auf die Wunde und drückte zu. Tony sah sie aufmerksam an.

„Es ist nur ein Kratzer DiNozzo kein Grund aus zufloppen!“ sagte die Brünette.

„Flippen, Ziiivvaaa“ sagte Tony lächelnd und etwas von seiner Anspannung war sofort verflogen. „Es heißt -kein Grund aus zuflippen, nicht floppen-.“

Ziva legte ihren Kopf an seine Schulter und atmete erleichtert durch. Scheinbar hatte Tony seinen Humor wieder gefunden.

Wenige Minuten später kam der Krankenwagen an. Während Zivas Wunde versorgt wurde, wandte sich DiNozzo Senior an seinen Sohn der immer noch auf dem Boden saß.  

„Also wenn es bei euch immer so aufregend zu geht, muss ich mir das mit den zwei Wochen noch überlegen“, sagte er grinsend. „Aber jetzt mal im Ernst. Was hast du angestellt, das jemand dich sogar dafür töten will?“

„Ich habe keine Ahnung, Dad“

„Mhhm gut, wie du meinst. Willst du eigentlich da unten sitzen bleiben oder soll ich dir hoch helfen?“ Und zum zweiten Mal an diesem Abend hielt er ihm seine Hand hin. Tony grinste und lies sich helfen. Tim übergab ihm seine Gehhilfen.

„Alles klar Tony?“ fragte Gibbs.

„Ein bisschen angeschlagen, aber ansonsten geht es mir gut.“

„Das sieht aber nicht so aus. Geh mit Ziva und lass dich durchchecken.“

„Das ist nicht nötig, es geht mir wirklich ….“

„DiNozzo, das ist ein Befehl. Also los. Geh zu dem Sanitäter. Sonst bring ich dich persönlich ins Krankenhaus.“ sagte Gibbs aufgebracht..

„Ja Boss“, kam es nörgelnd von seinem Agent. Doch er machte sich, stärker hinkend als zuvor, auf zu dem Krankenwagen.




6. Kapitel

Gibbs wandte sich an Tonys Vater. „Guten Abend, Mr. DiNozzo. Können sie mir schon mal sagen was hier genau passiert ist?“

„Tut mir leid, aber ich habe keine Ahnung. Juniors Handy schellte und im nächsten Moment ging die Schießerei los. Wenn Ziva nicht so schnell gewesen wäre..“ Er fuhr sich durch die fast weißen Haare. „Der Laser Punkt war schon fast auf Tonys Brust angekommen. Er hätte sterben können! Mein Sohn, Agent Gibbs.“ Der ältere Mann war völlig fassungslos. Gibbs war schon ein paar Mal mit DiNozzo Senior zusammen getroffen, aber bisher hatte er ihm immer als coolen, aalglatten Geschäftsmann kennen gelernt. So aufgewühlt hatte er ihn noch nie gesehen. Vielleicht wusste er ja nun, was er an seinem Sohn zu schätzen hatte.

„Kann dieser Überfall mit ihren Geschäften zu tun haben? Haben sie Feinde?“

„Wo denken sie hin. Sicherlich habe ich auch Feinde, das bringt der Beruf so mit sich. Aber dieser Überfall? Nein, wenn sie es auch mich abgesehen hätten, wäre ich jetzt tot. Ich saß die ganze Zeit im Schussfeld. Nein, es war Anthonys Handy das schellte und der Laser Point verfolgte seine Bewegungen nicht meine. Er sollte sterben, nicht ich.“

„Tony lebt Mr. DiNozzo. Sie können hier nichts mehr tun. Fahren sie in ihr Hotel. Wir werden uns bei ihnen melden.“ Damit wollte sich Gibbs abwenden, doch er wurde von DiNozzo Senior aufgehalten.

„Ich will erst wissen wie es meinem Sohn und seiner Verlobten geht. Danach bin ich weg.“ Und schon ging er auf den Krankenwagen zu. Gibbs stutzte kurz. Verlobte? Es geschahen noch Wunder. Wer hätte das gedacht.

Ziva kam ihnen entgegen gelaufen. Ihr Arm hatte einen festen Verband bekommen. Aber sonst schien die Verletzung nicht weiter schlimm zu sein.

„Wie geht’s dir?“

„Es ist nur ein leichter Streifschuss, ein Kratzer Gibbs, nicht wildes. Aber ich fahre mit Tony ins Krankenhaus.“

Jetzt war Gibbs alarmiert. „Also doch, was ist das Problem?“

„Er ist an der Mauer etwas unsanft aufgekommen. Der Doc sagt, vielleicht ist es nur eine Prellung, es kann aber auch sein das sein Knie was ab bekommen hat. Feststellen können sie das nur durch ein Röntgenbild.“

Sie gingen zusammen mit Ziva zum Krankenwagen. Der Grauhaarige sprach den Sanitäter an und bat ein paar Minuten Zeit um seinen Agent über den Überfall zu befragen. Mr. DiNozzo war schon bei seinem Sohn.

„Hey Tony, wie geht es dir?“

„Ganz gut Boss, ich glaube nicht das viel passiert ist. Aber die lassen sich hier nicht umstimmen. Dabei ist Ziva angeschossen worden und mich wollen sie mitnehmen,“ kam es frustriert von seinem Agent.

„DiNozzo, hör mir zu. Du fährst da jetzt mit und damit Basta. Aber davor, erkläre mir was hier passiert ist?“

Tony sah seinen Boss nachdenklich an. „Mein Handy schellte und eine Stimme sagte: „Sie sind das also! Oder so ähnlich. Ich weiß nicht mehr genau. Dann hat Ziva den Laser Point entdeckt und alle aufgefordert sich hin zulegen und dann fing die Schießerei auch schon an. Alles andere hast du ja noch mitbekommen.“

„Tja, mehr kann uns leider dein Vater auch nicht mitteilen.“

„Konnte man noch was aus dem Schützen heraus bekommen?“

„Nein leider, der ist tot. Was sagt dir dein Bauchgefühl DiNozzo?“

„Mein Bauchgefühl sagt mir das das was mit Sarahs Vater zutun hat.“

„Wenn das so ist, dann hat er seine Enkelin gefunden.“ Gibbs strich sich über die Augen. „Ich sage im Kinderheim Bescheid und lass Milena ins HQ bringen. Du lässt nach deinem Bein sehen und dann kommst du mit Ziva ins Navy Yard. Es ist jetzt zu gefährlich bei euch Zuhause. Wir werden alle im Yard bleiben. Ich schick euch McGee mit. Bis später Tony.“

Damit drehte er sich um, um Tim zu informieren und Tabitha anzurufen. Tonys Vater legte seinem Sohn noch einmal die Hand auf die Schulter und ging dann auch zu seinem Wagen. Für ihn war der Tag wahrlich anstrengend genug gewesen.  


Drei Stunden später.

Das -Pling- des Aufzuges lies Gibbs aufsehen. Neben ihm saß Tabitha Wearly mit der schlafenden Milena auf dem Schoss. Die Kleine hatte sich wieder zwei Finger in den Mund gesteckt und war genüsslich am nuckeln. Mittlerweile war es in dem Großraumbüro  menschenleer. Das nächste was zu hören war, war das metallene klacken von Krücken auf dem Boden. Die drei Agents kamen um die Ecke. Zivas Arm lag in einer Schlinge und Tonys Bein wieder in einer Schiene, wie Gibbs mit entsetzen feststellte. Tim ging langsam hinter den Beiden her.

„Was ist passiert? Fragte der Chefermittler leise um Milena nicht zu wecken und noch bevor Tony überhaupt den Mund öffnen konnte, fing Ziva schon an zu erzählen.

„Tony ist bei seinem Hechtsprung die Kniescheibe raus gesprungen. Sie ist schon wieder eingerenkt worden. Aber die Bänder sind über dehnt oder gerissen. Das können sie erst genau feststellen, wenn das Knie wieder ab geschwollen ist. Der bereits beschädigte Meniskus ist auf alle Fälle gerissen. Kann sein das er daran noch operiert werden muss aber im Moment wird das Knie durch eine Schiene stabilisiert.“ teilte Ziva ihrem Boss mit.

„Und die ältere Verletzung?“ hackte der Chefermittler nach.

Ziva schenkte ihm ein Lächeln. „Alle Platten und Schrauben sind an Ort und Stelle, nichts ist verschoben.“

Gibbs warf seinem ersten Mann einen prüfenden Blick zu. „Schaffst du das hier DiNozzo? Oder soll ich dich wieder ins Krankenhaus bringen lassen. Wir können dich bewachen lassen, das sollte kein Problem sein.“ Als er keine Reaktion erhielt ging er einen Schritt auf ihn zu. „Hat es dir die Sprache verschlagen, Tony?“

„Nein Boss, ich will mithelfen das Schwein zu fassen.“ Dabei warf er einen schnellen Blick zu Milena aber die schlief noch tief und fest. In dem Moment schellte Tonys Handy. Er schaute kurz aufs Display, dieselbe Nummer wie im Callas. Der junge Agent nickte Gibbs zu. Der gab McGee ein Zeichen und dieser setzte sich sofort an seinem PC. Dann nahm Tony ab.

„DiNozzo?“

„Hallo Agent DiNozzo. Schön einmal mit ihnen persönlich zu sprechen. Ich hoffe sie verzeihen mir das ich ihren netten Abend unromantisch unterbrechen lies? Aber wo wir gerade davon reden. Wie geht es ihrem Bein, Tony? Ich darf sie doch Tony nennen? Immerhin sind sie der Vater meiner Enkelin. Ich habe gehört das die Ärzte ihnen die Kniescheibe wieder einrenken mussten? War das eigentlich sehr schmerzhaft?“

Tony warf Gibbs einen Blick zu. Woher konnte er das so schnell wissen. Das würde ja bedeuten er war im Krankenhaus gewesen und hatte sie beobachtet.

„Es war aus zuhalten“, sagte Tony darauf. McGee machte mit der Hand ein Zeichen, das Tony ihn länger in ein Gespräch ziehen sollte. Er brauchte wohl noch etwas mehr Zeit um den Standort festzustellen.

„Was wollen sie von uns.“

„Ich dachte das wäre klar. Wenn sie nicht gewesen wären, hätte ich damals meine Tochter zurück bekommen. Aber wegen ihnen ist sie weiter vor mir geflohen. Und jetzt nach dem ich sie gefunden und gleichzeitig verloren habe, erfahre ich das ich auch noch eine Enkelin habe. Aber sie, sie sind mir im Weg. Ich werde Milena bekommen, Sie soll Sarahs Platz einnehmen. Sie ist noch jung, sie kann ich noch formen. Aber nun Agent DiNozzo muss ich leider die Leitung unterbrechen. Sie werden von mir hören.“ Mit diesen Worten legte er auf.

Dieser Mann war wahnsinnig, seine Argumentationen sind nicht nachzuvollziehen.

„McGee, hast du was?“ rief Gibbs.

„Nein, Boss, leider. Er hat zu schnell aufgelegt. Ich konnte nur die Funkzelle feststellen. Das ist, warte ich hab es gleich….“ Nervös flogen seine Finger über die Tastatur. „Da…. er ist hier, Boss, irgendwo am HQ.“ sagte McGee alarmiert.

Der Chefermittler hatte plötzlich ein ungutes Gefühl im Bauch. „Sofort runter in Abbys Labor. Da ist kugelsicheres Glas. Los. Alle.“ befahl Gibbs. „Tim ruf Ducky und Palmer an und sag ihnen sie sollen vorsichtig sein und schick ihnen ein paar Agents zu Bewachung vorbei. In dem Moment schlug die erste Kugel neben Tonys Kopf ein.

„RUNTER“, brüllte Gibbs.

Innerhalb von Sekunden lagen alle auf dem Boden. Die nächsten drei Kugeln prallten ebenfalls in das Holz. Von dem Krach angelockt erschien das Wachpersonal an der Tür. Gibbs brüllte ihnen zu: „Licht aus. Machen sie das verdammte Licht aus.“ Der Wachmann tat wie geheißen und kurz darauf hörten die Schüsse auf.

Alle blieben noch ein paar Minuten auf dem Boden um wirklich sicher zu sein. Milena war durch den Krach wach geworden und fing bitterlich an zu weinen. Tabitha hatte ihre Mühe sie zu beruhigen. Dann gab der Chefermittler das Kommando zum Aufzug vor zu rücken. Ziva kümmerte sich um Tabitha und Milena und McGee und Gibbs schnappten sich jeder einen Arm von Tony und schleppten Ihn zum Aufzug. Als sich die Türen schlossen schlug Gibbs wütend gegen die Wand. Milena die sich eigentlich schon beruhigt hatte, fing darauf hin wieder zu weinen an. Der Schlag hatte sie erschreckt. Sofort tat ihm sein Ausbruch Leid, doch da öffneten sich auch schon wieder die Türen zu Abbys Labor.

„Gibbs, Gibbs, Gibbs“ rief ihnen eine aufgebrachte Abby entgegen. „Was ist da oben passiert? Der Wachdienst hat sich gerade gemeldet und erzählt dass bei euch Schüsse gefallen sind. Alles in Ordnung mit euch?.“ fragte Abbs und schaute aufmerksam von einem zum anderen. „Ziva, Tony was ist denn mit euch geschehen. Ihr seid ja verletzt.“ Und schon liefen ihr wieder die Tränen über die Wangen. Ihr Blick suchte McGee, doch der stand mit ausdrucklosem Gesicht und half Tony zu einem Stuhl.

„Nichts wildes Abby“, sagte Ziva und nahm mit diesen Worten die Schlinge ab. So konnte die besser agieren. „Nur ein Streifschuss und Tony hat eine raus gesprungene Kniescheibe….“

„Oh Gott, oh Gott, oh Gott.....“

Jetzt schaltete sich Tony ein.

„Abbs, beruhig dich. Jetzt müssen wir zusehen das wir das Schwei.....“, es folgte ein schneller Blick zu seiner Tochter. „Ähhää, den Mistkerl kriegen.“ Abby schaute immer noch panisch durch die Runde. Tony kam eine Idee, wie er sie kurzfristig ablenken konnte. Er winkte Milena zu sich und war überrascht dass die Kleine das auch sofort tat.
„Abbs schau mal, darf ich dir Milena vorstellen, meine Tochter.“  „Milena das ist sozusagen deine Tante Abby, eine ganz liebe Freundin von mir,“

Jetzt war die Labortechnikerin wirklich geschockt. Tony hatte eine Tochter? Ihr Tiger? Seid wann? Sie ging vor dem Kleinen Mädchen in die Knie. „Hey, ich bin Abby und wir werden sicherlich ganz viel Spaß miteinander haben.“

„Hallo, ich bin Milena und das ist Puppe.“ Sagte die Kleine, gefolgt von einem riesigen Gähnen.

Abby sah die Junge Frau, die dabei war, an. Noch immer liefen ihr die Tränen runter, doch mittlerweile war sie nicht mehr so hysterisch. Sie wollte jetzt nur noch wissen wer die Frau bei dem Kind war. Die Mutter?

„Oh, tut mir leid, ich hab mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Tabitha Wearly, von der Jugendfürsorge. Ich bin irgendwie in diese Sache mit hinein geschlittert.“ dabei warf sie einen Blick zu Gibbs, der ihr sofort zu nickte.

„Oiiiihhh“, dachte sich die Goth und blickte aufmerksam zu ihrem Boss. Na Gott sei dank hatte sie nichts mit Tony zu tun.

„Wenn sie wollen können Sie sich und Milena da drüben ins Nachbarlabor zum schlafen hin legen. Dort gibt es einen Futon.“ Abby griff hinter sich und hielt Milena ihr Stoffnilpferd vor die Nase. „Schau, das ist Bert. Wenn du magst kannst du ihn mitnehmen und als Kissen benutzen.“ Dabei drückte sie ihn feste an sich, bis Bert ein riesigen Pupslaut von sich gab.
„Siehst du, Bert würde sich freuen wenn du ihn mitnimmst.“

Milena kicherte. „Was hat er denn da gemacht?“ fragte sie.

„Das macht Bert immer wenn er sich freut. Stimmt´s Tony?“ rief sie ihrem Freund zu.

Der junge Ermittler lachte, er konnte sich noch gut an die Geräusche erinnern die Bert bei seinem letzten Kissenabenteuer von sich gegeben hatte und er nickte seiner Tochter zu. Abby drückte Milena Bert in, zu ihrer Puppe, in die Arme.

„Danke das ist nett von ihnen, ich denke wir sind beide ziemlich erschlagen.“ Dabei lächelte sie gezwungen und strich über Milenas Kopf. Abby wollte ihr gerade den Raum zeigen als Gibbs sich einmischte.

„Lass mal, ich mach das. Kommen sie Tabitha ich zeig ihnen alles. Komm Milena ja?“
Damit verließen die drei den Raum.

Alle sahen ihnen staunend hinterher. Gibbs und diese Tabitha? Trotz aller Unruhe war das ein schöner Gedanke für Abby. Ihr silberhaariger Fuchs hätte schon ein bisschen Glück im Leben verdient. Doch da kam Gibbs auch schon wieder.

„Und nun zu dir, Abby, was zum Teufel machst du eigentlich noch hier? Weißt du eigentlich wie spät es ist?“ Dabei hatte er sie an den Oberarmen gepackt und vor sich gehalten.

„Nicht schimpfen Gibbsman, aber bei mir zu Hause tanzen im Moment die Schaben Samba und der Kammerjäger hat meine Wohnung aus gegast. Das ist lebensgefährlich, da konnte ich heute Nacht nicht schlafen.“ Kam es kleinlaut von der Goth.

„Warum hast du mich nicht gefragt?“ fragte Gibbs leise und zog sie nun in seine Arme. „Du hättest doch bei mir schlafen können.“

Sie sah ihn an. „Zwischen meinen Babys..“ und blickt dabei zu ihren Computern und Maschinen. „….fühl ich mich auch wohl. Und außerdem bist du ja jetzt auch hier!“ dabei strahlte sie ihn an.

Gibbs zog sie noch etwas näher an sich heran und gab ihr eine Kuss auf die Stirn.
„So, ich denke wir legen uns jetzt alle schlafen. Dann können wir morgen früh gleich anfangen, Abbs hast du noch ein paar Decken für uns?“

„Klar, Gibbsman.“ Und sie lief los um die Decken zu holen.

„Tony, kommst du mit dem Boden klar?“ fragte ihn der Chefermittler. Nicht das es eine andere Möglichkeit gegeben hätte. Aber er machte sich jetzt doch langsam Sorgen. Sein bester Mann war vorher schon nicht fit gewesen, aber nun war sein Bein wieder verletzt worden. Außerdem stand er auf der Abschussliste. Würde er den Druck aushalten?

„Klar Boss.“ kam es müde von dem jungen Agent. „Ich brauche nur jemanden der mir herüber hilft, denn meine Krücken liegen noch oben.“

In diesem Augenblick brauchte Abby einen riesigen Schwung Decken die sie alle nach und nach auf dem Boden ausbreitete. McGee stand mit vor der Brust verschränkten Armen an der Tür und machte keine Anstalten ihr zur Hand zu gehen. Gibbs ging auf Tony zu.

„Ach DiNozzo, kann es sein das du uns noch was sagen willst?“

„Ähh Boss?“ kam es fragend von Tony.

Gibbs nickte mit seinem Kopf in Richtung Zivas Hand, sagte dazu aber keinen Ton. Tony folgte seinem Blick. Und dann dämmerte es ihm was sein Boss meinte. „Ach das, ja, aber wir haben eigentlich gedacht, es in netterer Atmosphäre zu berichten. Ziva und ich haben uns verlobt.“ teilte Tony allen grinsend mit.

Abby lies die restlichen Decken fallen und hüpfte auf die beiden zu. „Verlobt, Verlobt.... wie schön.“ Und schon zog sie beide in eine feste Knochen brechende Umarmung. Der Rest des Teams gratulierte etwas verhaltener. Während Abby sich von Ziva in aller Ausführlichkeit die Einzelheiten berichten lies, streckte Gibbs seinem Ersten die Hand entgegen.

„Herzlichen Glückwunsch Tony.“ sagte er und sein Lächeln war breit und ehrlich. „Aber denk immer daran, tu ihr nicht weh. Denn dann kriegst du es mit mir zu tun.“ Brummte er ihn leise zu. „Obwohl ich denke Ziva wird auch spielend selber mit dir fertig.“ Mit diesen Worten zog er seinen verblüfften Agent hoch und half ihm auf die ausgebreitete Decke. Ziva konnte sich kurze Zeit später von Abby frei machen und ließ sich ebenfalls neben ihm nieder. Tony streckte seinen Arm aus und zog sie an sich.

„Ich hatte noch gar keine Zeit, wie geht es deinem Arm?“

Sie lächelte ihn an und gab ihm einen kurzen Kuss. „Alles in Ordnung. Ich spüre die Wunde kaum. Der Streifschuss war wirklich nur oberflächlich. Mach dir keine Sorgen. Und deinem Bein?“

„Es geht. Das Knie pocht und mein Spurt im Lokal hat ihm nicht gut getan. Aber die Schiene hilft.“ Er zog sie wieder näher an sich und küsste ihre Stirn. „Wir sind schon ein klasse Pärchen. Bein kaputt, Arm kaputt…“, dabei grinste er sie schief an. „Lass uns schlafen. Ziva. Wir müssen morgen fit genug sein diesen Durchgeknallten zu finden. Ich hoffe nur McEingeschnappt kann dann über seinen Schatten springen und mit Abby zusammen arbeiten. Zusammen sind sie schneller und besser. Weiß er eigentlich das Abby sich von Marten getrennt hat?“

„Ich glaube nicht, aber ich weiß es auch nicht genau.“ Kam es von Ziva.




7. Kapitel


Abby lag auf ihrer Decke, ein paar Meter von Tim entfernt.

„Timmy?“

„Mhhmmm?“

„Schläfst du schon?“

„MMMhhhmmm!“

„Ich muss dir noch was sagen“

„*seufzten*, Abbs was gibt es denn noch?“

„Tim, das mit Marten...“

„Ich will es nicht hören.“

„Ich muss es aber sagen..“

„Warum Abby?“ Jetzt hatte sich Tim auf die Ellenbogen aufgelehnt.

„Es war ein Fehler, es tut mir leid. Du bist der beste Freund den ich habe. Ich will gar keinen anderen. Mit dir kann ich alles machen, sogar auch reden. Marten war in der Beziehung eine Niete.“

„Ahhhaa, in der anderen Beziehung wohl nicht? Da bin ich dann wohl die Niete, oder was?“

„Nein, auf keinen Fall.“ jetzt fing sie an zu weinen.

„Ich, ich..“ schluchzte sie auf. „Ich liebe dich. Das ist mir erst jetzt klar geworden. Ich war durch Tonys Verletzung so durcheinander. Das entschuldigt es nicht. Ich weiß. Aber vielleicht erklärt es so manches. Verzeihst du mir?“

„Oh Abbs, wie soll ich dir das verzeihen? Was passiert bei dem nächsten Kellner der dir gefällt, läufst du dann wieder mit fliegenden Fahnen über?“

„Timmy“ kam es schluchzend.

„Weißt du, ich kann dich einfach nicht weinen sehen. Komm her Abby“ und er nahm sie in die Arme und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich ja auch Abbs, aber damit ist das noch nicht vergeben. Ist das klar?“

Sie nickte. Tim zog sie fester an sich und sagte dann leise. „Und jetzt lass uns schlafen. Außerdem haben wir hier Zuhörer.“ Und deutete damit in Richtung der anderen Agents.

Ziva und Tony die nur wenige Meter entfernt lagen grinsten. Da war die Lage von McEifersüchtig ja wieder im Lot, dachte sich Tony.

Drei Stunden später wurde Tony langsam wieder wach. Was hatte ihn geweckt? Ziva lag friedlich schlafend in seinen Armen. McGlücklich und Abby konnte er ebenfalls sehen und Gibbs war nicht zu überhören. Lag er doch leise schnarchend nur wenige Meter entfernt. Im Nachbarbüro war kein Licht an. Also schliefen Tabitha und Milena ebenfalls. Also was hatte ihn geweckt? Er wollte sich gerade wieder zurückfallen lassen als er ein leises schluchzen hörte. Also doch. Vorsichtig um Ziva nicht zu wecken schob er sie von sich. Wieder das weinen. War das Milena? Um es heraus zu finden würde er nachsehen müssen. Und genau da fing sein Problem auch schon an. Aufstehen.

Also schob er sich über den Boden bis er den Schreibtisch erreicht hatte und zog sich daran hoch. Beim zweiten Versuch stand er. Super. Eine Aktion geschafft. Er hielt sich an dem Tisch fest und prüfte kurz wie weit er sein Bein belasten konnte. Sein Knie sendete eine Schmerzwelle nach der anderen durch seinen Körper. OK, das war definitiv nicht so gut. Scheiße, warum waren seine Krücken auch oben geblieben. Wieder das schluchzen. Das war Milena, keine Frage. Er musste zu ihr.

„Zähne zusammenbeizen, Anthony und los.“ Sagte er leise zu sich selbst.

Mühsam, sich an Tischplatte und Wand abstützend humpelte er dem Weinen entgegen. Im Nachbarbüro was sie nicht, aber aus dem Toilettenraum daneben kam gedämpftes Licht. Langsam öffnete Tony die Tür. Seine Tochter sah zusammengesungen auf dem Boden, ihr Puppe fest umklammert, weinte sie fast lautlos, von kurzen aufschluchzen abgesehen, vor sich hin.

„Hey Milena, was ist denn passiert?“ Er hielt sich immer noch an der Türzarge fest und entlastete sein Bein. Die kleine sah ihm mit verweinten Augen an.

„Ich will zu meiner Mama!“ Dann schluchzte die wieder herzzerreißend auf.

Oh Gott dachte sich Tony was mach ich nur hier. Ich weiß gar nicht wie das geht. Ein Kind trösten?!

„ÄÄhhhäää, Kleines, ich hab hier ein Problem. Ich würde gerne zu dir kommen, aber ich schaff das nicht alleine. Meinst du, du könntest zu mir kommen damit wir uns hier an die Tür setzen können?“ Als sie nickend aufstand, hüpfte er zwei Schritte auf sie zu und lies sich dann an der Wand herunter. Sie kam langsam auf ihm zu.

„Tut das weh?“ fragte sie und deutete auf die Schiene die sein Knie fest umschloss.

„Wenn ich sitze nicht so sehr, nur laufen kann ich im Moment nicht gut.“

„Das geht aber wieder weg?“

„Ja“, dann streckte er ihr seine Arme entgegen. „Komm jetzt her, ja?“

Was tat er hier eigentlich? Er hatte bisher noch nie ein Kind auf dem Schoss gehabt. Kinder und überhaupt keine Kinder fand er immer schrecklich. Aber Milena rührte etwas in ihm. Sie weckte wirklich seine Vatergefühle.

Als sie neben ihm stand, ging sie in die Hocke und krabbelte auf seine Beine. Er stöhne einmal leise auf als sie aus versehen eine empfindliche Stelle an seinem Oberschenkel erwischte. Sie sah ihn entsetzt an.

„Ich tu dir weh!“

„Ist schon gut.“ Nach kurzem beidseitigem Gezappel hatten sie eine Stellung gefunden die es beiden erlaubt bequem zu sitzen.

„So ist es nun besser?“

„Du bist schön warm“, antwortete sie darauf.

„Das sagt Ziva auch immer“.

„Darf ich dich Daddy nennen? Bei mir im Kindergarten haben alle einen Daddy, nur ich nicht. Jack wollte nie dass ich ihn so nenne. Er mochte mich nicht besonders.“

„Ich wäre stolz wenn du mich Daddy nennen würdest. Und wie darf ich dich nennen? Milena? Oder hast du einen Spitznamen?“

Jetzt kicherte sie. „Einen Spitznamen? Was ist das?“

Tony war fassungslos. Sie wusste  nicht was ein Spitzname war?

„Mhhmmm, lass mich mal überlegen wie ich es dir erkläre. Ich heiße Anthony aber alle nennen mich Tony. Verstehst du, das ist mein Spitznahme.“

„Meine Mama hat mich immer nur Milena genannt. Und Jack rief mich gar nicht. Ich habe so was nicht.“

„OOOkkkkaay, dann werden wie jetzt zusammen einen Spitznamen für dich suchen. Jedes Kind sollte einen haben. Aber wie wollen wir dich nennen?

„Hat Ziva auch so einen Namen?“ fragte Milena.

„Nein, nicht das ich wüsste aber ihr Name ist auch sehr kurz. Was soll man an dem auch noch abkürzen. Obwohl, ich nenn sie häufiger Bella. Das ist italienisch und heißt „Schöne“.“

„Oh, das hört sich schön an. Italienisch?“

„Ja weißt du meine Großeltern, und damit deine Urgroßeltern kamen aus Italien. So ein bisschen italienisch liegt uns also in den Genen.“ Erklärte er schmunzelnd.

„Kann ich das auch lernen?“

„Klar, wenn du etwas größer bist, ist das kein Problem. Aber jetzt lass uns mal nach einem Namen für dich suchen. MMhhhmmm warte mal, für eine Lena bist du viel zu niedlich.“ Dabei knuffte er sie in die Seite und wuschelte durch ihre braunen Locken. „Ach ich hab es, was hältst du von Mia?“

„Das hört sich schön an. Was sagst du dazu Puppe?“ Sie tat so als halte sie ein Zwiegespräch mit ihr und verkündete dann. „Ja, Puppe sagt Mia ist ein schöner Spitzname.“

„Na wenn Puppe das sagt…“ antwortete Tony ernst. „Dann also Mia“
„Was meinst du Mia, sollen wir beide nun versuchen noch ein bisschen zu schlafen? Ich fände es schön wenn ich hier bei dir bleiben könnte, denn den ganzen Weg zurück zu Ziva schaff ich mit meinem Bein nicht mehr. Meinst du das geht?“

„Klar Daddy. Ich versuch deinem Bein auch nicht weh zu tun.“ Dabei steckte sie wieder ihre zwei Finger in den Mund, presste ihre Puppe an sich und machte die Augen zu. Tony sah sich SEIN kleines Mädchen an. Die vertrauensvoll bereit war in seinen Armen zu schlafen. Er küsste die Zärtlich auf den braunen Lockenkopf und angelte mit der anderen Hand nach dem Lichtschalter. Morgen früh würde er die Nacht auf dem kalten Boden garantiert bereuen. Aber um sich zu bewegen war er einfach zu müde.

Gibbs lag schon länger wach und lauschte den Schlafgeräuschen seiner Mitstreiter. Seine Gedanken gingen immer wieder zu Tabitha hin. Was war es nur das er sich so sehr zu ihr hingezogen fühlte. Sie war eigentlich gar nicht sein Typ. Keine roten Haare, für seinen Geschmack auch etwas zu rund um die Hüften. Aber als er sie an dem Van zum ersten Mal sah, da war ein Funke über gesprungen. Das konnte und wollte er auch gar nicht abstreiten. Und je länger er sie beobachtete je fester wurde sein Gedanke sie für sich zu gewinnen. Er hatte abends ein Gespräch von ihr und Ziva belauscht. Auch sie war alleine. Keine Familie, kein Lebenspartner. Vielleicht würde er sie im Abschluss an diesem Fall zum Essen einladen. BBQ am heimischen Kamin. Seid Shannons Tod hatte er sich nicht mehr so komisch gefühlt. Hatte er sich verliebt? Er hatte noch dreimal geheiratet und jede Ehe war ein Fiasko gewesen. Die eine mehr, die andere weniger. Aber verliebt hatte er sich, nach seiner ersten Frau, nie mehr. Vielleicht hatte er sich ja geändert und der Gedanke brachte ihm eine neue warme Welle. Jetzt musste er über sich selbst grinsen. Er benahm sich wie in Schuljunge vor seinem ersten Date.

Plötzlich hörte er Geräusche. Ziva quälte sich vom Boden hoch und ging in Richtung Bad. Dann blieb die plötzlich stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die Zarge. Gibbs stand auf und dehnte seine schmerzenden Knochen. So langsam wurde er zu alt für den Dreck.

Als Ziva ihn bemerkte deutete sie ihm an leise zu sein. Was er dann sah, war schon seltsam. Tony saß auf den Boden, Milena auf seinem Schoss. Er hatte die Arme um sie und ihre Puppe geschlungen und sein Kopf ruhte auf ihrem. Jetzt war es nicht mehr zu übersehen das es sich hierbei um Vater und Tochter handelte. Die gleichen Haare- und Augenfarbe, der Mund im Schlaf leicht geöffnet, typisch DiNozzo. Gibbs lächelte Ziva zu.

„Mach Abby und Tim wach. Das ist etwas, was sie auf keinem Fall verpassen dürfen. Und wecke auch Tabitha auf, vielleicht sollte sie dies auch sehen. Damit dem Jugendamt die Entscheidung nicht so schwer fällt. Scheinbar haben wir DiNozzo alle verkannt.“

Ein paar Minuten später standen alle in der Tür und sahen auf die noch immer schlafenden herunter. Dann konnte Abby plötzlich ein quietschen nicht mehr unterdrücken. Ihr Tiger mit einem kleinen Kind im Arm, das war auch einfach zu süß. Davon allerdings wachten die Beiden auf. Erschrocken fuhren zwei Paar grüne verschlafene Augen über die aufgelaufene Menge.

„Morgen“ krächzte Tony, mit vom Schlaf rauer Stimme „Was macht ihr denn alle hier?“

„Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, DiNozzo, du blockierst das Bad.“ Sagte Gibbs mit lachendem Gesicht. Tabitha kam nun ebenfalls um die Ecke.

„Hallo Milena, komm mal von deinem Vater runter, damit er aufstehen kann und wir ins Bad können.“ Sagte sie und streckte ihr dabei die Hand hin.

Als er von dem Gewicht seiner Tochter befreit war, stöhnt Tony auf. „Ich könnte hier ein bisschen Hilfe gebrauchen. Ich glaube nicht dass ich noch meine Beine spüre. Wahrscheinlich werde ich nie wieder richtiges Gefühl in meinen Beinen haben.“

Ziva bewertete sein Genörgel mit einem rollenden Blick und während Tony noch weiter herum jammerte packen Gibbs und Tim ihn unter den Achseln und zogen ihn ruckartig hoch.

„UUUUhhhiiiii, Boss du hast recht, es geht doch noch. Ich fühle meine Beine wieder.“ Dabei hatte er ein dämliches Grinsen aufgesetzt.

Ziva übernahm die Seite von McGee und zusammen schafften sie DiNozzo wieder zu seinem Stuhl in Abbys Labor.

„Die bist manchmal so ein Idiot, Tony“, sagte Ziva und küsste den vor ihr sitzenden Agent. „Aber die Aktion mit Milena war süß. Was ist passiert und wie bist da hingekommen?“

„Ich bin von ihrem weinen wach geworden und bin zu ihr gegangen. Mehr schlecht als recht, das gebe ich ja zu, aber ich habe es geschafft. Und sie hat sich von mir trösten lassen. Ziva, das war toll. Sie hat mir gegen über soviel Vertrauen gezeigt. Obwohl sie mich ja kaum kennt. Sie hat mich sogar gefragt ob sie mich Daddy nennen darf. Und zum Schluss haben wir für sie noch einen Spitznamen gesucht. Du kannst sie nun Mia nennen.“ Kam es schwärmerisch von DiNozzo.  „Zivaaaaa ich glaube du bekommst Konkurrenz. Ich habe mich verliebt. Ist das ein Problem für dich?“ fragte er lachend.

Ziva wuschelte ihm durch das frisch gestutzte Haar. „Du Kindskopf!“ war alles was sie dazu sagte.




8. Kapitel

Kurze Zeit später kam der Wachdienst und meldete, dass die oberen Stockwerke gesichert waren und dass, wie nicht anderes zu erwarten war, keine Beweise gefunden wurden. Das Navy Yard war großzügig abgesperrt worden und Zugang bekamen im Moment nur Mitarbeiter mit Sicherheitsfreigabe. Alle anderen, wie Putzfrauen, Botenjungen, Postmännern u.s.w. wurden heute wieder nach Hause geschickt.

Das Team machte sich zusammen auf zum Großraumbüro. Tony wurde dabei von Gibbs gestützt, Tabitha hatte Milena auf dem Arm. Kaum gingen die Türen des Fahrstuhls zum auf, wurden sie auch schon von ihren aufgebrachten Kollegen empfangen. Die zerschossenen Scheiben waren mittlerweile getauscht. Nur ein paar Löcher in den Wänden und im Mobiliar zeugten noch von dem Übergriff am Abend zuvor. Gibbs beantwortete kurz und einsilbig die Fragen seiner Kollegen. Doch nach kurzer Zeit wurde es ihm zu bunt und er jagte alle an ihre Arbeitsplätze zurück, bevor er sich mit einem „Ich bin kurz weg“ verabschiedete.

Tony saß auf seinem Bürostuhl und steckte immer wieder Gedanken verloren seinen Zeigefinger in das Loch, in Höhe seines Kopfes, wo gestern die erste Kugel eingeschlagen war. Dann zog er ihn raus, klopfte von außen dreimal mit dem Finger dagegen, bevor er seinen Finger wieder im Loch versengte. Natürlich befand sich schon lange keine Kugel mehr dort. Diese weilte bereits zur Analyse in Abby Labor. Genauso wie die Patronenhülsen die sie im Umkreis gefunden hatten. Abbs untersuchte sie im Moment auf DNA Spuren und Fingerabdrücke, obwohl keiner der Anwesenden den Täter bezweifelte, brauchten sie trotzdem handfeste Beweise. Irgendwie waren sie in einer Sackgasse angekommen. McGee quälte zum wiederholten Mal seinem PC auf der Suche nach etwas, das sie beim ersten mal übersehenen hatten. Sie mussten diesen Kerl bald finden. Schon alleine um die Laune ihre Bosses zu steigern. Denn die rutschte immer mehr in den Keller. Es war zum verzweifeln.

„Las das, Tony.“ Sagte Ziva. Sie hatten ihren Kopf auf ihre Hände gestützt und sah ihn genervt an. .

„Was?“ erklang es unschuldig. Und wieder klopfte er dreimal gegen die Wandverkleidung und steckte den Finger hinterher.

„Das!“ kam es von der Brünetten und sie zeigte auf seine Hand.

„Och, das ist halt meine Art die Sache zu verarbeiten.“ Und wieder klopf, klopf, klopf und plopp den Finger hinterher.

Man hörte sie tief einatmen. „Wenn du das nicht sofort lässt, schneid ich dir den Finger ab. Ist das klar?“ fragte sie und fuhr sich über die Haare. Die Hochsteckfrisur von Abend, war schon lange einem strengen Zopf gewichen.

McGee sah von einem zum anderen und sprang dann auf. Die Luft wurde ihm hier zu eng zum atmen. „Ich bin kurz bei Abby.“ Sagte er und machte sich gar nicht erst die Mühe auf den Aufzug zu warten, sondern nach die Treppen.

Tony warf ihr einen skeptischen Blick zu, so als versuchte er abzuschätzen ob sie das erst meinte. Dann nahm er sein Spiel wieder auf. Klopf, klopf, klopf und er hob den Finger um den wieder mit einem lauten Plopp in das Loch zu stecken, doch weiter kam er nicht, denn seine Freundin war schon aufgesprungen, hatte sich seinen Finger ergriffen und das Gelenk so schnell verdreht, das er erst gar keinen Schmerz spürte, erst als sie langsam zudrückte.

„Auuuuaaaaaahhhh, Ziva du tust mir weh.“ Quiekte er.

„Was meinst du wie weh es tut, wenn du keinen Finger mehr hast den du da hinein stecken kannst.“ Zischte sie leise in sein Ohr. Ihr Kollege versuchte sich erst gar nicht ihr zu wieder setzten. Er wusste, dass er gegen sie im Nahkampf keine Chance hatte. In dem Moment hörten sie hinter sich eine Stimme.

„Wenn du ihn nicht sofort los lässt Ziva,  kette ich euch beide Draußen nackt an den nächsten Baum.“ Ertappt fuhren die Beiden auseinander und DiNozzo rieb sich sein schmerzendes Gelenk. Gibbs ging schnell an ihnen vorbei. „Ich hol mir jetzt erst einen Kaffee und zeigt Miss Wearlhy wo sie und Milena was zum Frühstück bekommen. Wenn ich zurück komme besprechen wir wie es hier weiter geht.“ Und kaum hatten die drei den Raum verlassen, fing Tony von neuem an zu quengeln.

„Du hast mir den Finger gebrochen!“ beschwerte er sich, immer noch das Gelenk haltend.

„Pass auf das ich dir gleich nicht auch noch, das Bein breche.“ Zischte sie zurück.

„Da kommst du ein paar Wochen zu spät, Ziiivvvaaaaaaa.“

Ziva seufzte einmal tief, dieser Mann brachte sie abwechselnd zur Weißglut oder in himmlische Höhen. Wie würde es werden täglich mit ihm zusammen zu sein? Ein ganzes Leben lang? Vielleicht würde sie ihn irgendwann einmal erschießen. Die Situation setzte ihnen allen zu. Aber während die einen ins Grübeln verfielen oder mit Mord drohten, mutierten andere zurück ins vorpubertäre Kindesalter.

Müde sah sie an sich herunter, sie trug immer noch ihr Abendkleid. Außerdem musste sie auch nach ihrer Armverletzung sehen. Also stand sie auf und ging rüber zu Tonys Aktenschrank, wo er seine Ersatzhemden aufbewahrte. Sie kam sich in ihrem Abendkleid plötzlich seltsam deplatziert vor. Sie hatte zwar in ihrem Schrank eine Ersatz Jeans und Turnschuh aber keine Oberteile. Kurz darauf wurde sie fündig und zog ein dunkelrotes Hemd hervor.

„Ich geh mich mal kurz umziehen“, teilte sie ihm, noch immer ein wenig verstimmt, mit und machte sich auf den Weg zur Damentoilette. Ein paar Minuten später kam sie zurück. Das Hemd hatte sie locker über dem Bauchnabel verknotet.

„Es steht dir gut, mein Hemd“, sagte er und grinste die dabei frech an. Vergessen war ihr Konflikt von gerade. Ziva schüttelte innerlich mit dem Kopf. Eins musste man ihm lassen, nachtragend war Tony nicht.  

„Meinst du?“

„Oh jaaaaa, komm doch mal näher.“

Langsam kam sie auf Tony zu. Dieser schlang sofort seine Arme um ihre Taille und zog sie an sich.  Ziva beugte sich runter und sie küssten sich...  Bis Tony plötzlich einen leichten Schlag auf den Hinterkopf spürte. Sofort schossen sie auseinander, der sitzende DiNozzo und die stehende David. Gibbs stand direkt hinter ihnen und hatte Milena auf dem Arm. Diese kicherte vor sich hin.

„Ahhhaaaaa, Boss.“ Stöhnte Tony und rieb sich über den Hinterkopf. „Ich wünschte du würdest damit aufhören.“

„Dann benimm dich auch so. DiNozzo, kannst du dich noch daran erinnern was wir ausgemacht haben? Nein? Dann werde ich dir helfen. Kein Geknutsche in meinem Büro! Und wo seid ihr hier? Also bitte haltet euch daran.“

Milena streckte derweil ihrem Vater die Arme entgegen. Tony schaut kurz panisch zu seinem Boss, doch dann fasste er sich wieder und nahm seine Tochter von Gibbs entgegen. Vance hatte sich oben auf der Empore hingestellt, wechselte einen bedeutenden Blick mit Gibbs und deutete ihm nach oben zu kommen.

„Du machst dich DiNozzo“, sagte der Chefermittler anerkennend und ging zur Treppe.

„Hast du Ziva doll lieb?“ fragte seine Tochter.

„Ja ich liebe sie sehr.“

„Wird sie meine neue Mommy?“

Jetzt brauchte Tony eine kurze Bedenkpause. „Ich arbeite daran. Du wirst noch etwas warten müssen bis ich das geklärt habe. Aber ich denke meine Chancen sehen ganz gut aus. Würde dir das gefallen?“ die letzten Sätze hatte er nur noch geflüstert.

„Oh ja, dann wären wir eine richtige kleine Familie.“ dabei hatte sie ihre Arme um einen Nacken geschlungen und drückte ihn feste.

Tony war erst etwas überrumpelt, aber dann schloss der ebenfalls seine Arme um das Kind zog es an sich. Ziva stand in einiger Entfernung und beobachtete Tony genau. Sie war positiv überrascht, denn sie hätte nie gedacht das er sich so um seine Tochter kümmern würde.  Auch Tabitha hatte dieses kleine Intermezzo genau gesehen. Ihre Entscheidung stand schon fest. Sie würde nicht gegen DiNozzo sprechen. Es kam ihr vor als wenn die Beiden sich gesucht und gefunden hatten.

In dem Moment kamen Gibbs und Vance die Treppe runter.  Vance stellte sich als erstes der Sozialarbeiterin vor. Dann kam er zum Thema und drehte sich wieder zu Gibbs um.

„Wo ist Agent McGee?“ fragte Vance als erstes.

„Er passt auf Abby auf“, antworteten Tony und Ziva zusammen.

„Gut, dann also an den Rest des Team.“ Dabei nahm er den Zahnstocher aus dem Mund und drehte ihn zwischen seinen Fingern. „Ich habe ihnen ein sicheres Versteck beschafft. Inklusive eines Großrechners mit Server für ihren Computer Fachmann. Sie können also die Ermittlungen von dort aus weiterführen. Ich werde ihnen ein Team zur Bewachung des Anwesens zur Verfügung stellen. Miss Sciuto, Dr. Mallard und Mr. Palmer werden allerdings hier bleiben.

Der Fokus des Killers liegt auf seiner Enkelin und ihren Vater. Ich denke nicht, dass er sich auf das restliche Team bezieht. Miss Wearly sie muss ich leider bitten sich meinen Agents anzuschließen, schon wegen der Kleinen. Agent DiNozzo, sie sind noch für weitere Wochen krank geschrieben, aber da die beiden Attentate ihnen galten, werden sie mitgehen. Agent David, ich denke sie kann ich nicht überreden hier zu bleiben, darum werden sie zusammen mit Agent McGee als Verbindungsmann fungieren. Sie werden uns also auf dem Laufenden halten. So und nun würde ich sagen, suchen sie Agent McGee und dann fahren sie. Wir haben schon ein paar Agents zu ihren Wohnungen geschickt um ihnen ein paar Sachen einzupacken.“ Mit diesen Worten sah er jeden im Umkreis fest an, steckte sich seinen Zahnstocher wieder in den Mund und ging zurück zur Treppe.

„Also ihr habt es gehört. Ziva, sag Tim bescheid, er muss sich von Abby trennen. Wir treffen uns dann unten bei den Trucks. Ich geh schon einmal vor, Tabitha haben sie Lust mich zu begleiten?“ Neugierig sah sie ihn an. Doch seine Augen waren nicht zu lesen. Sie sah kurz zu ihrem Schützling.
„Milena, magst du mit deinem Vater zusammen nachkommen, damit ich Agent Gibbs begleiten kann?“

Die Kleine nickte, Tony streckte die Arme nach Mia aus und sie eilte zu ihm. Er schmiss Ziva einen Blick zu und hob kurz seine Augenbrauen. Sie verstanden sich auch ohne Worte. *Was ging da zwischen ihrem Boss und Tabitha vor?*

Die Türen des Aufzuges schlossen sich und kaum war er angefahren, legte der Chefermittler auch schon den Schalter zum Nothalt um. Die Sozialarbeiterin sah ihn aufmerksam an, nicht sicher was sie nun zu erwarten hatte.

„Miss Wearly“ fing er an. Tabitha schenkte ihm ein Lächeln.

„Hey Jethro, wir hatten uns doch schon auf Tabitha geeinigt, oder?“

„Ja, also Tabitha, ich möchte mich nur kurz in Ruhe mit ihnen über Milena unterhalten. Ich möchte wissen wie Tonys Chancen stehen, das Mädchen zu adoptieren.“

Tabitha zog es ein Stückchen näher an den Grauhaarigen. Dieser Mann zog sie unweigerlich an. So richtig erklären konnte sie es sich auch nicht. Aber sie fühlte sich in seiner Nähe sicher.

„Ich denke es sieht gut aus. Das Bild das ich mir bisher von ihm machen konnte war positiv. Ich werde es in meinem Bericht befürworten. Aber es wird noch etwas dauern. Zuerst wird er Milena zur Pflege bekommen und wenn dann alles gut geht kann er sie nach einer gewissen Zeit adoptieren.“

„Dann bin ich ja beruhigt.“ Mittlerweile standen sie ganz nah beieinander. Gibbs streckte seine Hand aus und strich ihr eine lose Haarsträhne hinter das Ohr. Tabitha legte ihre Hand dabei auf seine. Dann zog er sie vorsichtig an seine Brust. Sein Kopf kam ihren immer näher und plötzlich fanden sich ihre Lippen. Der Kuss der vorsichtig begann, wurde immer leidenschaftlicher und Gibbs zog Tabitha in seine Arme. Für die Sozialarbeiterin hätte das jetzt ewig weiter gehen können aber es hörte viel zu früh auf.

„Ich weiß, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, aber wenn wir das hier beendet haben, würdest du dann mal mit mir ausgehen?“ kam es stockend von dem Grauhaarigen.

„Ich glaube...“ sie leckte sich über die Lippen. „Ich glaube ich würde noch mehr mit dir tun als  essen zu gehen. Und meine Freunde nennen mich übrigens Tab oder Tabby. Wenn du also magst?“

„Gerne, Tab“ sagte er grinsend und legte den Notausschalter um. Der Aufzug nahm wieder Fahrt auf und in wenigen Minuten waren sie unten in der Tiefgarage angekommen.

Das Team hatte sich schon um die Trucks versammelt.

„Mensch Boss, musst du immer den Aufzug als Besprechungszimmer benutzen. Wir mussten quer durchs Gebäude um einen anderen Aufzug zu finden.“ nörgelte Tony sofort los.

Doch Gibbs gab ihm keine Antwort, sondern ging sofort hinüber zu Abby und Ducky die ebenfalls gekommen waren um sich zu verabschieden. Kurze Zeit später setzte sich der Konvoi in Bewegung. Abby stand weinend in der Tiefgarage und winkende den Wagen hinterher. Ducky trat zu ihr, zog sie in seine Arme und strich ihr aufmunternd über den Rücken.

„Schhhtttt... nicht weinen Abigail, es wird schon alles gut gehen und du wirst sehen, sie sind schneller wieder hier als du denkst.“ Abby nickte, konnte aber seinen Worten nicht ganz glauben schenken.

Eine halbe Stunde später kamen sie an der geheimen Adresse des Verstecks an. Es war ein abgelegenes aber gut überschaubares Grundstück. Das Sicherungsteam ging sofort, als Gibbs und sein Team das Haus betraten, auf ihre Positionen. Vance hatte nicht zuviel versprochen in der Mitte des großem Wohnzimmers war eine Computeranlage aufgebaut, bei deren Anblick Tims Augen zu leuchten begannen. Verstohlen strich er über den Plasmabildschirm und den Rechner. Addierte schon einmal im Geiste die Leistung hoch, als er von Gibbs aus seinen Träumereien gerissen wurde.

„Ziva du kontrollierst das Erdgeschoss, Tim schau dir die Kellerräume genaustens an. Ich übernehme die obere Etage und Tony du bleibst bei Milena und Tabitha.“ Sagte Gibbs. Er erntete noch ein „Geht klar Boss“ von seinen Agents, dann brachen bis auf Tony, alle auf. Dieser setzte sich auf das Sofa und bat die beiden es ihm gleich zu tun. Mia machte sich sofort von Tabitha los und eilte ihrem Vater entgegen. Ihre anfängliche Scheu hatte sie seit letzter Nacht ihm gegenüber vollkommen abgelegt. Die Sozialarbeiterin konnte sich nur wundern. Agent DiNozzo hatte sich einen Platz in Milenas Kinderherz erkämpft.

Während das Kind sich zu ihm aufs Sofa fallen lies, verzog Tony leicht das Gesicht. Sein Bein machte ihm seit letzter Nacht wieder mehr zu schaffen. Vielleicht hätte er es doch nicht so sehr belasten dürfen. Hauptsächlich schmerzte das neu verletzte Knie. Doch jede Erschütterung schickte eine neue Schmerzwelle durch seinen Körper. Tabitha hatte das leichte zusammen zucken des jungen Agent mitbekommen. Sie schnappte sich ein großes Kissen von dem gegenüberstehenden Sessel und legte es auf das kleine Tischchen.

„Kommen sie, legen sie ihr Bein hoch, Agent DiNozzo.“

„Nennen sie mich doch Tony“

„Okay, Tab oder Tabby, ganz wie sie wollen.“ Sagte sie und streckte ihm ihre Hand entgegen. Dann half sie ihm sein Bein auf das Kissen zu legen.

„Tut es sehr weh?“ fragte seine Tochter leise.

Tony bemerkte erst jetzt dass er bei der Aktion wieder sein Gesicht verzogen hatte. Schnell schenkte er ihr ein Lächeln.

„Nein Mia, es ist schon in Ordnung. Ich muss mich nur ein bisschen ausruhen, dann geht es gleich auch wieder besser.“ Mit einer Hand kramte er dabei in seiner Hosentasche. Irgendwo musste er doch die verfluchten Tabletten haben, die er im Krankenhaus für den Notfall bekommen hatte.

Gibbs kam von oben runter. Er hatte nichts Verdächtiges feststellen können. Bevor er sich ins Wohnzimmer zu den anderen begab, machte er einen kurzen Abstecher in die Küche und kam mit einer Flasche Wasser wieder, die er sofort an seinen Stellvertreter weiterreichte.

„Hier, schluck sie mit Wasser, dann setzt die Wirkung schneller ein!“

Tony nahm mit einem verdutzten Gesichtsausdruck die Flasche entgegen. Dann wollte der weiter nach den Tabletten suchen, als er zum zweiten Mal von Gibbs aufgehalten wurde.

„Sie sind in deiner Hemdtasche!“

Tonys Augen nahmen einen überraschten Ausdruck an, während er mit seiner Hand schon auf dem Weg zu seiner Brusttasche war. Wie machte Gibbs das nur immer. Der braunhaarige Agent war sich sicher, das er bis jetzt noch nicht einmal, ihm gegen über, die Tabletten erwähnt hatte. Und doch hatte sein Boss nicht nur gewusst was er suchte, sondern auch wo er es fand. Dieses Mysterium würde Tony wohl nie lösen.

Auch die anderen beiden Agents kamen in dem Moment wieder. „Alles gesichert, Boss.“ Sagte McGee.

„Gut, dann setzt dich an deine Wunderkiste und schau nach was du alles über unseren Attentäter heraus finden kannst. McGee bekam das Lächeln gar nicht mehr aus dem Gesicht, an so einen Rechner zu arbeiten hatte er sich schon lange gewünscht.





9. Kapitel

Drei Stunden waren sie jetzt schon in dem Haus. Seit drei Stunden waren sie zum Nichtstun verdonnert. Wobei nichts tun nicht ganz stimmte. Denn Ziva stand die ganze Zeit am Fenster oder war draußen bei dem Wachpersonal um nach Auffälligkeiten zu suchen. Tim saß vor seinem Baby, Gibbs und Tabitha waren in der Küche um etwas zu essen zu machen und Tony war zusammen mit seiner Tochter auf der Couch eingeschlafen. Plötzlich gab der Computer eine Folge von Warntönen ab. McGee wurde aufmerksam und auch durch Tony ging der Ruck des erwachens.  

„BOSS?!“ rief Tim aufgeregt. „Boss, ich hab hier was gefunden“

Fast augenblicklich öffneten sich die Türen zur Küche. Das Essen war vergessen.

„Was, McGee? Hol Ziva und dann berichtest du.“

Kurze Zeit drauf hatten sich alle um den Wohnzimmer Tisch versammelt. Tony war nun auch wieder wach. Nur seine Tochter schlief noch fest an seine Seite gekuschelt. Aber für sie war es auch besser, wenn sie nicht alles mit anhören musste.

„Also zu erst hat es nicht gut ausgesehen mit meiner Recherche. Ich kam einfach an den Firewalls nicht vorbei, aber dann hab ich mich bei der CIA eingehackt, die haben nämlich nur einen McIntosh AS 44125 und den konnte ich problemlos….“

„McGee!“ unterbrach ihn die laute Stimme seines Bosses.

„Aber…..das. ÄHHÄÄ… willst du gar nicht wissen, Boss, ich versteh schon. Also das hab ich über Albert Drabel heraus finden können.“ Und sofort erschien ein Bild eines älteren Mannes mit Halbglatze auf dem Monitor. „Er ist 59 Jahre alt, war viermal verheiratet und wurde dreimal geschieden. Aus seiner ersten Ehe stammt Sarah ab. Seine erste Frau ist bei der Geburt gestorben und er hat das Kind dann alleine groß gezogen, wenn man von seinen kurzen Ehen einmal absieht.“ Alle drei Agents sahen ihren Boss plötzlich an.

„WAS?“ rief Gibbs. „Es gibt tatsächlich auch noch andere die viermal geheiratet haben. JA.  TOLL. UND.  Seid ihr jetzt fertig mich an zu starren? Also weiter McGee.“

„ÄÄhhmm…. Geht klar Boss. ÄÄÄhhhmm… wo war ich stehen geblieben“, dabei strich er sich durch die Haare und räusperte sich.

„Ja, Albert Drabel hat sich mit jeglicher Art von Verbrechen beschäftigt. Prostitution, Drogenhandel, Menschenraub, Mord… die Liste geht hier noch endlos weiter. Er wurde mehrmals fest genommen, konnte sich aber immer mit Deals oder Kronzeugen Aussagen aus der Affäre ziehen. In den letzten paar Jahren ist es ruhig um ihn geworden. Sein Vermögen umfasst mehrere Millionen Dollar und ist auf verschiedenen Konten in der Schweiz verteilt.“

„Kannst du ihm den Geldhahn abdrehen, Tim?“ fragte Gibbs.

„Ja, das sollte kein Problem sein. Ich kann die Konten beschlagnahmen. Aber das was er bereits für sich bereit gelegt hat, da komm ich nicht mehr dran. Und wenn ich das hier richtig sehe, hat er in der letzten Woche zusammen gerechnet fast 5 Million Dollar abgehoben. Und ich denke mal ich weiß auch wofür er das Geld brauchte.“

Tim klickte mit der Maus… und sofort erschien eine Art Steckbrief mit einem Foto von Tony auf dem Bildschirm. Sinngemäß stand darauf, das es für die lebende Ergreifung von Milena sowie für den Tot des Special Agent Anthony DiNozzo eine Belohnung in Höhe von 4 Mio. Dollar gab.

Jetzt waren alle im Raum sprachlos. Die erste die ihre Stimme wieder fand war Ziva.

„ Oh Gott, jetzt ist jeder noch so kleine Ganove hinter Tony und Milena her.“
Gibbs sah nun rot. Der wollte Tony ans Leder, seinem Agent. Aber da musste er erst einmal an ihm vorbei. Und so einfach ließ sich ein Leroy Jethro Gibbs nicht überrumpeln.

„Tim, nimm sofort Tonys Steckbrief aus dem Internet. Sperre alles was du habhaft werden kannst. Kreditkarten, Handys, Ausweise und was dir sonst noch alles einfällt. Schreib ihn zur Fahndung aus. Für Mord, Entführung, Drogenhandel und Anstiftung zu einem Mord an einem Bundesagenten. Mach ihm das Leben so schwer, wie es nur eben geht. Schick sein Bild an Fornell vom FBI, an die CIA, dem DEA, alle Polizeistationen und auch an Interpol. Ich will das der Bastard nicht mehr einen Schritt machen kann ohne aufzufallen. Lass sein Bild auch öffentlich aushängen und auf Milchtüten drucken. Laßt uns eine Hetzjagd eröffnen.“ Denn wenn er meinem Team mit Krieg droht, dann soll er ihn haben. „Wir schlagen zurück. Und McGee, gut gemacht“

Tim sah ihn an: „Alles werde ich nicht hin bekommen aber ich werde versuchen, soviel wie möglich umzusetzen.“ Mit diesen Worten machte er sich sofort an die Arbeit.
Das ganze Team war schockiert. Ziva lief mittlerweile wieder von Fenster zu Fenster, Tim tippte heftig auf seiner Tastatur, Gibbs hatte sich zu Tony, Milena und Tabitha aufs Sofa gesetzt und strich sich immer wieder frustriert durch die Haare.

„Tja, DiNozzo, wer hätte das gedacht, du bist ja ganz schön was wert!“ sagte Gibbs mit einer Spur von Galgenhumor in der Stimme.

„Boss, er will doch nur mich. Er will euch nicht und Tabitha erst recht nicht. Lass uns mit ihm verhandeln, bring mich hin. Ich krieg das schon hin. Irgendwie!“

Ziva warf Gibbs einen verzweifelten Blick zu. Das Angebot von Tony würde er doch wohl nicht annehmen? Tony war noch nie ein Ass im Nahkampf gewesen und jetzt war er verletzt und konnte noch nicht einmal richtig gehen.

Gibbs sah seinen Stellvertreter lange an, so als wöge seine Chancen ab.

„Tony, selbst wenn du nicht noch verletzt wärst, würde ich dich nicht ausliefern. Das müsstest du doch mittlerweile wissen. Wir bleiben alle hier, hier sind wir sicher. Draußen stehen gute Männer. Er kommt hier nicht an dich oder an Milena heran.“
In diesem Moment schellte plötzlich Tonys Handy. Gibbs schaut auf die Nummer und gab Tim ein Zeichen zur Rückverfolgung.

„Geh ran, Tony“, sagte der Chefermittler dann.

„DiNozzo“, meldete sich Tony.  

„Ahh, Tony, schön wieder einmal Ihre Stimme zu hören. Ich hoffe Ihnen und meiner Enkelin geht es soweit noch gut?“

„Es geht so…“, sagte Tony weiter.

„Und wie geht es Ihrem Bein? Erzählen Sie doch mal?“

Tony ging nicht weiter auf ihn ein. „Was wollen Sie von uns?“

Am anderen Ende war ein Lachen zu hören. „Sie wollen also nicht mit mir Smalltalk betreiben? Gut, wenn Sie nicht wollen, kommen wir gleich zum Thema.“ Im Hintergrund hörte man Stimmen, Geräusche und gedämpftes Gestöhne. Dann wurde das Handy weiter gereicht. Kurz darauf meldete sich eine andere Stimme.

„Junior? Bist du das?“

„DAD? Dad, wie ist das passiert? Bist du verletzt?

„Nein, es geht mir gut. Ich war auf den Weg zu meinem Wagen und dann ging alles ganz schnell. Das nächste, das ich gesehen habe war der Keller hier.“

„Dad, verhalt dich ruhig, wir holen dich da raus.“ sagte sein Sohn.

„Anthony, …...“ weiter kam er nicht, Man hörte ein Handgemenge und dann. „TONY, geh nicht darauf ein, hörst du, geh nicht darauf ein....“ dabei war die Stimme seines Vaters immer leiser geworden. Das Handy hatte scheinbar wieder den Besitzer gewechselt.

„Was haben Sie mit meinem Vater gemacht?“ brüllte der junge Ermittler in das Telefon.

„Tony, Tony, ich denke Sie sind jetzt bereit mit mir zu verhandeln? Ich möchte, das Sie in genau drei Stunden, von jetzt an, mit meiner Enkeltochter zum Washington Monument kommen. Ich werde Sie dort mit ihrem Vater erwarten. Und wir werden dann tauschen.infach tauschen, nicht mehr und nicht weniger. Dann sind wir quitt, Sie können gehen und ich werde Sie nicht weiter behelligen. Und bitte kommen Sie ohne ihr Team, nur damit wir uns  verstanden haben.“ Und damit war die Leitung tot.

„Tim?“ fragte Gibbs „Hast du den Standort ermitteln können.

„Negativ, wahrscheinlich hat er die Leitung über einen Stör-Satelliten laufen lassen. Er muss einen Computerfachmann dabei haben.“ Sagte er bewundernd.

Der grauhaarige Chefermittler warf seinem ersten Mann einen traurigen Blick zu. „Ich hab deinen Vater gestern Abend nach Hause geschickt. Wenn ich nur mit gedacht hätte, dann hätte ich wissen müssen, dass es so endet. Ich hätte ihn mit hierher nehmen müssen…“, fassungslos über sich selber schüttelte der den Kopf. Seine drei Agents waren ebenfalls fassungslos. Gibbs hatte gerade gegen seine eigene Regel verstoßen. *Entschuldige dich niemals, das zeigt nur deine Schwäche*. Dieser Fall musste ihm wirklich an die Nerven gehen.

Tony schluckte: „Schon gut Boss. Das konnte keiner ahnen, auch du nicht. Es hätte auch aus Tims Familie jemand sein können.“

„Nein, du bist sein Fokus, also musste es jemand von dir sein. Und dein Vater war greifbar. So ein Fehler darf nicht noch einmal passieren, das schwör ich euch.“

Gibbs grübelte.

„Ok, wir müssen jetzt überlegen wie wir weiter vorgehen werden. Wir haben nur noch zwei Stunden für die Planung. Ziva, wie sieht es mit deinen Scharfschützenfähigkeiten aus?“

„Gut genug für dieses Schwein.“ Kam es prompt von der brünetten Agentin.

„Gut dann werden du und ich, uns auf die Lauer legen. Die Übergabe soll am Monument  stattfinden. Dort sind immer Touristen. Wir werden also keine direkte Schussbahn haben. Das hat er sich gut ausgedacht. Wir müssen sehen das wir einen Teil der Anlage indirekt...“

„abgesperrt bekommen, in dem wir eine Baustelle aufbauen.“ vollendete McGee grinsend den Satz. „Ich rufe Direktor Vance an und bitte Ihn ein Team dementsprechend auszustatten und zu beauftragen.“

Gut, wenn wir da sind, hältst du dich verdeckt im Hintergrund auf und deckst Tony. Dich hat er bisher noch nicht zu Gesicht gekommen, darum hoffe ich das du unerkannt bleibst. Und nun zu dir Tony.“ Gibbs schluckte und sah seinen ersten Mann an.

„Es tut mir leid, das ich dich verletzt so einem Risiko aussetzen muss, aber solange er Milena nicht hat, seid ihr relativ sicher. Zur eigentlichen Übergabe darf es nicht kommen. Ziva und ich werden seine Helfer.....“

„ rund um Tonys Vater ausschalten und euch den Rücken frei halten.“ vollendete die Brünette seinen Satz.

„Ich will Drabel lebend haben, aber zur Not werden wir ihn auch ausschalten. Wir werden sehen wie es sich entwickelt. Meinst du, du schaffst das?“

„Bekomm ich meine Waffe?“

„Klar ich schick dich doch nicht unbewaffnet auf so eine Mission.“

Tony blickte auf seine friedlich schlafende Tochter runter. Dann nickte er.

„Ich will sie nicht verlieren. Beide nicht. Ich habe zwar nicht das beste Verhältnis zu meinem Vater, aber dieses Schicksal sollte ihm erspart bleiben.“

Gibbs war stolz auf sein Team. Sie ergänzten sich perfekt. „Was ist mit deinem Bein? Soll ich Ducky anrufen damit er dir ein besser wirkendes Schmerzmittel vorbei bringt? Und Tony, sei ehrlich. Es hängt zuviel davon ab.“

Tony überlegte nun wirklich. Sollte er das Schmerzmittel verweigern? Die Tabletten hatte den Schmerz etwas verdrängt, aber bei der kleinsten Bewegung pochte sein Knie aufs Neue. Die Schiene half zwar etwas, aber wenn es hart auf hart kommen würde, wollte er so fit wie möglich sein. Also fasste er sich und ganz DiNozzo untypisch, sagte er: „Ja, lass ihn kommen.“  

Gibbs hob sofort sein Telefon an und wählte die Nummer des Pathologen. Es folgte ein kurzes Gespräch. Und eine halbe Stunde später kamen Ducky und Abbs verdeckt durch die Hintertür herein.

„Was machst du hier Abby?“ fragte Gibbs streng. „Ich wüsste nicht dass ich dich angefordert habe.“

Abby hüpfte von einem Bein auf das andere. „ Es freut mich auch dich zu sehen, Gibbsman und ich bin so froh das es euch allen gut geht. Naja, so halbwegs jedenfalls.“ sagte sie mit einem Blick auf Tony. „Ich hab es im Labor nicht mehr ausgehalten. Diese Ungewissheit hat mich schier verrückt werden lassen. Gibbs, ich habe so ein schlechtes Gefühl bei der Sache, ich konnte nicht mehr anders.“

„Und ich hatte dann ein Einsehen mit ihr und hab sie mit genommen.“ Half Ducky aus.

„Duck, es ist schon gefährlich genug das du hier bist, aber Abby hätten wir außen vor lassen können. Aber jetzt ist sie nun mal hier.“ Und schon verwandelte sich sein grimmiges Gesicht in ein lächelndes und er breitete seine Arme aus und Abby stürzte sich hinein.

„Director Vance hat uns von eurem Plan erzählt. Ducky und ich bleiben hier am PC und über Funk mit euch in Verbindung. Dann sind wir in Sicherheit und bekommen trotzdem alles mit.“
Gibbs sagte nichts, gab ihr nur einen Kuss auf die Stirn und flüsterte ihr zu: „Wenn ich gleich weg bin, kümmere dich ein bisschen um Tabitha. Ja?“. Abby strahlte ihn an und nickte begeistert.

„Ducky kümmere dich bitte erst um DiNozzo.“ Sagte Gibbs und nahm von einem der begleitenden Agents die Waffen im Empfang. Zwei Scharfschützen Gewehre, mehrere Handfeuerwaffen, darunter auch Tonys eigene Waffe sowie einige Messer und für jeden eine Schutzweste.



10. Kapitel


Der Gerichtsmediziner kam mit seiner braunen Arzttasche auf den jungen Agent zu.
„Hallo Anthony, Director Vance hat mir schon berichtet was dich in den nächsten Stunden erwarten wird. Ich habe darauf hin mit deinem Arzt im Krankenhaus Kontakt auf genommen um mir ein Bild machen zu können. Er sagte mir auch, das dein Bruch nicht gut heilen würde und du dir bei dem Überfall eine neue Knieverletzung zugezogen hast. Wie lange ist die Schussverletzung jetzt her? Fünf Wochen?“

Tony schüttelte den Kopf: „Sieben Wochen, Ducky“

„Oh sieben Wochen schon? Mein Gott, wie schnell doch die Zeit vergeht. Da fällt mir gerade ein, ich kannte mal einen Polospieler der sich auch so einen Oberschenkelbruch....“

„Ducky, könnten wir erst hier....“ dabei nickte er runter zu seinem Bein.

„Oh ja, verzeih mir Anthony. Gut, dann mein lieber Junge, lass mal die Hose runter damit ich mir dein Bein ansehen kann.“ Zusammen mit Duckys Hilfe löste er die Schiene und zog seine Hose ein Stück nach unten. Die OP Narbe verheilt gut?“ Tony nickte. Wie automatisiert wanderte seine Hand zu der Narbe und legte sich schützend darüber. In dem Moment betrat Abby den Raum.

„TONYYYYY ich hab dich schon überall gesucht.“ rief sie und sprang lachend auf ihn zu. Dann entdeckte sie sein Knie und bremste abrupt ab. „Oh mein Gott Tony, das sieht ja schlimm aus. Damit kannst du nicht an dem Einsatz teilnehmen.“ Staunend stand sie vor ihm. Tony schmiss nun zum ersten mal seit dem Krankenhaus einen Blick auf sein Knie. Was er dort sah, lies auch ihn schlucken. Gut sah das wirklich nicht aus. Das Knie war dunkelblau verfärbt und dick angeschwollen.

Vorsichtig um ihm nicht noch mehr Schmerzen zu bereiten, glitten die Finger des Arztes über das verletzte Gelenk. Trotzdem verzog der junge Agent hier und da sein Gesicht, wenn der Arzt eine besonders empfindliche Stelle berührte. Während der gesamten Prozedur, hielt Abby Tonys Hand fest umklammert und verzog mitfühlend ihr Gesicht.

„Ohh das sieht aber nicht gut aus. Tja, dein Arzt hatte mir schon so was prophezeit. Bänder, Kniescheibe und Meniskus….dazu der kaum verheilte Bruch. Du hättest im Krankenhaus bleiben sollen, Anthony.“ Resigniert half der Pathologe ihm wieder in Hose und Schiene. „Also in Absprache mit deinem Arzt hab ich ein Mittel dabei, das auf Morphium Basis wirkt. Schlag schon einmal deinen Ärmel hoch. Denn, damit es sofort seine Wirkung entfalten kann muss ich es dir in die Vene spritzen.“

„Hooohhh halt, von Morphium hab ich noch nie was Gutes gehört. Wie sieht das mit den Nebenwirkungen aus? Bin ich noch Herr meiner Sinne? Kann ich logisch denken? Und zur Not meine Waffe bedienen? Das müssen wir vorher erst klären, sonst geht es auch ohne.“ Sagte Tony und hatte als Zeichen seiner Abwehr die Arme vor der Brust verschränkt.

„Das brauchst du alles nicht befürchten. Dein Kopf wird klar sein, nur dein Nervenkostüm wird etwas auf Eis gelegt. Und das heißt dann wieder das du keine bzw. kaum Schmerzen spüren wirst. Allerdings hält die Wirkung nur drei maximal vier Stunden an. Aber das dürfte ja reichen.“

„Kann ich in der Zeit schmerzfrei auftreten?“

„Ich denke ja, aber ich würde dir das nur im äußersten Notfall empfehlen. Ich möchte nicht das sich deine Verletzung noch verschlimmert.“

Tony krempelte seinen Hemdärmel hoch und Ducky injizierte ihm das Mittel direkt in die Blutbahn. Nur Minuten später setzte die Wirkung ein und er merkte wie der Schmerz zurück gedrängt wurde.

Abby beobachtete ihren Tiger ganz genau. Seine zerfurchte Stirn glättete sich langsam. Tony hatte seinen Kopf in den Nacken gelegt und lächelte als er Abbs Finger auf seiner Stirn spürte. „Ich lass dich jetzt mal ein bisschen alleine und seh mal nach deiner Tochter.“ Sagte sie und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

Ziva stand bei Gibbs und blickte während Duckys Untersuchung immer wieder zu Tony. Eigentlich wollte sie das Gewehr auf ihre Bedürfnisse einstellen, aber so richtig bei der Sache war sie nicht.

„Geh schon zu ihm, das kannst du auch gleich noch machen“, sagte Gibbs verständnisvoll.

Der Arzt war mittlerweile fertig und spritzte DiNozzo gerade das Schmerzmittel. Ziva legte die Waffe auf den Tisch und ging zum Sofa. Ducky sah auf.
„Ziva, meine Liebe. Jethro sagte mir du wärst auch verletzt? Brauchst du was?“

„Nein Danke. Mir geht’s gut. Es ist wirklich nur ein Kratzer. Ich spüre ihn schon gar nicht mehr.“ Um ihm zu zeigen dass das auch stimmte, wackelte sie mit ihrem Arm. „Ich will nur kurz mit Tony reden.“ Sagte sie und ging weiter auf das Sofa zu.

Tony hatte sich mittlerweile auf der Couch ausgestreckt. Seine Augen waren geschlossen. Er machte einen ruhigen Eindruck. Nur das leichte zucken seiner Wangenmuskulatur zeigte an das er nicht so entspannt war, wie er wirkte.

„Hey“, sagte Ziva und da öffneten sich grüne Augen. Sie setzte sich neben ihm auf die Couch, nahm seine Hand in ihre und schaute auf diese. Sie war groß aber schmal und die Finger waren sehr lang und schlank. Sie liebte es die Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger zu liebkosen. Das zauberte bei ihm immer ein Lächeln ins Gesicht. So auch heute. Wenn sie an die nächsten Stunden dachte, lief ihr ein kalter Schauer den Rücken runter. Sie zeigte nicht gerne Schwäche oder Gefühle. Bei Tony war das anders. Wenn sie mit ihm über Ihre Gefühle sprach, fühlte es sich richtig an.

„Ich habe Angst, Tony. Angst um dich, um Milena und sogar um deinen Vater. Ich weiß nicht ob es Gibbs und mir gelingen wird alle  Komplizen auszuschalten. Und dann ist da noch der Internetaufruf zu deinem Mord. Was ist wenn dich irgend so ein kleiner Ganove erkennt und dich hinterrücks umbringt. Tim hat die Anzeige zwar entfernt, aber wir wissen nicht wie lange sie schon im Netz stand.“

„Bambino wird mir den Rücken frei halten und du wirst die andere Seite gut beschützen. Was soll da noch geschehen?“ fragte Tony und setzte sein schönstes DiNozzo Grinsen auf.  

„Ich weiß es nicht und genau das macht mir zu schaffen. Ich bin es gewohnt gefährliche Einsätze auszuführen. Aber da hatte ich auch noch nie jemanden um den ich mich sorgen muss. Nun ist alles anders geworden.“

„Ziva, es wird nichts passieren. Es wird genauso ablaufen wie Gibbs sagte. Wir nehmen Drabel gefangen und befreien meinen Vater. Na komm schon, wo ist meine kleine Ninja? Kommt sie freiwillig raus, oder muss ich sie holen?“ Er sah seiner Verlobten in ihre schokoladenfarbenen Augen und küsste sie zärtlich.
„Wenn das alles vorbei ist, dann machen wir Urlaub, Ziva. Nur wir beide.“ Dann fiel sein Blick auf Milena die mit ihrer Puppe im Arm so verloren aus sah. „Vielleicht aber auch zu dritt, wir werden sehen. Und dann können wir über unsere Hochzeit, über Mias Adoption und deine Familie in Ruhe sprechen. Versprochen.“

Ziva drückte sich noch einmal in seine Arme und im aufstehen fasste sie ihre Haare zu einem festen Zopf zusammen, der ihr bei der Arbeit nicht im Weg seien würde. Sie blieb noch kurz bei ihm stehen, beugte sich runter und flüsterte in sein Ohr: „Pass ja auf deinen Hintern auf. Ich liebe deinen Pelzarsch!“ und damit drehte sie sich um und widmete sich ganz der Aufgabe die vor ihr lag.

Eine halbe Stunde später waren alle Vorbereitungen getroffen und der Zeitpunkt der Übergabe stand kurz bevor. Director Vance hatte sich vor kurzem noch via Videokonferenz gemeldet und dem Team ein gutes Gelingen gewünscht. Nun waren sie Aufbruch bereit. Abby und Ducky verabschiedeten sich von jedem. Wobei Abby ein bisschen länger bei Tim verweilte. Als sich das Team zu den Wagen begab, zog der Pathologe die quirlige Kriminaltechnikerin wieder in seine Arme. „Oh Abigail, nicht schon wieder weinen. Es wird alles gut gehen du wirst sehen und schneller als du denkst hältst du deinen Timothy wieder in den Armen.“ Doch Abby lies sich so schnell nicht von ihrem schlechten Bauchgefühl abbringen.

„Irgendwas wird heute noch geschehen, Ducky, ich fühle es. Irgendwas wird noch geschehen.“ Diesen Satz wiederholte sie wie in Mantra, während ihr Schminke und Tränen über die Wangen liefen.

Das Team fuhr getrennt zum Washington Monument. Ziva und Gibbs wurden in einiger Entfernung raus gelassen. Sie wollten in einem hochgelegenen alten Fabrikgebäude ihren Stützpunkt beziehen. Tim war bereits mit einem Touristenbus vorgefahren. Das war am unauffälligsten und so konnte er schon einmal die Umgebung sichten. Tony und Milena wurden in einem Taxi, der Fahrer war allerdings ein Agent, zum Washington Monument gefahren. Mit dem Wagen konnten sie bis fast an den Obelisken ran fahren. Milena hatte die ganze Fahrt über kaum gesprochen. Sie verstand noch nicht was genau vorging, aber sie konnte die allgemeine Anspannung spüren. Und das machte ihr Angst. Außerdem hatte Miss Wearly ihr gesagt das sie lieb und artig sein sollte und auf alle Fälle immer auf ihren Vater hören sollte. In den letzten Minuten hatte sie immer wieder ängstlich in Tonys Richtung gesehen. Es war als wenn sie etwas sagen wollte sich aber nicht traute.

„Mia“, sagte Tony, „Was ist, willst du mir erzählen was dich bedrückt?“

„Ich will nicht weg von euch?“

„Wer sagt denn das du weg musst?“

„Ich habe gehört wie Onkel Jethro gesagt hat, das der böse Mann deinen Vater hat aber mich will. Ich will aber nicht zu ihm. Willst du denn unbedingt deinen Vater wieder haben oder kannst du nicht dafür mich behalten? Ich mag dich.“ Dabei sah sie ihn zaghaft an.
Tony konnte sich nun ein Lächeln nicht mehr verkneifen.

„Ich hab dich doch auch lieb, Mia aber meinen Vater auf irgendeine Weise auch. Und wir tun nur so als wenn wir dich, gegen ihn austauschen. In Wirklichkeit soll der böse Mann keinen von euch beiden haben. Wir fahren nachher alle zusammen wieder nach Hause und du kannst dann deinen Grandpa kennen lernen. Was sagst du dazu?“ versuchte er sie etwas abzulenken.

„Oh ich habe auch einen Opa?“

„Klar…mein Vater ist dein Opa, und du hast auch zwei Onkel, eine Tante und Ziva und mich. Reicht dir das fürs erste?“ Sie nickte begeistert. Doch Tony wurde nun wieder ernst.
„Pass auf Mia, wenn wir gleich ankommen, dann musst du immer bei mir bleiben. Und wenn ich sage „Lauf“ dann läufst du so schnell du kannst weg. Und wenn ich sage „auf den Boden“ dann lässt du dich fallen. OK?“

„MMMHHhhmmmm“

„Ist das ein Ja?“

„Daddy, aber ich will dich nicht alleine lassen!“

„Mia, wenn ich sage LAUF, dann machst du das auch. Hast du mich verstanden? Das ist für uns alle sehr wichtig.“

„Okay“, kam es da niedergeschlagen von seiner Tochter. „Aber wo soll ich denn hin rennen?“

„Auf alle Fälle weg von mir und dem bösem Mann. Wenn du Onkel Tim siehst, dann rennst du zu ihm. Wenn nicht, renn einfach weg und such dir einen Polizisten. Und dann sagst du wie du heißt und das du zum NCIS willst. Zu Jethro Gibbs. Kannst du das behalten? Sie sah ihn an, holte tief Luft und sprach ihm nach.

Plötzlich klopfte es an der Trennscheibe zur Fahrgastzelle. Der Fahrer sagte durch die Gegensprechanlage: „Machen Sie sich bereit, wir sind gleich da, Agent DiNozzo.“
Tony nickte im zu. Er spürte wieder den vertrauten Druck seiner Waffe, die an der gewohnten Stelle unter seiner Achsel hing. Dann fuhren seine Finger über die Schutzweste die er unter seiner normalen Jacke trug. Auch Mia trug so eine Weste. Sie hatten die kleinste besorgt die zu finden war, aber auch diese war ihr noch viel zu groß. Sie mussten Ihr die Weste mit Klebeband verschließen, da die Klettverschlüsse nicht passten. Aber nun saß sie einiger maßen und Ihr Körper war bis zu den Knien geschützt. Da sie einen Kindermantel aus Teddyplüsch trug fiel auch die Länge nicht auf.

„Wir sind da“, sagte da der Fahrer. „Tun Sie so als wenn Sie mich bezahlen würden.“

Tony tat es, nahm seine Krücken und stieg zusammen mit Milena aus. Gemeinsam gingen sie in Richtung Obelisk. Der junge Ermittler blickte einmal in die Runde. Die Idee mit der gestellten Baustelle schien zu glücken. Der Obelisk war teilweise mit roten Flatterband abgesperrt, Nur wenige Touristen befanden sich in unmittelbarer Reichweite.

Tapfer lief Mia neben ihren Vater her. Er hätte sie gerne an die Hand genommen, aber er brauchte seine Hände um sich selbst fort zu bewegen.
„Du musst ganz nah bei mir bleiben, hörst du?“

„Ja, Daddy“ kam es zaghaft und sie stampfte neben ihm her. Ihre Puppe wieder fest an ihre Brust gepresst.

Tony griff in seine Brusttasche und setzte die Brille, mit eingebauter Kamera auf. In seinem rechten Ohr steckte ein Micro. So waren sie alle miteinander verbunden.
Plötzlich vernahm er Gibbs Stimme.

„DiNozzo, McGee? Könnt ihr schon was sehen?“

„Negativ, Boss“ kam es fast gleichzeitig von den beiden Agents.

„Ziva und ich haben auch noch nicht ausfindig machen.... Moment da tut sich jetzt was. Ein hellblauer Lieferwagen, auf 13 Uhr, Tony?

„Ich sehe ihn Boss. Kannst du Drabel ausmachen?“

Da schaltete sich Ziva in das Gespräch ein. „Gibbs, er kommt jetzt raus. Das muss er sein, der mit dem Hut. Ich sehe auch deinen Vater, Tony. Es scheint ihm gut zugehen. Sie kommen jetzt auf euch zu.“

„Wie viele Kumpane siehst du noch?“ fragte Tony.

„Vier, nein fünf.“ sagte Gibbs. „Ziva, sobald er in Tonys Sichtweite ist, erledigen wir seine Komplizen. Verstanden!“

„Geht klar.“ Gibbs fing leise an zu zählen. Eins, zwei, drei, … Dazu hörte Tony das leise Ploppen der Schalldämpfer. Unbewusst zählte er selber mit.
„Auftrag ausgeführt, der Rest liegt jetzt bei euch.“ sagt Gibbs. „Wir beobachten weiter und schalten ihn zur Not von hier aus aus. Rette deinen Vater, DiNozzo.“

„Achtung Tony, er kommt jetzt direkt auf dich zu.“ meldete sich Tim.

„Ok Bambino, ich sehe ihn.“ Jetzt konnte er auch seinen Vater sehen. Es schien ihm so gut zu gehen. Tony und Milena standen unbeweglich und warteten. Drabel kam immer näher, verbarg sich aber hinter DiNozzo Senior.

„Dad? Alles Okay mit dir?“ rief der junge Agent seinem Vater zu.

„Ja Junior, mir geht es gut. Allerdings spüre ich eine Waffe im Genick.“

„Was passiert jetzt?“

„Tony, Tony, Tony. Sie haben mir übel mitgespielt, wissen sie das?. Meine Konten gesperrt. Ich habe keinerlei Zugriff mehr.  Meine Organisation... nur noch Schall und Rauch.“ Mann hörte ein leises lachen. Dann wurde sein Vater ein Stück nach vorne gestoßen.  
„Aber ich mache mir nichts aus Geld und die Leitung der Firma hatte ich schon lange meinem Nachfolger versprochen. Sie sehen also, ich werde in Zukunft viel Zeit haben, mich um meine Enkeltochter zu kümmern. Sie müssen mir glauben, ich war sehr geschockt als ich hörte, das meine Tochter tot sei. So war das nicht geplant. Wissen Sie, ich habe den Killer auf ihrem Nichtsnutz von einem Ehemann, angesetzt. Er sollte mir Sarah ZURÜCKBRINGEN.  Nicht töten. Sie sehen, man findet heute einfach kein gutes Personal mehr. Alles muss man selber machen.“ Jetzt trat er etwas aus dem Schatten von Tonys Vater hervor. „Aber nun ist alles wieder okay. Denn ich weiß, das meine Tochter ein Kind hatte. Hallo Milena, ich bin dein Opa.“

„Du bist nicht mein Opa, du bist der böser Mann. Das da ist mein Opa.“ piepst Mia. Tony zog sie wieder hinter sich.

„Egal, wir werden uns schon an einander gewöhnen. Und jetzt wenn ich bitten darf schicken sie sie zu mir.“

„Nie!“

„Wie? Sie sind nicht in der Lage zu verhandeln. Schicken SIE SIE ZU MIR.“ schrie er ihm entgegen.

„Schicken sie erst meinem Vater her.“ Noch immer hielt Drabel Tony Senior wie ein Schutzschild vor sich.

„Erst wenn das Kind hier ist. Sonst töte ich uns alle und alle in unserer Umgebung.“ Sagte er hasserfüllt.

Tony beugte sich zu Mia runter. „Weisst du noch was wir besprochen haben?“ flüsterte er ihr zu und Mia nickte. Dann nahm er sie so weit es ihm möglich war in die Arme. „Geh“, sagte er.

*****

Gibbs und Ziva hatten bisher noch keine Chance auf eine freie Schussbahn gehabt. Aber sie hatten beobachten können das ein NCIS Team sich der ausgeschalteten Komplizen angenommen hatte. Tim hatte sich unauffällig immer näher an Tony heran geschlichen. Dann beobachteten alle wie sich das kleine Mädchen langsam auf Drabel zu bewegte.

*****

Abby, Tabitha und Ducky, die durch Tonys Brille alles mitbekamen, hielten den Atem an. Tab fuhr sich durch die Haare. „Das kann er doch nicht zulassen?“

„Mein Tiger, lässt das auch nicht zu. Und Gibbsman schon gar nicht.“ rief Abbs aufgebracht. Sie hatte sich schon fast alle Nägel abgekaut. Diese Spannung brachte sie um. Der Pathologe stand hinter ihr und hatte ihr zur Beruhigung eine Hand auf die Schulter gelegt.
„Sie schaffen das schon, Abigail.“

„Ja“ seufzte sie. „Sie müssen es schaffen.“

*****

Mia hatte schon fast die Hälfte des Weges hinter sich. Tonys Vater war ebenfalls auf dem Weg. Nur war er viel schneller als sie und schon fast bei seinem Sohn angekommen.

*****

Gibbs nickte Ziva zu. Die Bahn war frei.

*****
Drabel bemerkte plötzlich das Milena immer langsamer wurde, außerdem hatte er schon länger keinen Kontakt mehr zu seinen Männern gehabt. Irgendwas stimmte hier nicht. Er richtete seine Waffe auf Tony. „Sagen Sie ihr, Sie soll sich beeilen, sonst garantiere ich für nichts mehr.“ Dabei öffnete er etwas seinen Mantel und ließ Tony einen Blick auf die Bombe werfen, die er am Körper trug. Gleichzeitig schrie er Milena zu: „Komm schneller“.

*****

Dann passierte alles gleichzeitig. Tony schrie „LAUF“, Mia rannte so schnell sie konnte in die nächste Menschenmenge. Im gleichen Augenblick schrie er in das Micro. „Bombe Boss, Drabel trägt eine Bombe.“

*****

McGee war nur noch weinige Meter vom Obelisken entfernt. Er hatte seine Hand bereits an der Waffe. Er sah das Tony etwas ins Mirco schrie. Aber bei ihm kam nur noch statisches Rauschen an. „Störsender“, war sein erster Gedanke. Die Störungen waren schon die ganze Zeit da, aber jetzt wo Drabel so nah an Tony stand, konnte er fast nichts mehr verstehen und dann war das Micro tot.

*****

Gibbs fuhr sich ans Ohr, was war das gewesen? War das Tony? „DiNozzo, meld dich. Was  ist da los bei euch? McGee, Meldung.“ Doch die Leitung war Tot. Jetzt mußte er eine Entscheidung treffen und er nickte Ziva zu. Fast gleichzeitig schossen sie, sahen Drabel fallen und im nächsten Moment erschütterte eine Explosion den Ort des Geschehens.  Ziva keuchte auf. Angst machte sich in ihr breit. „Tony, TONY?“ rief sie in ihr Micro. Doch sie erhielt keine Antwort. Hatten sie zu lange gewartet? War ihr Schuß zu spät gekommen? Und woher kam plötzlich die Bombe?

*****

DiNozzo Senior wurde noch bevor er den Knall hörte von der Druckwelle erfasst und riss im Fallen seinen Sohn mit um. Dann brach Panik aus. Überall schrien Menschen.  Alles rannte wie wirr durch die Gegend.

*****
Tony hatte ´Bombe´ins Mirco geschrien. Scheinbar aber nicht mehr rechtzeitig genug. Der junge Mann hörte das leise Ploppen der Gewehre und dann wurde sein Vater von der Druckwelle der Explosion erfasst. Die Kugel die ihn traf spürte Tony nicht mehr, denn um ihn herum wurde es schlagartig dunkel.

*****

Tim versuchte sich gegen den Strom zu stellen um zu Tony zu gelangen. Bisher wusste noch keiner genau was passiert war.




11. Kapitel

„Nein, nein, nein“ sagte Abby immer wieder. „Ducky, nein, nein, nein.... das kann doch nicht sein. Ich hatte von Anfang an ein schlechtes Gefühl bei der Sache“,  weinend saß sie vor dem dunklen Bildschirm. Sie hatten noch die Schießerei mitbekommen, gesehen wie Drabel schoss und fast gleichzeitig von zwei Kugeln getroffen wurde. Dann hatten sie die beiden Tonys zu Boden gehen sehen, etwas war explodiert und dann war es dunkel geworden. Tony musste bei der Wucht der Explosion wohl seine Brille verloren haben. Warum allerdings auch das Micro ausgefallen war, konnte sie nicht sagen. Sie konnten nicht anderes tun als warten. Tabitha stand aufgewühlt am Fenster und betete das keinem was passiert war.

*****

Ziva und Gibbs waren mittlerweile auf dem Weg zum Tatort. Der Chefermittler hatte sofort, nach dem das Micro ausgefallen war, via Handy ein anderes Team zwecks Übernahme angefordert.
Tim hatte es endlich geschafft zum Tatort vorzudringen. Dabei musste er sich geben die davon rennenden Touristen stellen. Von Milena sah er nichts, aber er sah DiNozzo Senior, der halb über seinen Sohn lag. Nun trafen auch Gibbs und Ziva ein. Tim wollte Drabels Lebenszeichen überprüfen. Aber von der Leiche war nach der Explosion, so gut wie nichts über geblieben.
Ziva fiel neben den beiden Tonys auf die Knie.
Das Bild das sich den drei Agents bot, war wie aus einem Horrorstreifen. Tony lag ausgestreckt auf dem Boden und rund um seinen Kopf sammelte sich Blut.

Gibbs erstarrte, sein Blick fiel auf Tony. „Wie bei Kate“, waren seine Gedanken. Er hatte das Gefühl sein Innerstes würde sich umkrempeln. Er wollte nicht schon wieder einen seiner Leute verlieren und schon gar nicht Tony. Er  bemerkte das seine Augen feucht wurden, doch er konnte so gar nichts dagegen tun. Immer wieder kamen ihm die Bilder von Kate Tod in den Sinn. Wie sie zusammen über das Dach gerannt waren. Wie sie sich vor ihm geschmissen hatte und mit ihre Schutzweste die Kugel, die für ihn bestimmt war, aufgefangen hatte. Wie sie sich lächelnd wieder aufgerichtet hatte nur um Sekunden später von einer zweiten Kugel in den Kopf getroffen zu werden. Der Schuss damals war glatt durch gegangen und hatte Tonys Gesicht mit ihrem Blut bespritzt. Er konnte sich noch genau an den verlorenen Blick seines Ersten erinnern, aus dunkel umrandeten Augen und holen Wangen. Er war noch lange nicht fit genug für so einen Einsatz gewesen, hatte damals noch mit den Nachwirkungen der Lungenpest gekämpft. Und doch hatte Gibbs ihn mitgenommen, weil er ihn dann besser unter Kontrolle hatte. Doch in Wirklichkeit hatte er es selbst gar nicht erwarten können das DiNozzo zurück kam. Er fehlt im Team an allen Ecken und Enden. Er vermisste die kleinen Streitigkeiten zwischen Tony und Kate, seine Streiche gegen McGee und auch die Kopfnüsse die er ihm immer gab. Kurz um er hatte den jungen Mann vermisst und war froh gewesen das er sich entschieden hatte vor Ablauf seiner Krankschreibung  zurück in den Dienst zu treten. Doch plötzlich riss Ziva ihn aus der Erstarrung. Sie hatte Tonys Puls gesucht und gefunden. Schwach, kaum spürbar aber doch da.

„Er lebt, Gibbs. Tony lebt noch, ruf einen Krankenwagen.“ Rief sie ihm zu, zog ihre Jacke aus und versuchte damit vorsichtig die Blutung an seinem Kopf zu stillen. Dabei redete sie die ganze Zeit auf ihrem Verlobten ein. „Kannst du mich hören Schatz, es wird alles wieder gut. Wir haben Drabel und Mia lebt, ihr ist nichts passiert. Tony, hey, du musste das hier schafften hörst du.. Denk an deine Tochter. Sie hat jetzt nur noch dich...“ Dabei war ihre Stimme immer leiser geworden bis sie fast nicht mehr zu hören war.

Jetzt war seine Erstarrung gebrochen und der Chefermittler zückte sein Handy, wählte den Notruf und brüllte in den Hörer:„Bundesagent angeschossen, Wir brauchen hier SOFORT einen Krankenwagen.“

Mittlerweile war auch Tonys Vater wieder aufgewacht. Mit Gibbs hilfe setzte er sich auf. Außer ein paar leichte Abschürfungen von dem Sturz, hatte er keine Verletzungen davon getragen. Er fasste sich an die Stirn.

„Was ist geschehen? Mein Sohn?“ Dabei sah er sich hektisch nach ihm um.

„Er wurde getroffen, aber er lebt. Mehr kann ich auch noch nicht sagen.“ sagte Gibbs.
„Brauchen Sie einen Arzt Mr. DiNozzo?“

„Nein, nein, mir geht es gut. Drabel hat sich vorbildlich wie in Gentleman benommen. Ich wurde gut gehandelt.“ Dann fiel ihm plötzlich das kleine Mädchen wieder ein. Sein Enkelin. Das erste Zusammentreffen hatte er sich anders vorgestellt.
„Habt ihr das Kind gesehen?“ fragte er.

Jetzt waren Sirenen zu hören. Mehrere Krankenwagen und die Feuerwehr bahnten sich ihren Weg durch die auf geschreckte Menschenmenge. Ein paar leichte Verletzungen waren durch herum fliegende Splitter entstanden. Und einige Touristen saßen mit einem Schock auf dem Boden. Aber um einen größeren Schaden zu verursachen, war die Detonation zu klein gewesen. Die Bombe die sich Drabel an den Körper gebunden hatte, sollte seine Lebensversicherung sein, doch sie hatte im Endeffekt genau umgekehrt funktioniert.

Ein Notarzt Team kam auf sie zu gerannt.
„Was gibt’s?“

„Schussverletzung“, stammelte Ziva.

„OK, Mam. Mein Name ist Jack und meinen Kollegen hier, können Sie Marc nennen. Sie müssen ihn jetzt bitte los lassen und etwas zurück treten, damit wir unsere Arbeit tun können.“

Schweren Herzens tat sie was der Notarzt sagte. Eine einzelne Träne lief ihr über die Wange. Plötzlich stand Tonys Vater neben ihr und nahm sie in den Arm. Zusammen sahen sie dem Notfallteam bei DiNozzos Erstversorgung zu.
Die beiden Sanitäter waren ein eingespieltes Team. Während der eine die Kopfwunde behandelte und einen Druckverband anlegte, legte der andere Tony einen IV Anschluss und schloss ihn an diverse Geräte an. Sie rissen Tonys Jacke auf und zogen seine Schutzweste herunter. Sie klebten ihm Messpunkte auf die nackte Brust. Dann wurde er auf eine Bahre gelegt und schnellstens zum Rettungswagen gebracht.
„Wenn Sie wollen kann einer mitfahren“, rief Jack ihnen zu. Ziva sah kurz zu Gibbs. Und dieser nickte ihr zu. Sie lies Tonys Vater los und rannte zum Wagen. Dann schlossen sich die Türen und sie fuhren mit Blaulicht los.

Gibbs stand immer noch wortlos da. DiNozzo Senior kam langsam auf ihn zu.

„Mister DiNozzo? Wir müssen Milena suchen.“

„Ja, Ja, Sie haben recht. Kommen Sie, Sie ist in diese Richtung weg gerannt.“ Sagte Tonys Vater.

„Tim, du fährst zum Versteck und bringst Abbs und Ducky zum Bethesda. Kümmere dich ein bisschen um Abby, sie wird mit den Nerven am ende sein. Tabitha soll im Navy Yard auf mich warten. Wenn wir Mia hier nicht finden, dann müsste sie nach Tonys Plan dort auftauchen. Sie soll sich ihrer annehmen, sollte die Kleine schneller seien als wir.“

Während McGee sich auf den Weg machte, suchten Gibbs und Anthony Senior die Gegend nach Mia ab. Doch finden konnten sie sie nicht. Sie konnten nur hoffen, dass die Kleine sich an alles erinnern konnte und dies auch anwendete.

Milena rannte immer noch. Sie hatte das Monument schon lange hinter sich gelassen. Aber die Angst saß noch zu tief und sie hatte auch noch keinen Polizisten gefunden. Irgendwann hatte sie ihre Puppe verloren. Sie hatte kurz überlegt um zu drehen und sie zu suchen, sich dann aber an die Anweisung ihre Vaters erinnert. Sie sollte so schnell als möglich zum Yard zurück. Also hatte sie schweren Herzens ihre Puppe aufgegeben und sich weinend wieder aufgerafft. Sie passte kaum noch auf wo sie hin rannte. Bis sie plötzlich mit jemanden zusammenstieß. Zwei große Hände packten sie und hinteren sie daran zu fallen.

„Hoppla, junge Dame. Wohin denn so eilig?“ hörte sie eine freundliche Männerstimme fragen. Verwirrt blickte sie hoch. Der Mann war schon alt. Er hatte so graue Haare wie der Boss ihres Vaters.

„Sind Sie ein Polizist?“ fragte sie.

„Nein, aber suchst du einen?“

„Ich brauch sofort einen Polizisten. Mein Daddy sagt ich soll einen suchen.“ sie seufzte. „Dann muss ich jetzt weiter.“ Sie wollte gerade weiter rennen, aber der Mann lies sie nicht los.

„Warte mal. Warum sollst du zur Polizei?“ Er war neugierig geworden. Außerdem erinnerte die Kleine ihn stark an seine eigene Tochter als sie in diesem Alter gewesen war.

„Der Böse Mann hat meinen Opa und mein Daddy ist ein Agent und er hat gesagt Lauf und ich bin gelaufen. Ich muss zu Onkel Jethro zum NCIS Hauptquartier.“ Das war der Text den sie auswendig gelernt hatte. Sie schluckte. „Und ich hab meine Puppe verloren und mein Daddy......“ Jetzt weinte sie rettungslos.

„Na komm, ich werde zwar nicht schlau aus deiner Geschichte aber ich bring dich zur Polizeiwache an der nächsten Ecke. Dann kannst du denen alles in Ruhe erzählen.“

Nach einiger Zeit brachen Gibbs und Tony Senior ihre Suche nach Mia auf.
„Wir können jetzt nur hoffen das Sie sich zu helfen weiß und zum HQ kommt.“ sagte Gibbs und Anthony Senior nickte bestätigend.

„Gut dann würde ich sagen, trennen wir uns. Ich fahre zum HQ und Sie fahren zu Ziva und Tony ins Bethesda.“ Gibbs nickte dem älteren Mann zu. Im Endeffekt wollte er auch nichts anderes, als zu Tony ins Krankenhaus. Sich Gewissheit verschaffen das sein Stellvertreter überleben würde. Aber vorher musste er ins Yard. Tabitha und hoffentlich auch Milena abholen.

„Ja, ich muss wissen wie es meinem Sohn geht!“ sagte er und rannte schon zu einem Taxi.

Ziva war in die linke Ecke des Krankenwagens verbannt worden. Sie hatte ihre Hand auf Tonys Unterschenkel liegen. Sie wollte einfach den Kontakt mit ihm nicht verlieren. Die beiden Sanitäter kümmerten sich immer noch um die Schusswunde. Die Apparate piepsten mal schneller dann wieder langsamer.
Jack griff an ihr vorbei nach dem Funkgerät.

„Hier R1 an Bethesda.“ Man hörte ein statisches Rauschen. Doch dann.

„Bethesda hört“

„Wir haben hier einen Bundesagenten mit Schussverletzung. Ihr solltet einen OP Raum bereit halten. Sein Blutdruck ist aufgrund des Blutverlustes instabil. Wir haben ihm schon Plasma und Adrenalin gegeben. Die Werte sind aber immer noch im unteren Bereich. Wir sind in schätzungsweise fünf....“ doch weiter kam er nicht, weil plötzlich nur noch ein durchgehendes Piepen zu hören war.

„Scheiße, Bethesda, Herzstillstand. Wir reanimieren.“ damit lies er das Funkgerät fallen und gab seinem Kollegen genauste Anweisungen. Der Defibilator wurde aufgeladen.
„150 und zurück treten.“ Schlagartig zog Ziva ihre Hand zurück. ZACK Tonys Körper beugte sich auf. Tom sah zum EKG.
„Immer noch Nulllinie. 250, zurück treten.“ ZACK, der nächste Stromstoß fuhr durch den Körper des verletzten Agents.

Für Ziva war die Welt stehen geblieben. Sollte es das gewesen sein? Sollte es so enden. Tony durfte nicht sterben. Gibbs würde es nicht zu lassen. Hätte sie doch nur darauf bestanden das der Chefermittler mit Tony fuhr. Aber sie wusste auch so das dass nichts hätte ändern können. Selbst wenn er das hier überleben würde. Was hatte die Kugel angerichtet. Welches Zentrum hatte sie getroffen und was war beschädigt? Würde er für den Rest seines Lebens ans Bett gefesselt sein, nicht gehen und sprechen können? Sie hatte diese Art der Verletzung schon bei ein paar ihrer Mossad Kollegen gesehen. Starke Männer und nach einer kleine Kugel nur noch sabbernde Stücke Fleisch. Nur am Rande bekam sie mit das Marc zwischen Toms Stromstößen mit der Herz-Lungenmassage begonnen hatte.

„Das reicht Jack, das wird nichts mehr.“ sagte er zwischen zwei Atemstößen. „Jack, hör auf. Hörst du.“

„Nein“, rief dieser. „In meinem Wagen stirbt mir während meiner Schicht keiner, das lass ich nicht zu. Ich lass mir doch meinem Feierabend heute nicht vermiesen. Einmal noch, Marc. Los, aufladen auf 300, jetzt, zurück treten.“ ZACK wieder beugte sich Tonys Körper hoch. Jack sah zur EKG Anzeige. Nullinie.

„Scheiße..“ , er wollte gerade seine Hand ausstrecken um den lästigen Piepton auszuschalten. Als plötzlich.. piep,,,,,,,,,,,piep.......piep, piep, piep. Jack sah Ziva an. „Wir haben ihn wieder Miss, hören Sie? Er ist wieder da.“ Dabei klopfte er begeistert seinem Kollegen auf die Schulter.
Ziva konnte es kaum fassen. Tony hatte es wirklich geschafft.

Der Wagen hielt und die Türen wurden aufgerissen. Dann ging alles ganz schnell. Tony wurde raus gehoben und in einen Schockraum gebracht. Ziva die hinterher wollte wurde von einer Schwester daran gehindert und zu einem Warteraum gebracht.

„Miss, setzen Sie sich. Sobald man was genaues weiß, wird man Sie informieren. Sie sind wer?“

Ziva schluckte. Sie hatte das Gefühl ein Deja Vue zu erleben. Es war genau wie beim letzten mal. Wieder saß sie auf einem weißen Plastikstuhl im Krankenhaus und wartete.

„Miss?“ Endlich erwachte sie. „Miss, wie heißen Sie und wie stehen Sie zu Agent DiNozzo?“

„Oh, mein Name ist Ziva David, Special Agent vom NCIS und ich bin seine Koll..... nein, ich bin seine Verlobte.“ Dabei spielte sie die ganze Zeit Gedanken verloren mit ihrem Ring.

„Ok, Miss David. Sobald wir was wissen schicke ich einen Arzt zu ihnen. Kommen Sie solange klar?“ besorgt sah sie die junge Agentin an. „Soll ich noch jemanden informieren?“

„Nein, es wissen schon alle bescheid und sind auf dem Weg hier her.“ Und genau in dem Moment kamen auch McGee mit Abby und Ducky an. Abby war, wie nicht anders zu erwarten, vollkommen aufgelöst. Jetzt hieß es wieder einmal warten.

*****
An der Hand eines Polizisten betrat Mia das NCIS HQ.
„Hallo“ sagte der Polizist zu dem Wachmann. „Ich weiß, es hört sich jetzt seltsam an, aber diese Kleine hier behauptet ganz dringend zu einem Special Agent mit Namen, Jethro Gibbs zu wollen. Arbeitet hier jemand mit diesem Namen?“

Bevor Sam der Wachmann überhaupt antworten konnte, hörten sie eine Männerstimme rufen: „Das geht in Ordnung. Ich bin Jethro Gibbs. Und das ist die Tochter meines Mitarbeiters.“ Mia riss sich los und stürzte sich in seine Arme.

„Onkel Jethro, ich hab alles behalten. Ich bin wieder hier. Wo ist mein Daddy?“ weinte sie an seine Schulter. Jethro dankte dem Polizisten für seine Hilfe und ging mit Mia auf dem Arm zum Aufzug.

„Komm, lass uns Tabby holen und dann fahren wir zu deinem Vater.“

*****

Ziva hielt die Ungewissheit kaum noch aus. Immer wieder sah sie zu den OP Flügel. Tony war jetzt schon über zwei Stunden dahinter verschwunden. Vor ein paar Minuten war sein Vater im Krankenhaus angekommen. Völlig ausgelöst hatte er ihr erzählt, dass sie Milena nicht gefunden hatten und ihre letzte Chance darin  bestand auf die Kleine zu vertrauen und zu hoffen, das sie sich an Tonys Vorgaben erinnerte.

„Ich bin mir sicher das Mia das schafft.“ sagte Ziva und versuchte sich und Tonys Vater zu beruhigen. „Was neues von meinem Sohn?“ fragte diese. Ziva schüttelte nur traurig den Kopf, streckte ihre Hand nach ihm aus und zog ihm auf den Stuhl neben sich.

Das öffnen des Fahrstuhls bekam sie gar nicht mit. Erst als Milena auf sie zu rannte blickte sie auf.

„Ziva, Ziva“ rief sie leise weinend. Gibbs und Tabitha liefen rasch hinter ihr her.

Ziva breitete ihre Arme aus und zog Mia auf ihrem Schoß. „Ich wusste das du das schaffst, mein Schatz“, flüsterte sie in Milenas Ohr und gab ihr einen Kuss auf die brauen Locken.

„Kommt Daddy jetzt auch zu Mommy in den Himmel?“ fragte sie zwischen ihrem schluchzen.

Die Brünette atmete tief durch. „Ich weiß es nicht, mein Schatz.“ Dann zog sie Mias Kopf an ihre Schulter und wiegte sich mit dem Kind leicht hin und her.

Gibbs blickte über seine Truppe. Ziva mit Mia auf dem Schoß, Tim mit der hysterisch vor sich hin schluchzenden Abby und Ducky der etwas abseits bei Tonys Vater saß. Gibbs zog Tab hinter sich her und auf seinen Freund zu.

„Hey Duck, weiß man schon was?“

„Nein, nur das die Kugel über dem rechten Auge eingetreten ist und es keine Austrittswunde gibt. Tonys Kreislauf ist auf dem Transport hierher, einmal in den Keller gesackt und sie mussten ihn Reanimieren. Wir wissen noch nicht welchen Schaden die Kugel angerichtet hat.“ sagte er leise, damit Mia es nicht mitbekam.

„Und was sagst du als Arzt? Wie sehen seine Chancen aus? Und sei ehrlich.“

Tab hatte einen Kopf an Jethros Schulter gelehnt. Sie konnte das alles kaum fassen. Gestern Morgen hatte sie sich noch Sorgen um ihren nächsten Urlaub gemacht und heute wurde sie beschossen, war auf der Flucht vor einem Gängsterboss und fürchtete um das Leben eines jungen Mannes den sie eigentlich gar nicht kannte, der ihr aber in der kurzen Zeit ans Herz gewachsen war. Das Leben war  schon seltsam. Sie saß hier in einem Krankenhaus, an der Seite eines gut aussehenden Mannes, mit seiner seltsamen Familie und es fühlte sich richtig an. So richtig gut. Sie fühlte sich geehrt, das sie hier seien durfte und hoffte das sie vielleicht eines Tages ein Teil dieser Familie sein konnte.

Endlich gingen die Türen auf und ein asiatisch aussehender Arzt kam ihnen entgegen. Alle sprangen sofort auf. Tim hatte seine Mühe Abby aufzuhalten, damit sie den Arzt nicht an sprang.

„Sie gehören zu Agent DiNozzo?“

„Ja, er ist mein Sohn.“ sagte Tony Senior.

„Und mein Name ist Leroy Jethro Gibbs ich bin sein Vorgesetzter, das ist seine Verlobte Ziva David, und der Rest meines Teams.“

„Okay, setzen wir uns doch alle erst einmal hin.“ sagte der Mediziner und stellte sich vor. „Mein Name ist Hong Lee. Ich bin sein behandelnder Arzt.“

Mia hatte sich wieder in Zivas Arme geflüchtet und verbarg ihr Gesicht in den braunen Haaren der jungen Agentin.

„Also, die Kugel ist über dem rechten Auge in den Schädel eingedrungen. Wir können von Glück sagen das ihr Agent über einen starken Knochenbau verfügt. Der Schädelknochen hat die Kugel so zu sagen daran gehindert weiter einzudringen. Er hat sie gebremst und umgeleitet. Sie hat dann nach etwa zwei Zentimeter wieder den Schädelknochen durchschlagen und ist zwischen Knochen und Haut bis hinter das Ohr gewandert und dort  unter der Haut stecken geblieben.“
Dr. Lee machte eine Pause damit seine Worte sich setzen konnten. Gibbs blickte zu Ducky. Er konnte mit dem ganzen Fachgesültze nicht wirklich was anfangen und hoffe auf den Pathologen.

„Dr. Lee, mein Name ist Dr. Mallard ich bin ebenfalls Mediziner. Die Kugel ist also in die rechte Hemisphäre eingedrungen, was genau hat sie beschädigt?“

„Tja, das werden wir erst wissen wenn ihr Agent wieder aufwacht. Sie müssen sich das so vorstellen. Das menschliche Gehirn ist, wie mein Kollege hier schon erwähnte, in zwei Hemisphären unterteilt. Die Linke und die Rechte.
Die linke Gehirnhälfte ist für das logische Denken, die Sprache, das Schreiben und Rechnen verantwortlich. Die rechte Hälfte kontrolliert die körperlichen Fähigkeiten, die Einsicht und die Vorstellungskraft sowie die linke Hand. Jetzt hatte Mister DiNozzo das große Glück das die Kugel nur wenig Gehirnmasse beschädigt hat.“ Wieder legte er eine Gedankenpause ein.

„Und was heißt das nun genau für meinen Sohn?“ fragte Tonys Vater.

„Im besten Fall hat er ein schweres Schädel Hirn Trauma und muss nur die Folgen der Schussverletzung überstehen.“

„Und im schlechtesten Fall?“ fragte Ziva.

„Nun, jedes Schädel-Hirn-Traum birgt die Gefahr einer Gehirnblutung. Dann kann es zu einer ganz Körper Lähmung kommen, bis hin zu einem Ausfall der Inneren Organe. Aber das sind im Moment nur Spekulationen. Wir müssen abwarten.“

„Was ist mit seinem Knie?“ erkundigte sich DiNozzo Senior.

„Oh ja, verzeihen Sie aber die Verletzung wird im Moment als zweitrangig behandelt. Sein Kreislauf ist zu instabil um im Moment noch eine OP zu überstehen. Wir müssen jetzt erst abwarten bis seine Vital Werte sich bessern. Dann müssen wir da noch mal ran. Die Kreuzbänder  sind gerissen, ebenso der Meniskus. Aber das ist nur ein kleiner Eingriff. Wir haben sein Bein wieder geschient.“ Damit stand er wieder auf. „Wenn Sie wollen kann immer einer bei ihm bleiben.“ Gibbs nickte Ziva zu. Sie gab Mia an Tabitha weiter und ging mit dem Arzt zur Intensivstation.




12. Kapitel

Eine Schwester hatte Ziva in einen Besucher Kittel geholfen und sie dann zu Tonys Bett gebracht.
„Mein Name ist Conny, wenn was seien sollte, rufen Sie, ich bin hier auf dem Flur. Er müsste eigentlich in kürze aufwachen. Reden sie ruhig mit ihm, für Patienten mit Schädelverletzungen ist es wichtig vertraute Stimmen und Geräusche zu hören.“ Damit verließ sie den Raum und Ziva war mit Tony alleine.
Er war bleich und die Geräte piepten um die Wette. EKG, EEG, Blutdruck alles war verkabelt. Seinen Kopf zierte ein riesiger Verbandsturban. Sie zog sich einen Stuhl ans Bett.

„Tony, kannst du mich hören? Ich brauche dich, nein, wir brauchen dich. Hörst du!“
Sie nahm seine Hand in ihre und strich wieder über die Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger. „Du darfst nicht schlapp machen, wir haben noch so viel zu erledigen. Wir wollen heiraten, deine Tochter aufwachsen sehen…“, sie überlegte kurz, vielleicht würde ihm ja ein Schock aus der Bewusstlosigkeit reißen, „…und vielleicht auch eigene Kinder haben.“ Doch von dem Verletzten war keine Regung zu vernehmen. „Tony bitte wach auf.“

Nach zehn Minuten wechselte sie sich mit Tonys Vater ab. Er hatte seinen Sohn  noch nie in so einer Verfassung gesehen. So hilflos und verletzlich. Jetzt konnte er verstehen was Agent Gibbs damals gemeint hatte, als er ihn vorwurfsvoll fragte: „Wo waren Sie, als Ihr Sohn fast an der Lungenpest gestorben wäre?“ War es damals auch so schlimm gewesen? Oder sogar noch schlimmer, weil Anthony bei Bewusstsein war und man ihn hatte Leiden sehen?

Auch Gibbs hing seinen Gedanken nach, als er auf dem Stuhl neben seinem Bett saß. Tony war etwas Besonderes. Er hatte das schon in Baltimore gespürt, als er ihn zu ersten Mal gesehen hatte. Ein junger Ermittler des PD, selten ernst. immer einem flapsigen Spruch auf den Lippen, aber als es hart auf hart kam, stand er seinen Mann an vorderster Front. Kein Soldat nein, obwohl er als Junge auf einer Militärschule war, aber er hatte gutes Potenzial für einen erstklassigen Ermittler und der war er auch geworden. Ihn jetzt hier so zu sehen, setzte Gibbs besonders zu. Als er aufstand um seinen Platz mit Ducky zu tauschen, musste er sich eine Träne weg blinzeln. Zum Abschied ging er noch einmal herüber zu der leblosen Gestalt und flüsterte ihm seine magischen Worte ins Ohr. *Du musst das hier schaffen, das ist ein Befehl, Tony*. Dann lies er einen Freund den Pathologen rein.

Ducky ging als erstes herüber zum Bett und nahm sich Tonys Krankenakte zur Hand. „Na Anthony mein Junge, du hältst uns ja ganz schön auf trapp. Mhhmm, mal sehen was deine Wert so aussagen.“ Aufmerksam las er die Berichte. „Oh, wenn man bedenkt wo die Kugel dich getroffen hat, sieht dein EEG gar nicht mal so schlecht aus.“ Er warf noch einen Blick in die Akte. „Und das mit deinem Bein kriegen wir auch wieder hin, noch eine OP, noch ein paar Wochen Krücken und du springst wieder durch die Gegend. So aber jetzt muss ich gehen, Abigail wartet schon ganz ungeduldig darauf, das sie endlich zu dir kann. Machs gut mein lieber Junge, wir sehen uns wenn du wieder wach bist.“

Gibbs hatte mit der Stationsschwester verhandelt das Abby zusammen mit Tim kurz nach Tony sehen durfte. Auf ihrem Einwand hin, dass bitte nur immer einer den Raum betreten sollte, hatte er nur geantwortet das er Miss Sciuto aufgrund ihrer emotionalen Gemütsfassung nicht alleine gehen lassen konnte. Nach einem Blick zu Abby hatte die Schwester genickt und beide waren hinein gegangen. Er wäre lieber selber mit ihr zusammen reingegangen, aber er wollte Tim die Ausgabe nicht wegnehmen. Der Chefermittler schaute von draußen durchs Türfenster zu. Die eh schon aufgelöste Abby brach weinend in McGees Arme zusammen und wurde nur kurze Zeit später, von ihm wieder heraus geführt.

Mia hatte sich, nachdem Ziva von Tony kam, wieder auf ihren Schoß gesetzt und weinte leise und still. „Ziva?“

„Ja.“

„Daddy ist tot.“ Kam es erschütternd sachlich von der vierjährigen.

„Dein Daddy ist nicht tot, wie kommst du denn darauf?.“ fragte Ziva und bekam kaum den Klos in ihrem Hals herunter geschluckt.

Milena sah sie aus Tonys Augen traurig an. „Alle die reingehen und wieder herauskommen weinen. Sogar Onkel Jethro ist traurig.“ Jetzt musste Ziva schlucken, Mia war erst vier Jahre alt aber sie hatte ihr Umfeld schon fest im Blick. Es sah ja auch wirklich so aus, als wenn sie sich alle einzeln von Tony verabschieden wollten.

„Möchtest du zu deinen Vater? Dann kannst du dich selbst überzeugen das er nur schläft!“ Sie versuchte dem Kind Hoffnung zugeben, wobei sie selbst nicht wusste ob sie davon genug für zwei aufbringen konnte. Mia nickte. Ziva stand  auf um Schwester Conny um Erlaubnis zu fragen. Eigentlich waren Kinder auf der Intensivstation nicht erlaubt, aber die Schwester zeigt Verständnis, ermahnte sie aber leise zu sein. Sie nahm Mia an die Hand und ging mit ihr ins das Intensiv Zimmer. Leise gingen sie näher und setzten sich zusammen auf den Stuhl an Tonys Bett.

„Siehst du er schläft nur. Hörst du das leise Piepen, das zeigt seinen Herzschlag an und die Linie dort..“ dabei zeigte sie auf einen Bildschirm zu ihrer Linken. „…spiegelt seine Atmung wieder. Dein Daddy lebt. Er ist verletzt, aber er lebt. Jetzt muss er nur noch aufwachen und wieder gesund werden. Und dabei werden wir beide ihn helfen.“

„Wie?“ fragte die Kleine mit einem Gähnen, dabei rieb sie sich durch die Augen.

„In dem wir ihn, solange er hier bleiben muss, immer besuchen. Wir können ja für ihn zusammen backen und ihm Süßigkeiten mitbringen. Dein Daddy liebt süße Donuts. Das wird ihn bestimmt schnell wieder auf die Beine bringen.“

„Ich mag die auch gerne.“ kam es zaghaft von dem Kind.

„Na siehst du, da haben wir doch etwas was wir zusammen machen können.“ Sagte Ziva und  gab der Kleinen einen Kuss auf die braunen Locken.

In dem Moment ging die Tür auf und die Schwester kam um Tonys Werte zu kontrollieren. Sie ging um das Bett, drückte hier einen Knopf, stellte dort einen Tropfer neu ein und notierte schlussendlich alles in seiner Akte. Dann dreht sie sich zu den Beiden um.

„Sie sollten jetzt auch gehen. Die Kleine ist müde.“ Sagte sie mit einem lächeln.

Ziva sah runter zu Mia, sie hatte es sich an ihrer Schulter bequem gemacht und sich zwei Finger in den Mund gesteckt. Es war ihr schon aufgefallen das sie das immer tat, wenn sie müde wurde.

„Ja, sie haben recht.“ Vorsichtig stand sie auf, nahm Mia auf den Arm und verließ das Zimmer.

„Ich will Puppe.“ kam es da ganz leise, bereits im Halbschlaf, von Milena.

„Wir werden Puppe finden.“ sagte Ziva und dann war es um ihre Standfestigkeit geschehen. Die junge Frau nahm das unglückliche kleine Mädchen fest in den Arm und ließ nun auch ihren bisher mühsam zurück gehaltenen Tränen freien lauf.

Gibbs hatte alle nach Hause geschickt. Tim mit Abby und Tabitha mit Mia. Sie würde sie heute mit zu sich nehmen. Um einen Heimplatz wollte sie sich morgen kümmern. Die Kleine hatte geweint und um sich geschlagen, sie wollte jetzt nicht fort. Doch Tab hatte Stärke bewiesen und sich durchgesetzt. Sie waren alle müde, es waren zwei lange Tage gewesen. Und sie konnten eh nichts anderes tun, als warten. Ziva und Gibbs blieben im Bethesda und wechselten sich bei Tony ab. Die OP war nun schon fünf Stunden her. Vor ein paar Minuten hatte die Schwester ein einsehen gehabt und auch den Chefermittler in das Zimmer gelassen. So saßen sie nun zu zweit um Tonys Bett und warteten.

Plötzlich vernahmen sie ein leises Stöhnen. Beide sprangen sofort zu dem Bett. Ziva legte leicht ihre Hand an seine Wange und Tony bewegte die Finger.

„Er wacht auf, endlich“ Gibbs drückte den Notruf.

„Hey Tony, aufwachen hörst du. Schlafen kannst du noch wenn du alt bist. Komm schon streng dich an, DiNozzo.“

„Verstanden Boss“ kam es da leise und kaum zu versehen von dem Verletzten, was Ziva und auch Gibbs ein Lächeln auf das Gesicht zauberte.

Da ging die Tür auf und Dr. Lee kam. Schnellen Schrittes trat er ans Bett.

„Hallo Agent DiNozzo, können Sie mich hören?“

„MMMhhmmm“ machte Tony.

„Gut. Ich werde Sie jetzt kurz untersuchen. Sie sollten versuchen solange wach zu bleiben. Können Sie die Augen öffnen?“

Tony öffnete die Augen nur einen Spalt um sie gleich wieder zu schließen. Zu groß waren die Schmerzen, die das grelle Licht ihm bereitete. Er versuchte seine Hand zu heben um sie über die Augen zu legen, aber sein Körper war wie Blei.

Der Arzt verstand ihn aber auch so.
„Schwester, machen Sie das Licht aus. So, jetzt versuchen Sie es noch einmal.“

Kurz drauf schaute Ziva in Tonys Schmerz verhangene grüne Augen und schenkte ihm ein Lächeln.

„Hey, da bist du ja wieder“ das waren genau die gleichen Worte mit denen sie ihn auch nach der OP nach der Beinverletzung begrüßt hatte. Und wenn er nicht so müde gewesen wäre, hätte er ihr vielleicht auch geantwortet, aber alleine wach zu bleiben kostete ihm seine letzte Kraft.

Der Arzt nahm seine linke Hand. „Spüren Sie das?“ und pickte mit einem Kulli in den Handrücken.

Tony versuchte zu nicken, aber sofort stampfte eine Horde Elefanten durch seinem  Schädel. Den Kopf zu bewegen war also keine gute Idee.
„Ja“ flüsterte er und seine Stimme war kaum zu verstehen. Eine Schwester hielt ihm einen Strohhalm hin, den er dankend an nahm. Die kühle des Wassers tat seinem rauen Hals gut.
Jetzt hatte der Arzt die Bettdecke hochgeschlagen. Wieder dieses gepicke, zuerst in den rechten Fuß, dann in den linken.

„Na das sieht doch gut aus.“ sagte der Arzt. „Scheinbar keine Aussetzer in der Motorik. Das ist doch schon mal was. Agent DiNozzo, können Sie dem Licht für mich folgen.“ dabei leuchtete er in Tonys Augen. Tony versuchte es doch dann schloss er plötzlich seine Augen.

„In meinem Kopf tanzen Elefanten um die Wette, alles dreht sich und mir ist schlecht.“ Kaum hatte er es ausgesprochen, fing er auch schon an zu würgen. Man drehte ihn auf die Seite und die Schwester hielt ihm eine Schale hin. Nach ein paar Minuten lies der Würgereiz nach und sie konnten ihn zurück ins Kissen legen. Sofort nahm Ziva wieder seine Hand in ihre. Gibbs sah den Arzt fragend an.

„Ihr Agent hatte scheinbar größeres Glück als wir angenommen haben. Im Moment hat er nur mit den Anzeichen einer Gehirnerschütterung zu kämpfen. Wenn nichts Unvorhersehbares geschieht können wir ihn vielleicht morgen schon auf eine normale Station verlegen.“ An Tony gewannt fuhr er fort; „Ich gebe ihnen jetzt noch was gegen die Schmerzen und dann können Sie wieder schlafen.“ sagte Dr. Lee und spritzte ein Mittel in den IV Anschluss.
Ziva streichelte die ganze Zeit Tonys Hand. Sie war glücklich.... und sie war sich sicher, jetzt würde er es schaffen. Da legte Gibbs seine Hand auf ihre Schulter.

„Komm, lass uns nach Hause fahren. Tony schläft jetzt und wir wissen dass es ihm besser geht. Du musst dich ausruhen, es war ein langer Tag und wir kommen morgen früh wieder her.“

Ziva löste ihren Blick von Tony und sah herüber zu ihrem Vorgesetzten.
„Nein, ich möchte lieber hier bleiben. Ich kann ihn jetzt nicht alleine lassen.“

„Doch, du kannst und das ist jetzt ein Befehl Agent David. Du musst schlafen sonst brichst du hier zusammen und damit hilfst du ihm nicht.. Also komm jetzt.“
Ziva stand langsam auf. Gibbs hatte recht, sie war müde. Bereitwillig folgte sie ihm zu seinem Wagen.




13. Kapitel

Früh am anderen Morgen holte Ihr Boss sie wieder von Zuhause ab und zusammen fuhren sie zum Krankenhaus. Als sie zur Intensivstation kamen, kam ihnen schon eine junge Krankenschwester entgegen.

„Guten Morgen, zu wem wollen Sie?“

„Zu meinem Kolleg.., nein zu meinem Verlobten, Anthony DiNozzo.“

„Oh, Mr. DiNozzo! Da können Sie im Moment nicht rein, bitte warten Sie hier.“ Gibbs wurde sofort hell hörig.

„Gibt es ein Problem, Schwester?“

„Nein, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ihr Agent ist vor einer Stunde aufgewacht und wird gerade untersucht. Sobald der Arzt fertig ist, werde ich ihn zu ihnen schicken.“

„Danke Schwester“. Sagten die beiden Agents fast gleichzeitig.

Fünfzehn Minuten später kam eine Ärztin auf sie zu.
„Hallo, Sie sind vom NCIS? Ich bin Dr. Yasmin Miller. Ich habe die Tagesschicht heute.“

„Ja, wir sind Agent David und Gibbs. Was können Sie uns über Anthony DiNozzos Zustand  sagen?“ Gibbs kam wie immer sofort zur Sache.

Die Ärztin räusperte sich. „Also ihrem Agent geht es den Umständen entsprechend gut. Wir sind selbst überrascht aber der Kopfschuss hat keine bleibenden Schäden verursacht. Er spürt alle seine Gliedmaßen und hat auch so keine Probleme sich zu Recht zu finden. Aber um Langzeitschäden auszuschließen, haben wir für heute Nachmittag noch eine CT Aufnahme angesetzt. Im Moment hat er noch starke Kopfschmerzen, aber keinen Würgereiz mehr. Was schon einmal ein großer Fortschritt ist. Wenn bei der Aufnahme keine weiteren Verletzungen sichtbar werden, kann er noch heute auf die normale Station.“ Mit diesen Worten deutete sie auf sein Zimmer und sagte: „ Wenn Sie wollen können Sie jetzt zu ihm. Sie wissen wo sie die Kittel finden?“

Gibbs nickte ihr zu und machte sich mit Ziva zusammen auf zum Schrank um sich einen neuen desinfizierten Kittel rauszunehmen. Zusammen betraten sie Tonys Zimmer.

„Er ist immer noch so blass“, dachte Ziva während ihre Augen Tony besorgt scannten. Seine Augen waren geschlossen und sein Mund wie immer beim schlaffen leicht geöffnet. Er war immer noch an alle möglichen Geräte angeschlossen. Nur die akustischen Geräusche waren ausgestellt. Wahrscheinlich wegen seiner Kopfschmerzen. Sein Kopf war noch immer großzügig bandagiert. Die Brünette machte sich gerade darüber Gedanken ob sie ihm wohl die Haare ab rasiert hatten, als sie plötzlich in seine grünen Augen blickte.

„Na ausgeschlafen?“ fragte sie lächelnd, während sie wieder seine Hand streichelte.

„Für dem Moment ja.“ kam es leise von ihrem Freund.

„Wie geht es dir Tony?“ jetzt schaltete sich auch Gibbs ein.

„Gut Boss“ kam es von dem Verletzten.

„DiNozzo.......“ sagte Gibbs. Tony schluckte.

„Okay Gibbs ich hab es verstanden. Mein Kopf platzt jede Minute aufs Neue und mein Magen fährt Achterbahn. Reicht dir das als Beschreibung?“

Ziva beugte sich vorsichtig über ihn und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. „Besser?“ fragte sie.

„Mmhhmm, nein, aber vielleicht kannst du es ja noch einmal versuchen?“, fragte Tony, hielt ihr seinen gespitzten Lippen hin und Ziva lies sich nicht zweimal bitten.

Gibbs hatte sich wieder auf den Stuhl an DiNozzos Bett gesetzt. Und beobachtete belustigt seine beiden Agenten. Er fragte sich gerade wie es wohl heute Morgen Tabitha ging, als er Tonys Stimme vernahm.

„Hey Boss, erzähl doch mal... was nach meinem Abschuss ... noch so passiert ist. Haben wir Drabel? Und geht es Mia... und meinem Vater gut? Zwischen durch hatte er ein paar Pausen machen müssen. Seine Stimme war schwach und das sprechen strengte ihn an.

„Versuch lieber noch ein bisschen zu schlafen Tony, du hörst dich nicht gut an und das hier kann warten. Nur kurz, deiner Tochter und deinem Vater geht es gut. Und wenn du heute Nachmittag verlegt wirst, dann können wir dir deine Tochter vielleicht kurz rein schmuggeln“
sagte Gibbs grinsend.

„Oh Boss komm....schon. Lass mich nicht..... so hängen. Ich muss wissen.....wie es ausgegangen ist.“

„Nein, du schläfst jetzt noch etwas und wir kommen dann heute Abend noch mal vorbei. Vielleicht liegst du dann schon wieder auf der normalen Station.“ während er sprach hatte er die ganze Zeit seinem Agent die Hand auf die Schulter gelegt und drückte diese gelegentlich. Er war froh, dass die Schussverletzung keine bleibenden Schäden verursacht hatte. Im ersten Moment als er Tony in seinem eigenen Blut am Boden sah, hatte er an Kate denken müssen. Aber Tony lebte. Er würde wieder werden. Der junge Mann war der Sohn für ihn, den er nie hatte.

„OK Boss“, kam es müde von dem Verletzten. Gibbs verließ schon einmal den Raum, damit sich die beiden in Ruhe von einander verabschieden konnten. Ziva beugte sich über ihren Verlobten und küsste ihn zärtlich erst auf die Stirn, dann auf die Nase und zum Abschluss auf den Mund.

„Wir kommen nachher wieder.“ sagte sie und verschwand durch die Tür. Tony schloss erschöpft die Augen und war schon eingeschlafen bevor die Tür ins Schloss fiel.

Gibbs brachte Ziva zurück zu ihrer Wohnung und befahl ihr sich noch etwas auszuruhen. Die nächsten Tage würden noch anstrengend genug für alle werden. Er selber fuhr ins HQ um sich bei den anderen über den weiteren Ablauf des Einsatzes zu informieren.

Ziva geisterte durch ihre Wohnung. Um sich noch einmal hinzulegen war sie zu nervös. Arbeiten gehen durfte sie auch nicht und so gab es nicht viel was sie tun konnte. Also versuchte sie zu lesen, aber immer wieder musste sie dabei an Tony denken und was für ein unverschämtes Glück er wieder einmal hatte. Um sich abzulenken kramt sie den halben Vormittag in ihrer Wohnung rum. Bis sie plötzlich auf einen Stapel Bilder stieß. Bilder vom letzten Team BBQ bei Gibbs im Garten. Bilder aus glücklicheren Zeiten. Gibbs, bewaffnet mit einer Zange und einem Bier am Grill. Abby und sie selber, in kurzen Hosen und Trägertops, lachend am Tisch. Sie konnte sich noch daran erinnern als wenn es erst gestern gewesen wäre. Der Tag war heiß geworden. Über 30 Grad. McGee hatte die Fotos gemacht, darum war er auch selbst, nur auf wenigen zu sehen. Ducky hatte sich mit Palmer unter den einzigen Sonnenschirm gesetzt und sie schienen mal wieder zu streiten. Das nächste Foto zeigte Tony in kniekurzer Kakihose und einem hellen, engen T-Shirt, wie er rücklings auf dem Boden lag. Sie wusste noch, er hatte sie geärgert und sie hatte ihn auf die Schulter geboxt. Dabei war der eh viel zu kleine Campingstuhl unter ihm zusammen gebrochen und Tim hatte den Fotoapparat griff bereit in der Hand gehalten. Ziva schmunzelte. Damals im Sommer waren sie noch gar kein Paar gewesen aber geknistert hatte es auch da schon. Wenn sie dieses Jahr ihr Teamfest abhielten, würde die Runde um zwei Personen größer werden. Tabitha würde wahrscheinlich dabei sein und ganz bestimmt auch Milena. Ziva räumt die Bilder, bis auf das von Tony, wieder weg und nahm ihr Telefon zur Hand. Nach ein paar Mal schellen meldete sich Abby.

„Hey Abby“

„Ziva, ist was mit Tony?“

„Nein, ihm geht es gut. Als ich ihn vor ein paar Stunden verlassen habe, schlief er tief und fest. Ich ruf wegen was anderem an. Hast du Zeit und Lust dich mit mir im Park zutreffen?“

„Klar, aber was wollen wir da? Es hat vorhin wieder angefangen zu schneien.“ Sagte Abby.

„Weißt du, ich dachte wir könnten mal versuchen Mias Puppe zu finden?

„Oh ja, das ist eine klasse Idee. Schade das Timmy zu Gibbs ins Büro musste, sonst hätte er uns helfen können.“ Kam es von der Kriminaltechnikerin. „In einer Stunde am Obelisken?“

„OK Abby, bis gleich.“

Dann wollen wir doch mal sehen ob wir Puppe nicht finden können, dachte sich Ziva, während sie ihre Wohnung verließ.

Vier Stunden später saßen beide Frauen durchgefroren, bei einer Tasse Tee auf Zivas Sofa. Mias Puppe hatte sie trotz intensiver Suche nicht finden können.

~~~~**~~~~

Als sie am Abend wieder kamen war Tony wirklich schon runter auf der normalen Station. Dr. Lee teilte ihnen mit, das seine Werte sehr gut aussahen und er nur noch Ruhe und Schlaf brauchte. Als Ziva das Zimmer betrat staunte sie nicht schlecht, Es war ein Privatzimmer, nett eingerichtet und großzügig geschnitten. Die Brünette sah Gibbs an, aber der zuckte nur mit den Schultern. Tony lag im Bett und sah ihnen lächelnd entgegen. Er zog Ziva mit einer Hand runter aufs Bett und gab ihr einen Begrüßungskuss.

„Hey, Bella!“

Ziva lachte. „Bella? Seid wann bin ich deine Bella?“

„Oh schon ganz laaannnge....“, sagte er grinsend.

„Na dir scheint es ja schon wieder gut zu gehen.“ meinte Gibbs.

„Ja Boss, sieht ganz so aus. Mein Schädel brummt zwar noch wie ein ganzer Bienenstock, aber ich lebe. Und kann es selbst kaum fassen. Und mein Vater scheinbar auch nicht, schaut euch um, das ist alles sein Werk. Scheinbar meint er was gut machen zu müssen.“

„Nein, ich denke er liebt dich, wenn auch auf seine Art. Er meint es nur gut.“ sagte Ziva. Sie saß immer noch glücklich lächelnd auf der Bettkante.

Tony sah an seinem Boss vorbei. „Wo habt ihr Mia versteckt? Ihr wolltet sie doch mitbringen?“

„Wir wollten, aber deine Ärztin meinte wir sollten damit noch bis morgen warten. Tut mir leid. Schatz.“ Sagte seine Verlobte, auch sie vermisste das kleine Mädchen schon.

„Schade.“ Sagte Tony. „Ich hab mich auf sie gefreut. Hat sie alles sonst gut überstanden?“

„Tabitha meint, solange die schlimmen Erlebnisse nur von kurzer Dauer sind, dann verdrängen Kinder so was schnell. Nur das Gute bleibt. Von ihrem bösen Opa spricht sie gar nicht, aber von ihrer abenteuerlichen Reise zum Navy Yard, das sie ihre Puppe verloren hat und dich nicht sehen darf. Das macht sie unglücklich. Abbs und ich haben den halben Tag im Park ihre Puppe gesucht. Aber leider konnten wir sie nicht finden. Dein Vater versucht eine neue oder andere aufzutreiben. Mal sehen ob ihr Glück hat.“ Teilte im Ziva mit.

„Mein Vater kümmert sich um ihre Puppe?“ Wunderte sich Tony und als die Brünette nickte, konnte er seinen skeptischen Blick nicht zurückhalten. „So Boss, du hast mir heute Morgen was versprochen. Also bitte, ich warte.“

„Wie weit kannst du dich erinnern?“

„Ich habe zu Mia gerufen dass Sie laufen soll und dann hab ich einen gewaltigen Schlag gegen den Kopf bekommen und war sofort ausgeknockt.“ sagte Tony.

Gibbs und Ziva erzählten ihm darauf beide wie es weiter gegangen war. Anschließend erzählte Gibbs nicht ohne Stolz wie Milena zurück zum Navy Yard gekommen war und das sie sich dabei genau an die seine Anleitung gehalten hatte.

Schnell wurde dem Grauhaarigen klar, dass das Gespräch Tony erschöpfte und er nur mit Mühe ein Gähnen unterdrücken konnte. Also verabschiedeten sie sich frühzeitig. Doch bevor sie gehen konnten, mussten sie ihm noch versprechen, dass sie Morgen auf alle Fälle seine Tochter mit bringen würden.

~~~***~~~

Der nächste Tag verlief für Ziva schleppend. Sie saß im Büro und wartete im Endeffekt auf den Feierabend damit sie zu Tony ins Bethesda konnte. Tim nahm gerade alle Konten und sonstigen Akten von Drabel unter die Lupe. Offenbar waren alle Geld Bewegungen nachvollziehbar. Nur etwa 1 Million Dollar fehlten. Die hatte Drabel kurz vor seinem Tod noch bar abgehoben. Wo sie allerdings geblieben waren, war nicht zu sagen. Ducky hatte sich der Leichen und Leichteile angenommen, aber auch hier gab es Auffälligkeiten. Abby war noch damit beschäftigt die DNA zu überprüfen.

Dafür hatten sie aber scheinbar Tonys Steckbrief im Netz noch rechtzeitig gefunden und deaktivieren können. Jedenfalls konnten sie keine weiteren Aktivitäten in diesem Bereich feststellen. Trotzdem hatte Gibbs zur Sicherheit zwei Agenten ins Krankenhaus geschickt. Ziva hatte schon zweimal mit DiNozzo telefoniert. Es ginge ihm gut hatte er ihr immer wieder versichert und das er sich schon sehr auf ihren Besuch und auf Mia freute. Zwei Stunden früher als gewöhnlich lies Gibbs heute Feierabend machen.

„Geh nach Hause Tim, nimm Abby mit und seit morgen pünktlich wieder im Büro.“ sagte Gibbs.

McGee stellte sich vor ihm hin. „Boss, wann können Abbs und ich, Tony besuchen? Ich kann Abby kaum noch aufhalten. Du kennst Sie doch. Sie will sich selber davon überzeugen das es ihrem Tiger gut geht.“ sagte Tim.

„Morgen“ war alles was Gibbs dazu sagte, bevor er seine Jacke nahm und Ziva mit sich winkte.

Sie fuhren zum Waisenhaus und holten Mia ab. Tabby hatte heute leider ihren freien Tag wie der grauhaarige Chefermittler mit Bedauern feststellte. Auf dem Weg zum Auto hatten sie Milena zwischen sich genommen. Sie hüpfte die ganze Zeit vor Aufregung auf und ab. Ihre Puppe war jetzt erst einmal vergessen. Dank Gibbs Fahrweise waren sie schon nach kurzer Zeit am Krankenhaus.

Als sie das Zimmer betraten saß Tony zum ersten Mal aufrecht im Bett, der große Kopfverband war ab und die  beiden Wunden, eine seitlich an der Stirn und die andere hinter dem Ohr, wurden nur noch von zwei großen Pflastern geschützt. Als er sah wer in sein Zimmer kam, strahlte er seine Tochter an. Diese war nicht mehr zu halten und rannte zu seinem Bett. Flink war sie darauf geklettert.

„Daddy“ rief sie. „Daddy, ich habe dich so vermisst.“ Und schon hatte sie ihre Arme um seinen Hals geschlungen.

Tony verzog schmerzhaft sein Gesicht, sagte aber nichts und erwiderte die Umarmung.
„Ich dich auch, Kleines. Ich dich auch. Ab jetzt kannst du ja mit Ziva jeden Tag zu mir kommen. Natürlich nur wenn du magst.“

„Oh ja, das wäre schön“, sagte sie und schaute ihn mit ihren großen DiNozzo Augen an. Er drückte sie noch einmal kräftig. Es war schon seltsam wie schnell man sich an ein Kind gewöhnen konnte. Vor einer Woche hätte ihm die Vorstellung Vater zu werden, in die Flucht geschlagen. Und  nun konnte er es kaum erwarten dass Mia bei ihm und Ziva einzog. Und wenn er seine Freundin so anschaute, hatte er auch gegen ein gemeinsames Kind nichts mehr einzuwenden. Sie würden es schon meistern.

Tony streckte seine Hand nach Ziva aus und als sie in seiner Reichweite kam zog er sie auf seine andere Bettseite und küsste sie, trotz Gibbs Gegenwart, leidenschaftlich. Mia fing an zu kichern und hatte sich ihre Hand vor dem Mund geschlagen.

„Weißt du schon wann ich hier wieder raus kann, Boss?“

„Da dein Knie noch operiert werden muss, musst du dich wohl noch ein paar Tage gedulden.“ Sagte dieser grinsend. Kannte er doch seinen besten Mann. Tony hielt es nie lange in einem Krankenhaus aus.

„Mein Knie? Ich dachte das wäre schon erledigt. Ich habe kaum noch Schmerzen!“ sagte DiNozzo und fühlte durch der Bettdecke nach der Schiene.

„Das kommt daher weil du auch nicht läufst. Aber warte ab, wenn sie dich morgen wieder auf die Beine stellen, werden die Schmerzen schon zurück kommen. Ich kenne mich leider mit solchen Verletzungen aus, Tony. Das muss operiert werden.“

„Ich kann darauf verzichten“ sagte Tony und schloss kurz seine Augen.

Er öffnete sie wieder und kniff sie diesmal fest zusammen.  Seine Stirn legte sich in Falten. Dann öffnete er die Augen wieder. Mit einer Hand strich er sich über die Stirn. Sein Kopf schmerzte plötzlich immer mehr. Er war kaum noch fähig einen klaren Gedanken zu fassen. Leise stöhnte er auf.

Ziva und Gibbs sahen ihn besorgt an. „Tony, alles klar?“ fragte Ziva.

„Hey DiNozzo, was ist los?“ kam es von seinem Chef.

„Boss.....“ kam es stockend von seinem ersten Mann. „Ich weiß nicht, aber ich kann nicht mehr richtig sehen und mein Kopf bringt mich um.“

„Ziva da stimmt was nicht, hol einen Arzt.“ sagte Gibbs und drückte gleichzeitig den Notalarmknopf. Die junge Agentin sprang vom Bett und rannte aus dem Zimmer. Milena saß noch bei Tony. „Daddy? Daddy was ist denn? Rief sie weinend.
Mittlerweile kam auch schon Ziva mit Dr. Miller zurück.

„Was ist genau passiert?“ fragte sie die beiden Agents während sie zu Tonys Bett rannte. Gibbs erklärte es kurz, während Ziva versuchte Tony zu beruhigen. Immer wieder schloss und öffnete er seine Augen. Seine rechte Hand fuhr hektisch über seine Bettdecke. Seine linke Hand lag unbeteiligt und ruhig neben seinem Körper. Mia hatte sich weinend zu Gibbs geflüchtet und sah ängstlich zu ihrem Vater.

Die Ärztin leuchtete Tony mit ihrer Taschenlampe in die Augen. Doch er zeigte keine Reaktion. „Los, los, los.“ Schrie Dr. Miller. „Wir brauchen sofort eine CT Aufnahme. Gleichzeitig schmiss sie die Infusionen aufs Bett und löste die Bremsen. Mit Hilfe einer Schwester wurde Tony Bett aus dem Zimmer geschoben. Ziva, Gibbs und Milena blieben verstört zurück.




14. Kapitel

Es dauerte etwa vier Stunden bis sie Tony zurück in das Intensivzimmer brachten und ihn wieder an die Geräte anschlossen. Gibbs hatte in der Zwischenzeit Tabitha angerufen und sie gebeten Mia abzuholen. Die Kleine wollte zwar nicht, aber so war es für alle besser. Mia hatte genug erlebt und gesehen in den letzten Tagen.

„Was ist passiert?“ wollte Gibbs wissen.

Dr. Miller sah sie mitleidig an. „Ich weiß gar nicht wie ich es sagen soll. Aber das Schädel-Hirn-Traum hat zu einer subduralen Gehirnblutung führte. Wir mussten die Blutung veröden und das Blut abpumpen. Der Druck war aber schon zu  groß, sodass der Nervus opticus beeinträchtigt wurde. Das führt zu einer temporären Amaurose. Gleichzeitig hat sich auch eine leichte Parese der linken Hand eingestellt.“
Fachsimplerei, Gibbs wusste schon warum er Ärzte nicht ausstehen konnte.

„Was bedeutet dass und zwar so, das ich es auch VERSTEHEN KANN?“ fragte er wütend und baute sich drohend vor der Ärztin auf.

Die Ärztin schluckte. „Durch die Blutung kommt es zu einer zeitweisen Blindheit und zu einer Einschränkung der Beweglichkeit seiner linken Hand. Es tut mir leid, aber es hatte bis gerade noch so gut ausgesehen. Damit konnte nun wirklich keiner rechnen. Wir haben Ihn vorerst in ein künstliches Koma gelegt. Wie lange kann ich Ihnen noch nicht sagen.“

„Wird er das überstehen?“ fragte Ziva.

„Wir müssen erst sehen was seine Werte machen und der Druck auf das Gehirn muss fallen. Vorher kann und will ich Ihnen keine Versprechungen machen. Ich lass Sie jetzt erstmal alleine.“ sagte sie und ging aus dem Zimmer.

Während sich Ziva zu Tonys Bett begab, holte der Chefermittler sein Handy heraus.
„Ducky? Ich bin es. Komm sofort ins Krankenhaus. Ja, Ja, Tony hatte eine Gehirnblutung.“ ohne auf eine Antwort zu warten legte Gibbs auf und trat ebenfalls zum Bett. Ziva war bleich, aber sie hatte sich im Griff. Gibbs beugte sich über seinen ersten Mann.

„Tony, ich weiß nicht ob du mich hören kannst, aber du musst das hier packen. Das ist ein Befehl. Hörst du? Ein Befehl. Denk ein bisschen an deine Tochter. Sie braucht dich.“ Am liebsten hätte er ihm zur Bestätigung eine Kopfnuss gegeben, aber aufgrund seiner Verletzung fiel das natürlich aus.

Eine halbe Stunde später kam Ducky im Bethesda an. Gibbs musste ihn noch Zuhause erwischt haben. Denn er hatte noch nicht sein obligatorisches Hemd mit Fliege an, sondern trug zu seiner Baumwollhose nur einen Pullover und sah auch sonst noch recht verstrubbelt aus.

„Ziva, Jethro, ich bin so schnell gekommen wie ich konnte. Was ist denn nun genau passiert.“ fragte der Pathologe und nahm sich Tonys Krankenakte zur Hand.

„Ich hatte die Hoffnung das du uns das sagen kannst.“ kam es von dem Grauhaarigen.
Ducky konzentrierte sich kurz auf die Akte, dann näherte er sich Tony.

„Mhhhmmm, unser armer Junge hatte eine Gehirnblutung aufgrund einer geplatzten Arterie. Der Druck auf den Sehnerv war sehr groß. Aus diesem Grund wird er wahrscheinlich erstmal  Blind aufwachen. Auch kann die Motorik seiner linken Hand  beeinträchtigt sein. Ihr müsst wissen, die rechte Gehirnhälfte ist für die linke Hand zuständig. Aber das kann er wieder erlernen. Wir müssen halt warten wie stark die Behinderung ausfällt.“

Jethro sah seinen ältesten Freund traurig an. „Und seine Augen, Duck, was ist mit seinen Augen?“

„Die Blindheit wird nur vorübergehend sein. Sie geht vorbei sobald der Druck auf den beschädigten Gehirnteil sich zurück bildet. Sie haben ja das Blut schon abgepumpt und der Rest wird vom Körper absorbiert.“

„Wie lange kann das dauern?“

„Das ist unterschiedlich, es kann innerhalb weniger Stunden oder auch erst nach einigen Jahren vorbei sein. Wir müssen jetzt abwarten, Jethro.“

Ziva hatte die ganze Zeit nicht gesagt, sondern weiter Tonys Hand gestreichelt. Jetzt wiederholte sie einfach Duckys Wort. „Jahre? Ducky, Jahre? Wie soll er das durchstehen?“
Der ältere kam auf ihre Bettseite und legte ihr mitfühlend seine Hand auf die Schulter.

„Ziva meine Liebe, wir…, wir werden ihm dabei helfen und es muss ja nicht so lange dauern. Anthony schafft das schon.“

Die Brünette bezweifelte das allerdings. Nur zu genau war ihr noch der Streit mit Tony, von vor zwei Tagen im Gedächtnis. Er war schon nach sieben Wochen der Untätigkeit nicht mehr zu ertragen gewesen. Wie sollte es da jetzt anders sein. Körperlich fit, aber unfähig zu sehen. Sie würde ihn noch nicht einmal ins Navy Yard mit nehmen können. Wie sollte er sich alleine in ihrer Wohnung zurechtfinden. Und wie sollte es mit Milena weitergehen. Würden sie sie trotzdem adoptieren können? Würde Tony sie auch weiterhin heiraten wollen oder würde er sich verkriechen und ihre Hilfe ablehnen.

Gibbs sah seinen Freund an. „Bekommt er mit wenn wir hier mit ihm reden?“

„Oh“ sagte dieser. MMhhhmmm, ich denke mal, das Unterbewusstsein wird in irgendeiner Form aktiv sein. Keine ganzen Sätze, aber Geräusche, Musik, Gefühle.“

„Gut.“ sagte Gibbs. „Ich will nicht, dass er die nächste Zeit länger als ein paar Stunden alleine ist. Wir beide werden jetzt noch einmal mit der Ärzten reden. Und Ducky, wenn du gleich ins Büro kommst, sag den anderen Bescheid und auch seinem Vater.“ Sagte Gibbs.
„Ich brauch einen Kaffee.“ Und entgegen seiner Art drehte er sich noch einmal um und fragte: „Möchtest du auch einen Ziva?“

„Nein danke, geh nur.“ Und somit verließ er zusammen mit seinem Freund das Zimmer und lies Ziva mit Tony alleine.

Die Tage vergingen nur schleppend. Das gesamte Team wechselte sich bei Tony ab. Selbst sein Vater übernahm mehrmals eine Schicht. Er fand es schrecklich seinen Sohn so hilflos zu sehen. Aber Anthony DiNozzo Senior hatte dadurch auch seine familiäre Ader entdeckt. Er kümmerte sich vorbildlich um seine Enkeltochter. Und Melina Ihrerseits hatte sich in ihren Opa verliebt. Er besuchte sie jeden Tag im Waisenhaus, ging mit ihr im verschneiten Park spazieren und hatte es, mit Hilfe seiner Sekretärin, geschafft eine Puppe auf zutreiben die der verlorenen aufs Haar glich. Als er ihr sein Geschenk mitbrachte, brauchte er dazu nichts sagen. Er hatte dem kleinen Mädchen die Tüte gegeben und sie hatte ihm nach dem ersten Blick hinein angestrahlt. Das war dem alten Herrn Dank genug. Mia hatte die Puppe aus der Tüte genommen und sofort fest in die Arme geschlossen. Dabei hatte sie immer wieder: „Puppe, Puppe ist wieder da“, gesagt.

Gibbs vermutete zwar, das sein schlechtes Gewissen ihn dazu trieb. Denn immerhin hatte er die Kindheit seines Sohnes kaum mitbekommen. Das wollte er jetzt nachholen. Mia hatte viele Fragen über ihrem Vater. Und ihr Opa erzählte ihr alles was er wusste. Das einzige das einen Schatten auf die Kleine warf, war der Umstand das sie nicht zu ihrem Vater durfte. Aber sie kam trotzdem jeden Tag mit Tab und Jethro ins Bethesda. Wenn Gibbs bei Tony war, schaute Mia zusammen mit Tabitha von draußen, durch das Türfenster, zu.

Ziva verbrachte jegliche Freizeit bei ihrem Verlobten. Sie erzählte ihm die neusten Vorkommnisse, von seiner Tochter,  seinem Vater und vom Team. Davon das sie sich alle um ihn sorgten und er nicht alleine war.

Und auch wenn die Prognosen nicht gut aussahen, Tony war ein Kämpfer. Er erholte sich, langsam aber stetig. Seine Vital Werte stiegen, Das EEG wurde kräftiger. Die Gehirnfunktionen nahmen wieder zu. Am fünften Tag entschieden sich die Ärzte ihn langsam aus dem künstlichen Koma zu holen. Jetzt hieß es nur noch warten, denn den Rest musste der junge Mann alleine schaffen.

~~~***~~~

Als er das erste Mal wieder zu Bewusstsein kam, war sein Verstand in Watte gehüllt. Er hörte dass jemand zu ihm sprach, er fühlt dass seine Hand gehalten wurde. Er versuchte sich bemerkbar zu machen, versuchte den Kopf zu heben. Aber die darauf einsetzenden Schmerzen ließen seinen Verstand wieder schwinden und er glitt zurück ins Nichts.

Beim zweiten Mal funktionierte sein Verstand besser. Er wusste nicht wie lange er wieder bewusstlos gewesen war, aber jetzt fühlte sich sein Kopf klar an. Nur groß bewegen durfte er ihn nicht. Die kleinste Anstrengung über die Nackenmuskulatur hinweg, schickte kleine Schmerzblitze durch sein geschädigtes Gehirn. Jemand sprach. War das Ziva? Es klang seltsam gedämpft, sodass er die Stimme nicht richtig erkennen konnte. Er fühlte wie dieser jemand über sein Gesicht strich. Er fühlte Wasser auf seinem Gesicht. Regnete es? Wo war er? Lag er im freien? Er versuchte die Augen zu öffnen, aber auch hierfür war der Kraftaufwand im Moment noch zu groß. In der Hoffnung, dass die Zeit alles heilen würde, überließ sich Tony den zärtlichen Streicheleinheiten.

~~~***~~~

Ziva sprach die ganze Zeit zu ihm, hielt seine Hand und streichelte über seine Wange. Es war ihr nicht entgangen das Tony schon einmal kurz davor gewesen war, aus dem Koma zu erwachen. Beinah hätte sie seine ersten Bewegungen übersehen. Doch dann wurden sie stärker. Sie spürte wie er sich aus der tiefen Bewusstlosigkeit hervor kämpfte. Als er ein wenig unruhig wurde, beruhigte sie ihn, in dem sie immer wieder über sein Gesicht streichelte. Still und einsam rangen ihr Tränen über die Wangen. Sie konnte sie nicht aufhalten obwohl sie sich wahrlich anstrengte nicht zu weinen.

Dann nach einer gefühlten Ewigkeit öffneten sich seine grünen Augen. Wie sehr sie doch diese Augen liebte. So grün wie die Pinien des Waldes am Karmel Gebirge, ihrer Heimat. Verwirrt versuchte Tony den Kopf zu drehen, verzog aber gleich schmerzhaft das Gesicht und kämpfte mit seiner Atmung.

„Hey... sschhhhttt, es ist alles okay Tony. Nicht aufregen, versuch ruhig zu atmen, hörst du?“

Er versuchte zu sprechen, aber es kam aber nur ein Krächzen heraus. Ziva hielt ihm eine Schnabeltasse mit Tee an die Lippen. „Trink“ sagte sie und Tony schluckte ein wenig.
Dann versuchte er es noch einmal.

„Ziva? Kam es brüchig. „Bist du das?“ Wieder versagte ihm die Stimme und Ziva hielt ihm noch einmal den Becher hin. Nach ein paar weiteren Schlücken. „Es regnet.“ Sagte er stockend, worauf Ziva lächelte und ihm liebevoll über die Wange strich. „Warum sitzen wir hier im Dunkeln. Mach das Licht an. Damit ich dich sehen kann.“ Er musste zwischendurch immer Pausen einlegen, weil das Reden ihn anstrengte.

„Oh Schatz“, sagte sie leicht weinend. „Hör mir jetzt zu. Was ich dir jetzt sage ist wichtig.“

„Okay“ kam es zögerlich.

„Tony, du bist gerade erst aus einem künstlichen Koma erwacht. Du hattest eine Gehirnblutung und das Blut drückt noch immer auf deinen Sehnerv. Du kannst im Moment nichts sehen, aber das wird vergehen. Hörst du? Das ist nicht für immer.“

„Ich bin Blind?“ fragte er verwirrt.

„Nur kurzfristig. Das geht wieder vorbei. Sobald der Druck auf dein Gehirn nachlässt.“

„Was ist mit meiner Hand Ziva, ich kann meine linke Hand kaum spüren..“ kam es panisch.

Ziva konnte kaum noch sprechen, zu sehr saß der Kloß in ihrem Hals. Sie musste mehrmals schlucken um die paar Wörter verständlich rauszubringen. „Das gehört leider auch dazu. Aber mit Training geht auch das vorbei.“

„Ich bin ein Krüppel“, kam es leise, fast gebrochen von ihm. „Ein Krüppel!“

„NEIN, so was darfst du nicht sagen und noch nicht einmal denken. Tony, ich liebe dich. Und wenn ich könnte würde ich alles geben damit das hier nicht passiert.“

Trotz seiner Schmerzen drehte er sich unbeholfen auf die Seite. Sie sah wie seine Schultern zu zucken begangen und hört sein leises aufschluchzen. Es brauch ihr das Herz ihm so zusehen. Rasch zog sie sich ihre Schuhe aus, legte seine taube linke Hand auf seinen Körper und krabbelte zu ihm ins Bett. Sie zog ihn an sich und zusammen weinten sie sich den Schmerz vom Herz.

~~~***~~~

Zehn Tage später.

Zögerlich tastend fuhr er mit der linken Hand über den Nachttisch. Dann als er sich schon fast sicher war das Glas gefunden zu haben, stießen seine Finger unsanft dagegen.  Er hörte ein schwappen und klirren als das Glas auf dem Boden zerschellte.

„Verdammter Mist“ entfuhr es ihm und frustriert schlug er auf die Bettdecke.

Ziva schreckte aus ihrem Schlaf hoch. Die Zeitung die sie in den Fingern gehalten hatte gesellte sich zu dem kaputten Glas auf dem Boden und zog sich sofort mit Wasser voll.

„Ist doch nicht so schlimm“, versuchte sie ihn zu beruhigen, während sie die nasse Zeitung und das kaputte Glas aufhob und entsorgte. „Das kann doch jedem Mal passieren. Kein Grund auszuflippen.“ Schnell holte sie ein neues Glas, füllte es mit Wasser und drückte es ihm in die Hand. Er sah so hilflos aus. Es brach Ziva jeden Tag aus neue das Herz ihn so zu sehen. Doch Tony erwiderte darauf nichts. Sein Blick ging starr an ihr vorbei. Zur sehr war er in seiner eigenen Gedankenwelt gefangen und lies die letzten Tage noch einmal Revue passieren.

Vor fünf Tagen hatten sie ihn von der Intensivstation auf die Normale verlegt. Seine Werte waren gut. Die Kopfverletzung heilte. Der Druck auf den Sehnerv war wieder auf einen normalen Stand angekommen. Trotzdem konnte Tony nichts sehen. Sie untersuchten ihn darauf noch einmal gründlich. Rötgenbild, CT, die Gehirnströme wurden gemessen. Alles war wieder im normalen Bereich. Als letztes musste noch eine Beschädigung der Sehnervrinde ausgeschlossen werden. Und auch hier konnte nichts festgestellt werden. Theoretisch hätte er schon wieder sehen müssen, praktisch war Tony, seid seinem Aufwachen aus dem Koma vor zehn Tagen, Blind.

Vielleicht war das auch erst einmal besser so, denn seit gestern war sein Kopf nicht mehr groß verbunden, Die Wunden wurden nur noch von Pflastern geschützt. Er hatte vorsichtig darüber gestrichen und die Stoppeln auf der rechten Seite gespürt. Die hatten ihn halbseitig die Haare geschoren.

Mittlerweile war auch sein Knie gerichtet worden. Die Bänder  und der Meniskus frisch vernäht. Seit kurzen kam einmal am Tag eine Physio Therapeutin zu ihm und führte Reha Übungen mit ihm durch. Sein Körper verheilte, sein Geist dagegen?

Er konnte sich nicht beschweren alleine zu sein. Ziva hatte von Vance und Gibbs Urlaub bekommen und sie war fast immer anwesend. Abby und Bambino gab es nur noch im Doppelpack, ebenso wie Tabitha und Gibbs. Sogar sein Vater kam ihn besuchen. Und so nett es auch gemeint war, an manchen Tagen wurde es ihm einfach zuviel. Als er aus dem Koma erwachte und gesagt bekam das er Blind sei und man nicht wisse wie lange die Störung anhielt, da war sein erster Gedanke gewesen seinem Leben ein Ende zu setzen. Doch wie sollte er das anstellen. War er doch für alles auf Hilfe angewiesen. Aufgeben, sich fallen lassen war so einfach, einfacher als gegen die Dunkelheit anzukämpfen.

Dann war er wieder auf die normale Station verlegt worden und Mia durfte ihn zum ersten Mal seit der Blutung besuchen. Er sah sie zwar nicht, aber er konnte sie fühlen, er roch ihr Shampoo und das Kinderschaumbad in dem sie gebadet hatte. Er spürte ihre Tränen als sie sich an ihm schmiegte und an seiner Schulter all ihre Sorgen ausweinte. Und er hörte ihre Stimme wie sie immer wieder und wieder Daddy zu ihm sagte. Tony atmete ihren Kleinkinderduft tief ein und gab ihr und vielleicht auch sich selber ein Versprechen. Er wollte für sie da sein, wieder gesund werden. Er wollte an ihrer und an Zivas Seite alt werden. Er wollte ihren ersten Schultag mit erleben. Er wollte mit Vaterstolz zur Theateraufführung oder zum Ballett.

Von da an änderte sich alles. Er kämpfte und überraschte sogar Ziva und Gibbs. Er schluckte ohne zu murren jegliche Medikamente, trainierte sein Bein und seine linke Hand. Denn das war die leichteste Übung von allem. Die Lähmung hatte sich als nur geringfügig herausgestellt. Ein paar Tage Physio und er konnte schon wieder mit ihr greifen und leichte Sachen halten. Nur die Feinmotorik musste noch verbessert werden. Gott sei dank war er rechts Händer… sonst wäre ihm vieles schwerer gefallen.

Gestern als Mia zu ihm auf das Bett geklettert kam, hatte sie seine Hand genommen und ihm ihre Puppe gegeben.

„Daddy schau, Puppe hat auch aufgepasst und ganz alleine nach Hause gefunden.“

Er konnte regelrecht spüren wie glücklich Milena darüber war. Tony hatte langsam über das Gesicht und die Haare gestrichen und gewusst das diese nicht viel anders aussehen musste als ihre Vorgängerin. Es war schon seltsam. Mit den Fingern zu sehen. Aber auch daran würde er sich mit der Zeit wohl gewöhnen müssen. Außerdem konnte ja auch noch immer ein Wunder geschehen.

Die Ärzte hatten ihn noch nicht aufgegeben. Ab Morgen würde er eine Stromtherapie über sich ergehen lassen. Damit wollte man den Sehnerv stimulieren. Der Erfolg blieb abzuwarten.

Sein Verhältnis zu Ziva war in den letzten Tagen besser denn ja geworden. Vielleicht musste er wirklich mal einen Schuss vor dem Bug bekommen um seine Grenzen einzusehen. Jedenfalls liebte er Ziva. Sie war ihm in den ersten dunklen Tagen eine große Hilfe gewesen.
Und sie war es auch die ihn aus seinen Gedanken riss.

„Hey Mond an Tony! Bitte melden.”

„Erde“, antwortete er darauf.

“Was Erde? Ich versteh das nicht.“ Sagte sie und setzte sich wieder zu ihm aufs Bett.
Tony hob seine Hand in die Richtung wo er ihr Gesicht vermutete. Ziva fing sie auf und legte sie auf ihre Wange. Erst dann sprach er weiter.

„Es heißt richtig: Erde an Tony. Nicht Mond, Ziiiivvvaaaaa.“ Sofort im Anschluss verzog sie ihr Gesicht zu einem Lächeln. Sie nahm seine Hand wieder von ihrer Wange und gab ihm einen Kuss auf die Finger, dann stand sie auf, hielt seine Hand aber weiterhin fest.

„Ich werde diese ganzen Sprichwörter und sonstigen Floskeln eurer Sprache wohl nie lernen. Außerdem liebe ich es wenn du mich verbesserst.“ Gestand sie ihm grinsend.

„Ich geh jetzt mal in die Cafeteria und hol mir einen Tee. Denn gleich kommt dein Vater mit Mia und das möchte ich nicht verpassen. Soll ich dir auch was mitbringen?“

„Oh, ja und für Mia auch. Bring doch bitte ein paar Donats mit. Irgendwelche Bunten mit viel Zuckerguss. Und für mich noch seinen Kaffee mit Haselnussaroma.“

„Wie kannst du nur immer so viel von dem süßen Zeug essen. Bei dem was du zu dir nimmst, müsstest du dreimal so dick sein.“ Fragte Ziva kopfschüttelnd.

Lachend kniff er sich in seinen durchtrainierten Bauch. „Mit dem Alter bleibt das eine oder andere Kilo schon mal hängen…Sollte es dir zuviel werden muss du es mir nur sagen. Wir finden dann schon einen Weg.“

Als Antwort biss sie im herzhaft in die Finger. Tony quiekte auf und Ziva lachte noch immer als sie schon fast an der Cafeteria angekommen war.  

Die dunklen, fast schwarzen Augen die sie beobachteten, bemerkte sie nicht.




15. Kapitel


Kaum war Ziva gegangen wurde es ihm schon zu ruhig in seinem Zimmer. Da gleich sein Vater und Mia kommen würden, musste es so gegen 16 Uhr sein, denn sein Vater holte die Kleine jeden Tag vom Kindergarten ab. Dann besuchten sie ihn für eine Stunde, bevor er sie wieder ins Heim zurück brachte. Manchmal klappte die Übergabe auch im Bethesda. Nämlich wenn Gibbs und Tabitha zufällig zur selben Zeit Tony besuchten. Dann nahmen sie Mia mit zurück. Es war schon seltsam. Am Anfang wollte Tony es gar nicht glauben, dass sein Vater sich so gut um seine Enkeltochter kümmerte. Aber dann hatte er es selbst miterlebt. Alles was er bei ihm versäumt hatte, wollte er bei Mia nachholen. Sie würden aufpassen müssen, dass er sie nicht zu viel verwöhnte.

Mia war schnell der Liebling vom gesamten Team geworden. Bei ihre Tante Abby hatte sie Narrenfreiheit. Tim und Gibbs konnte sie um den kleinen Finger wickeln. Selbst Ziva hatte ihrem Charme nichts dagegen zusetzten. Und er selber war ihr verfallen, ähnlich wie sein Vater….

Plötzlich stockte er. Waren sie schon da? Hatten sie sich hinein geschlichen? Nein das würden sie nie tun. Alle wussten von seiner Erblindung und meldeten sich an der Tür an. Doch er meinte die Tür gehört zu habe. Und wieder ein Geräusch. Waren das Schritte? War Ziva zurück gekommen ohne was zu sagen? Unwahrscheinlich. „Ziva?“ fragte er, aber eine Antwort bekam er nicht. „Ist da einer?“ fragte er leise, bekam aber keine Antwort.
„Hallo? Ich kann Sie nicht sehen. Also bitte reden Sie mit mir.“
Angestrengt lauschte er in die Dunkelheit. Wieder meinte er Schritte zu hören.
„Hallo? Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir? Er konnte jemanden atmen hören. Ein aus, ein aus, nicht wie ein alter Mann angestrengt oder kurzatmig, sondern tief und lang, wie es nur junge Menschen können. Plötzlich kamen Schritte näher.

„Wer sind Sie? Ich kann Sie hören.“ Zum ersten Mal bereute er es das er Gibbs dazu gebracht hatte das Wachpersonal abzuziehen. Die Schritte kamen immer näher. Jetzt war noch ein anderes Geräusch dazu gekommen. Es hörte sich an wie ein Springmesser das aufsprang und wieder geschlossen wurde. Instinktiv rutsche Tony vor dem Geräusch weg.
Doch sein Bett war nicht groß. Wieder dieses Geräusch, jetzt plötzlich ganz nah und deutlich. Nichts konnte ihm mehr im Bett halten. An seine Krücken kam er nicht, die standen auf der anderen Seite. Die OP war nun schon vier Tage her. Er prüfte kurz wie weit er das Bein belasten konnte. Sein Knie protestierte sofort, aber es musste irgendwie gehen. Also streckte er eine Hand vor sich aus und die andere legte er auf sein Bein. So humpelte er ein paar Schritte in die Richtung in der er das Fenster vermutete.

„Was wollen Sie von mir? Sagen Sie doch irgendwas!“ Doch wieder war nichts zu hören. Tony traute sich kaum zu atmen, aus Angst einen entscheidenden Schritt seines ungebetenen Gastes zu über hören. Dann als er sich schon wieder fast sicher war, das er alleine war. Hörte er wieder das schnappen des Messers. Noch näher. Instinktiv machte er wieder einen Schritt zurück. Die Schritte waren wieder da.

„Hören Sie, ich weiß nicht wer Sie sind und ich weiß auch nicht was Sie von mir wollen.  Aber ich kann ihnen sagen das hier gleich die Hölle los seien wird. Denn mein Besuch kommt gleich.“ Das war jetzt gepokert aber das wusste sein Gast ja Gott sei dank nicht. Und außerdem war ja Ziva bestimmt schon auf dem Rückweg. Wieder waren Schritte  zu hören, aber sie entfernten sich nicht sondern kamen noch näher. Tony steckte eine Hand nach vorne, die andere nahm er von der Schiene und tastete sich damit an der Wand entlang. Weg von dem Geräusch. Sein Knie brannte und jeder Schritt wurde zur Qual. Plötzlich blieb er stehen. Atem. Er spürte einen fremden Atem in seinem Gesicht. Er entfernte sich von der Wand und schützte sein Gesicht. Dann humpelte er mit ausgestreckten Armen im Kreis herum. Aber da war nichts. Nichts das er greifen konnte. Und dann war der Atem wieder da und eine helle klare Frauenstimme sagte: „Es macht Spaß mit einem blinden Mann zu spielen.“

„Was wollen Sie von mir?“ rief Tony.

Die Frau lachte. „Heute noch nichts. Heute lasse ich ihnen nur ein kleines Andenken da. Aber ich komme wieder und dann setzen wir unser Spiel fort.“ Die letzten Worte hatte sie ihm ins Ohr gezischt und im selben Augenblick spürte er einen Schmerz am rechten Oberarm. Verwirrt umklammerte er seinen Arm und spürte warmes Blut zwischen seinen Fingern durch rinnen. Dann entfernten sich die Schritte und er blieb allein zurück.

Ziva kam lächelnd mit ihren Einkauf zurück zu Tonys Zimmer. Beschwingt öffnete sie die Tür. Dann stockte ihr der Atem. Ihr Lebensgefährte stand mitten im Zimmer mit ausgestreckten Händen, ohne seine Gehhilfen und sein rechter Arm blutete stark.

„Wer ist da? Ziva?“ fragte er laut.

„Ja Schatz, ich bin es. Was ist passiert?“

„Es war jemand hier. Ich wurde bedroht.“

„Bleib wo du bist, ich helfe dir gleich.“ sagte sie und schmiss die Donats auf den Tisch. Zog ihre Waffe und durchsuchte das Zimmer und das angrenzende Bad. Doch es war alles leer. Wer auch immer hier gewesen war, war jetzt weg. Sie steckte ihre Waffe wieder zurück und holte ihr Handy raus. „Gibbs?. Ich bin es Ziva. Wo bist du?“

„Ich bin fast beim Bethesda.“

„Oh gut.“

„Warum?“ fragte er nach.

„Tony hatte gerade Besuch. Er wurde verletzt. Komm schnell.“ Damit legte sie auf.
Langsam ging sie auf ihren Verlobten zu. „Ich komm jetzt zu dir. Okay?

Er nickte. Als sie ihn erreichte berührte die seinen verletzten Arm. „Schlimm?“
„Ich habe keine Ahnung, aber weh tut es genug.“

„Komm ich helfe dir zurück zum Bett und dann hol ich einen Arzt.“
Ziva nahm seinen unverletzten Arm und legte ihn sich um die Schulter. Ihr Arm umfasste dabei seine Hüften. So stützte sie ihn und er humpelte zurück zu seinem Bett.

Gibbs schmiss sein Auto mehr auf den Parkplatz, als das er es parkte. Er wollte sich so schnell wie möglich, selbst ein Bild von Tonys Verletzung machen. Er ärgerte sich das er sich von seinem Ersten dazu hatte überreden lassen das Wachpersonal zu entfernen. Was hatten sie nur übersehen. Hatte das noch mit Drabel zu tun, oder tat sich hier schon wieder ein neuer Fall auf.

Der Chefermittler raste förmlich durch die Gänge. Nur Sekunden später hatte er DiNozzos Zimmer erreicht und riss die Tür auf. Drei erschrockene Gesichter schauten ihn an. Er bemerkte, das Tony der auf seinem Bett saß sich merklich verkrampfte.

„Ich bin es, Gibbs.“ Sagte dieser schnell und kam zügig zum Bett. Er sah, das der Arzt gerade dabei war einen Verband um den Oberarm anzulegen. Die Wunde selbst war schon abgedeckt. Ziva saß an Tonys anderer Seite auf dem Bett und hielt seine Hand. An den Arzt gewandt fuhr er fort: „Wie schlimm ist es?

„Oh, ein zwar tiefer aber gerader Schnitt. Etwa 10 Zentimeter. Ich musste ihn mit sechs Stichen nähen.“ Er war mit dem Verband fertig und packte seine Sachen zusammen. „Ich werde sie nun alleine lassen. Sollten die Schmerzen größer werden, dann melden sie sich bitte.“

„Dann erzähl, wie es dazu kommen konnte.“ Und deutete dabei auf Tonys Arm.

Ziva schaute Gibbs an. „Ich war nicht da. Und als ich ging war alles noch in Ordnung. Als ich jedoch wieder kam, stand Tony mitten im Raum und sein Arm blutete. Von dem Angreifer konnte ich allerdings keine Spur mehr finden. Ich habe ihn zum Bett zurück gebracht und dich angerufen. Das war es.“

Dann war DiNozzo dran. „Ich habe nur durch Zufall mitbekommen das sich die Tür geöffnet hatte und sich jemand im Raum befand. Ich hörte es Atmen und leise Schritte. Meine Fragen wurden nicht beantwortet. Und dann hörte ich das Messer und spürte Atem im Gesicht. Zum Abschluss sagte eine Frauenstimme, Es würde ihr Spaß machen mit mir zu spielen, sie wollte mir ein Andenken hinterlassen und irgendwann einmal wiederkommen. Dann spürte ich den Schnitt und dann war sie auch genau so leise verschwunden wie sie reingekommen war. Das ist alles.“

Gibbs beließ es dabei, dann er sah das der Zwischenfall seinen Agent stärker zugesetzt hatte als dieser zugab. Der Chefermittler war wütend. Tony hatte mittlerweile schon genug mitgemacht. Das wäre alles nicht passiert, wenn er sich nicht von DiNozzo dazu hätte bequatschen lassen das Wachpersonal abzuziehen. Er hätte auf sein Bauchgefühl hören sollen. Gibbs strich sich resigniert durch die Haare und holte sein Telefon raus. Wenige Augenblicke später.

„Vance? Ja, Gibbs hier. Ich brauche im Bethesda zwei Agents zu DiNozzos Schutz. Ja. JETZT GLEICH. Es gab einen Angriff auf ihn und er wurde verletzt. Nein, nicht schlimm.“ Und damit legte der Grauhaarige auch schon auf. Sogar Direktor Vance bekam keine Schlussworte.

Während sie auf das Wachpersonal warteten beobachtete Gibbs Tony ganz genau. Er war leicht blass um die Nase und auch sein Arm musste ihm stärkere Schmerzen bereiten denn er stützte ihn mittlerweile mit der anderen Hand.

„Brauchst du was DiNozzo?“

„Nein, es ist nur ein Kratzer.“

„Der mit sechs Stichen genäht werden musste.“

„Es geht mir gut.“ Behaarte der Verletzte.

„Okay, wie du willst. Ich hol mir jetzt eben einen Kaffee. Ziva du bleibst solange, jede Minute und ich meine auch jede Minute, bei ihm.“ Sprach er und verschwand durch die Tür die hinter ihm schwungvoll ins Schloss fiel.

„Oh“, sagte Ziva. „Gibbs gart vor Wut“.

„kocht“

„Was???? Verständnislos sah sie ihn an. Was er wohl instinktiv mitbekam.

„Es heißt –Er kocht vor Wut- nicht gart, Ziiivvaaa.“

„Du bist unmöglich. Selbst in so einer Situation musst du mich noch verbessern“ sagte sie aufgebracht.

„Hey“ erwiderte Tony. „Du hast mir mal gesagt das du das an mir liebst….. Außerdem beruhigt es mich und lenkt dich etwas ab. Aber was wolltest du mir eigentlich damit sagen?“ Jetzt grinste er sie frech an, denn Tony wusste genau dass seine Verlobte ihm dann nicht widerstehen konnte.  

„Nur das er sich Sorgen um dich macht. Gibbs kann es nicht zeigen, aber er liebt dich. Mindestens so sehr wie Abby.“

„Ach deshalb also die ganzen Kopfnüsse, das Nacharbeiten oder die Aktenarbeit? Aus Liebe?“ kam es spöttisch.

„Du hast es immer noch nicht verstanden wie er tickt. Du bist so ein Schwachkopf, Tony. Und das warst du auch schon vor der Kugel. Also schieb es nicht auch die Verletzung. Was soll er denn machen um dir seine Liebe zu zeigen? Mhhmmm, möchtest du auch ein Küsschen auf die Stirn? Oder eine Umarmung?“ fragte sie lachend. „Das ist halt seine Art dir das zu zeigen.“

„Ok, okay du hast gewonnen. Ich lass es mir mal durch den Kopf gehen. Aber das Küsschen hätte ich jetzt auch viel lieber von dir.“ Sagte Tony und zog Ziva nah an sich heran.

~~~***~~~

Kurze Zeit später war Gibbs mit seinem Kaffee und zwei NCIS Agents wieder da. Die Beiden waren schon ein seltsames Gespann. Agent Tanner an die fünfzig, kaum noch Haare, mit einem Hang zum Übergewicht und höchsten 1,65 m groß. Der andere etwas jünger als Tony, groß und durch trainiert. Ziva war dieser junge Mann im HQ schon ein paar Mal aufgefallen, da er hellblonde lockige Haare und tief Blaue Augen hatte. Ein Frauenschwarm, sagten die Damen des NCIS.

„Tony, das sind die Agents Tanner und Main.“ Tony hörte ein zweistimmiges Hallo.
„Sie übernehmen die erste Wache. Wenn die Abwechslung kommt werden sie sie auch erst zu dir herein schicken, damit du weißt wer draußen sitzt.“

„Main?“ fragte Tony. „Sind Sie das Thomas?“

Der Angesprochene nickte dem Verletzen zu. Dann viel im plötzlich ein warum DiNozzo im Krankenhaus lag und er antwortete schnell: „Ja Tony ich bin es. Aber sagen Sie ruhig Tom.“

Ziva schaute von einem zum anderen. „Woher kennt Ihr euch?“

„Vom Schießstand. Tom versucht immer meinen Rekord zu brechen, was ihm aber bisher nicht geglückt ist. Es beruhigt mich auf jeden Fall das Sie vor meiner Tür Wache halten.“ Sagte Tony und versuchte dabei in Toms Richtung zu schauen.

Tom schluckte. Jetzt würde er wahrscheinlich den DiNozzo Rekord brechen können, aber es tat im in der Seele weh den jungen, immer zu Späßen aufgelegten Agent, in dieser misslichen Lage vorzufinden. Verletzt und hilflos im dunklem.

Als die beiden Agents den Raum verlassen hatten, sprach Tony Gibbs an: „Tom ist ein guter Mann, Gibbs. Du solltest ihn in die engere Wahl nehmen.“

„Wofür DiNozzo?“

„Für meine Stelle. Auf kurz oder lang musst du sie ausschreiben. Ich kenne Tom schon etwas länger. Er würde ins Team passen. Er ist mir ähnlich.“

Gibbs hatte sich jetzt ganz nah zu seinen Stellvertreter herunter gebeugt.
„Ich brauche keinen anderen Agent. Ich brauche DICH, auf deiner Position“, sagte er ganz leise.

„Irgendwann musst auch du der Wahrheit ins Auge sehen, Boss.“

„Tony, ich will solche Reden von dir nicht mehr hören. Nicht jetzt und auch nicht später. Du packst das hier. Du wirst wieder gesund und du wirst deinen Posten wieder einnehmen. Alles andere wäre nur ein Kompromiss und Kompromisse mache ich nicht.  Haben wir uns verstanden?“

„Gibbs, ich werde vielleicht nie mehr…..“ doch der Grauhaarige unterbrauch seinen Agent.

„Wenn ich nicht Angst hätte, dich wieder ins Koma zu schlagen, würde ich dir jetzt eine Kopfnuss verpassen die du dein Leben lang nicht mehr vergessen würdest. Also halt die Klappe DiNozzo. Du machst mich wütend.“

Tony schluckte schwer. Vielleicht hatte Ziva ja doch recht und Gibbs liebte ihn auf seine Art!  Als Junge hatte er sich immer so einen Vater gewünscht. Jemanden der für ihn da war und ihn nicht auf Internate abschob. Jemand mit dem er etwas zusammen unternehmen konnte. Er hatte sich vorgenommen Milena ein guter Vater zu werden. Sobald er hier raus kam und sich einigermaßen zurecht fand würde er mit ihr…. Mia? Kam es ihm da plötzlich in den Sinn.  „Wie spät ist es jetzt eigentlich? Fragte Tony.

„17 Uhr durch, warum?“ fragte Gibbs. Ein ungutes Gefühl beschlich den Grauhaarigen.

„Das ist seltsam. Denn mein Vater und Mia wollten heute so gegen 16 Uhr vorbei kommen. Dann sind Sie schon eine Stunde überfällig.“  Teilte Tony seinem Vorgesetzten mit. Er machte sich Sorgen. Sein Vater hatte sich gerade von der Entführung erholt. Und er hatte Mia dabei.

Gibbs sah seinen Ersten an. „Tony, ruf deinen Vater an und frag wo er steckt.“

Die Finger des Braunhaarigen fuhren wieder suchend über den Nachttisch. Irgendwo musste doch sein Handy liegen. Ziva sah das sich Tony wieder dem Wasserglas näherte. Schnell hielt sie seine Hand fest um ihn mit der anderen das Handy zu reichen. Er dankte ihr mit einem Seufzen, klappte es auf und ertastete sich die Kurzwahltaste 5.
Es schellte und schellte. Keiner ging ran. Tony wurde immer unruhiger. Der Anruf brach ab. Das durfte doch nicht wahr sein. Sollte ihnen was passiert sein?




16. Kapitel

Da ging seine Zimmertür auf. „Junior, ich wollte dir das Geld für den Anruf sparen. Wir waren ja schon fast da.“ Kam es fröhlich von DiNozzo Senior.

„Daddy“ rief Mia und er konnte hören, dass sie auf sein Bett zu lief und wie immer geschickt an dem Gestell hoch kletterte. Tony fiel ein Stein vom Herzen als er seine kleine Tochter in die Arme schließen konnte. Es war ihr nicht passiert.

„Dad, wenn ich dich das nächste mal anrufe und du bist im selben Zimmer wie ich, dann gehst du ran. Auch wenn du mich SEHEN kannst. Hab ich mich klar und deutlich ausgedrückt?“ Fragte er verstimmt.

Erst jetzt fiel seinem Vater der Verband an seinem Arm auf. Was war hier geschehen. Er sah herüber zu Gibbs und der machte ihm ein Zeichen ihm auf den Flur zu folgen. Mia musste nicht alles mitbekommen.
„Ich fahr ins Büro. Vielleicht haben wir ja was übersehen. McGee soll noch mal seine Wunderkiste hochfahren.“

„Ich komm gleich wieder Anthony.“ Sagte sein Vater und ging mit Gibbs raus.

„Agent Gibbs, was ist hier passiert?

Der Chefermittler stellte ihm erst einmal die beiden Agents vor der Tür vor, dann erklärte er Tonys Vater die Lage und teilte diesem mit, warum sein Sohn gerade so über reagiert hatte. Anthony Senior war schockiert. Sie waren alle davon ausgegangen das mit Drabels Tot die Sache abgeschlossen war. Und zum ersten Mal in der ganzen Zeit fühlte Jethro so etwas wie Mitleid mit ihm.

„Ich werde gleich Direktor Vance anrufen. Es wird sie nachher ein Agent abholen und solange bewachen bis wir die Attentäterin haben. Für Milena gilt dasselbe.“ Damit drehte sich Gibbs um und ging in Richtung Aufzug.

DiNozzo Senior ging nachdenklich zurück zum Zimmer seines Sohnes. Seit Juniors Verletzung, hatte sich sein Leben sehr geändert. Als  erstes hatte er sich für unbestimmte Zeit aus der Firma zurück gezogen. So konnte er solange in Washington bleiben wie Tony und Mia ihn brauchten. Denn er wollte wenigstens einmal in seinem Leben für seinen Sohn da sein und er bemerkte auch dass ihm die Zeit davon rannte. Er machte sich nichts vor, den Zenit hatte er schon lange überschritten. Er ging nun rasch auf die 80 zu. Wie lange würde er sich noch über seine Enkelin erfreuen können? Und sein Sohn? Ziva und Anthony wollten heiraten. Auch das wollte er nicht verpassen, in dem er in Monaco oder irgendwo in der Wüste Geschäfte machte.

Junior hatte in der letzten Zeit schon wirklich genug durch gemacht. Nach der Gehirnblutung hatte er tage lang mit dem Tot gekämpft. Und mehr als einmal hatte er das Gefühl gehabt seinen Sohn zu verlieren. Aber jetzt befand sich Anthony auf dem Weg der Besserung und obwohl er noch nicht wieder sehen konnte, hatte er doch seine Lebensfreude wieder erlangt. Er würde nicht zulassen dass diese Frau das wieder zerstörte und wenn er sich selbst zu seinem Sohn ins Zimmer legen würde. Es durfte Tony nichts mehr passieren. Fest entschlossen betrat er das Zimmer.

Eine Stunde später war der Agent da um die Beiden nach Hause zu begleiten.

„Komm Mia, Agent Meyers wartet. Verabschiede dich.“ Sagte Tonys Vater.

„Nein, ich will noch nicht gehen. Ich will nicht zurück zum Heim.“ Kam es dickköpfig von der vierjährigen. Tony der den Schreck vom Morgen noch nicht ganz verdaut hatte, brachte das zum schmunzeln. Wie stur seine Tochter seinen konnte. Ob sie das wohl von ihm geerbt hatte.

„Na komm. Du kommst ja morgen schon wieder.“

„Daddy, ich möchte aber bei dir und Ziva bleiben.“

„Ziva geht doch auch nachher nachhause. Schau dich doch mal um. Hier kann nur einer schlafen.“ Sagte der braunhaarige Agent.

„Dann kann ich doch bei Ziva zuhause schlafen.“ Und an Ziva gewandt fuhr sie fort.
„Oh bitte, bitte Ziva… Nimm mich doch mit zu dir. Ich will auch ganz artig sein. BITTE.“

„Das geht leider noch nicht. Aber wir können ja mal morgen mit Tabitha sprechen ob Sie dir erlaubt übers Wochenende das Heim zu verlassen. Dann kannst du wenn du willst bei mir schlafen und wir können dein Zimmer herrichten. Ist das ein Deal?“

Mittlerweile wunderte sich Tony über nichts mehr. Man merkte bei Ziva immer das sie kein Einzelkind war. Sie konnte sich wunderbar in seine kleine Tochter hineindenken.
„Deal!“ rief Mia und hüpfte vor Freude fast außer sich auf Tonys Bett auf und ab. Das erinnerte den Ermittler auch wieder an seine Armverletzung und er versuchte seinen Arm mit der anderen Hand zu stabilisieren. Ziva die dafür sofort ein Auge hatte, zog seine Tochter vom Bett.

„Na komm, ich komm noch mit nach unten.“

„Bis zum Ausgang?“ fragte Mia grinsend. Um jeden Zentimeter wurde hier gefochten.

„OK, bis zum Ausgang.“ Sagte Ziva lächelnd. Die drei machten sich auf den Weg und Tony blieb alleine im Zimmer zurück.

~~~***~~~

Als Ziva nach einige Zeit zurück kam, war einer der Stühle vor Tonys Tür leer. Zum Gruß für Agent Tanner hob sie die Hand. „Wo ist ihr Kollege Agent Tanner?“

„Drinnen.“

„Oh Gut“, sagte Ziva

„Finden Sie?“ Sehr interessiert an ein Gespräch wirkte er nicht.

„Haben Sie was dagegen, wenn ich ihnen etwas Gesellschaft leiste?“

„Wenn Sie wollen.“

„Wissen Sie worum es da drinnen geht? Harkte sie nach.

„Mein Kollege hat die Hoffnung Agent DiNozzo kann sich noch an einen etwas zurück liegenden Fall erinnern.“ Dabei rollte er mit den Augen.

„Und Sie halten das für verschenkte Zeit?“ Ziva wurde es langsam zu bunt.

„Mal im ernst, bei der Verletzung können Sie froh sein das er beim sprechen nicht sabbert.“
Kam es abwertend. Jetzt reichte es ihr wirklich. Langsam stand sie auf und stellte sich vor ihn.

„Agent Tanner, mein Kollege darin ist, aufgrund einer Schussverletzung Blind und nicht verblödet.“ kam es sehr leise und gefährlich von Ziva. „Und Sie können froh sein, das nur ich das eben gehört habe. Sollte Agent Gibbs jemals davon erfahren, waren Sie die längste Zeit Mitarbeiter es NCIS.“ Mit diesen Worten ging sie ohne ein Wort des Abschieds zur Tür.

Nachdem sie leise die Tür öffnete, konnte sie sich ein Lachen nicht verkneifen. Die beiden Agents waren so in ihr Gespräch vertieft, das sie gar nicht mitbekamen, das jemand das Zimmer betrat. Ziva lehnte sich mit verschränkten Armen an die Türzarge und sah dem fröhlichen Treiben zu.

Tony und Tom saßen zusammen am Besuchertisch. Tony hatte sein Bein auf dem Tisch hoch gelagert, den Stuhl leicht nach hinten gekippt und die Arme hinterm Kopf verschränkt. Tom saß ihm, mit weit vor sich ausgestreckten  und gekreuzten Beinen, gegenüber.
Ziva fragte sich kurz wie Tony zu dem Tisch gekommen war, scheinbar hatte Agent Main ihm geholfen. Dann konzentrierte sie sich auf das Gespräch der jungen Männer.

„Ich bitte Sie, das ist doch nicht ihr Ernst, Tom?“ kam es lächelnd von Tony. Das sein Blick dabei an den jungen Agenten vorbei ging, fiel kaum auf.

„Doch ehrlich Tony, wenn ich es ihnen doch sage. Sie geht jeden Tag mehrmals an uns vorbei. Sie muss irgendwo hier Dienst tun.“

„Und Sie sieht heiß aus?“

„Oh ja, da können Sie einen drauf lassen. Sexy, blond, schlank, lange Beine. Herz was willst du mehr. Und der Blick den Sie mir immer zu wirft. Sie müssten mal ihre Augen sehen. Braun, ein tiefes, ganz dunkles Braun, fast schon schwarz könnte man meinen.  Und sie hat einen ganz süßen Zungenanschlag. Sie lispelt niedlich.“ kam es schwärmerisch.

„Ah diese also, dann weiß ich wen Sie meinen. Sie arbeitet auf der Orthopädie. Ich habe sie bereits kennen gelernt als sie mir die Kniescheibe wieder einrenken mussten. Der Zungenanschlag ist mir in Erinnerung geblieben. Haben Sie sie schon zu einem Date eingeladen?“

„Noch nicht wirklich.“

„Mensch Tom. So etwas können Sie doch nicht an sich vorbei gehen lassen.“ Tony rieb sich dabei anzüglich über die Brust.

„Ich arbeite daran..... ich arbeite daran. Wenn Sie morgen wieder Dienst hat, dann werde ich Sie ansprechen.“ kam es von Tom.

„Na dann will ich mal für Sie hoffen, das Sie nicht zu lange gewartet haben,,,,“ sagte Tony grinsend.

„Tja, und wenn doch?“

„Dann müssen Sie andere Geschütze auffahren.“

„Aber dabei können Sie mir doch dann sicher helfen, immerhin sind Sie der Agent mit den meisten Frauenabschüssen beim NCIS.“

Der Braunhaarige lachte laut auf. „Oh, das war einmal, ich hab mich vor einiger Zeit bereits zur Ruhe gesetzt.“

Ziva hatte ihn lange nicht mehr so herzlich lachen sehen. Das Männer Gespräch tat im gut.

„Aber vielleicht kann ich ihnen trotzdem den einen oder anderen Tipp geben. Aber versuchen Sie es erst einmal mit einem Date. Das hilft meistens.“

Ziva entschied das jetzt der Moment gekommen war sich bemerkbar zu machen. Sie wollte nicht unbedingt dabei sein, wenn Tony aus dem Nähkästchen plauderte. Also öffnete sich noch einmal leise die Tür und schloss die laut.

„Hallo Schatz, hast du mich vermisst? Oh du hast ja Besuch.“ Beide Männer fuhren auf erschreckt hoch. Tom stand sofort und Tony Stuhl landete unsanft wieder mit allen vier Beinen auf dem Boden.

„Ähhmmm Ma`am, ich bin schon weg.“ sagte Tom und wollte sich umdrehen.

Ziva sah ihn nach. „Agent Main? Nur kurz. Ich habe nichts dagegen wenn Sie ihre Zeit hier bei Agent DiNozzo verbringen.“ Der junge Ermittler nickte Ihr zu.

„Gerne, auch mir hat unser Gespräch Spaß gemacht.“ Sagte Tony.

„Gut, aber reden Sie mich nie mehr mit Ma`am an.“ Damit lies sie ihn stehen und ging auf Tony zu.

„ÄÄÄhhmmm, Ma.... Aähm Agent David, wollte ich sagen. Soll ich ihm noch zum Bett zurück helfen?“

Ziva lächelte ihn an, „Ich denke das schaffen wir alleine. Danke.“ Tom stand noch etwas unsicher im Raum, ging dann aber doch raus.

„Ich hasse das.“

„Was?“ kam es unschuldig von der Brünetten.

„Ich hasse es, wenn du über mich redest als wäre ich gar nicht im Raum.“

„Na komm schon.“ sagte sie ohne auf seine Worte einzugehen. „Lass uns dich zurück zum Bett schaffen.“ Einen Blinden Mann zu führen war schlimm, einen Blinden Mann auf Krücken, durch einen Raum zu geleiten, war ein Abenteuer.

Als Tony wieder im Bett lag, merkte er erst wie sehr ihm dieser kleine Ausflug angestrengt hatte. Auch wenn es ihm von Tag zu Tag besser ging, so richtig gut ging es ihm noch lange nicht. Seit er vor 10 Tagen aus dem Koma erwacht war, hatten ihn die Kopfschmerzen nicht verlassen. Durch die Medikamente waren sie schwächer geworden, aber weg waren sie nicht. Auch sein Bein, das noch immer in einer Schiene steckte, schmerze bei Belastung und die neue Armverletzung spürte er nun auch wieder deutlicher. Müde schloss er kurz die Augen. Er war einfach noch nicht so belastbar. Ziva strich ihm durch die wenigen verbliebenen Haare. „Du solltest schlafen. Und ich auch. Denn ich will morgen mit Tabitha reden und das Zimmer entrümpeln.“ Der Braunhaarige zog sie noch ein letztes Mal an sich, dann verließ sie das Zimmer.

~~~***~~~

Die Tage bis zum Wochenende verliefen ruhig. Es gab keine besonderen Auffälligkeiten und der Vorfall vor einigen Tagen, rückte in Vergessenheit. Tonys Armverletzung verheilte gut und unauffällig. Seine Werte waren mittlerweile so gut, dass über eine Verlegung in eine Reha Klinik nachgedacht wurde. Doch der Agent verweigerte  zum ersten Mal, seit der Gehirnblutung, eine ärztliche Anweisung. Er wollte nur noch nach Hause zu seinen neuen Familie. Die Physio Therapie konnte auch ambulant weiter gehen. Und bei der Gewöhnung an die Blindheit konnte ihm sowieso kein Arzt helfen.  Mit der Stromstoß Therapie war zwar schon begonnen worden, aber bisher ohne sichtbare Erfolge. Ziva und Tony beratschlagten lange wie es weiter gehen sollte. Die ersten Wochen würde er rund um die Uhr, Hilfe brauchen. Das Problem war nur, Ziva musste wieder zur Arbeit aber irgendwie würden sie auch dafür eine Lösung finden. Ein paar Wochen würde Tony noch seine Krücken brauchen, aber wenn er erst wieder seine Hände zur Verfügung hätte würde es besser werden.

Mit Tom verband Tony mittlerweile eine tiefe Freundschaft. Er hatte sich schon vorher mit dem jungen Mann gut verstanden, aber nun war aus einer Bekanntschaft, Freundschaft geworden. Diese war so offensichtlich das Tim darauf im Anfang fast eifersüchtig reagierte. Immer wenn er und Abby kamen um Tony zu besuchen, war Tom schon im Zimmer und die beiden unterhielten sich über Frauen und Bier, aber hauptsächlich über Toms neuste Errungenschaft. Die kleine schnuckelige Krankenschwester hatte es ihm angetan und er ihr scheinbar auch. Denn sie kam jetzt jeden Tag und brachte den Agents vor Tonys Tür Kaffee aus dem Schwesternzimmer vorbei. Immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Aber bis jetzt hatte sie sich noch nicht zu einem Date mit ihm überreden lassen.
Für McGee klang das immer so harmonisch, das er sich wie in Eindringling vor kam. Abby fand das ganze super. Endlich hatte ihr Tiger wieder Lust am Leben gefunden. Agent Main hatte auch Tonys Versorgung, mit essbarem Essen wie er es nannte, übernommen. Hatten die Agents doch denselben Geschmack. Morgens Bagels, abends Pizza und für zwischendurch süßen Kaffee mit Donuts. Ziva war darüber ganz froh, musste sie, das in ihren Augen ungesunde Essen, nicht mehr kaufen.
Der junge Ermittler zeigte sich seinen Freunden glücklich, denn endlich war seine Entlassung aus dem Krankenhaus in greifbare Nähe gerückt, doch tief in seinem Innersten spürte, er das es nicht so bleiben würde. Tony hatte das Gefühl die Ruhe vor dem Sturm zu erleben. Die Gefahr war noch nicht vorbei.




17. Kapitel

Mia durfte das nächste Wochenende bei Ziva bleiben. Tabitha hatte nichts dagegen einzuwenden gehabt. Mittlerweile kannte sie alle Agents rund um das Team des grauhaarigen Ermittlers bestens. Von ihnen drohte der Kleinen keine Gefahr und für Ziva und Mia war es wichtig auch einmal längere Zeitabschnitte miteinander zu verbringen. Und so hatten Tab und Jethro Mia am Freitag mit ins Bethesda gebracht und Ziva war anschließend mit ihr nach Hause gefahren.

„Ist deine Wohnung groß“.

„Es geht“, antwortete Ziva etwas nervös.

„Machen wir morgen zusammen mein Zimmer hübsch?“

„Ja und du darfst dir die Farbe aussuchen.“

„Oh, das ist schön.“

„So, da wären wir.“ Kam es von der Brünetten und sie kramte nach ihrem Schlüssel.
Milena ging langsam in ihr baldiges Zuhause. Ziva zeigte ihr die ganze Wohnung und brachte anschließend ihre Tasche in ihr Zimmer. Sie hatte es schon gestern Abend ausgeräumt und sauber gemacht. In dem Zimmer standen im Moment nur ein Bett und ein Schrank. Für alles andere, was kleine Mädchen so brauchten, musste sie halt noch sorgen. Mia war ihr gefolgt.

„Das ist mein Zimmer?“

„Ja, ich weiß, noch sieht es nach nichts aus, aber wenn wir morgen früh einkaufen gehen, kannst du dir das eine oder andere aussuchen.

„Oh, das wäre toll.“ Sagte sie, setzte sich auf das Bett und sah der jungen Frau beim auspacken ihrer Tasche zu.
„Es ist schon spät Mia, wir sollten beide schlafen, morgen haben wir viel vor. Brauchst du Hilfe oder kannst du dich alleine fürs Bett fertig machen? Wo das Badezimmer ist, weißt du noch?“

Mia nickte: „Ich bin doch keine Baby mehr. Das kann ich schon alleine.“

Ziva strich ihr über die Locken und ging in die Küche um ihr für die Nacht was zu trinken zu holen. Keine fünf Minuten später hüfte ein rosa Schlafanzug auf sie zu. Zivas Herz bekam einen leichten Schubs, dabei konnte sie mit Rosa so gar nichts anfangen. Aber bei Mia war das etwas anderes. Es sah einfach nur niedlich an ihr aus.

„Na dann, ab ins Bett mit dir.“ Zusammen mit Puppe kletterte Milena ins Bett. Als die junge Frau das Licht ausmachen wollte, wurde sie von ihr aufgehalten.

„Warte Ziva, wir müssen doch noch beten!“

„Oh, ich weiß gar kein Gebet in deiner Sprache, vielleicht kannst du mir eins beibringen?“

„Mhhm kann ich machen.“ Und damit faltete sie ihre kleinen Hände vor der Brust und sagte laut und langsam, damit Ziva ja auch alles mitbekam:“ Ich bin klein, mein Herz ist rein, darf niemand drin wohnen, als Gott allein.“

„Sprech es nach Ziva. Daddy hat gesagt, wenn man es nach sprichst, dann lernt man es auswendig und wir können morgen Abend schon zusammen beten.“ Kam es da naseweis von der Kleinen.

Mit einem Lächeln im Gesicht sprach die Brünette das kleine Gute Nacht Gebet ein paar Mal feierlich nach. Dann gab sie ihr noch einen Kuss auf die Stirn, machte das Licht aus und schloss die Tür.

„Das war bisher ja gar nicht mal so schlecht verlaufen.“ Dachte sie schmunzelnd und machte sich dann selber Bett fertig.

Eine halbe Stunde später lag sie in einem bequemen Pyjama im Bett, nahm ihr Handy und rief Tony an. „Hey“

„Selber Hey“, war seine Antwort. „Wie lief es bis jetzt?“

„Oh gut. Ich hatte mir solche Gedanken gemacht, aber sie ist wie ganz selbst verständlich in das Bett gekrochen und eingeschlafen. Mal sehen was der morgige Tag so mit sich bringt.“

„Ich vermisse dich, Ziva.“

Ziva schluckte. „Ich vermisse dich auch, Schatz. Aber wir kommen morgen Abend noch bei dir vorbei, versprochen.“

„Ich weiß, aber es ist nicht dasselbe als wenn ich bei dir liegen könnte. Deine Haut fühle, meine Hand an ganz andere Stellen schieben könnte.“ Seufzte er in das Telefon.

„Du hast die Ärzte gehört. Wenn alles gut geht, bist du bis nächstes Wochenende wieder Zuhause.“ Sagte sie ihm vor sich hin lächelnd.

„Das ist noch so lange!“

„Oh Tony, wir reden von einer Woche. Jetzt hast du es schon so lange ausgehalten, da fallen doch ein paar Tage mehr oder weniger gar nicht mehr zu Gewicht.“

Ziva lauschte in den Flur. Waren da Geräusche? „Hier ist was im Flur.“ Zischte sie leise in das Handy und legte es aufs Bett. Ihre Augen fixierten die Tür und mit ihrer Hand griff sie in den Nachttisch zu ihrer Waffe. Sie wollte sie gerade ziehen als sie ein zartes Stimmchen vernahm.

„Ziva? Darf ich zu dir kommen?“

Mein Gott, sie hatte ja völlig Mia vergessen. Schnell legte sie die Waffe wieder weg. Vom Handy auf dem Bett hörte die Tonys aufgeregte Rufe. „Ziva, Ziva, so sagt doch was?!“

„Komm rein Mia“, rief sie und nahm dann schnell das Handy wieder auf.
„Tony, alles in Ordnung es war nur deine Tochter. Bleib mal kurz in der Leitung.“ Da war Mia auch schon zu ihr unter die Decke geklettert.

„Darf ich heute Nacht hier schlafen? Bitte Ziva!“

„Klar, aber was ist denn mit deinem Zimmer?“

„Das ist so kalt und weiß. Ich bin aufgewacht und an den Wänden gehen die Tiere spazieren.“

Ziva runzelte die Stirn? Tiere an den Wänden? Was konnte sie nur meinen? Dann viel ihr der Baum vor dem Zimmer ein. Die Schatten vielleicht?
„Wir werden morgen ein Rollo kaufen und die Schatten aussperren, meinst du das es dann in Ordnung geht?

„Mmmhhhmm, vielleicht.“ Erlang es skeptisch. „Ist das Daddy?“

„Ja, möchtest du noch mit ihm sprechen?“

Sie nickte heftig und führte das Handy zu ihrem Ohr. „Hallo Daddy?“

„Ciao piccola Principessa.“

Mia kicherte. „Was heißt das?“

„Hallo meine kleine Prinzessin!“

„Das ist schön, ist das wieder italienisch?“ Kicherte sie fragend in das Telefon. Ihr Gesichtchen hatte dabei eine leichte Rottönung angenommen.

„Ja, aber du solltest jetzt wirklich schlafen. Immerhin musst du morgen früh mit Ziva zusammen dein Zimmer streichen. Das ist anstrengend. Bist du denn gar nicht müde?“

„Doch“, und schon gähnte die beherzt in das Telefon. „Gute Nacht, Daddy.“

„Tschau Kleines und bitte gib das Handy wieder an Ziva.“

Er hörte es rascheln und kurz drauf war wieder Ziva daran.
„Das hast du gut gemacht, Daddy.“ Sagte sie leise um Mia nicht zu stören. Sie konnte förmlich sein Grinsen sehen. „Gute Nacht Tony.“

„Gute Nacht, Bella“. Und damit legten sie auf. Ziva sah runter zu Tony Tochter. Diese hatte sich auf die Seite gedreht. Die Haare ihres braunen Wuschelkopfs auf das Kissen verteilt, zwei Finger steckten in dem Mund und ihre Puppe umklammerte sie mit der freien Hand und drückte sie fest an ihrem Körper. Aber was war das? Ziva lauschte, es waren leise Nuckelgeräusche zu hören. Das zauberte ein Lächeln auf das Gesicht der jungen Frau. Wie sollte sie sich diesem Kind verwehren? Wie konnte sich nur irgend jemand diesem kleinen Mädchen verwehren. Die Wangen leicht gerötet vom Schlaf, sah sie einfach nur reizend aus. Während sie auf Milena herunter schaute, durch fuhr sie ein wohliges Gefühl. Liebe? Sie wusste es nicht, aber als sie sie zudeckte und ihr eine vereinzelte Haarsträhne aus dem Gesicht strich, wünschte sie sich Tony an ihrer Seite. Seufzten fuhr sie mit ihrer Hand auf sie leere Bettseite. Wie gerne würde sie sich jetzt an ihn lehnen, seine Wärme genießen und sich seinen Streicheleinheiten hingeben. Sie hatte zwar gerade noch großmütig behauptet das eine Woche nicht lang sei, aber jetzt würde sie alles geben wenn diese Tage schon vorbei wären. Ziva nahm das Telefon wieder in die Hand und  spielte kurz mit dem Gedanken Tony noch einmal anzurufen, doch dann lies sie das Handy wieder sinken. Nein, sie hatten sich schon verabschiedet und außerdem machte sie es ihnen damit nur noch schwerer. Also drehte sie sich ebenfalls auf die Seite, hauchte Mia einen Kuss auf die Stirn und machte das Licht aus. Morgen kam ein neuer Tag, mit neuen Herausforderungen. Müde schloss sie die Augen und zog Mia an sich.





18. Kapitel

Als Ziva am anderen Morgen wach wurde, bemerkte sie das Milena immer noch tief und fest neben ihr schlief. Die Puppe war ihr aus den Armen gerutscht und die Nuckelfinger hingen nur noch halb im Mund, der war DiNozzo typisch im Schlaf leicht geöffnet. Leise stand sie auf, zog sich an und machte Frühstück, bevor sie wieder ins Schlafzimmer ging um Mia zu wecken. Die Kleine war eine Langschläferin, genau wie ihr Vater. Es dauerte 15 Minuten bevor Ziva sie aus dem Bett und im Badezimmer hatte.

Nach dem Frühstück machten sie sich sofort auf dem Weg zum Baustoffhandel. Zu erst brauchten sie Farbe. Mia wollte unbedingt Rosa. Ziva versuchte sie auf Gelb oder orange zu bringen. Alleine beim betrachten der Farbe über kam die jungen Frau ein leichter Würgreiz. Rosa. War in ihren Augen keine Farbe. Aber Mia war nicht zu bekehren. Rosa sollte es werden mit einer Bordüre auf der kleine niedliche Elfen und Einhörner zusehen waren. Und da sie ihr versprochen hatte, dass sie die Farbe aussuchen dürfte, gab es auch keine Ausflüchte. Also kauften sie zwei Eimer der Schweinchenfarbe.

Danach fuhren sie noch zu einem Möbelladen und kaufen Bilder mit Elfen und einen runden Teppich. Alles wieder in Rosa. Dazu ein Rollo und Gardinen. Ein Regal für die Spielsachen und aus einer Laune heraus, noch einen kleinen runden Tisch mit vier Stühlen. Ziva fühlte sich im Shopping Warn….. Schwer bepackt, aber bester Laune kamen sie Mittags zurück und fingen gleich mit den Malerarbeiten an.

Eine halbe Stunde später schellte es an der Tür.
„Wer kann denn das sein?“ fragte sich Ziva und öffnete die Tür. Davor standen Gibbs und Tabitha sowie Abby und Tim. Die Brünette sah sie erstaunt an. „Was macht ihr denn hier?“ fragte die lächelnd.

„Helfen!“ kam es von Abby.

„Aber das ist euer freies Wochenende“, sagte Ziva.

„Das opfern wir doch gerne. Dafür ist Familie doch da, oder?“ Und mit diesen Worten hatte sie sich schon an der jungen Frau vorbei gedrückt. Mia hüpfte aus sie zu.

„Tante Abby, Onkel Jethro, toll, dann kann ich euch ja gleich mein Zimmer zeigen und alles was Ziva mir gekauft hat...“ rief sie aus und schmiss sich bei Gibbs in die Arme.

Nun ging das Renovieren zügig von statten. Die beiden Männer bauten den Schrank und das Bett ab. Die Frauen strichen mit vereinten Kräften. Eine Stunde später waren alle Wände rosa. Zwei weitere Stunden später, klebte die Bordüre, es hingen die Gardinen und das Rollo war montiert. Gibbs und Tim bauten gerade wieder die Möbel auf und die Frauen machten eine Pause bevor es ans Dekorieren ging. Mia hatte sich zu Tab auf den Schoss gesetzt und erzählte stolz, das sie ihre erste Nacht im Bett ihres Vaters hatte verbringen dürfte.

Plötzlich sagte Abby: „Unser Tiger wäre bestimmt auch gerne jetzt hier. Es ist so traurig das er immer noch nichts sehen kann.“

„Habt ihr euch schon Gedanken gemacht, was ihr machen wollt, wenn er nie wieder sehen kann?“ Frage Tabitha.

„Tabby, daran darfst du gar nicht denken. Mein Tiger wird wieder sehen können. Alles anderes lassen wir nicht zu. Nicht war Gibbs?“ Rief Abby ins Kinderzimmer. Dieser unbrach seine Arbeit kurz, brummte ihr seine Bestätigung zu und dann hörte man wieder das sägen und hämmern der beiden Männer.

Eine traurige Stimmung machte sich breit. Dann rief Mia plötzlich: „Wir können Daddy doch anrufen. Dann kann ich ihn berichten wie weit wir schon sind.“ Sie war richtig stolz auf diesen Einfall. Ziva zwinkerte ihr zu und wählte schon Tonys Nummer.

Als sein Handy schellte, hatte er das Gefühl das Schellen doppelt zu hören. Es schellte das Telefon und dann hörte er in seinem Schädel das Echo dazu. Der junge Agent hatte schon seit langen keine so großen Kopfschmerzen mehr gehabt. Sein Kopf brummte bei jeder Bewegung. Und dabei war er nur auf dem Weg zurück zu seinem Bett. Seit er die Erlaubnis bekommen hatte sein Bein leicht zu belasten, war er kaum noch zu halten. Sie hatten im Zimmer alle Möbel, die nicht gebraucht wurden, herausgestellt und so konnte er den Weg zur Toilette selbst finden. Was für ihn eine große Erleichterung war.

Tony hatte mittlerweile seine eigene Technik entwickelt. Zusammen mit Gibbs war er sein Zimmer abgegangen und hatte seine Schritte dabei gezählt. Er wusste wie sein Bett stand und das es bis zum Badezimmer 10 Schritte geradeaus waren, zur Ausgangstür musste er nach sechs Schritten nach links, dann noch weitere sechs……so hatte er sich auch die anderen  Dinge wie das Fenster oder die Sitzgruppe gemerkt. Dabei machte er einen Schritt, schwang mit der Krücke einen Halbkreis über den Boden, bemerkte er kein Hindernis, machte er den nächsten Schritt. So bahnte er sich seinen Weg zum Bett.
Dort angekommen suchte er den Nachttisch und sein Handy. Dabei stieß er leider wieder einmal sein Glas um. Gott sei dank war es leer. Dann hatte er das Telefon gefunden.

„DiNozzo!“

„Hey Daddy, wir wollten dir nur sagen das wir schon fast fertig sind.“ Preschte sie sofort los.

„Langsam Mia. Wer ist denn WIR?“ Fragt Tony.

„Ich und Ziva“ fing sie an aufzuzählen. „Onkel Jethro und Tante Tabby und Tante Abby und Onkel Tim.“

Das ganze Team, wunderte sich Tony. „Und wie weit seid ihr schon?“

„Faaaaaasssssssssttttttttttttttttt fertig. Onkel Gibbs stellt noch mein Bett auf.“

Plötzlich hörte Tony, Gibbs von hinter rufen: „Mia, komm mal her!“

„Daddy ich muss jetzt Schluss machen, Onkel Jethro ruft. Ich hab dich lieb.“ Sagte sie und reichte Ziva schnell das Telefon weiter, bevor sie zu ihrem Zimmer rannte.

„Hey, alles klar bei dir?“ fragte die junge Frau.

„Jepp, so weit okay. Ich hab gerade wieder meine tägliche Stromeinheit bekommen. Jetzt spielt eine Horde Affen in meinem Kopf Rumba… aber ansonsten geht es mir gut.“
Ziva war besorgt und hackte noch einmal nach: „Hast du das häufiger?“

„Was? Kopfschmerzen? Ja, aber schon lange nicht mehr so schlimm wie heute.“

„Tony, sollte das noch schlimmer werden, dann melde das einem Arzt. Mia und ich kommen so gegen 18 Uhr zu dir. Bis später.“

„Mal sehen. Ja, bis später.“ Sagte er, legte auf und lies seinen schmerzenden Kopf vorsichtig zurück in die Kissen sinken. Er vermisste seine beiden Mädels schon jetzt.

Mia lief schnell zu ihrem neuen Zimmer. Also sie um die Ecke bog, kam sie aus dem Stauen nicht mehr raus. Mit offenem Mund blieb sie in der Türzarge stehen. „Für mich?“ fragte sie atemlos.

„Na kennst du noch ein anderes kleines Mädchen das Einhörner liebt?“ fragte der Grauhaarige lächelnd.

Milena kam aus dem staunen nicht mehr raus. Gibbs hatte ihr Bett mit Schnitzereinen  verziert. Angelockt durch Mias Gequietsche waren mittlerweile auch die Frauen wieder zum Kinderzimmer gekommen.

„Oh Gibbs, das ist ja wunderschön. Aber woher wusstest du, dass Mia sich für Einhörner interessiert?“ fragte Ziva staunend.

„Das ist doch nicht er Rede wert und ich hab ihr einfach zugehört.“ Kam es von diesem.

„Nicht der Rede wert?“ fragte Tab. „Dafür hat er jede Nacht, der letzten Woche, im Keller geschlafen.“ Sagte sie entrüstet.

„Tabitha, nicht!“ sagte Gibbs darauf, es war ihm peinlich. „Ich wusste ja wie dein Besucherbett aussah und das das keine Möbel für ein Kleines Mädchen sind. Um ihr ein komplett neues Bett zu bauen, war die Zeit zu knapp. Aber ich konnte das alte ja auch aufpeppen. Und den Schrank gleich dazu. Das war möglich. Also hab ich ein wenig geschreinert.“

Ziva war fasziniert. Das Bett sowie der Schrank hatten ein neues Bauteil bekommen. Das Bett hatte nun ein erhöhtes Kopf- und Fußteil, der Schrank ein neues Abschluss Brett. Jedes Teil war liebevoll mit Elfen und Einhörnern verstehen worden. Zu guter Letzt war alles noch in Weiß gestrichen worden. Es war wirklich wunderschön und passte hervorragend in das neue Kinderzimmer. Tony würde staunen wenn er das sehen würde. Und bevor sie den Gedanken zu ende spinnen konnte, wurde sie traurig. Hoffentlich würde er es irgendwann einmal sehen können.

„Und dein Boot, Boss?“ Fragte sie während sie mit ihren Fingern über das Holz fuhr.

„Das konnte auch mal ein paar Tage warten.“

Mia war kaum noch zu halten. Sie klammerte sich an Jethros Hals fest und gab im unzählige feucht Kinderküsse auf die Wangen. Was dem mürrischen Ermittler und allen anderen ein Lachen ins Gesicht zauberte.

„So ein schönes Bett hab ich noch nie gehabt, Onkel Jethro. Noch nie….“, sagte sie immer wieder.

~~~***~~~

Kurze Zeit später schellte Tonys Handy wieder, doch diesmal fand er es sofort.

„DiNozzo“

„Hallo Agent DiNozzo. Sie werden sich wohl denken können von wem ich ihre Handy Nummer habe?“, sagte die Frauenstimme.

„Drabel?“ mutmaßte Tony.

„Genau. Und mein Auftrag ist es sie zu liquidieren. Daran ändert auch die Tatsache, das mein Auftraggeber bereits tot ist, nichts. Ich sehe das als Ehrenschuld an.“

Sie machte eine kleine Pause und Tony versuchte die beiden Agent vor seiner Tür auf sich aufmerksam zu machen. Aber scheinbar sah gerade keiner zu ihm rein. Also musste er sich was anderes einfallen lassen. Tastend suchte der das Glas. Und das Glück war ihm holt. Er fand es schnell, entschlossen nahm er es und schmiss es in die Richtung in der er die Tür vermutete. Das Klirren war laut, irgendwas hatte er also getroffen.

„Was war das?“ fragte die Stimme.

„Ich habe aus versehen mein Glas um gerissen.“

Wo blieb nur Tom? Noch ein Glas stand ihm leider nicht zur Verfügung. Aber da ging auch schon die Tür auf. Egal wer es war, Tony deutete ihm ruhig zu sein.

„Wie heißen sie?“

„Das tut hier nichts zur Sache. Sehen sie, ich liebe es zu spielen, nur sind sie mir im Moment nicht ebenbürtig. Aber sie sind schlau, das haben sie bei meinem ersten Besuch ja auch bewiesen. Deshalb sage ich trotz ihre Blindheit, -Das Spiel ist eröffnet-.“

Tony zeigte dass er die Attentäterin am Handy hatte. Und Tom der in sein Zimmer gekommen war verstand sofort, nahm ebenfalls sein Telefon und lies eine Fangschaltung einstellen.

„Wir werden uns also wiedersehen.“ Und damit hatte sie schon aufgelegt.

„Scheiße, das war zu kurz.“ Tom ging zum Fenster und zog die Vorhänge vor. Sicher war sicher.  Er wollte ihr kein freies Schussfeld ein räumen. Tom sah zu Tony. „Ich rufe jetzt ihren Boss an, oder möchten sie das machen?“

„Nein, machen sie das ruhig.“ Tony hatte das Gefühl als wenn sein Schädel gleich platzen würde.

Statt einer Antwort, wählte Tom bereits. „Agent Gibbs? Hier Main. Ich wollte ihnen nur mitteilen das sich die Attentäterin auf DiNozzos Handy gemeldet hat.“ Dann hörte er zu. „Ja ich bleibe bei ihm. Bis gleich.“

~~~***~~~

Gibbs klappte sein Handy zu und sah rüber zu Ziva und McGee. „So Kleine, wir müssen für heute Schluss machen. Aber dein Zimmer ist ja auch fertig geworden. Tabitha wird es noch mit dir dekorieren und wir anderen müssen noch mal ins Büro, arbeiten.“ Sagte der Chefermittler und strich ihr über die Locken.

Mia sah zu Ziva. „Fahren wir dann heute nicht mehr zu Daddy?“

„Das machen wir morgen früh. Dann holen wir was zu frühstücken und essen mit ihm zusammen. Was hältst du davon?!

„Oh ja, das wird toll.“

„Tabitha wird jetzt bis ich wieder komme auf dich aufpassen. Ja? Ihr könnt euch ja, wenn ihr mit dem dekorieren fertig seit, einen Film anschauen. Du weißt ja wo alles dazu ist.“ Sagte die Brünette und nahm schon im laufen ihre Jacke. Die drei anderen taten es ihr nach. Kaum waren sie aus der Wohnung sprachen alle fast gleichzeitig los.

„Boss, was ist passiert?“ kam es drei stimmig.

„Tony hatte wieder einen Anruf.“ Rief er ihnen zu während er weiter zum Auto lief. „Abby, Tim ich möchte das ihr zurück zum HQ fahrt und noch einmal alle Einzelheiten des Falls durchgeht. Irgendwas müssen wir übersehen haben. Als sie letztens bei DiNozzo war, hat sie ihm was gesagt von Ehrenschulden. Das hört sich nach was persönlichen an. Also forscht in diese Richtung. McGee, such die Nummer raus von der sie angerufen hat. Versuch an ein Bild von ihr zu kommen. Ich hab gesehen das man die Handykamera von außerhalb einschalten kann. Versuch ob du das hinbekommst. Ich will wissen mit wem wir es hier zu tun haben. Ziva und ich fahren zu Tony und übernehmen heute mal die Nachtwache.“ Damit waren sie an den Wagen angekommen. „Los, los, ihr vertrödelt Zeit.“ Sagte er, stieg zusammen mit Ziva ein und gab Gas. Das OK Boss bekam er schon gar nicht mehr mit. McGee und Abby machten sich alleine auf den Weg zum HQ.




19. Kapitel

Tim und Abbys Finger flogen mal wieder über die Tastatur. Mittlerweile war es weit nach Mitternacht. Gibbs hatte sie gerade angerufen und Ihnen befohlen Feierabend zu machen, doch die beiden waren an etwas dran und sie hatten Angst, wenn sie jetzt abbrachen würden sie die Spur verlieren. Außerdem hatte Tim ein kleines Programm geschrieben das ihn informieren würde, sobald Tonys Handy wieder von der fraglichen Nummer angewählt wurde. Dann würde die Kamera fern aktiviert und im besten Fall hätten sie ein Bild der Täterin, im schlechtesten würden sie nur Gegend sehen. Aber auch das konnte ihnen evtl. weiter helfen. In diesem Fall hieß es jetzt einfach nur warten.

Bei Drabels Akte da geben hatten sie eine Ungereimtheit entdeckt, die ihnen vorher gar nicht aufgefallen war. Er zahlte jeden Monat zwei immer gleiche Beträge an eine unbekannte Bankverbindung und das bereits seit dreißig Jahre. Wie alles was dieser Mann angefasst hatte waren auch die Zahlungsausgänge bestens verschlüsselt. Sie mussten den Weg über mehr als 40 Länder zurück verfolgen. Das ging jetzt schon ein paar Stunden so. Es war so frustrierend. Immer wieder die gleichen Handbewegungen und immer wieder landeten sie in einer Sackgasse, nur um dann wieder von vorne anzufangen. Doch plötzlich wurde der Bildschirm dunkel und der PC hing sich auf.  

„WAAASSSSSSSS???“ schrie Abby frustriert auf. Griff zu dem Bildschirm und schüttelte ihn durch. „Das kann doch jetzt wohl nicht wahr sein. Was war das Timmy?“

„Hey… hey Abbs, beruhig dich, da kann der Bildschirm auch nichts zu. Ich denke wir sind irgendwo auf eine Firewall gestoßen.“ Sagte ihr Partner leise lächelnd.

Das Gesicht der Kriminaltechnikerin hellte sich sofort auf, als sie seine versteckte Andeutung verstanden hatte. „Das würde ja bedeuten wir wären auf dem richtigen Weg?“ fragte nun auch Abbs lächelnd.

„Genau und so nah dran das es ihm zu heiß würde.“

„Oh Timmy, ich wusste doch das es zu was nutze seinen muss, das du der Beste deines Jahrgangs beim MIT warst.“ Rief sie laut lachend auf, legte ihre Arme um seine Hüften und drehte sich vor Freude mit ihm im Kreis, das ihre Rattenschwänze nur so flogen.

„Abby, Abby, mach langsam. Wir sollten uns jetzt wieder darauf konzentrieren“ und blickte dabei zu dem Rechnern.

„Ja“, kam es ernüchtert von ihr, „du hast Recht, wir sollten schnellsten die Ergebnisse finden und diese dann Gibbsman mitteilen. Und dann kann mein armer Tiger auch wieder in Ruhe gesund werden.“ Tim nahm die nun wieder traurig aussehende Abby kurz in seine Arme und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. Dann machten sie sich wieder vereint an die Arbeit.

~~~***~~~

Gibbs sah auf seine Uhr. Mittlerweile war es ein Uhr durch. Bisher war die Nacht ohne Zwischenfälle verlaufen. Ziva saß auf der anderen Türseite, hatten den Kopf an die Wand gelehnt und schlief schon seit 30 Minuten. Langsam stand er auf und streckte seine lahmen Knochen das es nur so knackte. „Hey Ziva, wach auf!“ sagte er zu seiner Agentin. Diese schnellte sofort hoch und fuhr sich über die Augen.

„Ist was passiert?“

„Nein, alles ruhig. Aber ich wollte mir gerade einen Kaffee holen und solange hast du hier das Kommando.“ Er brauchte einfach seine Koffeindosis und mittlerweile war er schon weit auf Entzug.

Sie nickte und setzte sich aufrecht hin. „Ja geh nur, ich bin jetzt wach.“

Als er kurze Zeit später wieder kam, sah er das Ziva durch das Türfenster ihren Freund beobachtete. Schmunzelnd könnte er sich einen Schluck der schwarzen Flüssigkeit während er sich ihr näherte. „Na mach schon.“

„Was Boss?“

„Geh zu ihm. Du kannst die restliche Nacht auch in seinem Zimmer verbringen.“

Mit großen Augen sah sie ihn an. War das ein Test? Wollte er ihr versteckt etwas mitteilen? Oder wollte er einfach nur nett sein? Nein, Ihr Boss war nicht nett, zu niemand. Abby mal ausgenommen.

„Oh nein, das ist unprofessionell Boss und das weißt du auch.“ Antwortete sie ihm.

Wieder nahm er einen Schluck Kaffee und beobachtete die dabei ganz genau. „Ob du ihn nun von hier draußen bewachst, oder dich in seinem Zimmer aufhältst. Wo ist der Unterschied?“

Unsicher sah sie ihn an. „Ist das dein Ernst, Gibbs?“

Milde lächelnd erwiderte er ihren Blick. „Nah mach schon, bevor ich es mir noch anders überlege.“ Danach widmete er sich wieder seinem Getränk.

~~~***~~~

Ziva ging leise in Tonys Zimmer. Sie wollte ihn nicht wecken. Er hatte den ganzen Tag über heftige Kopfschmerzen geklagt, das verordnete Schmerzmittel hatte nicht angeschlagen, sodass die Ärzte ihm einen neuen Zugang legten und ihn eine Infusion zur Blutverdünnung anlegten. Danach war es besser geworden. Abends war dann Dr. Miller noch zu ihnen gekommen. Sie wollte sie nicht beunruhigen, waren ihre Worte gewesen, aber es könnte sein das sich irgendwo ein Blutgerinnsel gebildet hatte. Um Gewissheit zu erhalten hatte man für heute Morgen noch einmal einen CT Termin angesetzt.

„Ziva? Hörte sie da seine verschlafene Stimme.

„Ja Tony, Gibbs hat mich zu dir geschickt.“

„Wouuwwww“, kam es von DiNozzo erstaunt. „Steht es so schlecht um mich, dass der Boss Gefühle zeigt.“

„Du Kindskopf!“ kam es liebevoll von der Brünetten.

„Musst du da stehen oder kannst du auch zu mir ins Bett kommen?“ fragte er mit einem für ihn typischen Grinsen.

„Ich weiss nicht? Gesagt hat er nichts. Was machen deine Kopfschmerzen?“ Sie redete zwar noch oder er hörte sie näher kommen und hob seine Bettdecke an. Dann hörte er Stoff rascheln und kurz darauf spürte er ihre warme Haut und ihren süßen Atem, während sie sich an ihm kuschelte. Das Bett war nicht allzu groß und Tony hatte eine stattliche Statur, aber mittlerweile hatten sie Übung darin. Sie passten perfekt zusammen. Sein Kinn ruhte auf ihrem Scheitel, ihr kleiner, fester Po an seinem Bauch und seine Knie fanden Platz in ihren Kniekehlen. Wenn da nicht seine vermaledeite Schiene gewesen wäre. Er legte seine Arme um ihre Taille und zog sie noch enger an sich. Das hatte er definitiv vermisst und auch seine Freundin gab ein wohliges seufzen von sich.

„Gut.“ Sagte er kurz ab. Er hatte jetzt nicht den Sinn über seine Erkrankung zu sprechen.

„OK.“ Antwortete sie genauso knapp. Und schmiegte sich wieder an ihn. Kurz darauf waren sie eingeschlafen.

~~~***~~~

Gibbs warf einen letzten zufriedenen Blick auf seine Leute. Noch fünf Stunden und Ihre Abwechslung würde kommen. Zufrieden mit sich selbst, wendete er sich wieder seinem Kaffee zu.  

Die Nachtschwester war einmal in der Nacht gekommen um nach DiNozzo sehen. Aber Gibbs hatte sie aufgehalten und gebeten kein großes Aufsehen zu veranstalten. Tony ging es den Umständen entsprechend gut und mit Ziva in seinen Armen wahrscheinlich sogar besser.

~~~***~~~

So gegen fünf wurde Ziva so langsam wach. Tonys Arme umfassten sie noch immer. Vorsichtig um ihn nicht zu wecken versuchte sie sich zu befreien, doch er zog sie nur noch enger an sich.

„Mmhhmmmm, du bist schon wach?“ kam es verschlafen. „Schlaf noch ein bisschen. Es kann noch nicht Morgen sein, oder?“

Ziva sah auf ihre Armbanduhr. „Es ist gleich sechs. Unsere Abwechslung kommt und ich möchte nicht von einer Schwester hier im Bett überrascht werden.“

„Gibbs wird sie schon in die Flucht schlagen.“ Sagte Tony nun schon etwas wacher und richtete sich auf. „Es ist schön dich im Arm zu halten. Ich habe das die letzten Wochen vermisst.“ Dabei strich er zärtlich über ihre Hüfte und lies seine Finger an ihrem Arm hoch wandern.

„Tony, gleich kommt Tom und bringt dir dein Frühstück. Soll er uns so sehen.“ Sagte sie machte aber keine Anstalten aufzustehen oder seine liebkosenden Finger abzuwähren.

Der junge Ermittler war mittlerweile an ihrem Hals angelangt. Er strich ihr Haar aus dem Weg und knabberte sich ihrem Hals entlang hoch bis zum Ohrläppchen. Zufrieden spürte er wie sie erschauerte und ihre Brustwarzen hart wurden. „Egal“. Flüsterte er. „Ich lass dich jetzt nicht mehr los.“

Ziva ergab sich seinen Streicheleinheiten, als seine Hand jedoch wieder nach unten fuhr, packte sie sie und gebot ihm Einhalt. „Stopp Tony, das geht nicht hier. Las uns damit warten bis es dir wieder besser geht und du hier raus bist.“ Sagte die lächelnd.

Resigniert lies er sich wieder auf den Rücken fallen. „Hier RAUS. Wer weiß wann das seien wird. Wenn sich da oben..“ dabei legte er einen Finger auf seine Stirn. „.. wieder was zusammenbraut, was ist dann? Vielleicht verwandle ich mich dann doch noch in einen sabbernden Tattergreis?“

Zärtlich nahm sie seine Hand von seiner Stirn. „Sag so was nicht. Nie wieder. Ich will so was aus deinem Mund nie wieder hören, hörst du? Du kommst hier raus. Und alles wird wieder gut. Du wirst wieder sehen können, arbeiten, wir werden heiraten und Milena adoptieren.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Finger und stand nun doch auf.

„Du hast Recht Ziva, ich sollte mich nicht so gehen lassen.“

„Ich geh mich eben etwas frisch machen, bis gleich Tony.“ Sagte sie und nahm ihre Anziehsachen mit ins Badezimmer.

~~~***~~~

Pünktlich um sechs Uhr kamen Main und Tanner um die Ecke gebogen. Tom wie immer mit seinem und Tonys Frühstück gewaffnet. Die Männer hatten es sich in letzter Zeit angewöhnt zusammen zu frühstücken. Gibbs stand auf.

„Guten Morgen Agent Gibbs. Wie war die Nacht?“ kam es zweistimmig.

„Gut, keine Vorkommnisse.“ Sagte er. „Welcher ist Tonys Kaffee?

„Ähm der hier auf dem Tablett, warum?“

„Gut.“ Sagte Gibbs, nahm ihn den anderen Becher aus der Hand und trank einen großen Schluck. Der Kaffee war schwarz, genau wie auch er es liebte. Tonys süße Plörre hätte er nur ungern getrunken.

Der junge Mann war erst sprachlos, doch dann fasste er sich wieder. „Ich hätte auch noch einen belegten Bagels. Möchten sie den auch, Sir?“ fragte er frech.

Gibbs antwortete darauf nichts, trank nur weiter seinen Kaffee. Tanner hatte sich bereits auf den leeren Stuhl gesetzt. Tom stand noch etwas unschlüssig rum. Er würde nicht lange ohne Kaffee bleiben. Flüchtig sah er auf seine Uhr. Spätestens in einer Stunde würde die hübsche junge Nadja kommen, mit ihm flirten und ihm und seinen Kollegen einen Kaffee aus dem Schwesternzimmer vorbei bringen. Das machte sie jeden morgen. Also entschied er sich zuerst einmal Tony sein Frühstück zu bringen.

„Ich würde damit noch ein paar Minuten warten.“ Sagte Gibbs da.

Der Agent sah ihn stirnrunzelnd an. „Warum?“ Doch dann hörte er im Zimmer die Badtür aufgehen und er warf einen Blick hinein. „Ziva“ entfuhr es ihm. Sie kam in dem Moment mit ihrem Pulli in der Hand aus dem Waschraum. Tom drehte sich sofort um. Sie war halbnackt.
Geschockt sah er Gibbs an. Das hatte er nun wirklich nicht erwartete. „Sie haben…?“ fragte er verwirrt.

„Ich denke nicht.“ Kam es von Gibbs. Und dann ging auch schon die Tür auf und Ziva trat, komplett bekleidet, aus dem Zimmer. Sie nickte den Agents zu.

„Guten Morgen die Herren.“ Kam es fröhlich von ihr. „Tonys Magen knurrt schon.“ Sagte sie zu Tom und deutete ihm reinzugehen.

„Gut, dann können wir ja jetzt zurück zum Hauptquartier.“ Sagte der Grauhaarige und stand auf. Zusammen machten sie sich auf den Weg.




20. Kapitel

Auch im Navy Yard kam langsam Leben auf. Abby war irgendwann mit dem Kopf auf ihren Armen am Schreibtisch eingeschlafen. McGee schaute lächelnd auf sie runter. Vor einer Stunde schon hatte er gefunden was sie suchten, aber Abbs hatte so süß beim schlafen ausgesehen, das er es nicht über sich brachte sie zu wecken. Also hatte er einfach nur da gesessen und sie beobachtet. Es war schon seltsam. Durch Tonys erste Verletzung waren sie entzweit worden, durch seine zweite hatten sie sich wieder gefunden. Trotzdem sah er hinter jeden Mann einen potenziellen Feind. Dieser Dorn hatte ihn tief getroffen und es würde noch etwas dauern bis er darüber hinweg war. Plötzlich hörte er ein vertrautes Geräusch –PLING-. Wie auf Kommando schnellte Abby Kopf in die Höhe und mit verschlafenen Augen blickte sie zum Aufzug. Gibbs und Ziva kamen auf sie zu, in ihren Händen Kaffeebecher und Abby heißgeliebter Caf-Pow.

„Gibbs, ich hab dich doch noch gar nicht gerufen. Weder mental noch per Handy.“ Sagte sie verschlafen. Ihre Augen fokussierten nur noch den Becher den ihr Freund vor sich trug.

„Aber er kommt trotzdem zum richtigen Zeitpunkt.“ Sagte McGee darauf.

„Kommt er?“ fragte Abby verwirrt.

„Kommt er!“ sagte Tim noch einmal.

„Also was habt ihr für mich?“ fragte Gibbs und drückte Abby ihren Koffeintrunk in die Hände, während Ziva Tim mit Kaffee versorgte.

„OH kommt er.“ Sagte nun auch Abby noch einmal und als sie zum Bildschirm schaute verstand sie auch endlich was Tim meinte.

„Also wir konnten gestern Nacht nach einigen Niederschlägen folgendes heraus finden. Drabel zahlt seit Jahren Alimente. Mittlerweile musste das Kind erwachsen sein, trotzdem zahlt er noch immer regelmäßig. Zahlungsempfänger ist eine Waisenhausstiftung in New York.“ Sichtlich mit sich selbst zufrieden legte er eine Pause ein. Erst Gibbs warnender Blick lies ihn weiter erzählen. „Wir haben eine illegitime Tochter übersehen. Irgendwie ist es ihm gelungen dieses Kind vor der Außenwelt zu verstecken, denn es gibt keine Geburtsurkunde, keine Zeugnisse, noch nicht einmal einen Namen konnten wir heraus finden. Aber wir konnten das Waisenhaus ausfindig machen das von der Stiftung bezahlt wurde. Mit etwas Glück kann sich dort noch einer an den Fall erinnern.“

Gibbs grinste. Er wusste einzeln waren die Beiden gut, zusammen waren sie unschlagbar. „Gut gemacht ihr Beide…“

In dem Moment fing der Rechner laut an zu piepen. „Was?“ brüllte Gibbs gegen den Ton an.

„Das ist ein Warnton, Boss“, kam es genauso laut von McGee zurück.

„Schalt das ab McGee, sofort?“ Dabei hielt er sich die Ohren zu.

Endlich schaltete Tim den Ton weg. „Das ist ein Programm das ich geschrieben habe damit wir mitbekommen wenn sie wieder Tonys Handy anwählt und das scheint jetzt der Fall.“ Während er sprach, tippte er dabei wild auf der Tastatur herum. Dann wurde der Bildschirm hell und sie hatten sich in der Gespräch eingeschaltet.

„Mist“, sagte McGee leise. „Die Kamera ist auf der falschen Seite. Aber vielleicht können wir ja sehen wo sie gerade ist.“ Aber das einzige das sie sahen waren weiße Damenschuhe.

Dann hörten sie wie Tony abnahm. „DiNozzo.“

„Hallo Tony, das Spiel kann beginnen.“ War alles was die Stimme sagte. Beim zuklappen des Handy dreht die Person es so ungeschickt, das kurzzeitig ihr Gesicht verschwommen auf dem Monitor auftauchte. Sofort machte sich Abby daran das Bild zu bearbeiten.

„Ziva ruf Main an, sag ihm was passiert ist und das Sie DiNozzo auf keinem Fall aus den Augen lassen sollen. Einer soll auch mit runter zur CT.“ Kam es von dem Chefermittler und Ziva zückte sofort ihr Handy und erledigte den Anruf.

Dann hatte Abby das Bild so weit hergestellt, das man eine junge Frau darauf erkennen konnte. Ziva und Gibbs stockten. Woher…?

„Aber…“, sie schluckte. „Das ist doch Toms Krankenschwester!“ kam es von der Brünetten und ein taubes Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus.

Gibbs hielt sich nicht mit langen Erklärungen auf. Er nahm seine Jacke und rief im forteilen. „McGee, Ziva mitkommen, wir fahren ins Bethesda. Abby sag Vance bescheid und ruf Main noch mal an, sag ihm wir sind gleich da. Und damit schlossen sich auch schon die Aufzugstüren.

~~~***~~~

Das Spiel kann beginnen, war alles was die unbekannte Frau am Telefon zu ihm gesagt hatte, bevor das Handy wieder tot war. Kampflos ergeben würde er sich nicht.

Eine halbe Stunde später lag Tony bekleidet mit einer schwarzen Jogginghose und seinem alten Lieblings College T-Shirt auf dem Bett und wartete auf eine Schwester die ihn zum CT Raum bringen sollte. Er hatte Kopfschmerzen, jedes noch so kleine Geräusch bohrte sich in seinen Schädel wie ein glühendes Eisen. Eine Schwester hatte vorhin noch einmal eine neue Infusion mit Blutverdünnung angehangen und bei der Visite hatte Dr. Miller mit der Röntgenabteilung telefoniert und ihn als Notfall angekündigt. Sobald ein Platz frei wurde, würde man ihn holen kommen. Gegen die Schmerzen hatte er ein stärkeres Mittel gespritzt bekommen. Dann hieß es für ihn warten. Aber da alleine warten langweilig war, überlegte er ob er nicht Tom herein rufen sollte. Mit ihm würde das Warten wenigstens Spaß machen.

~~~***~~~

Auf dem Flur fasste dich Agent Main an den Kopf. Irgendwas stimmt heute nicht mit ihm. Ihm war schlecht, der Flur drehte sich wie ein Kreisel. Wann hatte das angefangen? Heute Morgen war er noch seine sechs Kilometer gerannt und hatte sich danach fit gefühlt. Also wann? Nach dem Kaffee den Nadja vorbei gebracht hatte? Heute war sie später dran als sonst. Sie hatten sich nett unterhalten aber dann musste sie eilig weiter. Tanner hatte sich wie immer zurück gelehnt und seine Ohren vor dem Geflirte seines Kollegen verschlossen. Als er jetzt einen Blick zu ihm warf, hielt er kurz die Luft an. Tanners Kopf hing kraftlos nach vorne. Es sah aus als wenn er eingeschlafen wäre. Aber Agent Tanner würde nie im Dienst schlafen. In dem Augenblick wurde ihm klar, dass etwas hier ganz und gar nicht stimmten konnte. Plötzlich hörte er Tony nach ihm rufen. Er versuchte auf die Beine zu kommen, aber diese gehorchten ihm nicht mehr länger. Seine Arme waren bleischwer und nicht mehr zu gebrauchen. Er versuchte seinen Kopf einer vorbeigehenden Krankenschwester zu zuwenden, aber selbst das war nicht mehr möglich. Panik überfiel ihm. Er konnte sehen, atmen und hören, aber er konnte nicht mehr einen einzigen Muskel bewegen. Plötzlich kam Nadja in sein Blickfeld. Sie schob einen Rollstuhl vor sich her und setzte sich kurz zu ihm, wie sie es jeden Tag, mehrfach machte.

„Hallo Tom. Du brauchst keine Angst zu haben. Atme ruhig und langsam weiter. Die Wirkung des Mittels hält nur ein paar Stunden an, danach wirst du nichts mehr davon spüren.“ Sie lächelte ihn dabei die ganze Zeit nett an und von ihrem Gelispel war nichts mehr zu hören. „Bei deinem Kollegen ist das etwas anders. Im habe ich eine tödliche Dosis verabreicht. Ich konnte ihn sowieso nicht leiden.“ Mit diesen Worten stand sie auf. „Vielleicht wäre aus uns ja was geworden, wenn du kein Bundesagent wärst. Aber so muss ich mich jetzt leider von dir verabschieden. Ich hol mir nun meine Prämie. Endlich kann ich meinem Vater gefallen. Doch leider bekommt er das jetzt nicht mehr mit. Schade darum.“ Kam es bedauernd und Sie strich ihm dabei über die Wange. Tom hätte sich am liebsten übergeben, wenn er gekonnt hätte. So aber war er zum zuschauen verflucht. Dann verschwand sie aus seinem Gesichtsfeld und er hörte die Tür aufgehen.

~~~***~~~

„Hallo Agent DiNozzo.”  Sagte Nadja diesmal wieder mit Zungenanschlag.

„Hallo Schwester Nadja, was machen Sie denn hier, Sie arbeiten doch eigentlich in der Orthopädie.“

Er hörte sie lachen. „Sie werden es nicht glauben aber ich habe meinen Dienst für diese Woche getauscht. Ich wollte etwas mehr Zeit in Ihrer Nähe verbringen.“ Kam es gutgelaunt von der jungen Krankenschwester.

Tony grinste. „So, so… meine Nähe also, mmhhm doch wohl eher Toms Nähe, oder?“
ist Tom nicht da?“

„Nein, sein Kollege sagt, er wollte sich noch was zu essen holen. Ich bin heute Ihr Taxi zur Schädel CT.“ Sagte sie fröhlich mit ihrem niedlichen lispeln. „Warten Sie ich mache nur eben noch die Infusion ab. So, fertig. Brauchen Sie Hilfe oder schaffen Sie es alleine in den Rollstuhl?“

Tony blickte in ihre Richtung. „Wenn Sie mich leiten, schaff ich das alleine, Nadja.“

Sie fuhr den Rollstuhl ganz nah an ihn heran, so das DiNozzo sich ohne Hilfe hineinsetzen konnte. Dann klappte sie eine Beinstütze hoch und er legte sein Bein mit ihrer Hilfe darauf.

„Meine Krücken?“ fragte er.

„Oh die brauchen sie diesmal nicht. Ich werde sie bis ans Gerät bringen und den Rest schaffen wir dann auch. Oder?“

„Na klar doch.“ Kam es von dem jungen Ermittler.

Als sie auf den Flur fuhren, bekam Tom große Augen. Sie war wirklich dabei Tony zu entführen und er konnte nicht dagegen unternehmen. Er schaute zu wie sie den Aufzug rief und sich die Türen hinter ihnen schlossen.

~~~***~~~

Eine knappe halbe Stunde später kamen Gibbs und sein Team im Bethesda an. Auf dem Flur vor Tonys Zimmer herrschte Chaos. Eine Ärztescharr kümmerte sich um die beiden auf dem Boden liegenden Agenten. Tom schien schon versorgt, er wurde gerade auf eine Trage gelegt. Bei Tanner sah die Sache schon anders aus. Der Arzt der bei ihm eine Herz-Lungen-Massage machte, schaute traurig mit einem Kopfschütteln hoch.

„Das hat keinen Zweck mehr.“ Sagte er, zog seinen Kittel aus und legte diesem über den toten Agent.

Ziva war an allen Ärzten vorbei in Tonys Zimmer gestürzt. Doch das Zimmer war leer. Seine Gehhilfen standen unberührt neben seinem Bett. „Gibbs“, rief sie. „Tony ist weg.“
Dieser stand neben Toms Trage und befragte gerade den Arzt.

„Was fehlt ihm?“

„Ihre Agents haben irgendein Betäubungsmittel verabreicht bekommen. Wir wissen nicht welches, aber es führte zu einer vollständigen Muskellähmung. Bei diesem da“, dabei deutete er auf den bereits zugedeckten Tanner. „Hat es leider auch die Atemmuskulatur gelähmt. Er ist erstickt. Tut mir leid, das ich Ihnen nichts anderes sagen kann. Bei dem anderen hier hat sich die Lähmung nur auf die Körperglieder beschränkt. Außerdem dürfte er von der Substanz weniger verabreicht bekommen haben, denn wir konnten schon wieder vereinzelte Bewegungen ausmachen.“

Die ganze Zeit, die Gibbs sich mit dem Arzt unterhielt, hörte er ein schwaches Klopfen - Tocktocktock, tock ….tock…..tock, tocktocktock – im Unterbewusstsein. Bis der Blick des Chefermittlers auf Toms Finger fiel. Morsezeichen schoss es ihm durch den Kopf. 3mal kurz - 3mal lang - 3mal kurz. Tom klopfte SOS. Alarmiert lies er den Arzt stehen und wendete sich dem jungen Agent zu.

„Tom, wenn Sie mich hören können, dann helfen Sie uns. Für –ja- einmal und für –nein- zweimal klopfen, ja?

„tock“. Ziva war nun ebenfalls näher gekommen.

„Wir wissen dass Nadja die Auftragskillerin ist. Hat Sie, Tony mitgenommen?“ fragte Gibbs.

„tock“.

„Haben Sie noch mitbekommen wo sie hin gegangen sind?“ fragte McGee.

„tock“. In seinem Gesicht wanderten nur seine Augen in eine Richtung.

Ziva folgte seinem Blick. „Sind sie zum Aufzug gegangen?“ fragte sie.

„tock“.

„Nach oben?“

„tock, tock“

„Also nach unten.“ Sagten Gibbs und Ziva fast gleichzeitig.

Der Chefermittler legte dem jungen Agent kurz seine Hand auf die Schulter. „Das wird schon wieder.“ Dann schoben sie Ärzte ihn in ein Behandlungszimmer.

„McGee, sprich mit der Krankenhaus Leitung, las dir die Baupläne aushändigen und gegebenenfalls auch einen Generalschlüssel aushändigen. Ich will jedes noch so kleine Zimmer sehen. Ziva mitkommen. Wir fahren zum Ausgang und fragen ob einer sie gesehen hat.“ Und damit machten sie sich auf den Weg zum Aufzug.

„Agent Gibbs.“ Hörten sie da hinter sich eine Frauen Stimme. Dr. Miller kam hinter ihnen her gerannt. „Sie müssen Ihren Agent schnell finden. Er braucht seine Medikamente. Sie müssen sich das so vorstellen. Das Gerinnsel sitzt wie in Pfropfen irgendwo in seinem Gehirn. Durch die Blutverdünnung wird gewährleistet, dass sein verdünntes Blut an dem Pfropfen vorbei fließen kann und das sich das Gerinnsel kontrolliert abbaut. Ohne dieses Medikament kann es zu einem vollständigen Verschluss der Arterie kommen. Das würde einem Schlaganfall auslösen. Wir konnten noch kein CT machen. Ich weiß also nicht wie groß das Gerinnsel ist oder ob es überhaupt eins gibt, aber die Symptome sprechen dafür.“

„Wieviel Zeit hat Tony?“ Fragt Ziva.

„Ich denke nicht mehr als sieben Stunden. Es tut mir leid.“

Gibbs hatte sich schon ungedreht und rannte weiter auf den Aufzug zu.




21. Kapitel

Als sich die Türen schlossen, steckte Nadja ihren Aufzugsschlüssel und drückte die Taste U10. Nach ein paar Minuten Fahrt versuchte Tony in ihre Richtung zu schauen. „Wo bringen sie mich hin?“

„Zur Röntgenabteilung.“

„Ich denke nicht. Denn das CT steht im zehnten Stock und ich weiß, dass mein Zimmer im obersten Stock liegt. Die Fahrt dauert schon zu lange. Ich konnte die Zwischengeschosse nicht genau zählen, aber es waren eindeutig zu viele. Kann es sein das wir uns schon irgendwo auf den Untergeschossen befinden?“ Fragte Tony gutgelaunt. Er war mehr als nur mit sich zufrieden. Der junge Mann lächelte vor sich hin. Er hatte schon immer ein gutes Gehör gehabt, aber seid seiner Erblindung hatte er das noch verbessert.

Die ganze Zeit hatte sie belustigt auf ihn herunter gesehen. „Tja Tony, da sagen Sie auch was. Ich denke ich habe den falschen Stock angewählt“ kam es lispelt von ihr.

„Haben sie sich nun eigentlich mit Tom zu einem Date verabredet?“ Fragte Tony.

Sie ging auf seine Frage nicht ein. „Zeit unser Spiel fortzusetzen, Agent DiNozzo.“ Teilte sie ihm mit, von ihrem Lispeln war nichts mehr zu hören und ihre Stimme war klar und mindestens 2 Oktaven tiefer.

Tony schluckte. Diese Stimme.... die würde er überall wieder erkennen. Das Lispeln, warum war ihm das nicht schon vorher auf gefallen, es hatte sich die ganze Zeit über schon seltsam angehört. „Wer sind sie und was wollen sie von mir?“
Mittlerweile war der Fahrstuhl stehen geblieben und die Türen öffneten sich. Der Geruch der ihm entgegen wehte war muffig und feucht. „Wo sind wir?“

„Alles zu seiner Zeit. Jetzt muss ich sie erst einmal in ihr neues Zimmer bringen und dann können wir reden.“ Leise vor sich hin pfeifend schob sie ihn weiter und er konnte nichts dagegen unternehmen.

~~~***~~~

McGee zweifelte langsam an seinem Verstand. Eine geschlagene halbe Stunde wartete er nun schon das man ihn zur Krankenhausleitung vorließ. Man wollte ihn hier einfach nicht verstehen. Was hätte Gibbs an seiner Stelle getan? Er wäre wahrscheinlich mit gezogener Waffe hineingestürmt und hätte alle an die Wand gestellt. Er überlegte noch ob er den Mut für so eine Tat aufbringen könnte, als sich plötzlich die Türen öffneten und eine schon ältere Dame ihn ansprach. „Agent McGee, Mr. Lancer hat leider keine Zeit für Sie. Aber ich soll Ihnen das hier geben, das sind alle Etagenpläne des Bethesda. “ Teilte ihm die Sekretärin mit und drückte ihm mehrere Rollen in die Hände.

„Na endlich“,  entfuhr es Tim. „Das wurde aber auch Zeit.“

~~~***~~~

Ziva und Gibbs kamen unten an der Information an. Aber dort hatte niemand eine Krankenschwester mit einem jungen Mann im Rollstuhl, das Haus verlassen sehen. Und sie wären bestimmt aufgefallen, denn Tony hatte auf alle fälle keine Jacke dabei und draußen lag eine dichte Schneedecke. Also drehten sie um und fuhren wieder hoch um McGee mit den Plänen zu treffen,

Vor dem Aufzug kam Tim ihnen schon entgegen gerannt. „Boss ich hab die Pläne. Es handelt sich hier um 24 oberirdische und sechs unterirdische Etagen. Wir brauchen Verstärkung.“ Gibbs hatte schon sein Handy am Ohr und erklärte Vance die Angelegenheit. Diese versprach mehrere Teams zu schicken die sich an der Suche beteiligen sollten.

~~~***~~~

Nadja schob Tony durch den kalten muffigen Flur. Dann hörte er sie eine Tür öffnen und der Klang der Geräusche veränderte sich. Sie bremste den Rollstuhl. „So, Tony, hoch mit Ihnen. Wir sind da.“

„Wo ist DA?“

„Ihre neue Unterkunft.“ Dabei lachte sie leise. „Sehen sie es einmal so, um Ihr Leben brauchen Sie erst einmal keine Angst zu haben. Ich will Melina. Solange ich Melina nicht habe geschieht ihnen nicht. Ihr verehrter Boss, wird Sie gegen Milena austauschen und das wissen sie auch genau. Ihm liegt etwas an ihnen. Ich kann zwar nicht verstehen warum, aber es scheint so zu sein.“ Dabei war sie nach vorne gegangen und hantierte an Tonys Beinschiene. „Hoch jetzt mit Ihnen. Ich sag es nicht noch einmal. Zwei Schritte nach rechts, dort steht jetzt ihr Bett.“

Tony rappelte sich auf und humpelte die paar Schritte zum Bett. Mit den Händen tastete er das Bett ab und setzte sich dann umständlich darauf.  „Ich möchte doch nur verstehen worum es hier geht. In welcher Verbindung stehen sie zu Drabel?“ Versuchte er aus Nadja herauszubekommen.

„DRABEL? Drabel war ein SCHWEIN“ schrie sie und dann ganz weich und fast schon zärtlich „Und doch liebte ich ihn. Ich bin seine....“ Dann verstummte sie abrupt. „Nein, Tony, jetzt noch nicht.... Ich lass sie jetzt alleine. Sie können ruhig schreien wenn Sie wollen, aber es wird Sie keiner hören.... Hier unten ist seit Jahren niemand mehr gewesen. Ich hole ihnen was zu essen. Bis später.“ Und schon hörte er die Tür und  wie der Schlüssel im Schloss gedreht wurde. Sie hatte ihn eingeschlossen.

Der junge Ermittler versuchte professionell zu denken. Aber sein Kopf machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Das Pochen war wieder stärker geworden. Die Schmerzen zogen sich herunter bis zu seiner Schulterpartie. Er musste den Schmerz und die Angst verdrängen. Also atmete er tief und brachte als erstes seine Atmung unter Kontrolle. Als das geschafft war, wollte er das Zimmer untersuchen. Vielleicht würde sich ja doch was Brauchbares finden. Vorsichtig stand er auf und belastete kurz sein Bein. „Okay, nicht gut, aber es musste halt gehen.“ Dachte der Braunhaarige. Dann humpelte er die Hände ausgesteckt, los. Ein paar Schritte und er fand die Wand. Eine Ecke, wieder nackte Wand... kein Fenster, nur eine Tür. Kein Tisch, keine Stühle, überhaupt keine Möbel. Jedenfalls konnte er keine finden. Zwischendurch musste Tony ein paar Mal stehen bleiben um sein Bein zu entlasten und darauf zu warten, dass sich die Elefantenherde die in seinem Schädel tobte, beruhigte. Mittlerweile war ihm schon leicht schlecht von den intensiven Kopfschmerzen. Mühsam schleppte er sich wieder zu dem Bett, das er aber auch erst im zweiten Anlauf fand.

Kurze Zeit später hörte er, dass sich die Tür wieder öffnete. „Ich habe Essen für Sie.“

„Ich bin nicht hungrig.“ Sein Würgreiz sah mittlerweile sehr hoch.

„Nein, Sie wollen nicht essen? Gut, wie sie meinen, dann nimm ich es wieder mit.“

„Ich habe Durst, haben Sie was zu trinken dabei? Fragte Tony darauf hin schnell.

„Ach trinken wollen Sie? Nein, ich habe ESSEN geholt, nicht trinken... tut mir leid.“ Die letzten Worte hatte sie gehässig in sein Ohr geflüstert. „Aber ich habe noch was anderes für Sie.“ Dabei griff sie nach seiner Hand in der der IV Anschluss steckte. Tony versuchte ihr seinen Arm zu entziehen, aber plötzlich spürte er etwas Spitzes an seinem Hals. „Lassen Sie das.“ Sagte sie gefährlich leise. „Das ist Medizin. Es ist wichtig für Sie. Also hören Sie auf damit. Ich sagte doch ich brauch Sie vorerst lebend.“

„Okay, ich hör auf mich zu wehren, aber dann nehmen Sie auch das Messer weg.“ Er spürte, dass die Spitze ihn schon längst verletzt hatte und ein kleines Rinnsal Blut seinen Hals herunter lief. Zögerlich tat sie was er wollte.

„Was werden Sie mir spritzen?“ fragte der junge Ermittler.

„Das hier ist hochprozentiges Heparin. Ich habe in Ihrer Akte gelesen dass Sie wahrscheinlich noch ein Blutgerinnsel haben. Ich will nicht, dass Sie vor Ablauf der Zeit, hier unten, einen Schlaganfall erleiden. Darum die Blutverdünnung. Das hochprozentige Heparin ist mindestens genauso gut, wie eine Infusion mit langsam wirkenden, vielleicht sogar besser.“ Teilte sie ihm mit und er spürte wie sie ihm das Medikament spritze. Tony hoffte inständig, dass es sich wirklich nur um ein Blutverdünnungsmittel handelte.

„So essen wollen Sie immer noch nicht? Fragte sie noch einmal.

„Nein danke mir ist schon schlecht.“ kam es von den Agent müde und plötzlich hatte er Probleme wach zu bleiben.  

„Gut, wie Sie wollen. Ich komme dann später noch mal wieder. Und äähhmm Tony, bevor ich es vergesse. In dem Medikament war auch ein Schlafmittel. Also wundern Sie sich nicht wenn Ihnen gleich die Augen zu fallen sollten.“ Er hörte wie sie mit dem Tablett klapperte, dann hörte er wieder den Schlüssel.
Frustriert und müde fuhr er sich über seinen teil rasierten Schädel. „Gibbs, lass dir diesmal bitte nicht so lange Zeit.“ waren seine Gedanken. Er spürte wie ihm immer wieder die Augen zufielen. Die Wirkung des Schlafmittels setzte ein und Tony versank in einem unruhigen Schlaf.

~~~***~~~

Oben ging in dessen die Suche weiter. Mittlerweile waren auch die anderen Teams eingetroffen und vier Stunden später meldete sich der Leitende Agent bei Gibbs.

„Agent Gibbs, meine Männer haben die Suche abgeschlossen, aber Agent DiNozzo nicht finden können. Hier im Gebäude ist er nicht mehr. Wie sind Ihre Anweisungen?“

Gibbs nahm seine Kappe ab und fuhr sich durch die Haare. „Er muss hier sein. Sie haben ihn nicht gefunden? Dann haben Sie was übersehen. Suchen Sie noch einmal. Ich will dass Sie jede Etage noch einmal unter die Lupe nehmen. Jeden Raum und jede Wartungsklappe die sie finden. JETZT!“ Damit setzte er sein BaseCap wieder und lies den Agent einfach stehen.

„Ziva, McGee, mitkommen, wir gehen noch mal zur Krankenhausleitung.“ Die Aufzugstüren öffneten sich und die drei Agents stürmten hinein. *Sie mussten was übersehen haben, Nadja konnte sich, mit dem verletzen Tony, nicht in Luft auf lösen und unten raus gegangen waren sie nicht. Sie mussten also noch im Gebäude sein.* Gibbs schaute auf die Uhr. Noch drei Stunden.  Es wurde Zeit das sie Tony fanden. Seine Zeit lief ab. Er brauchte seine Medikamente. Dr. Miller hatte es extra noch betont. Wenn er keine Blutverdünnung bekam, konnte das Gerinnsel die Arterie verstopfen und einen Schlaganfall auslösen. Was das bedeuten konnte, wussten sie alle. Frustriert trat er gegen die Aufzugswand. Ziva sie neben ihm stand hätte es ihm am liebsten gleich getan. Atmen ablassen nannte Tony das immer, oder hieß es Luft ablassen? Sie wusste es nicht und es wurde ihr wieder einmal schmerzhaft bewusst wie sehr sie ihn vermisste.

Der Aufzug fuhr wieder erwarten in einem durch nach oben. Als sich die Türen wieder öffneten stürmte Gibbs und sein Team an der Sekretärin vorbei auf eine geschlossene Tür zur. Die Sekretärin lief ihnen nach.

„Hallo“, rief sie. „Hallo, hören sie nicht, Mr. Lancer hat jetzt keine Zeit für Sie. Er ist in einer Besprechung.“ Aber weiter kam sie nicht, da Gibbs schon die Tür aufgerissen hatte. Eine kleine Gruppe saß an einem Besprechungstisch. Als die drei Agents hineingestürmt kamen, sprangen die meisten auf und sahen sie verständnislos an.

~~~***~~~

Tony wurde langsam wieder wach. Wie lange er geschlafen hatte, wusste er nicht. Vom Gefühl her konnten es aber ein paar Stunden gewesen sein. Er wollte den Kopf etwas zur Seite drehen, aber der Druck hinter seinen Augen stieg sprunghaft an. Ein leises Stöhnen entwich ihm. Er hob seine Hand und legte sie über seine Augen. Irgendwas war geschehen seit er eingeschlafen war. Vorher hatten die Kopfschmerzen mehr im Bereich der hinteren Austrittswunde gesessen. Aber nun saß der Schmerz direkt hinter seinen Augen. Er versuchte sich aufzusetzen, aber die Schmerzen nahmen so schnell zu das ihm gleich darauf schlecht wurde und es ihm nur mit Mühe gelang seinem Magen unter Kontrolle zu halten. Als der Würgreiz etwas nach gelassen hatte, versuchte er es ein zweites Mal. Langsamer diesmal und mit einer Hand drückte er dabei auf seine Nasenwurzel. Das half etwas und wenig später saß Tony, schwer atmend, auf dem Rand seines Bettes. Er musste hier raus. Er hatte das Gefühl auf Gibbs zu warten würde zu lange dauern. Sie Schmerzen sagten ihm das etwas nicht stimmte. Der junge Ermittler merkte, dass ihm die Zeit davon lief.

Langsam stand er auf und schleppte sich in Richtung Tür. Zwischen durch musste er mehrfach eine Pause einlegen, weil in seinem Kopf ein Gewitter ausbrach. Blitze zuckten vor seinen Augen und es schien als erhellte sich sein Gesichtfeld kurzfristig. Der darauf einsetzende Donnerschlag klingelte in seinen Ohren. Wenn er stehen blieb und seinen Kopf still hielt, senkte sich der Schmerzpegel auf ein auszuhaltendes Maß. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte er die Tür erreicht. Das Schloss knacken konnte er auch Blind, dafür brauchte er nur sein Gehör und einen Dietrich, aber natürlich hatte er keinen zur Verfügung. In seinen Überlegungen wurde er erst einmal unterbrochen, denn er hörte Schritte im Flur. So schnell es ihm möglich war, humpelte er zurück zu seinem Bett. Als er den Schlüssel im Schloss drehen hörte, saß er schon wieder auf dem Bettrand, hielt sich seinen Kopf, versuchte den aufkommenden Brechreiz zu unterdrücken und wartete auf Nadja.




22. Kapitel


„Wer ist von Ihnen ist Lancer?“ herrschte Gibbs die Runde an.

Alle Augenpaare richteten sich auf einen jungen Mann um die dreißig. Diese kam nun langsam auf sie zu. „Ich bin Lancer, was kann ich für Sie tun?“ fragte er.

„Mein Name ist Special Agent Leroy Jethro Gibbs und das sind die Agents David und McGee. Einer meiner Männer wurde hier in Ihrem Haus, von einer Ihrer Krankenschwestern, bedroht, verletzt und entführt. Er muss sich noch  irgendwo hier in diesem Gebäude befinden. Ich brauche die Baupläne dieses Hauses. Die Etagenpläne scheinen nicht zu stimmen…“

„Mein Herr, bitte beruhigen Sie sich und lassen Sie uns in Ruhe überlegen wie wir dieses kleine Problem lösen können.“ Unterbrach ihn Lancer und dabei machte er Anstalten die Agents aus dem Raum zu drängen.

Gibbs drehte sich um, packte ihn am Kragen und hieb ihn gegen die Wand. Gefährlich  blitzten seine blauen Augen aus. „Ich will mich aber nicht beruhigen. Und dieses kleine Problem, wie Sie es nennen, heißt Anthony DiNozzo und er wird in knapp drei Stunden sterben wenn wir ihn bis dahin nicht gefunden haben und mit seinen Medikamenten versorgen konnten. Und Sie täten gut daran mir die Pläne jetzt auszuhändigen. Sonst werde ich Director Vance vom NCIS bitten, doch einmal beim Golf mit dem Secretary of the Navy zu sprechen und Ihm die Frage zu stellen, ob Sie für den Posten der Klinikleitung eines Militär Krankenhauses, der richtige Mann sind.“ Die letzten Worte hatte er ihm gefährlich leise ins Ohr geflüstert. Musste er denn immer an so inkompetente junge Schnösel geraten.

Der junge Mann schluckte und nickte dann seiner Sekretärin zu. „Suchen Sie die Pläne raus, Gladis.“

Langsam lies Gibbs ihn los. Lancer zog seine Anzugsjacke zurecht und der Chefermittler strich ihm einige nicht vorhandene Krümel von den Schultern. In dem Moment kam Gladis mit den Unterlagen zurück. McGee nahm sie ihr ab und öffnete die Pläne. Drei Augenpaare
studierten die Seiten aufmerksam.

„Da ist kein Unterschied zu den Etagenplänen.“ Sagte Tim.

„Da muss einer sein, sucht weiter.“ Kam es von Gibbs.

„Boss, …. „

„SUCHT WEITER!“ Unterbrach ihn der Grauhaarige. „Und melde dich erst wieder, wenn du was gefunden hast.“ Verflixt das konnte doch alles nicht wahr sein. Irgendwas gab es doch immer, dachte sich Gibbs. Es war zum aus der Haut fahren und die Zeit lief weiter.

~~~***~~~

Nadja betrat den Raum. „Hallo Tony, wie ich sehe sind Sie schon wieder wach. Ich habe eine neue Dosis Ihrer Blutverdünnung mit.“ Sagte sie und spritzte sie ihm auch schon in seinen IV Anschluss.

„Ist da wieder ein Schlafmittel drin?“ fragte der Ermittler.

„Nein, ich dachte wir nutzen die Zeit um uns etwas zu unterhalten. Aber erst muss ich noch einen Anruf erledigen.

Tony hörte es rascheln und kurz darauf ein Handy piepen. Sie wählte.

„Hallo Agent Gibbs.“ Sagte sie, nach einer kurzen Zeit des wartens und Tony hörte aufmerksam zu. „Warten sie kurz ich mach nur den Außenlautsprecher an, damit ihr Agent auch alles mit hören kann.“ Es tutete einmal laut, dann: „So, ich denke jetzt kann es los gehen.“

„Tony geht es dir gut?“ Hörte er die Stimme seines Bosses fragen.

„Ja…, ja…, alles in Ordnung“ Rief er laut zurück.

„Was wollen sie von uns?“ Fragte Gibbs.

„Ich dachte das wäre klar, ich will meine Nichte.“ Tony stockte, Nadja war eine Schwester von Sarah? Die junge Frau hatte nie eine Schwester erwähnt!?

„Wir werden Ihnen Mia nicht aushändigen. Das ist Ihnen doch wohl klar.“ Hörte man wieder die sonore Stimme des Teamleiters.

„Sie sind nicht in der Position zum verhandeln. Entweder sie bringen mir Milena ins Bethesda, oder ich bringe ihren Liebling langsam und schmerzhaft um. Und sie dürfen dabei  zuhören. Den Übergabeort und Zeitpunkt werde ich ihnen noch mitteilen.“ Und damit legte sie auf, aber davor hatte Gibbs, Tony noch rufen hören, das sie auf keinen Fall auf ihre Forderung eingehen sollten.

~~~***~~~

Ziva schaut ihren Boss aufmerksam an. Nachdem er das Gespräch beendet hatte, hatte er sich schweigend umgedreht. Sie wollte ihm ja seine Ruhe lassen, aber sie machte sich auch Sorgen und musste einfach wissen wie es DiNozzo ging. „Boss, was ist mit Tony?“ Fragte sie ihn. Sie hörte wie der Chefermittler schluckte. Es gab eins was er besonders hasste und das war Untätigkeit. Untätig zusehen zu müssen wie eine Sache aus dem Ruder lief.

„Es geht ihm soweit wohl noch ganz gut. Wir haben nur noch wenig Zeit ihn zu finden. Wenn das nicht klappt, dann müssen wir leider Milena herholen. Das möchte weder DiNozzo noch ich. Sie hat schon genug mitgemacht in letzter Zeit.“

McGee hing immer noch schweigend über den Skizzen und verglich die einzelnen Etagen. Plötzlich schellte Zivas Handy. Stirnrunzelnd holte sie es hervor und ohne auf das Display zu achten, meldete sie sich: „David?“

„Ich bin es Tabby. Ziva, es tut mir leid euch jetzt zu stören, aber ich kann Milena nicht mehr beruhigen. Seid sie heute früh wach geworden ist und fest gestellt hat das du nicht in deinem Bett liegst, weint sie. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Ich hab sie in den Kindergarten gebracht, weil ich dachte das sie das ablenkt, aber eine Stunde später hat mich die Leiterin gebeten sie wieder abzuholen. Sie will nur noch zu ihrem Vater. Vielleicht kann sie ja kurz mit ihm reden, dann beruhigt sie sich bestimmt wieder., oder noch besser ich komm mit ihr ins Krankenhaus.“ Das ganze Gespräch über konnte man Mia im Hintergrund weinen hören.

Ziva seufzte leise, das Schicksal der Kleinen traf sie sehr. „Tut mir leid, aber Tony wurde entführt. Wir suchen ihn noch und bisher…..“ weiter kam sie nicht, weil ihr Gibbs das Handy aus der Hand nahm.

„Gibbs hier, Tab, nimm Mia und fahrt ins HQ zu Abby und Ducky. Dort bleibt ihr bis ich mich bei euch melde. Verstanden?“ er lauschte und sagte dann: „Okay, bis später.“ Und legte auf.  

~~~***~~~

Tony hatte sich mit Nadja auf einen kurzen Kampf um das Handy eingelassen, aber das Gerangel endete schnell, als sie ihm wieder das Messer an die Kehle hielt. „Warum machen Sie das Tony? Ich war doch auch nett zu Ihnen und ich habe Ihnen gesagt, dass ich Sie noch nicht umbringen werde. Ich brauche erst Milena, danach sehen wir weiter.“

„Mein Boss wird ihnen das Kind nie aushändigen.“

„Ich denke wenn es um Sie geht, wird er alles machen und ihre kleine Freundin auch. Die Beiden sind völlig vernarrt in Sie.“

„Ich verhalte mich ruhig und Sie nehmen das Messer wieder weg, ja?“ Er spürte das der Druck des Messers nachließ und führte seine Hand zum Hals um die kleine Wunde abzutasten. Tony versuche sie etwas abzulenken und fragte deshalb: „Sie sind also Sarahs Schwester?“

„Ja und ich bin sogar die ältere von uns beiden. Aber ich bin kein eheliches Kind und unser Vater hat mich von Anfang an versteckt. Erst in einem Kinderheim, später auf diversen Internaten. Hauptsache ich war für ihn aus dem Weg. Meine Kindheit verließ einsam. Freunde hatte ich keine, meine Familie kannte ich nicht, meine Mutter verstarb früh und besuchen kam mich auch niemand.“ Er hört sie tief und stöhnend atmen. Über die Vergangenheit zu sprechen setzte ihr zu. „Wenn er mich ein oder zweimal im Jahr besuchen kam, sprach er nur von seiner richtigen Tochter. Wie hübsch Sie sei. So lieb und adrett. Ich bekam dann jedes Mal einen Würgreiz. Irgendwann stellte er die Besuche ein und ich war nicht böse darüber. Als seine Prinzessin ihn betrog, an die Polizei ausliefern wollte, da erinnerte er sich wieder meiner und nahm mit mir Kontakt auf. Damals hatte ich gerade die Schwesternschule hinter mich gebracht. Er bot mir viel Geld, wenn ich zu ihm kommen würde. Er wollte mich in sein Handwerk einführen. Alleine wegen des Geldes sagte ich zu. Was ich nur nicht bedacht habe, war das mir sein Handwerk Spaß machte. Ich war schnell und lernte fleißig und in kürzester Zeit war ich in Schießen besser als er selber. Ich lernte Selbstverteidigung und mit dem Messer umzugehen. Ich tat alles um in seiner Nähe zu sein. Um ihm zu gefallen ließ ich mich auf diverse Mordaufträge ein und bald war ich gefürchtet im ganzem Land. Nur war ich leider immer noch einsam. Seine Untergebenen machten einen Bogen um mich, die Tochter des Chefs, und er,  er wollte nichts mit mir zu tun haben. Ich war ihm wohl unheimlich. Nur wenn ich einen Auftrag zu seiner Zufriedenheit abschließen konnte, dann hatte ich wieder kurzfristig seine Liebe.“

Tony hörte sie leise lachen und das jagte ihm eine Gänsehaut über die Arme. Während ihres Monolog war ihre Stimme manchmal heller und dann wieder dunkler, mal sprach sie mit Zungenschlag, dann wieder ohne. Es war ein ständiges kommen und gehen, fast so als wenn, in ihrer Brust zwei Seelen wohnen würden. *Eins hatte sie auf alle Fälle von ihrem Vater geerbt und das war seine Geisteskrankheit.* dachte sich Tony.

„Und dann kam sein Prinzeschen ums Leben..“ sprach Sie hasserfüllt weiter. „… und er erfuhr dass sie eine Tochter hatte. Es hatte ihn schwer getroffen. Ich habe mein möglichstes getan um ihn zu trösten, aber es war vergebens. Sein Hass konzentrierte sich nun auf Sie. Er war verblendet, hörte auf niemanden mehr. Gab die Firma an seinem ersten Mann weiter und machte nur noch Jagd auf Sie. Auf Sie und meine Nichte. Und wieder einmal war ich vergessen. Plötzlich zählte nur noch ein vierjähriges KIND.“ Das letzte Wort schrie sie ihm entgegen.

Tony kämpfte indessen seinen eigenen Kampf. Es ging ihm immer schlechter. Sein Kopf schwirrte und er hatte das Gefühl ihr Schrei würde wie ein Echo nach hallen. Kalter Schweiß brach ihm aus. Mittlerweile blitze es ununterbrochen vor seinen Augen. Er hatte versucht sie zu zukneifen, aber auch das brachte keine Linderung. Das Gewitter fand in seinem Kopf statt. Er spürte, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Gibbs musste sich beeilen. Im Versuch einen Kopf wieder frei zu bekommen, schüttelte er ihn kurz. Das brachte ihm aber kein Besserung, sondern verschlimmerte nur seinen Zusand.

„Na ja, dann folgte die missglückte Übergabe am Monument und plötzlich war ich wieder ganz alleine. Zwar hatte er mich vorher noch mit den Rest seines Vermögens bedacht, aber ich wollte ihm noch seinen letzten Wunsch erfüllen, denn immerhin hatte er mir eine Aufgabe  gegeben die mir Spaß machte und da er mich sowieso beauftragt hatte Sie zu töten, konnte ich ihm nun also beides geben. Seine Enkelin und Ihren Tod, Tony. Also nahm ich Ihre Fährte auf. Und da es der Zufall wollte, dass ich im richtigen Krankenhaus arbeitete, konnte ich sie ganz offensichtlich ausspionieren. Ich konnte Sie und Milena kennen lernen, ohne dass jemand Verdacht schöpfte. Tja und jetzt sind wir hier und warten auf ihrem Boss der mir meine Nichte bringt.“

„Was haben sie mit den beiden Agents vor meiner Zimmertür gemacht?“ fragte er durch zusammen gebissene Zähne.

„Oh, den Blödmann Tanner vergiftet und das Schnuckelchen betäubt. Ich hätte Tom nichts antun können. Dafür mag ich ihn viel zu sehr. Wahrscheinlich geht es ihm jetzt schon wieder besser. Aber sie hören sich nicht gut an. Geht es ihnen schlechter?“ Ihre medizinischen Instinkte waren geweckt.

Tony überlegt krampfhaft was er dazu sagen sollte. Irgendwie musste er sie hier rausbekommen. Er musste jetzt handeln. „Ja“, sagte er da. „Es geht mir nicht gut. Ich habe Kopfschmerzen und mein Bein macht mir auch Probleme.“

Sofort war sie bei ihm und untersuchte ihn kurz. „Ich gehe kurz nach oben und hole ihnen was gegen die Schmerzen und ich werde auch sehen ob ich einen Tropfer mit Blutverdünnung auftreiben kann. Ich bin gleich wieder da.“ Und schon hörte er sie sich entfernen und nur Sekunden später den Schlüssel im Schloss. Nadja war deninitiv Wahnsinnig, soviel stand fest. Tony biss die Zähne zusammen, richtete sich langsam auf und humpelte zur Tür. Er brauchte eine Nadel um das Schloss zu knacken. Während er noch grübelte, erinnerte er sich plötzlich an den IV Anschluss den man ihm gestern gelegt hatte. Vorsichtig löste er das Pflaster das die Nadel an Ort und Stelle liegt und zog diese heraus. Er steckte sich die Kanüle in den Mund und drückte mit der anderen Hand die kleine Wunde ab, als er meinte die Blutung gestillt zu haben, bückte er sich und versuchte mit der Nadel die Tür zu öffnen. Sie war kurz, aber nach ihm scheinenden endlosen Versuchen, hörte er plötzlich das Schloss klacken. Ein Hochgefühl überkam den jungen Mann und kurz vergaß er vollkommen seine Schmerzen in Bein und Kopf. Er war frei, jetzt musste er nur noch einem Weg hier heraus finden. Vorsichtig öffnete er die Tür und ging mit ausgestreckten Armen und fest zusammen gekniffenen Augen in den Flur. Die verabreichte Blutverdünnung bewirkte das die Einstichstelle wieder zu bluten begann und er eine dünne Blutspur auf dem Boden hinterließ.

~~~***~~~

McGees Kopf zuckte plötzlich hoch. *Na konnte das sein? Ein Stockwerk fehlte bei den Etagenplänen.* Schoss es ihm durch den Kopf. „Boss, ich glaube ich habe was gefunden.“

Sofort drehte sich Gibbs und Ziva zu ihm um. „Was, glaubst du McGee?“ herrschte Gibbs ihn an und wie immer zeigte es sofort Wirkung. Tim schluckte.

„ÄÄÄhhmmmm, das..... das  ähhhh,  Kellergeschoss, es fehlt ein Kellergeschoss. In den Bauplanen von 1940 wird noch von sieben Untergeschossen ausgegangen. In den Etagenplänen von der Modernisierung im Jahr 1975 sieht man nur noch sechs Untergeschosse. Was ist mit dem Siebten passiert?“ Stellte McGee die Frage an Lancer.

Der zuckte nur mit den Schultern und sagte trotzig. „1975? Lange vor meiner Zeit. Ich habe keine Ahnung.“

Gibbs wollte ihn gerade klar machen über was er sich Sorgen machen sollte in der nächsten Zeit, als Gladis sich zu Wort meldete.

„Vielleicht kann ich ihnen weiter helfen. Zu dem Zeitpunkt der Renovierungsarbeiten war ich schon in diesem Haus beschäftigt und ich kann mich noch gut daran erinnern das dort unten ein Labor war, bei dem es zu einem Unfall kam und die Etage danach großzügig abgeriegelt wurde.“

„Können Sie sich noch an die Art es Unfalls erinnern?“ fragte Gibbs.

„Nein tut mir leid. Ich weiß nur noch das es sich um irgendwelche Erreger handelte. Die Etage wurde ausgegast und für die Allgemeinheit verschlossen. Irgendwann ist sie wohl in Vergessenheit gelandet.“

Zivas Herz sandte kurze Impulse durch ihren Körper. ERREGER? Viren? In einem Krankenhaus? Das konnte sie nicht glauben.

„McGee, beschlagnahme hier irgendwo einen Computer und finde heraus, um was für Erreger es sich damals handelte und ob noch heute eine Gefahr von ihnen ausgeht. Ziva mitkommen wir fahren zu Agent Main. Vielleicht kann er uns mittlerweile schon weiter helfen.“ Die Brünette bedankte sich noch schnell bei Gladis, als Gibbs schon ungeduldig nach ihr rief.

Gladis sah den jungen Ermittler an. „Wenn sie wollen, können sie meinen PC benutzen.“

Tim nickte ihr dankend zu und machte sich sofort an die Arbeit.




23. Kapitel

Tabitha war mittlerweile mit der immer noch weinenden Milena im HQ angekommen. Ducky versuchte sein bestes um die Kleine aufzuheitern, doch sie ließ sich auf nichts ein und jammerte die ganze Zeit nur das sie zu ihrem Daddy wollte, oder zu Ziva. Also fuhren sie zusammen zu Abby runter. Als die Türen sich mit dem bekannten ~Pling~ öffneten, dröhnte ihnen keine laute Musik entgegen. Abbs stand mit dem Rücken zur Tür und besprach sich mit ihren Geräten.

„Hallo Abigail“ sagte Ducky.

Diese drehte sich erschrocken um. „Oh hallo ihr alle. Was macht ihr denn hier. Habt ihr schon was Neues gehört? Wie geht es meinem Tiger?“ Wie immer fragte sie ununterbrochen ohne ihnen eine Chance zur Antwort zu lassen.

Traurig schüttelte Tab den Kopf. „Nein, sie suchen ihn noch.“  Mia hatte sie auf dem Arm und die Kleine schluchzte bei den Worten sofort wieder los.

Jetzt erst bemerkte Abby das Kind. „Oh je.“ Sagte sie und ging auf Milena zu. „Magst du zu mir kommen?“ Dabei streckte sie ihr die Arme entgegen. Mia nickte und ließ sich von der Forensikerin auf den Arm nehmen. Abby setzte sich mit ihr zusammen auf den Tisch. „So schlimm?“ fragte sie.

„Schlimmer“ schluchzte Mia an ihrem Hals.

„Und was genau ist so schlimm?“ Sie hörte Mia tief atmen.

„Ich hab von Daddy geträumt, letzte Nacht bei Tabitha. Von Daddy und Mommy, wie sie mir vom Himmel aus zurufen zu rennen, weil der böse Mann hinter mir her ist und ich bin  gerannt und gerannt. Ich konnte Onkel Jethro nicht finden und auch sonst keinen Polizisten. Und dann bin ich aufgewacht und Ziva war nicht da und zu Daddy darf ich auch nicht.“ Wieder liefen ihr Tränen über die Wange. „Ich will nicht das Daddy in den Himmel kommt.“

Abby konnte nun auch ihre Tränen nicht mehr zurück halten. „Schschsch….. Mia, deinem Daddy geht es gut. Wenn das nicht so wäre, würde ich das als erstes wissen. Weißt du, dein Vater und ich, wir haben eine besondere Beziehung. Und dein Onkel Jethro ist ja auch noch da. Er wird nicht zulassen das meinem Tiger etwas passiert.“ Ob der letzte Satz zu Milenas Beruhigung oder eher zu ihrer eigenen diente, wusste sie nicht sicher. Ducky stellte sich hinter die Beiden und legte seine Arme um sie.

„Nicht mehr weinen. Wir müssen einfach hoffen das unserem Anthony, deinem Vater, nichts passiert. Ziva und Jethro werden ihn rechtzeitig finden und zu uns zurück bringen.“

Tabitha sah ihnen aus einiger Entfernung zu. Hier und jetzt kam sie sich seltsam deplatziert vor. Ein Eindringling. Leise um die drei nicht zu stören, verließ sie das Labor und fuhr hoch zum Großraumbüro. Dort setzte sie sich an Gibbs Schreibtisch und betete heimlich, das das Abenteuer für alle Parteien gut ausgehen würde. Ihre Finger spielten dabei mit seinem Basecup, das er auf dem Tisch vergessen hatte. Sie nahm es hoch und hielt es sich an die Nase. Es roch nach ihm. Nach seinem Aftershave und nach Sägemehl. Mit einem unglücklichen Lächeln, drückte sie sich das Cup gegen ihr Gesicht und fing an zu weinen. Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter.

„Nicht doch meine Liebe. Warum sind Sie gegangen. Wir machen uns genauso Sorgen um Gibbs und sein Team wie Sie.“ fragte der alte Pathologe.

Jetzt erst bemerkte sie das auch Abby mit Mia auf dem Arm hinter ihr standen. Alle lächelten sie an. „Meine Liebe, sie brauchen nicht alleine sein, wir gehören alles zusammen, wir sind eine Familie und sie gehören jetzt auch dazu.“ Damit zog Ducky sie in seine Arme und spürte wie sein Hemd langsam wurde.

~~~***~~~

Als Ziva und Jethro aus dem Aufzug stiegen, kam ihnen schon ein aufgebrachter Tony Senior entgegen.

„Agent Gibbs, Ziva, endlich. Was ist hier los, wo ist mein Sohn. Hier will mir keiner was sagen.“

Gibbs fasste den Mann an den Schultern. „Beruhigen Sie sich, Mr. DiNozzo. Ihr Sohn wurde entführt. Wir wissen auch noch nichts genaues.“

Verständnislos sah er ihn an. „Entführt? Aber er wurde doch bewacht. Wie konnte man Ihn entführen.“

Ziva half weiter. „Sie hat die beiden Agents betäubt und das ist wirklich alles was wir wissen. Wir suchen Tony schon im ganzen Haus.“ Das einer der beiden Agents bei der Betäubung gestorben war, behielt sie lieber für sich.

„Mr. DiNozzo, am besten fahren Sie ins Navy Yard. Milena und Tabitha sind auch schon dort. Mia geht es nicht so gut. Wäre nett wenn Sie sich etwas um sie kümmern könnten.“ Sagte Gibbs und holte schon sein Handy heraus. „Abbs, ich bin es. Nein, wir wissen noch nichts genaueres. Ich schick dir jetzt Tonys Vater vorbei. Ja. Ich meld mich wenn wir was haben.“ Und damit legte er schon auf. „Fahren Sie zum HQ. Wir werden uns dort als erstes melden, sobald wir was wissen.“ Mit diesen Worten ließ er den verstörten Vater stehen und lief weiter. Ziva nickte Tonys Vater kurz zu und lief dann ihrem Boss hinterher.

~~~***~~~

Als sie nach einigen herum fragen endlich Agent Mains Zimmer fanden, saß der junge Mann bereits komplett bekleidet auf dem Bett. Er war immer noch leicht grün um die Nase, aber seinen Körper hatte er wieder voll unter Kontrolle.

„Agent Gibbs, endlich.“

Der grauhaarige Ermittler schmunzelte. „Sie sind jetzt schon der zweite der das zu mir sagt. Wie geht es Ihnen?“

„Gut, ich warte nur auf Sie. Die Papiere hab ich schon unterschrieben…“

Ziva unterbrach ihn kurz. „Sie werden schon entlassen?“

„Ich hab mich selbst entlassen. Ich kann Krankenhäuser nicht ausstehen.“ Kam es von ihm. „Ich will mithelfen bei der Suche. Immerhin war es meine Schuld. Ich hab Ihr vertraut.“

„Das ist niemandes Schuld, aber wenn Sie sich fit genug fühlen nehmen wir Ihre Hilfe gerne an.“ Damit streckte ihm Gibbs seine Hand entgegen und zog ihn vom Bett hoch.

Während Ziva den Beiden folgte, dachte sie dass Tom wirklich Tony sehr ähnlich war. Auch er schien eine Abneigung gegen Krankenhäuser zu haben.  Als sie aus dem Zimmer traten wären sie beinahe mit McGee zusammen geprallt. Völlig außer Atem hielt er ihnen einen Schlüssel vor die Nase.

„Ich….. Ich habe….“ Vor lauter gejapse konnte man kaum ein Wort verstehen.

„Tim, hol erst einmal Luft und dann sag was du heraus gefunden hast.“ Half ihn Gibbs weiter.
Nach kurzer Zeit wurden die Atemzüge wieder normaler. Dem Chefermittler fiel darauf hin auch wieder ein, das er Tim mal mit zum Konditionstraining nehmen sollte. Der Junge konnte es wirklich gebrauchen. Er hatte zwar in der letzten Zeit an Gewicht verloren, aber seine Ausdauer ließ immer noch zu wünschen übrig.

„Boss, der Unfall damals, das Labor hat nur Grippeviren untersucht und die können ohne Wirt nicht lange überleben. Außerdem wurde die Etage komplett ausgegast. Der ganze Aufwand wäre gar nicht nötig gewesen. Ich versteh das zwar nicht, aber wir können da runter. Und ich hab von Gladis auch einen Aufzugsschlüssel bekommen. Wir müssen in den Ostflügel, das ist der einigste Aufzug der da runter fährt. Aber Gladis sagte, wir sollen vorsichtig sein, denn auf dem Geschoss befinden sich unüberbaute Aufzugsschächte. Ursprünglich war eine weitere Unterkellerung geplant, die aber nicht mehr durch geführt wurde.“

Ziva dachte in dem Moment nur an Tony und hoffte das er nicht alleine, und blind durch die Flure musste. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was ihm passieren konnte, wenn er so ein Loch übersah.

„Na los“, kam es da von Gibbs. „Was steht ihr hier noch herum. Mitkommen aber schnell.“ Und damit liefen sie alle auf den Ostflügel zu.

~~~***~~~

Tony humpelte sich vorwärts tastend an der Wand entlang. Er wusste nicht ob hier unten Licht brannte, aber wenn er seine Augen öffnete schmerzten diese so sehr das er sie lieber schnell wieder schloss. Zu den für ihn mittlerweile nicht mehr unbekannten Blitzen hatten sich nun auch Farben eingeschlichen. Doch er begrüßte ihr Erscheinen nicht, da sie ihm nur noch größere Schmerzen brachten. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Die Kopfschmerzen hatten langsam nachgelassen, aber der Druck hinter den Augen war dafür ins unerträgliche gestiegen. Selbst die langsamen und vorsichtigen Schritte die er macht, spürte er als Pochen in den Augen. Ob seine Sehkraft dabei war wieder zu kommen oder ob sich das Blutgerinnsel jetzt auf den Sehnerv gelegt hatte, konnte er nicht sagen. Nur die Schmerzen waren wirklich. Auch sein Gehör war aufs äußerste beansprucht. Jedes Geräusch nahm er auf und versuchte es zu analysieren. Er hoffte inständig, dass es ihm irgendwie gelang Nadja zu entkommen und unter Menschen zu kommen. Er musste nur den Aufzug wieder finden. Tony hoffte dass er schon so weit weg war, das sie ihn wenn sie wieder kam, nicht sofort sah. Dass er immer noch eine kleine Blutspur hinter sich herzog, wusste Tony

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Nadja sah sich vorsichtig um. Sie wusste, dass es sehr unvorsichtig von ihr war, sich hier noch einmal sehen zu lassen. Mittlerweile wussten wahrscheinlich alle, dass sie den jungen Agent entführt hatte. Aber als sie gesehen hatte dass es ihm immer schlechte ging, musste sie noch einmal hoch zum Medi-Lager. Er brauchte dringend seine Medikamente und die bekam sie nun einmal nur hier. Der junge Mann wurde noch so lange gebraucht, bis sie Milena hatte. Danach war ihr sein Schicksal egal, Hauptsache er starb. Zum Medikamenten Schrank zu kommen war nicht so schwer gewesen. Sie hoffte nur das das Glück ihr auch auf dem Rückweg holt war. Nadja hatte alles was sie brauchte in eine Tasche gepackt. Als sie nun vorsichtig die Tür wieder öffnete und zum Aufzug wollte, sah sie gerade noch wie der sich hinter den NCIS Agents schloss. Mit Erleichterung stellte sie fest, dass auch Tom schon wieder unter ihnen war. Also hatte sein Körper das Betäubungsmittel gut abgebaut. Zu Anfang hatte sie es sich nicht eingestehen wollen, aber an Tom lag ihr etwas. Aber es konnte leider nicht sein. Sie musste den letzten Wunsch ihres Vaters erfüllen und alles andere zählte nicht. Da sie nun den Aufzug nicht mehr nehmen konnte, entschloss sie sich die Treppen zu nehmen. Sie hoffte nur das sie noch rechtzeitig unten ankam.

~~~***~~~

Tony hörte plötzlich Geräusche. Es hörte sich an als wenn jemand Stufen herunter rannte oder sprang. War das Nadja? Oder jemand von seinem Team? Sollte er sich bemerkbar machen? Oder war das Risiko zu groß? Wenn er doch nur etwas sehen könnte. Erneut öffnete er die Augen aber außer dem gewohnten Blitzen und Farben die von allen Seiten auf ihn eindrangen sah er nichts. Sofort fingen seine Augen an zu tränen und der Druck hinter den Augäpfeln wurde wieder größer. Enttäuscht schloss er sie wieder. Plötzlich hörte er die Schritte wieder. Nach kurzer Überlegung entschied er sich so schnell wie er konnte von der Lärmquelle zu entfernen. Also humpelte er weiter ins Ungewisse.

~~~***~~~

Nadja hatte es geschafft den Aufzug zu überholen. Das konnte ihr auch nur gelingen, weil es sich um ein sehr veraltetes Modell aus dem Jahre 1960 handelte. Dieser Aufzug war normalerweise nicht mehr im Betrieb und nur mit Schlüssel zu bedienen. Scheinbar hatte der NCIS Hilfe bekommen. Sie lief geradewegs auf den Raum zu in dem sie DiNozzo gesperrt hatte. Doch die Tür stand offen. Wie hatte er es geschafft sich zu befreien? Schnell besah sie sich die Tür und das Schloss. Doch dort konnte sie nichts feststellen. Dann fiel ihr Blick auf den Boden. Dort lag die als Dittrich benutzte IV Nadel. Ein hysterischer Lacher entwich ihr. Sie hatte bei ihrem Vater eine gute, solide Ausbildung genossen. Sie war ein Ass im Nahkampf und da passierte ihr ein solcher Fehler? Sie hatte ihn unterschätzt. Ein blinder, kranker Mann mit geschientem Bein. Er hatte sie an der Nase herum geführt und zwar gut, das musste sie ihm lassen. Aber jetzt konnte sie eine Fährte wieder aufnehmen. Die Spur zu finden würde nicht schwer werden. Lächelnd drehte sie sich um und lief der Blutspur hinterher.

~~~***~~~

Der Aufzug hielt und die Türen sprangen auf. Kalte, muffige Luft kam ihnen entgegen geweht. „McGee, Tanner ihr geht nach rechts. Ziva, wir gehen nach links. Wer was findet, meldet sich per Telefon.“ Teilte der Chefermittler ihnen mit nach einem Blick auf sein Handydisplay. Immerhin war hier früher ein Labor gewesen und er war einfach davon ausgegangen das es eine Funkversorgung gab. Damit trennt sich die Gruppe.


~~~***~~~

Als Tim und Main um die erste Ecke bogen, fragte Tom sofort: „Ist euer Chef immer so? So, so….. mir fällt jetzt nicht das richtige Wort ein, so – garstig -- ? Kann man es so sagen?

Tim überlegte im laufen. „Ja, aber jetzt besonders da Tony weg ist. Gibbs ist halt so. Er sagt selber über sich, das das zweite B in seinem Nachnamen für Bastard steht.“

Dann kamen die ersten Räume in Sicht und die beiden Agents zogen ihre Waffen.

„Leer“

„Leer“, sagte da auch Tom. Der Flur schien mit endlosen Räumen versehen zu sein. Es würde ein langer Tag werden, hier jeden Raum zu durchsuchen. Nach Aussage der Ärztin hatten sie aber nicht mehr so lange Zeit.

~~~***~~~

Nadja war Tonys Blutspur gefolgt, als sie beinahe über die beiden jungen Agents gestolpert wäre. Aber das Glück war ihr holt und sie hatte sich rechtzeitig zurück ziehen können. Da sie diese Etage wie ihre Westentasche kannte, wusste sie welche Gänge sie gehen musste um vor den beiden Agenten zu kommen. Schnell bewältigte sie den Weg und stellte sich hinter die nächste Tür. Die Beiden durchsuchten nie einen Raum zusammen, sondern jeder nahm sich einen Raum einzeln vor. Das war ihre Chance. Wenn der Überraschungsmoment auf ihrer Seite lag, konnte sie mit ihnen fertig werden. Gott sei dank hatte sie noch immer die Medikamententasche am Arm. Schnell nahm sie das Beruhigungsmittel heraus und zog eine Spritze damit auf. Sie musste nicht lange warten, da hörte sie schon Stimmen.

~~~***~~~

Die beiden jungen Agenten mussten dem ersten offenen Aufzugsschacht ausweichen. Tom näherte sich vorsichtig der Kante. „Was meinen Sie, wie viele Stockwerke sollten das hier mal werden? Wurde das Haus schon immer als Krankenhaus genutzt?“ Fragte er.

McGee ging nicht auf seine Frage ein. „Kommen Sie, noch zwei Räume auf diesem Flur.“

„Sie rechts, ich links?“ fragte Tom und entfernte sich wieder von dem Loch.

„OK.“ Sagte Tim und betrat vorsichtig den Raum. Vom Nebenzimmer hörte er schon Tom „Leer“ rufen, die junge Frau hinter der Tür sah er nicht. In sekundenschnelle flog ihm die Tür entgegen. Seine Reflexe reichten nicht aus um ihr zu entgehen. Er versuchte noch einen Schritt zur Seite, aber ohne Erfolg. Die Tür traf ihn wie ein Hammer an der Stirn und Tim ging benommen zu Boden. Sofort war Nadja bei ihm. Sie holte mit ihrem Bein aus und das letzte das Tim sah war ihr Schuhprofil, dann wurde es schnell dunkel um ihn. Die junge Frau griff nach seinen Fußgelenken und zog ihn zentimeterweise hinter die Tür. „Ganz schön schwer die Halbe Portion“ dachte sie sich. Sie steckte ihm einen dreckigen Lappen in den Mund und fesselte seine Hände und Füße mit großen Kabelbändern, die sie immer bei sich führte, dann wartete sie wieder hinter der Tür auf Tom.

Tom hatte ein dumpfes Geräusch aus dem Nachbarzimmer gehört. Ohne das er etwas dagegen tun konnte, stellten sich seine Nackenhaar auf. „McGee?“ rief er, doch er erhielt keine Antwort. Vorsichtig, mit gezogener Waffe, näherte er sich dem Raum.

Nadja wollte Tom auf dieselbe Art ausschalten wie den anderen Agent. Aber Tom war gewarnt und als er die Tür kommen sah machte er geistesgegenwärtig einen Sprung zurück.

„Nadja!“ sprach er sie an und suchte den Raum nach McGee ab.

„Hallo mein Süßer. Warum musstest du dich einmischen? Konntest du nicht oben bleiben? Warum bist du hier?“

„Wo ist Tony, Nadja?“

Sie lachte ihn an und fing plötzlich wieder mit dem Gelispel an. „Tom, Tom, Tom, was interessiert es dich denn? Während sie mit ihm sprach kam sie langsam immer näher.

„Hör auf damit, ich weiß dass du nicht wirklich lispelst. Also lass das du brauchst mir nicht mehr zu gefallen und Nadja, bleib stehen. Komm nicht näher.“ Teilte er ihr mit und hob seine Waffe etwas an. Plötzlich hörte er dumpfe Laute. Tom machte einen Schritt nach rechts um hinter die Tür zu schauen, die junge Frau lies er dabei nicht aus den Augen. Dann nur einen winzigen Moment lang, brach er den Blickkontakt mir ihr ab und schaute auf den Boden zu Tim der gefesselt, aber lebend da lag. Dieser Moment reichte ihr aus um Tom die Spritze bis zum Anschlag in den Hals zu rammen und den Kolben herunter zudrücken. Fast augenblicklich brach der Agent in die Knie. Nadja tat einen Schritt zurück, sie hatte das Mittel gut gewählt, es wirkte schnell und zuverlässig. Als sie sich wieder aufrichtete war Tom schon bewusstlos und McGees Augen waren vor Schreck geweitet. Während sie zur Tür ging, sagte sie zu den Beiden: „Ihr wart die ersten, jetzt hol ich mir die anderen Beiden.“ Damit machte Sie die Tür zu und machte sich wieder auf die Suche nach DiNozzo.




24. Kapitel

Tony hielt schwer atmend inne. Die Wand war zu Ende. Er hatte schon ein paar Türen überwunden aber da konnte er immer die andere Zarge erreichen. Hier war das anders. Die Wand hörte auf und er konnte auch nichts Neues erfühlen. Seltsamerweise hatten seine Kopfschmerzen nachgelassen und der Druck auf den Augen war wieder auf ein erträgliches Maß zurück gegangen. Nun bereitete ihm sein Bein die größten Probleme. Das laufen ohne Krücken tat weder seinem Knie, noch dem Bruch gut. Er konnte fast spüren wie die durch Platten und Schrauben gehaltenen Knochen, übereinander rieben. Vorsichtig öffnete er zum wiederholten Male, an diesem Tag, seine Augen. Diesmal waren die Blitze aushaltbar und verwundert stellte er fest das er sehen konnte! Er sah ein Wirrwar an Farben und alle Konturen waren verschwommen. Sein Gehirn schaffte es nicht die Reize, die auf ihn eindrangen, zu verarbeiten. Alles war ein heilloses Durcheinander. Aber er sah. Tränen liefen ihm über die Wangen. Seine Augen brannten vor Anstrengung. Aber er sah. Lächelnd hob er seine Hand vor die Augen. Er konnte die Umrisse wahrnehmen. Die Linien seiner Hand sah er nicht, aber er konnte die Finger erkennen und wie sie sich bewegten. Er sah. Tony konnte es noch gar nicht fassen. Er sah, er würde Ziva und Milena wieder sehen können. Dabei hatte er sich schon fast damit abgefunden die beiden Frauen die ihm das  wichtigste in seinem Leben waren, so in Erinnerung zu behalten wie er sie am letzten Tag gesehen hatte. Aber jetzt war alles anders. Alles würde wieder gut werden. Jetzt musste er nur noch den verflixten Aufzug finden. Da hörte er hinter sich jemanden seinen Namen rufen.

„TONY.“

Das war Gibbs, alles andere stand außer frage. Ein Hochgefühl breitete sich in ihm aus und er überlegte kurz ob er es wagen konnte den Ruf zu antworten oder ob er damit Nadja auf sich aufmerksam machte. Er versuchte sich umzusehen, aber seine Augen verweigerten ihm auf mehr als 20 cm den Dienst, und auch davor war alles verschwommen. Also streckte er wieder die Arme aus und tastete sich an der Wand zurück. Da hörte er wieder seinen Namen, diesmal lauter. Scheinbar waren sie auf dem Weg zu ihm und bevor er noch überlegen konnte, ob Nadja in der Nähe war, rief er zurück.

„Ich bin hier, Boss.“

Ziva blieb wie vom Blitz getroffen stehen. **Tony** Wo? „Gibbs, hast du das gehört.“

„Ja, es kam glaub ich von dort.“ sagte Gibbs und ein Lächeln zuckte über sein Gesicht. Dann lief er mit Ziva zusammen in Tonys Richtung.

~~~***~~~

Nadja hatte ebenfalls die Rufe gehört. Sie mussten ganz in der Nähe sein. Wie sollte sie vorgehen. Sollte sie sich in Sicherheit bringen und hier alles seinen Lauf lassen? Oder sollte sie sich DiNozzo wieder holen um an das Kind zu kommen? Während in ihrem Kopf ein Vorschlag angenommen und der andere abgelehnt wurde, kam sie in Sichtweite der beiden Agents. Über Quergänge lief sie auf sie zu. Wie gut das sie bei den Besten gelernt hatte. Die beiden jungen Männer auszuschalten, war nicht schwer gewesen. Sie war gespannt ob ihr das mit den Beiden dort ebenfalls so leicht gelingen würde. Wenn sie sie nun so betrachtete, schien von der Frau die größere Gefahr auszugehen. Sie war zwar recht klein, aber sie bewegte sich katzenartig und war durch trainiert.
Plötzlich hörte sie es hinter sich poltern und dann einen Schrei. Verwirrt blickte sie sich um. Tom war ausgeknockt. Das Mittel das sie ihm gespritzt hatte, hätte einenElefanten lahm legen können. Wenn er Pech hatte, würde er nicht mehr aufwachen. Der andere Agent war gefesselt. Hatte er sich befreien können?

~~~***~~~

Gibbs blieb stehen. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Was war da hinten passiert? Schnell nahm er sein Handy und wählte McGees Nummer. Doch niemand nahm ab. Dann hörten sie wieder jemanden rufen. Das kam einwandfrei von McGee.

„Ziva versuch Tom zu erreichen.“ Sie nickte, doch auch dort ging niemand ran.

„Da stimmt was nicht, Gibbs. Soll ich nach sehen gehen?“ fragte sie pflichtbewusst, obwohl ihr gar nicht der Sinn danach stand. Sie wollte viel lieber zu Tony. Sie wollte ihn hier raus schaffen. Sie waren ihm jetzt so nah gekommen und nun sollte sie sich wieder von ihm entfernen? Das behagte ihr nicht.

Auch in dem Grauhaarigen gingen ähnliche Gedanken vor. Was war den Beiden da hinten passiert, hatten sie sich von  Nadja überrumpeln lassen. Er hoffte nur, dass es nicht zu schlimm für die beiden jungen Agents ausgegangen war. Gibbs hatte Nadja bisher immer nur flüchtig wahrgenommen, aber sehr muskulös war sie ihm nicht vor gekommen. Aber Ziva war auch nicht muskulös und trotzdem konnte sie es auch mit gestandenen Männern aufnehmen und wenn der Überraschungsmoment noch auf ihrer Seite war, konnte man nie wissen wie so ein Kampf ausging. Sollte er Ziva schicken und sich selber um Tony kümmern oder sollte er die Brünette zu ihrem Verlobten lassen? Doch die junge Agentin hatte ihm die Überlegungen schon abgenommen und schlich auf leisen Sohlen in die entgegen gesetzte Richtung.

Gibbs lauschte. Er hatte was gehört. Leise Schritte, gezielt und sicher. Nadja?  Der Chefermittler hob seine Waffe als er bei der nächsten Kurve ankam. Irgendwas kam auf ihn zu. Vorsichtig mit der Waffe im Anschlag schritt er um die Ecke …… und da sah er ihn. Vom Ende des Flurs kam er langsam auf ihn zugehumpelt. Noch hatte er ihn wohl nicht gehört. Es fiel ihm ein Stein vom Herzen, aber im selben Augenblick durchfuhr ihm ein Schrecken, als er das Loch des Aufzugsschachtes sah, auf das sich Tony zu bewegte.

~~~***~~~

Der junge Ermittler lauschte, da kam jemand auf ihn zu gelaufen und dann hörte er auch schon eine Stimme.

„Tony, ich bin es Gibbs!“

„Boss, ich wusste das du mich findest.“ Ein seufzen entfuhr den Braunhaarigen und mit der freien Hand wischte er sich den kalten Schweiß von der Stirn. Gestärkt durch die vertraute Stimme setzte er sich wieder in Bewegung.

„DiNozzo, sofort stehen bleiben. Du rührst dich jetzt keinen Meter mehr und wartest, das ich dich holen komme.“ Sagte Gibbs alarmiert.

Tony gehorchte augenblicklich und blieb sofort stehen, wartete auf ihn, froh endlich mal wieder sein Bein entlasten zu können. Die Gefahr die vor ihm lag, sahen seine kranken Augen nicht.

~~~***~~~

Ziva hatte, ohne weitere Zwischenfälle den Flur, den die beiden Agenten kontrollieren sollten, erreicht. Als sie mit gezogener Waffe um die Ecke bog, sah sie McGee auf dem Boden knien. Neben ihm ein ausgespuckter Knebel.

„Ziva, endlich. Ich dachte schon Sie hätte euch auch überfallen.“

Ohne ein Wort zusagen, steckte sie ihre Waffe ein, fiel neben ihm auf die Knie und zückte ihr Messer um ihn aus seiner misslichen Lage zu befreien. „Geht es dir gut? Bist du verletzt und wo ist Tom?“ Dabei musterte sie ihn aufmerksam. An seiner Stirn hatte er eine hübsche Beule.

„Tom liegt drinnen, ich weiß nicht ob er noch lebt. Sie hatte mich ausgeknockt. Als ich wieder zu mir kam, war ich gefesselt und Tom lag neben mir auf dem Boden. Er hat eine Injektionsnadel im Hals stecken. Sie muss ihm irgendwas gespritzt haben. Ziva stand auf und reichte Tim ihre Hand. Bereitwillig lies er sich aufhelfen. Er schwankte kurz und stützte sich an der Wand ab, aber dann hatte er sein Gleichgewicht wieder gefunden. Zusammen gingen sie ins Zimmer. Main lag wie schlafend auf dem Boden. Ziva fühlte kurz seinen Puls. Er war da, aber schwach und unregelmäßig. Er brauchte schnellstens Hilfe.

„Wir haben Tony gefunden.“ Teilte sie Tim mit.

„Geht es ihm gut?“

„Ich konnte noch nicht mit ihm reden, aber er ging selbstständig auf uns zu. Also muss es ihm noch gut gehen.“ Sie sah wieder runter auf Tom und wog ihre Chancen ab. Sie hatte plötzlich ein komisches Gefühl im Magen. „Tim, hol Hilfe. Ich muss zurück zu Gibbs und Tony. Aber sei vorsichtig, Nadja muss noch irgendwo hier unten sein. Damit drehte sie sich um und rannte so schnell sie konnte zurück.

~~~***~~~

Nadja lächelte vor sich her. Sie hatte sich so leise wie es ihr möglich war vorwärts bewegt. Ihre Lehrer wären stolz auf sie gewesen. Jetzt war sie unbemerkt in den Rücken des Grauhaarigen gelangt. Dieser hatte seine ganze Aufmerksamkeit auf den jungen Mann gerichtet. Sie dankte dem Herren, das Glück war ihr wieder holt.

~~~***~~~

„Na endlich Boss, das wurde aber auch Zeit.“ Rief Tony mit einem lächeln im Gesicht in Gibbs Richtung. Sehen konnte er seinen Boss noch nicht, aber er sah seine Umrisse und die Bewegungen vor sich.

„Hey DiNozzo, wie geht es dir? Wir müssen sehen dass du hier raus kommst, du brauchst dringend deine Medikamente. Schaffst du es noch bis zum Aufzug?“ Fragte ihn sein Boss.

„Zum Aufzug? Wenn ich nur wüsste wo der ist? Ich irre hier schon eine Ewigkeit herum.“ Kam es lächelnd von ihm, doch dann wurde er wieder ernst. „Boss, es geht mir gut. Ich hab es bis hier geschafft, dann schaff ich es auch noch weiter.“

Gibbs sah das etwas anders, denn einen guten Eindruck machte sein Stellvertreter weiß Gott nicht. Er war blass, Schweiß stand ihm auf der Stirn und er hielt sich an der Wand fest um sein Bein zu entlasten. Aber der Grauhaarige war glücklich seinen Ersten Mann auf den Beinen vorzufinden. Beruhigt steckte der Chefermittler seine Waffe weg und ging auf seinen Agent zu.

„Komm Tony, da haben wir doch mittlerweile Übung drin.“ Sagte er und nahm Tonys Arm und legte ihn sich über die Schulter. Mit seinem anderen Arm fasste der den jungen Mann um die Hüfte und zusammen setzten sie ihren Weg fort. Tony war froh sein Gewicht nun nicht mehr alleine tragen zu müssen. Sein Bein schmerzte mittlerweile bei jedem Schritt den er tat und er hatte das Gefühl sein Knie würde platzen.
„Gibbs, Nadja muss noch irgendwo hier unten sein und wo ist Ziva?“ fragte Tony plötzlich und blieb stehen.

„Ich musste sie zu McGee zurück schicken, da ist irgendwas pass…..“ doch weiter kam er nicht, denn von der Seite traf ihn eine Eisenstange in den Magen. Alle Luft wurde aus seiner Lunge gepresst, der Chefermittler klappte zusammen wie ein Taschenmesser und riss DiNozzo mit zu Boden. Mit einem ächzen und stöhnen kamen sie auf dem Boden auf.

Gibbs war dummerweise genau auf Tonys Bein gelandet und dieser rollte sich nun stöhnend über den Boden. Der Grauhaarige zog sich schnell von Tony herunter und versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Doch da wurde er erneute von der Eisenstange getroffen.

Tony bekämpfte auf dem Boden den Schmerz der von dem unverhofften Fall herrührte. Als er seine Atmung wieder unter Kontrolle hatte, hörte er erneut den Aufprall eines Schlages. Er versuchte zu erkennen wo der Kampf stattfand, aber seine Augen ließen ihn nun wieder vollständig in Stich und er sah nur hell und dunkel.

„Gibbs? GIBBS!“ Tony tastete sich weiter vor. Wo steckte sein Boss nur? „Nadja, du willst doch nur mich. Du brauchst meinen Boss noch, sonst kommst du nicht an Mia.“ Es war ein Vorstoß ins Blaue, aber er hoffte sie damit von Gibbs ablenken zu können. Tony versuchte wieder auf die Beine zu kommen, was mit seinem geschienten Bein gar nicht so einfach war. Nach mehreren Versuchen stand er und plötzlich spürte er einen vertrauten Schmerz an seinem Hals. Sie hatte ihn in den Schwitzkasten genommen und ihm wieder ihr Messer an die Kehle gesetzt.

„Hallo Tony, so sehen, oh Verzeihung…. so spüren wir uns wieder. Hast du gedacht du könntest mir entkommen? MIR?

Tony hörte ihr kaum zu. Was war mit Gibbs passiert. Wo war er? Lebte er noch? Sein bester Freund und Mentor. Als er ihn vorhin gehört hatte, hätte er am liebsten gesungen vor Glück. Er hatte die ganze Zeit gewusst das auf Gibbs verlass war. Er hatte ihn gefunden und jetzt lag er hier irgendwo auf dem Boden und Tony wusste nicht einmal wo oder ob er noch lebte.

~~~***~~~

Ziva kam den Flur entlang gerannt. Dann hörte sie plötzlich eine weibliche Stimme. Das musste Nadja sein. Vorsichtig sah sie um die nächste Ecke. Und was sie sah lies ihre Nackenhaare aufstehen. Gibbs lag auf dem Boden, ob nur betäubt oder tot, konnte sie nicht erkennen und Tony hatte ein Messer an der Kehle. Alles oder nichts dachte sich Ziva. Sie konnte Nadja nicht entkommen lassen und sie konnte nicht schon wieder einen Menschen den sie liebte verlieren. Mutig wog sie die Gefahren ab. Die Schußbahn war frei. Die Entfernung nicht zu groß. Wenn Tony sich nicht bewegte, müsste es klappen. Ziva atmete noch einmal tief durch und trat dann um die Ecke.

„Lassen Sie ihn los, Nadja.“

„Oh Hallo, da sind Sie ja, ich hatte mich schon gefragt wo Sie abgeblieben sind.“

„Lassen Sie ihn los.“

„Bringen Sie mir Milena und ich lass ihnen ihren Liebling! Was sagen Sie dazu?“

Ziva hatte die Waffe etwas angehoben und zielte nun auf ihren Kopf. Sie sah wie Nadja langsam mit Tony im Schlepp sich zurückzog. Durch das Messer wurde sein Körper nach hinten gezogen. Ziva sah das er am ende seiner Kräfte war. Schweiß lief ihm in Strömen über das bleiche, schmerz verzogene Gesicht.

„Tony, alles klar bei dir?“ fragte sie.

„Es ging mir wahrhaftig schon einmal besser.“ Kam es müde von ihm.

Professionell leise, mit der Waffe im Anschlag, ging sie ihnen nach. Ihre Sinne vom Mossad gestählt und vom NCIS geglättet. Ihre Augen fest auf ihr Ziel fixiert. Ihre Umwelt ausgeschlossen. Sie hörte keine Geräusche, sie hörte nicht mehr Tonys Stöhnen, bei jedem Schritt zu dem er gezwungen wurde, sah nicht das Gibbs auf dem Boden langsam wieder zu sich kam. Sie sah nur noch Nadja und ihre Bewegungen. Ziva atmete tief durch. „Das ist jetzt ihre letzte Chance, lassen sie ihn los oder ich werde sie töten.“

Nadja drückte Tony das Messer tiefer an den Hals und Ziva sah sein Blut laufen. Dann lachte sie wie wahnsinnig. „Wenn ich Milena nicht bekomme, dann sollen sie ihn auch nicht haben.“

Ziva sah wie sich ihre Armmuskeln verhärteten. Sah wie sie mit der Elle Schwung holte um Tonys Kehle durch zuschneiden und sie zögerte keine Sekunde mehr und schoss. Plötzlich waren alle Umweltgeräusche wieder da. Sie hörte Gibbs Stöhnen, hörte von weiter hinten eilige Schritte auf sich zukommen, sah wie Nadja von der Wuchte des Einschlages der Kugel, mit Tony nach hinten taumelte und sie hörte einen Schrei, als Nadja plötzlich zusammen mit ihrer Geisel, aus ihrem Blickfeld, verschwand.

„TONY!“ rief jemand laut und Ziva lies wie in Trance ihre Waffe sinken. Es dauerte einige Sekunden bis sie bemerkte, dass es ihre Stimme war, die seinen Namen rief. Gibbs rappelte sich bereits wieder auf. An seiner linken Schläfe war eine kleine Platzwunde, die sein halbes Gesicht rot färbte. Er kramte in seiner Hosentasche nach einem Taschentuch und drückte es sich auf die kleine Wunde. Beim Aufstehen entfuhr ihm ein Ächtzen. Mindestens eine Rippe hatte sie ihm gebrochen, den vertrauten Schmerz konnte er schon spüren. Jetzt registrierte er erst das Nadja und Tony verschwunden waren.




25. Kapitel

Abby saß mit Milena auf dem Boden und sie spielten ein Memmory Spiel. Sie hatten es vorher selber gemacht und es hatte beiden geholfen mit ihrer Nervosität um zu gehen. Er bestand aus eingescannten Fotos von Team Mitglieder und Milena gewann zum vierten Mal.

„Das macht keinen Spaß mehr, du lässt mich immer gewinnen Tante Abby. So ist das aber nicht richtig.“ Kam es aufgebracht von der Kleinen.

Abby war gar nicht richtig bei der Sache. Ihre Gedanken kreißten nur um das Team, das sich auf der Suche nach Tony befand. „Wie gewonnen? Du hast schon wieder gewonnen? Das habe ich gar nicht mitbekommen.“ Sagte sie mit einem Kopfschütteln. Gibbs hatte versprochen sich bei ihnen zu melden, wenn sie Tony gefunden hätten. Aber bisher hatte sie noch keinen Anruf erhalten. Anthony Senior war vor einiger Zeit bei ihnen im HQ angekommen. Ihr Silberfuchs hatte ihn geschickt. Jetzt saßen Ducky, Tab und Tonys Vater zusammen in der Pathologie und warteten auf den erlösenden Anruf. Sie streckte Mia die Hand hin und sagte: „Komm, lass uns zu den anderen gehen.“ Mia folgte ihr sofort.

~~~***~~~

„Ziva, der Aufzugsschacht.“ Sagte Gibbs und riss die junge Frau damit aus der Starre. Entsetzen machte sich auf ihrem Gesicht breit. Zusammen näherten sie sich dem Loch und schauten hinein. Doch das wenige Licht reichte nicht aus, den Boden zu erreichen.

„TONY?“ rief Ziva, doch von unten war keine Reaktion zu vernehmen.

„Taschenlampe.“ Sagte ihr Boss durch die Zähne und lies sich stöhnend auf ein Knie nieder. Jetzt erst fiel ihr sein Zustand auf. Noch immer blutete er aus der Kopfwunde und er hielt einen Arm angewinkelt an seine Brust gedrückt. Sie zog ihre kleine Taschenlampe und gab sie ihm. Ziva überlegte kurz ob sie ihm nach seinem Befinden fragen sollte, aber er würde ihr sowieso keine vernünftige Antwort darauf geben.

Gibbs leuchtete hinein. Der Schacht war ungefähr drei Meter tief, und am Boden hoben sich aus dem Beton Eisenstangen senkrecht in die Höhe. Er konnte zwei Personen erkennen, aber mehr auch nicht. Es musste einer runter. Noch einmal leuchtete er in den Schacht und machte sich ein Bild, wo die Stangen anfingen und aufhörten.

„Wenn ich dich auf eine Armlänge herunterlas, meinst du den Rest kannst du springen?“ fragte ihr Boss.

„Klar, aber kannst du mich halten? Scheint so als wenn sie dir mindestens eine Rippe gebrochen hat.“

„Das wird schon gehen.“ Teilte Gibbs ihr mit und gab ihr die Taschenlampe. „Aber sei vorsichtig, wir wissen nicht was mit Nadja ist.“

Während Gibbs sich flach auch den Boden legte, hangelte Ziva an der Wand runter und ihr Boss fasste sie dann an der Hand und lies sie noch um eine weitere Armeslänge in das Loch. Dann sprang sie und landete leicht wie eine Katze. Unten angekommen machte sie die Lampe an und sah als erstes Nadja. Ihr Körper war von mehreren Eisenstangen aufgespießt, von ihr würde keine Gefahr mehr drohen. Aber wo zum Henker war nur Tony gelandet, doch dann erfasste der kleine Lichtkegel der Minilight seinen Körper. Wie durch ein Wunder war Tony nicht bei den Eisenstäben, sondern knapp daneben gelandet. Schnell ging sie zu ihm und lies sich auf die Knie.

„Tony“, sagte sie leise und überprüfte seinen Pulsschlag. Den konnte sie schwach spüren. „Hey Tony“, sagte sie diesmal ein wenig lauter und legte ihre Hand an seine Wange.

„Ziva“ rief Gibbs. „Was ist mit DiNozzo?“

In ihrer Aufregung hatte sie Gibbs fast vergessen. „Er lebt Boss, aber er wacht nicht auf.“

Sie hörte wie er sich wieder auf die Füsse quälte. „Ich hol Hilfe. Bis gleich.“

Ziva wandte sich wieder Tony zu. Sie hatte Angst ihn groß zu bewegen. Sollte er sich bei dem Sturz etwas gebrochen haben, wollte sie nicht schuld, an einer Verschlimmerung seiner Verletzung sein. Sie sprach die ganze Zeit mit ihm und strich ihm immer wieder über die Wange. Aus mehreren kleinen Wunden blutete er ohne unterlass und seine rechte Körperhälfte schien besonders in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein.

Tony spürte die Berührung, aber sein Körper reagierte auf keinem Befehl. Egal wie sehr er sich auch anstrengte, er war zu keiner Bewegung fähig. In seinem Kopf herrschte das blank Chaos. Die Erleichterung die er empfand als ihm sein Boss fand. Das Entsetzen als Nadja, Gibbs Angriff und diesen nieder streckte. Dann das reine Gefühl der Liebe das ihn durchströmte als er Ziva hörte und der freie Fall und der schmerzhafte Aufprall, danach nur noch Leere und Dunkelheit. Jetzt wo sein Verstand dabei war gegen die Bewusstlosigkeit anzukämpfen, kam auch langsam wieder Leben in seinen Körper und ein Stöhnen entwich ihm.

Ziva hatte das leise verhaltene Stöhnen vernommen und sich noch weiter zu Tony herunter gebeugt. „Hey Schatz, kannst du mich hören?“ Doch eine bewusste Reaktion von ihm bekam  sie nicht. Aber dafür hörte sie von oben Stimmen und wenig später auch sah sie auch einen Mann über den Rand auf sie herunter schauen.

„Miss, lebt er. Haben Sie einen Puls?“ fragte der Sanitäter.

„Ja, schwach, aber er ist spürbar. Er hat gerade ein Stöhnen von sich gegeben, ich dachte er würde aufwachen.“ Dabei schüttelte sie aber verneinend den Kopf.

„Okay, wir kommen jetzt herunter zu ihnen.“

Da sah sie auch schon wie zwei Seile über den Rand geworfen wurden und kurz darauf zwei Männer sich herunter ließen.

„Hallo Miss, wir kennen uns, wissen Sie noch? Mein Name ist Jack und das ist mein Kumpel Marc. Wir waren gerade in der Notaufnahme als uns sein Ruf erreicht.“

„Oh, Gibbs hat sie also gefunden?“

„Wenn der junge Mann mit der riesigen Beule am Kopf zu heißt?“ sagte Jack grinsend und ließ sich neben Tony auf den Boden nieder.

„Nein, das ist Tim McGee.“ Und dann viel ihr Tom ein. „Haben sie schon nach meinem anderen Kollegen gesehen?“

„Ihre beiden Kollegen werden oben versorgt. Jetzt kümmern wir uns erst mal um diesen hier.“ Und er untersuchte Tony kurz. „Marc hol das Spezialbrett. Durch den Sturz könnte er sich eine schwere Rückenverletzung zugezogen haben. Und bring auch eine Halskrause mit, ich will auf Nummer sicher gehen.“ Marc kletterte gewandt wieder nach oben und war in kurzer Zeit mit dem gewünschten wieder da. Die kleine Wunde am Hals hatte Jack schon mit einem Pflaster versorgt. Ebenso hatte er dem Verletzten schon einen neuen IV Anschluss gelegt und hatte Ziva gebeten den Tropf zu halten. Jetzt legte er Tony die Halskrause um und hob ihn mit Marc zusammen vorsichtig auf das Tragebrett.  Nachdem er angeschnallt war wurde er nach oben gezogen. Ziva und die beiden Sanitäter folgten ihm über die Seile nach oben.

Tony der mitbekam wie der Arzt ihn untersuchte, konnte sich immer noch nicht bemerkbar machen. Er versuchte es immer wieder, aber ohne Erfolg. Erst als sie ihm mit dem Brett hochzogen, wurden sein Verstand mit seinem Körper wieder eins und er kam vollendend zu Bewusstsein. Das erste was er registrierte war das seine gesamte rechte Seite schmerzte. Dann sah er kurz Gibbs, der aber von den Ärzten wieder zurückgedrängt wurde, die ihn weiter untersuchten. Endlich fand er seine Stimme. „Aahhhhhrrrrr …...Boss“, krächzte er unter Schmerzen, als ein Arzt sein rechtes Bein hoch hob. Gibbs war sofort da und beugte sich über seinen Stellvertreter.

„Tony ich bin hier. Alles ist Okay. Ziva ist auch da. Du bist jetzt in guten Händen.“ Dabei strich er ihm über die linke Hand, weil auch er Angst hatte ihm weh zu tun.

Tony schaffte es die Augen zu öffnen. Sie waren dunkel vor Schmerz. „Boss“, sagte er leise. „Du blutest“. Mit einem versuchten Grinsen schloss er wieder seine Augen und überließ sich den fähigen Händen der Ärzte.

Gibbs strahlte mit Ziva um die Wette. Tony konnte wieder sehen. Jetzt würde alles wieder gut werden.

~~~***~~~

Zwei Stunden saß Ziva nun schon im Wartebereich der Notaufnahme. Gibbs Platzwunde war versorgt worden, ebenso seine gebrochene Rippe, steif an der Wand gelehnt saß er neben ihr. McGee hatte für seine Beule ein Kühlkissen bekommen. Mittlerweile war der Bluterguss von der Stirn herunter über seinen rechten Nasenflügel bis zu seinem Wangenknochen gelaufen. Dies in Kombination mit seinem blutunterlaufenen Auge, gab ihm ein abenteuerliches Aussehen. Trotzdem konnten beide Agents froh sein das sie Nadjas Angriff mit nur leichten Verletzungen überstanden hatten. Agent Main hatte es da schon schlimmer erwischt. Das Beruhigungsmittel das sie ihm gespritzt hatte, hätte ihn beinah getötet und noch immer schwebte der junge Mann zwischen den Welten. Sein Körper tat sich schwer daran die Überdosis abzubauen, aber die Ärzte zeigten sich zuversichtlich. Sollte er die nächste paar Stunden ohne  Probleme über stehen, würde er genesen.

Tony befand sich immer noch im Schockraum. Bisher hatte sie nur die Aussage einer heraus eilenden Krankenschwester, das es ihrem Verlobten den Umständen entsprechend gut ginge. Aber was sagte dies schon aus? Den Umständen entsprechend? Ziva hasste das warten und sie wollte gerade aufspringen und wieder ihre Runde durch die Flure drehen, als sie die aufgeregte Stimme Abbys vernahm. So schnell es ihre Platosohlen erlaubten rannte sie auf Gibbs zu und schmiss sich ihn am den Hals. Als dieser ein schmerzvolles Stöhnen von sich gab, lies sie ihn  los und zog sich gleich einige Schritte zurück. Mit großen grünen Augen die sich sofort mit Tränen füllten blickte sie ihn an. Dann viel er Blick auf Tim und ein kleiner Schrei entwich ihr.

„OhGott, ohGott... ich wusste doch das ich ein schlechtes Gefühl hatte. Warum hört eigentlich nie einer auf mich..“ fragte sie, als sie vor Gibbs wieder in die Knie ging. Dieser zog sie mit der Hand die er nicht an seine schmerzenden Rippen presste an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Mir geht es gut, Abby. Nur einen kleine Platzwunde und eine gebrochene Rippe. Das verheilt schnell. Geh und kümmere dich ein bisschen um Tim. Er kann es gebrauchen.“ Mit diesen Worten lies er sie los und schob sie in McGees Richtung. Abby warf noch einen Blick zu ihrem Silberfuchs, der hatte aber schon Tabitha mit Mia auf dem Arm gesehen und zu sich gewunken. Als Tab Gibbs erreichte machte Milena sich los und lief auf Ziva zu.

„Ziva, Ziva ich habe dich so vermisst: Warum darf ich nicht zu meinen Daddy? Du hast ihn doch gefunden? Ich möchte endlich zu ihm.“ Traurige grüne Augen sahen die junge Frau an. Ziva zog Mia auf ihren Schoß und küsste sie auf den Scheitel. „Ich auch, Mia. Ich möchte auch zu ihm, aber wir müssen erst warten was die Ärzte uns zu sagen haben.“ Beruhigend strich sie der Kleinen über den Rücken

Tonys Vater kam nun auch mit Ducky um die Ecke. Jetzt wurde es voll im Wartebereich und Ziva hatte das Gefühl eines Deja Vue. Die weinende Abby in Tims Armen, Mr. DiNozzo und Ducky etwas abseits in ein Gespräch vertieft, sie selbst mit Milena auf den Schoss und Gibbs an dessen Schulter eine glücklich aussehende Tabby lehnte. Wenn Gibbs und Tims Verletzungen nicht zusehen gewesen wären, hätte man es wirklich denken können das es einen  Zeitsprung gegeben hätte, doch alle weiteren Überlegungen wurden nun zurückgedrängt, da sich endlich die Türen öffneten und sie Dr. Miller auf sich zukommen sahen. Die junge Ärztin brauchte nichts sagen, ihr Gesichtsaufdruck sprach für sich. Sie strahlte zuerst Ziva und dann das Team an.

„Ich weiss nicht wie ihr Agent das macht, aber ich kann ihnen sagen das ich noch nie einen Menschen mit einem so großen Glück getroffen habe. Es ist erstaunlich, aber ich erzähl es ihnen der Reihe nach.“ Und damit setzte sie sich in die Mitte der Gruppe.
„Und zu aller erst die gute Nachricht. Agent DiNozzo kann wieder sehen. Noch nicht zu hundert Prozent, um genau zu sein im Moment nur ungenaue Umrisse, aber der Rest wird jetzt schnell wieder kommen. Es war tatsächlich ein Gerinnsel das auf den Sehnerv drückte. Gott sei dank hat sich dies durch die Gabe des Blutgerinnungsmittel  kontrolliert abgebaut. Reste sind zwar noch vorhanden, aber denen werden wir jetzt auch noch her.“ Dabei lächelte sie die ganze Zeit Ziva an. „Und ich muss Ihnen sagen das daran die Gabe des Heparins, dieser verrückten Schwester auch nicht unschuldig war. In diesem Fall hat es sogar geholfen.“ Jetzt sah sie in die Runde. „Der Sturz!“ Dabei schüttelte sie in Gedanken den Kopf. „Ich meine der Schacht war drei Meter tief und unten mit Stahlstangen versehen. Und ihr Mann bringt es fertig so zu fallen das er allen Stangen entgeht. Das alleine ist schon ein Wunder, zumal wenn man an Schwester Nadja denkt. Doch jetzt zu seinen Verletzungen. Wir hatten zuerst Angst das er sich eine Rückenverletzung zugezogen haben könnte, aber auch hier hatte er wieder einmal Glück. Er ist auf seiner rechten Seite gelandet und hat sich diverse Prellungen zugezogen. Schulter und Hüfte sind die schwerwiegendsten, die kleineren sind zu vernachlässigen. Ferner hat er sich das rechte Handgelenk gebrochen. Es ist aber ein glatter Bruch, es dürfte keine Komplikationen geben.“

Gibbs sah sie an: „Was ist mit seinem Bein? Ich meine er musste die ganze Zeit ohne seine Gehhilfen auskommen. Wird es da Probleme geben.“ Gibbs klang besorgt.

Verständnisvoll lächelte sie ihn an. „Wir haben das Bein noch einmal geröntgt, alle Platten und Schrauben sind da wo sie hingehören. Die Bänder und der Meniskus sind schon gut verheilt. Die Schmerzen die Ihr Agent im Moment verspürt, kommen von der Überbelastung des Gelenks, das zu einer leichten Entzündung geführt hat. Ein paar Tage Schonung und sie werden vergessen sein.“ Wieder machte sie eine Pause und sah dabei jeden einzeln an. „Sie sehen also was ich meine.... Er hatte Glück in seinem Unglück, aber ich denke den ursprünglichen Entlassungstermin können wir nun nicht mehr einhalten. Obwohl er die Therapien für sein Bein und seine Hand, auch ambulant machen lassen kann. Aber ich will Ihnen nicht zu viel versprechen. Warten wir die Woche erst einmal ab.“

„Tom?!“ erkundigte sich McGee nach seinem Partner. „Wie geht es Agent Main?“

„Ah ja, Tom Main. Er wird uns noch ein paar Tage hier erhalten bleiben. Sein Zustand ist nicht mehr bedrohlich, aber seine Werte sind noch nicht im normal Bereich. Wir haben ihn schon auf die normale Station verlegt. So..“ damit stand sie auf. „Wenn sie wollen können sie zu den Beiden rein. Agent DiNozzo ist noch etwas angeschlagen, aber sonst geht es ihm ganz gut. Wir haben ihn bereits auf sein Zimmer gebracht. Ihr anderer Agent liegt zwei Zimmer links daneben.“ Sie verabschiedete sich und verschwand wieder in dem Schockraum.

„Na dann.“ Sagte Gibbs mit einem glücklichen Lächeln. „Ihr habt die Dame gehört. Lasst uns zu ihnen gehen.“ Tabitha stand sofort auf und hielt ihm ihre Hand hin, die der Chefermittler auch ergriff und sich leise stöhnend auf die Füße ziehen lies. Als er stand zog er Tabby an seine nicht schmerzenden Seite und zusammen gingen sie langsam in Richtung Aufzug. Ducky hatte sich ihnen stillschweigend angeschlossen.

Abby die immer noch in Tims Armen lag, seufzte leise auf. „Sind sie nicht niedlich, Timmy? Schau nur, als wenn Sie sich noch ewig kennen würden, wie wahre Seelenverwandte. Das ist so romantisch und jetzt wo Tony und auch Tom wieder gesund werden, kann sich mein Silberfuchs ruhig mal eine kleine Auszeit können.“ Dann streckte sie auch Tim ihre Hand entgegen. „Komm Tim lass uns nach Tony sehen und dann werde ich dich nach Hause bringen und dich verarzten. Ich glaube du hast das nötig.“ Dabei lächelte sie zum ersten Mal an diesem Tag und sah ihn mit ihren vom weinen geröteten Augen an.  Tim war sich noch nicht sicher ob er das „verarzten“ gut finden sollte, aber er ließ sich von ihr hochziehen und wegführen.

Tony Senior kam langsam auf Ziva zu, dann streckte er Mia seine Hand entgegen und die Kleine ließ sich von Zivas Schoß ziehen. „Komm Mia. Wir gehen zu deinem Vater. Ziva möchtest du uns nicht begleiten?

Ziva die die ganze Zeit wie im Trance erst der Ärztin und dann allen anderen zugehört hatte, wurde jetzt von ihrem baldigen Schwiegervater aus der Starre gerissen. Sie hatte sich solche Sorgen um Tony gemacht, das des Gespräch mit der Ärztin ihr wie ein Traum vorgekommen war. Tony war nicht schwer verletzt. Er hatte sich nicht den Rücken gebrochen.  Er würde es überstehen. Alle waren schon dort nur sie und Mia saßen noch immer Wartebereich. Aber wovor hatte sie jetzt Angst? Sie wusste es nicht, aber sie wollte jetzt zu ihm, also stand sie auf und ging auf die beiden zu. Sie nahm Mias andere Hand in die ihre und zusammen gingen sie zu Tonys Zimmer.

~~~***~~~

Als Ziva mit Mia und Tony Senior am Zimmer ankamen, hörte sie schon gedämpftes Gelächter von drinnen. Mia war kaum noch zu halten. Sie hatte die ganze Zeit über munter vor sich hin geplappert und keiner der Beiden wollte sie dabei unterbrechen. Also hatten sie ihre Fragen beantwortet und über ihre Pläne gelächelt. Jetzt standen sie vor seinem Zimmer und Ziva traute sich nicht die Klinke zu drücken. Tony Senior bemerkte ihren Konflikt und nahm sie kurz in den Arm. „Du schaffst das.“ damit gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und drückte die Klinke nach unten.



26. Kapitel

„Hey, da seit ihr ja endlich. Wo habt ihr denn so lange gesteckt. Wir haben uns schon Sorgen gemacht.“ Rief Abby die auf Tonys Bettkante saß und glücklich lächelnd seine linke Hand hielt. McGee stand hinter dem Bett und stützte sich an diesem ab. Sein Gesicht war nun halbseitig komplett Blau angelaufen. Er sah schaurig aus. Neben dem Bett saß Gibbs auf einem Stuhl und hinter ihm stand Tabitha, die glücklich lächelnd ihre Hände auf seinen Schultern liegen hatte. Auch ihrem Boss steckte der Kampf mit Nadja noch in den Knochen und er presste immer noch einen Arm an seine lädierten Rippen. Ducky stand wie immer neben Gibbs und las aufmerksam in Tonys Krankenakte.

Mia war nun nicht mehr zu halten und lief mit leisem Daddy, Daddy rufen auf das Bett ihres Vaters zu. Bevor sie es aber erreichen konnte, hatte Ducky die Kleine schon abgefangen. „Hey, du musst heute ein wenig vorsichtig mit deinem Vater umgehen.“ Erklärte er ihr und setzte sie auf Tonys andere Bettseite.

Vorsichtig sah sie auf ihn herunter. „Oh, du hast ja jetzt noch mehr AUA.“ Das entlockte allen Anwesenden ein kleines Lächeln. Mia die sich erwischt fühlte, sagte darauf hin bestimmt: „Ich BIN vorsichtig.“ Und sie streckte einen Finger aus und berührte damit ganz langsam das weiße Pflaster an seinem Hals. „Tut das weh, Daddy?“ fragte sie.

Tony schenkte ihr ein mühsames Lächeln. „Nein, das ist schon in Ordnung.“

Mia fiel jetzt erst auf das ihr Vater sie direkt ansah und sie nahm ihre kleine Hand und wedelte damit vor seiner Nase herum. „Kannst du mich sehen? Wie viele Finger sind das?“ Kam es altklug von ihr.

Jetzt musste Tony wirklich lachen, was seinen Verletzungen nicht gut tat. Um sich seine Schmerzen vor seiner Tochter nicht anmerken so lassen, biss er sich auf die Unterlippe. Dann wieder einigermaßen ernst, beantwortete er ihre Frage. „Fünf.“

„Oh, ehrlich?“ Erstaunt sah Milena ihre Hand an. Fünf? Sie wusste nur was sie zeigen musste wenn sie einer nach ihrem Alter fragte. Aber das sie nur fünf Finger an einer Hand hatte war ihr Neu. Sie hatte immer angenommen es wären mehr.  

Alle im Raum lachten und Milenas Großvater fuhr ihr liebvoll über die Haare, bevor er seinem Sohn die Hand auf die unverletzte Schulter legte. „Das hast du gut gemacht, Anthony. Ich bin Stolz auf dich, mein Sohn.“ Der alte Herr musste sich seine Tränen verkneifen, drehte sich schnell um und hob Mia vom Bett.  

Ziva stand immer noch unschlüssig in der Tür. Irgendetwas machte ihr Kopfschmerzen und das schlimme daran war, das sie selbst nicht genau wusste was es war. Tony konnte wieder sehen und sie machte sich Gedanken über ihr künftiges Leben. Plötzlich war ein gemeinsames Leben in greifbare Nähe gerückt. Aber wollte sie das noch? Würde sie den Frauenversteher halten können, jetzt wo er wieder sehen konnte? Oder würde sie Tony bei der erst besten Gelegenheit im Schnee stehen lassen? Oder hieß es Regen? Im selben Moment wo ihre dieser Gedanke durch den Kopf schoss, kannte sie die Antwort auf ihre Fragen. Nein, Anthony DiNozzo hatte sich geändert. Er liebte sie und seine Tochter und er würde Ziva auf keinen Fall im **Regen** stehen lassen.  

Und plötzlich war es als wenn ein Knoten platzte. Sie war stolz auf ihren Mann, der es trotz seiner Verletzungen und seiner Blindheit, mit der durchgeknallten Nadja aufgenommen hatte. Er hatte sich nicht unterkriegen lassen. Er hatte gekämpft, für Mia, für sich und vielleicht auch für ihre Liebe. Ziva atmete tief durch. Sie hoffe nur das jetzt endlich sowas wie Frieden in ihr Leben kam. Normalität wäre schön. Urlaub vielleicht. Es war so viel passiert in den letzten drei Monaten. Sie sollte glücklich über die Fügung des Schicksals sein, die ihm sein Augenlicht wieder gab. Sie sollte bei ihm sein und sich mit ihm freuen. Doch was tat sie, sie stand hier starr und wartete auf eine Regung von ihm.

Gibbs war mittlerweile aufgestanden und sagte jetzt bestimmend: „So, ich denke das reicht fürs erste. Tony braucht Ruhe und wir sollten Tom nicht vergessen.“ Mit diesen Worten nahm er Tab in den Arm und zog Abby von Tonys Bett. „Und du solltest dich jetzt ein bisschen um Tim kümmern.“ Damit schob er sie zum zweiten Mal am heutigen Tag  in McGees Richtung. „Mr. DiNozzo? Ich weiss das sie gerade erst hier sind, aber ich denke, vielleicht wollen sie uns begleiten?“ Dabei zog er eine Augenbraue hoch, aber Tonys Vater verstand auch so.  „Ducky, kommst du?“ Fragte Gibbs als sie die Tür erreichten. „Ich möchte, dass du dir Toms Krankenakte einmal einsiehst.“

Ducky der immer noch an Tony Bett stand verstand nun auch was sein Freund von ihm wollte. „Oh, natürlich.“ Sagte er und legte die Akte wieder zurück. „Wir sehen uns morgen Tony.“ Dann verließ das Team das Zimmer und ließ die kleine Familie zurück.

~~~***~~~

Tony hatte jetzt nur noch Augen für Ziva. Er und Mia stahlten die junge Frau um die Wette an. „Warum bleibst du dort stehen Ziva? Komm näher, so gut sind meine Augen noch nicht. Ich kann im Moment nur Umrisse und Schatten erkennen.“ Langsam hörte er sie näher kommen.

„So besser?“ Fragte sie als sie sich über ihn beugte um ihn zu küssen.

„Mhhmm, viel besser“ kam es grinsend von ihm. Er zog sie mit seiner gesunden Hand ebenfalls zu sich aufs Bett. „Wie geht es dir?“

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Ich meine du bist gerade einer total verrückten Psychopathin entkommen, liegst hier verletzt im Bett und fragst mich wie es mir geht?“ fragte sie ihn aufgebracht.

„Hey, das ist meine Ziva. Meine Ninja, ich hatte schon Angst sie wäre irgendwo abhanden gekommen, du warst dort hinten so still.“ Erklärte er ihr lächelnd.

„Ärgere mich besser nicht DiNozzo. Du lebst weit ungefährlicher wenn du mich nicht immer ärgerst. Das ist mir dir zum verwirrt werden!“ sagte sie bestimmt.

„Verrückt.“ kam es von Tony.

„Verrückt? Wer ist hier verrückt? Fragte sie verwirrt.

„Es heißt verrückt Zivaaaa, nicht verwirrt.... „ sagte er leise lachend.

Ziva holte zum Schlag gegen seine Schulter aus, aber da Tony schon beim Zucken schmerzerfüllt aufstöhnte, zog sie ihre Hand schnell wieder an sich. Sofort war ihr Ärger vergessen. „Schlimm?“ fragte sie ihn.

„Geht so.“ war seine Antwort, dabei blickte er auf seine Tochter die es sich, mit Puppe, an seiner Seite bequem gemacht hatte und an ihren Fingern nuckelte. „Dr. Miller hat mir gesagt, wenn alles gut geht, kann ich zum Wochenende nach Hause.“

„MMhhhhmmm“ , sagte seine Verlobte und lugte unter seine Decke. Sie wollte sich selbst ein Bild von seinen Verletzungen machen. Sein Bein lag wie immer in der Schiene und unter dem Knie und seiner Hüfte hatte er ein Kissen. Er trug wieder ein Krankenhaus Hemd und überall konnte sie blaue Flecken wahrnehmen. Weiter oben sah es da nicht viel anderes aus. Sein rechter Arm lag in einer Schlinge und sein Handgelenk hatte einen Gipsverband bekommen. An seinen Hals klebte das bereits von Mia begutachtete Pflaster. Die rechte Wange wies diverse Kratzer und Hautabschürfungen auf. Und die OP Narben der Kopfverletzung waren auch wieder frisch versorgt. Er war immer noch viel zu blass und auf seiner Stirn hatten sich Schweißperlen gebildete.

„Hey, hörst du mir überhaupt zu?“ fragte Tony sie da.

„Wir werden sehen. Die Zusage die dir Dr. Miller gegeben hat, war bevor du in ein Dreimeter tiefes Loch gestürzt bist. Im Moment sehe ich dich in fünf Tagen noch nicht Zuhause.“ Sagte sie traurig. Von Milena waren leise Schnarchgeräusche zu vernehmen. Es war klar, dass irgendwann ihr Zusammenbruch hatte kommen müssen. Immerhin hatte sie die letzte Nacht so gut wie gar nicht geschlafen.

„Ohhhhhh doch Ziva, keine zehn Pferde werden mich hier behalten können. Herum liegen und gesund werden kann ich auch Zuhause.“ Kam es aufgebracht von Tony während er mit einer Hand nach seinem Wasserglas griff. Ziva stand schnell auf, nahm das Glas vom Tisch und drückte es ihm in die Hand.

„Hier, trink und reg dich nicht auf. Ich sagte doch wir werden sehen. Vielleicht kann ich ja Gibbs und Vance zu ein paar zusätzlichen Urlaubstagen bequatschen. Außerdem müssen wir uns jetzt auch um Milena kümmern.“ Dabei strich sie ihm über die gerade wieder nachwachsenden Haare und glättete mit ihrem Daumen seine zerfurchte Stirn. Er hatte müde seine Augen geschlossen.  „Du solltest jetzt etwas schlafen und Mia denke ich auch. Ich nehme sie mit zu uns nach Hause.“

Da öffneten sich seine Augen wieder. „Geh noch nicht. Ich hab dich solange nicht gesehen. Bleib noch ein bisschen hier. Mia schläft eh.“ Bat er sie und sah noch wie seine Verlobte sich wieder auf den Stuhl setzte. Erschöpft schloss er wieder seine Augen. Sie hörte ihn noch murmeln: „Ich liebe dich Ziva.“ Dann war er eingeschlafen.

„Ich liebe dich auch Tony.“ Sagte sie leise. Ziva blieb noch ungefähr eine Stunde, dann machte sie Mia wach und überließen ihn den fähigen Händen der Krankenschwestern.

~~~***~~~

Fünf Tage später.

Ziva hatte ihre Mühe, Milena zu folgen die mit Puppe im Arm, vor ihr her rannte. Den Weg zu Tonys Zimmer kannte die Kleine mittlerweile auswendig. An der nächsten Ecke blieb Mia stehen und sah sich um. „Ziva, jetzt komm endlich.“ Rief sie ungeduldig. Das war auf alle Fälle auch ein Erbteil ihres Vaters. Geduld war keine Stärke der DiNozzos. Ziva holte schwer atmend auf und Mia gab schon wieder Gas. Das konnte ja noch heiter werden. Heute konnten sie Tony nach Hause holen. Gibbs und Vance hatten der jungen Frau tatsächlich eine Woche Urlaub gegeben, aber auch nur weil Tom, dem es schon wieder blendend ging, jetzt offiziell zum Team gestoßen war. Demnächst würden sie zwei Frauenaufreißer im Team haben, wobei Ziva auf Tony schon aufpassen würde. Mia hatte die heutige Nacht ein letztes Mal in Tonys Bett geschlafen und Ziva stundenlang, mit ihren Plänen für die nächsten Tage, wach gehalten. Aber erstes wollte sie ihrem Daddy ihr heiß geliebtes Zimmer zeigen. Und auch Ziva war schon auf Tonys Gesicht gespannt, wenn sie nur an die rosa farbenen Wände dachte, musste sie jetzt schon lachen.

Tagsüber war Milena ein Kind wie jedes andere. Sie liebte ihre Kindergartengruppe, den Spielplatz und hatte nichts als Unsinn im Kopf. Aber wenn es dunkel wurde und sie schlafen gehen sollte, verwandelte sie sich um 180 grad. Dann war von dem aufgeweckten kleinen Mädchen nichts mehr zu spüren. Sie wurde schreckhaft, still und in sich gekehrt. Sie wollte nicht freiwillig schlafen gehen, weil sie Angst vor dem bösen Menschen hatte. Mindestens einmal pro Nacht schreckte sie weinend aus dem Schlaf hoch und schrie nach ihrer Mutter. Wenn Ziva sie dann zu sich ins Bett holte, schmiegte sich der kleine Kinderkörper an sie und schlief beruhigt wieder ein. Gestern hatte sie zum ersten Mal nicht nach ihrer Mutter gejammert sondern ihren Daddy verlangt. Das hatte Ziva ein kleines Lächeln ins Gesicht gezaubert und sie hoffte inständig das das jetzt, wo sie Tony wieder nach Hause holten, bald ganz vorbei sein würde.

Eigentlich wollte heute auch Tonys Vater hier sein, aber eine dringende geschäftliche Angelegenheit hatte ihn kurzfristig nach Dubai gerufen. Aber er hatte Mia versprochen, dass er sie im Sommer wieder besuchen kommen würde.

Endlich waren sie an seinem Zimmer angekommen und Mia hüpfte vor der Tür auf und ab.

„Na geh schon rein.“ Sagt Ziva lächelnd und öffnete zusammen mit Milena die Tür.

Tony saß wie sie nicht anders erwartet hatte, fertig angezogen auf seinem Bett und wartete genauso ungeduldig wie seine Tochter. Die junge Agentin blieb in der Tür stehen um sich ein Bild über die Beiden zu machen. Seine Tochter hüpfte auf das Bett zu und war geschwind hinauf geklettert. Tony zog sie mit seinem gesunden Arm an sich und gab ihr einen Kuss auf den Scheitel.

„Na Daddy, fertig für Zuhause?“

Tony und Ziva grinsten und langsam kam nun auch die Brünette ins Zimmer. Sie hätte nicht gedacht, dass Tony sich so schnell von seinen Verletzungen erholen würde. Aber er hatte den Willen gehabt das Krankenhaus zum Wochenende zu verlassen und dieser Wille war bei den DiNozzos stark ausgeprägt. Seine Sehkraft war noch nicht wieder voll zurück gekehrt. Höhen und Tiefen konnte er nur schwer unterscheiden und das lesen fiel ihm im Moment noch schwer. Sein Bein steckte noch für mindestens zwei Wochen in einer Schiene, aber die lästigen Gehhilfen hatte er seid gestern gegen einen noch lästigeren Stock eingetauscht. Sein Handgelenk war natürlich noch gegipst und den Arm trug er auch weiterhin in einer Schlinge. Die Schulterprellung machte ihm sehr zu schaffen und auch die Hüfte schmerzte noch bei Bewegung. Die anderen Prellungen verheilten langsam. Sein Haar fing schon wieder an halbwegs nach zuwachsen und würde in kürze die hässlichen Narben der Schussverletzung bedecken.

Endlich hatte auch Ziva sein Bett erreicht und gab ihm zur Begrüßung einen zärtlichen Kuss. „Hast du schon alles gepackt? Sind die Papiere schon unterschrieben?“ fragte sie ihren Verlobten.

„Jepp und ja, habt ihr an meine Jacke gedacht?“

„Natürlich, wir wollen ja nicht das du dir draußen den Tot holst. “ Sagt Ziva und half ihm in seine Jacke. „Es hat heute Nacht wieder leicht geschneit.“

„Na dann los meine Damen, ich möchte endlich hier raus.“ Damit stand er langsam vom Bett auf und nahm den Stock, der neben dem Bett lehnte, in die linke Hand.

Mia warf Ziva einen Blick zu, dann sagte sie: „Daddy warte, du bist noch nicht komplett.“  Dabei kramte sie ihn ihrem Rucksack, den sie mit sich führte und übergab ihm feierlich eine neue NCIS Kappe. Die letzte wies neben Blutflecken auch ein hübsches Loch auf. Trotzdem hatte Ziva es nicht über sich gebracht sie zu entsorgen. Ferner wollte sie sie als Talisman behalten, denn es war für sie ein Wunder, das Tony die Schussverletzung überlebt hatte. Tony nahm die Kappe aus den kleinen Fingern seiner Tochter und strich über den Schriftzug, den er beim besten Willen noch nicht lesen konnte. Gerührt gab er seiner Tochter noch einen Kuss und setzte sich dann das Basecup auf den Kopf. Dadurch wurden die beiden Pflaster überdeckt und es gab seinem Aussehen die gewohnte Optik.

Als Tony zum ersten Mal nach seiner Blindheit in einem Spiegel sehen konnte, war er schockiert gewesen. Er hatte ja vorher schon mit den Händen seinen Kopf befühlt, es aber zu sehen war ein Himmel weiter Unterschied. Die Haare hatte sie ihm nur halb abgeschoren und die Narben der Verletzung leuchteten noch hell Rot. Es war kein schöner Anblick, aber er lebte noch und das entschädigte ihn für alles andere. Außerdem hatte er jetzt eine kleine Familie, auch dafür lohnte es sich zu leben.

„Wollen wir?“ frage Ziva. Sie stand schon mit seiner Tasche in der Hand an der Zimmertür.

Tony blinzelte ein paar mal um seine Gefühle in den Griff zu bekommen, dann sah er sich noch einmal in dem Zimmer um, das für einige Wochen sein Zuhause gewesen war und nahm den Stock fest in die Hand. Langsam humpelte er auf seine beiden Frauen zu und mit ihnen zusammen verließ er das Bethesda.  

~~~***~~~

Ziva hatte sich extra für Tonys Dienstwagen entschieden und gegen ihren Mini. Einfach nur weil der größere Wagen mehr Bequemlichkeiten bot. Mia sprang die ganze Zeit, die sie brauchten um den Wagen zu erreichen, neben ihrem Vater her. Wahrscheinlich legte die Kleine den Weg dreimal zurück, weil sie immer vor und wieder zurück lief. Ziva hatte den Wagen zum Ausgang holen wollen, aber Tony hatte darauf bestanden das er den Weg schaffen würde. Besorgt schaute sie öfter mal in seine Richtung. Kleine Schweißperlen liefen seine Schläfe entlang.

„DiNozzo übernimm dich nicht.“

„Wie oft soll ich es dir noch sagen, es geht mir gut, Ziva.“

„Es geht dir aber nicht gut und das weißt du genau.“ Konterte sie.

Er grummelte, setzte  aber sein humpeln fort. *Ein DiNozzo gibt keine Schwäche zu*, war sein zweitwichtigster Leidspruch und kam gleich nach *ein DiNozzo kippt nicht um*. Ziva konnte nur über seine Sturheit den Kopf schütteln. Doch plötzlich blieb er stehen.

„Du hast recht, hol bitte den Wagen.“

Jetzt war die junge Frau erst recht alarmiert und besorgt wollte sie fragen: „Tony….“

„Ziva, hol einfach den Wagen. Okay?“

Sie stellte seine Tasche zu seinen Füssen. „Mia bleib kurz bei deinem Vater. Ich hol das Auto.“

„Ich pass schon auf ihn auf, Ziva.“ Kam es von ihr und sie hüpfte schon wieder zurück zu Tony.

Ziva beeilte sich mit dem Wagen und lud Vater und Kind ein. Die Fahrt nach Hause wurde recht fröhlich, unter anderm auch weil Mia ohne unter lass redete. Noch eine DiNozzo Eigenschaft, wie Ziva belustigt feststellte. Die Brünette warf ihrem Verlobten immer mal wieder, einen Blick von der Seite zu. Aber jetzt wo Tony saß, entspannten sich auch seine verkniffenen Gesichtszüge wieder.




27. Kapitel

Eine halbe Stunde später kamen sie an ihrem Apartmenthaus an. Tony hing seinen Gedanken nach. Eigentlich war es ja noch immer Zivas Wohnung. Er war noch nicht offiziell bei ihr eingezogen, aber da seine Wohnung eh für zwei Erwachsene plus Kind zu klein war, würde er den Schritt jetzt wohl wagen. Müde schloss er kurz die Augen. Die letzten Tage im Bethesda waren anstrengend geworden. Er hatte hart an sich arbeiten müssen. Trotzdem hatten die Ärzte sich gegen seine Entlassung ausgesprochen. Tony hatte protestiert und dank Gibbs, der den Ärzten bestätigt hatte dass ihr Patient, nicht ohne Aussicht bleiben würde, hatte Tony auch seinen Willen durchsetzen können. Kurz bevor Ziva kam um ihn abzuholen hatte Dr. Miller noch einmal ihren Unmut über seine Unvernunft kundgetan und sie hatte darauf bestanden das er sich alle drei Tage zur Kontrolle bei ihr melden sollte. Die Umstände seiner Entlassung hatte er Ziva natürlich verschwiegen. Doch jetzt, auf dem Weg zum Wagen hatte er ihnen insgeheim recht geben müssen. Alleine die paar Schritte hatten ihn schon fast seine ganze Kraft gekostet und das man es ihm auch noch ansah, hatte ihn völlig den Rest gegeben.  Es würde noch ein weiter Weg für ihn werden, bis sein Körper verheilt war. Doch da wurde er aus seinen Gedanken gerissen als er seine Tochter rufen hörte.

„Daddy, D A D D Y ….. wir sind da. Willst du nicht aussteigen?“ fragte sie ungeduldig.

Erst jetzt bemerkte er, dass Mia schon vor seiner offenen Tür stand und ihm den Stock hin hielt. Er war so in Gedanken versunken, das er gar nicht mitbekommen hatte, das sie Fahrt schon vorbei war.

„Alles klar Tony?“ hörte er da Ziva fragen.

„Ja“, sagte er. „Ja, alles in Ordnung.“ Tony zog sein Bein aus dem Wagen und Ziva hielt ihm ihre Hand hin. Nach einem kurzen Blick zu ihr, ergriff er sie und lies sich von ihr, aus dem Wagen helfen. Nachdem er von Milena seinen Stock bekommen hatte, liefen sie zusammen zum Aufzug. Tony schmunzelte, seine Tochter redete wirklich ohne Punkt und Komma. Manchmal musste er sie bremsen, weil sie so schnell das Thema wechselte das er auf der Strecke blieb. Noch im Krankenhaus hatte Tony alle wichtigen Dokumente zur Adoption unterschrieben. Zuerst würde Mia für ein Jahr zur Pflege bei ihnen wohnen, danach stand einer Adoption nichts mehr im weg. Dann würde sie auch DiNozzo heißen, der Name war ihr jetzt schon auf dem Leib geklebt, denn wer die Tochter erlebte, sah den Vater vor sich. Endlich gingen die Aufzugtüren auf und Tony wünschte sich nur noch eins, ein Sofa, ein Bett, egal, Hauptsache die Schuhe aus. Er spürte wie sein gesundes Bein, das im Moment die Hauptarbeit leistete, bei jedem Schritt vor Anstrengung zitterte. Aber er war sich klar, dass ihn Mia nicht so schnell aus den Finger lassen würde. Immerhin brannte sie darauf ihm ihr Zimmer zu zeigen und enttäuschen wollte er seine Kleine auf gar keinem Fall.

„Tony, pass auf, Stufe!“ rief Ziva hinter ihm. *Verdammter Mist, wo hatte er nur seine Gedanken. Eigentlich wusste er ja das es hier zwei Stufen zum anderen Flur gab und wann würde er endlich wieder in der Lage sein Höhen und Tiefen zu erkennen?* Innerlich schüttelte er über sich selbst den Kopf und meisterte die Stufen schmerzhaft langsam.

„Ziva, jetzt mach schon…“ Hörte er Mia da schon wieder sagen. Tony schüttelte belustigt seinen Kopf. Nichts ging ihr schnell genug. Dann endlich hatte seine Verlobte die Tür aufgeschlossen und Mia sauste hinein. Vor ihre Zimmertür hüpfte sie wieder auf und ab.

„Nun komm schon Daddy!“

Ziva nahm Tony seine Jacke ab und kam dann langsam hinter ihm her. Mia wartete bis auch Ziva hinter ihr stand, bevor sie ihre Zimmertür öffnete, sich umdrehte und laut rief: „Herzlich Willkommen Zuhause Daddy.“

Im Zimmer befand sich das ganze Team inklusive Palmer, Tabitha und Main. Alles war voller Luftballons. Mia hatte den sprachlosen Tony schon an der Hand gegriffen und ins Zimmer gezogen. Jetzt endlich braucht sie nicht mehr zu schweigen. Die ganzen Tage war sie schon vor Vorfreude beinah geplatzt und heute morgen war es besonders schlimm für sie gewesen. Aber sie hatte ihrer Tante Abby versprochen ihrem Vater nichts zu verraten und sie war stolz auf sich, das sie es wirklich geschafft hatte. Alle stürmten nun auf Tony zu, um ihn kameradschaftlich auf die *gesunde* Schulter zu klopfen oder um ihn zu umarmen.

„Tonnnnyyyyyyy“, rief Abby. „Ich bin ja so froh, das du wieder da bist.“ Tim hielt sie die ganze Zeit über am Arm fest, damit sie sich, in ihrer Freude, nicht auf den noch wackligen DiNozzo stürzte. Doch nun da sie sich beruhigt hatte, lies er sie los und sie nahm ihren Tiger in eine feste Umarmung. „Ich hatte Angst um dich.“ flüsterte sie in sein Ohr.

„Ich weiss, es tut mir leid.“ flüsterte er genau so leise zurück und drückte sie mit seinem ihm zur Verfügung stehenden Arm, enger an sich.

Jetzt  kam auch Tim auf ihn zu. Tony sah über Abbys Schulter zu seinem Freund und kurzfristig kam der alte Tony ans Licht. „Bambinoooooo.“ Dabei verzog er sein Gesicht vor Egel und schüttelte sich leicht. „Weisst du Tim, das erinnert mich an einen ganz besonderen Film . Kennst du die Maske mit Jim Carrey alias Stanley Ipkiss, USA1994, der war sogar für einen Oskar nominiert.  Der war auch ganz grün im Gesicht. Nur mit einem Unterschied, Ipkiss konnte seine Maske abnehmen, das dürfte dir allerdings schwer fallen.“ sagte Tony lachend während er in McGees grün angelaufenes Gesicht schaute.

Diese schüttelte lächelnd den Kopf und freute sich mehr darüber das Tony ihn mit seinem Vornamen ansprach, anstatt sich zu ärgern. „Was tut man nicht alles für Freunde, Tony!“ sagt er nur und legte ihm seine Hand auf die Schulter.

Als letzter kam Gibbs nun langsam auf seinem Stellvertreter zu. Er schaute ihm kurz ins Gesicht, fasste ihn dann an den Ellebogen und drängt ihn zum Bett.

„Setz dich Tony. Wenn du hier gleich umgibst, hilft du keinem!“

„Ein DiNozzo kippt nicht um, Onkel Jethro!“ kam es da entrüstet von Tonys Tochter.

Für Sekunden herrschte Stille im Raum und man hätte eine Nadel fallen hören, dann brach allgemeines Gelächter aus, Tony setzte sich dankbar auf Mias Bett und wuschelte ihr durch die Haare.

Mia zog eine Schnute, sie verstand gar nicht warum die Erwachsenen so lachten. Sie hatte doch nur das wiederholt, was sie in den letzten Tagen vermehrt von allen immer wieder gehört hatte und dabei hatte auch keiner gelacht. Aber mit einer Geschwindigkeit, wie es nur kleinen Kindern zu Eigen ist, verdrängte sie ihre üblen Gedanken und lachte glücklich auf, als ihr Vater sie nach ihrem Bett fragt. Jetzt endlich konnte sie ihm ihr Geschenk von Onkel Jethro zeigen.

Ein paar Stunden später saßen sie alle im Wohnzimmer. Auf Wunsch einer einzelnen Person hatten sie Pizza kommen lassen. Milena hatte die Erlaubnis heute so lange auf zubleiben wie sie wollte, aber vor einer Stunde hatte sie sich neben Tonys Bein auf dem Sofa eingerollt und war fest eingeschlafen. Ziva und Tabitha hatte sie in ihr Kinderzimmer gebracht und ins Bett gelegt. Bisher schlief sie ohne Probleme. Als die beiden Frauen wieder ins Wohnzimmer kamen, war Tony gerade dabei mit Gibbs, über seine Rückkehr ins Büro zu verhandeln. Belustigt bleiben sie in der Tür stehen.

„Ach komm schon Boss, wo ist das Problem. Ziva fährt mich und für Milena ist auch gesorgt.  Sie hat schon einen Kindergarten Tagesplatz. Und ob ich nun hier sitze, oder im Büro, ist doch auch egal. Dort kann ich euch wenigstens noch helfen.“

Grinsend saß ihm Gibbs gegenüber. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Ich meine du bist gerade mal ein paar Stunden aus dem Krankenhaus, kannst kaum laufen, hast nur einen Arm zur Verfügung und mit deinen Augen sieht es im Moment auch noch nicht so rosig aus. Also sag mir, wie bitte willst DU uns helfen?“

„Wir reden ja nicht von Morgen oder Übermorgen Boss, aber wenn Zivas Urlaub vorüber ist, also in einer Woche. Bis dahin haben sich meine Augen und der Rest bestimmt erholt.“ Der junge Ermittler hatte seinen typischen Dackelblick aufgesetzt.

Gibbs fuhr sich mit einer Hand resigniert durch sein Haar, dann warf er einen Blick zu Ziva und sie nickte im langsam zu. Zu genau konnte er sich noch an ihr letzte Gespräch erinnern. Im Büro hatten sie ihn auch alle Fälle unter Beobachtung. Sonst wurde DiNozzo wahrscheinlich nur wieder auf Dummheiten kommen.

„Okay Tony, du kannst in einer Woche wieder ins Büro kommen.“ Als er diese Worte sagte, erhellte sich das Gesicht seines Stellvertreters. „Aber ich lass dich nicht eher wieder in den Außendienst bis du hundertprozentig Fit bist. Und da ich dich kenne, will ich zur Bestätigung ein Artest von deiner Ärztin. Solange ich das nicht habe, wirst du Innendienst verrichten. Haben wir uns verstanden?“

So schnell wie das Grinsen auf Tonys Gesicht aufgetaucht war, so schnell war es auch wieder verschwunden. Denn wie er seine Ärztin kannte, würde er wahrscheinlich lange auf das Artest warten dürfen. Er hatte schon einen Finger erhoben um Gibbs zu widersprechen, aber ein Blick seines Bosses auf sein geschiente Bein, ließ ihn verstummen. Okay, das war also der Kompromiss den er zu schließen hatte. Mehr würde er jetzt nicht erreichen.

Gibbs sah sich nach seinem Team um. „Ich denke wir sollten jetzt auch langsam gehen.“

„Ja.“ kam es da von Ducky.  „Unser Anthony kann ein bisschen Ruhe gebrauchen.“ Mit diesen Worte hatte er sich Tony gegenüber gesetzt. „Mein lieber Junge, du solltest es in den nächsten Tagen ruhig angehen lassen. Und wenn du irgendwelche Veränderungen an dir  verspürst, dann ruf mich an, egal wie spät es ist. Ich meine Schwindel oder wenn sich dein Blickfeld wieder verkleinert. So eine Verletzung wie du sie überstanden hast, kann auch noch Jahre später zu Komplikationen führen. Also keine falsche Scheu. Und bevor ich es vergesse, es ist wichtig das du die Tabletten nimmst die du bekommen hast. Die verdünnen weiterhin dein Blut. Solange du sie noch nimmst, solltest du dich nicht groß verletzen. Also bitte aufpassen.“ Dabei blickte er in Zivas Richtung und sie nickte. Sie würde schon aufpassen. „Erhole dich gut, mein Junge. Und vergesse deine Kontrolltermine im Krankenhaus nicht.“ Damit stand er auf und nahm seine Jacke. „Kommen Sie Mr. Palmer, lassen Sie uns das Navigationsgerät scharf schalten. Sie haben heute die Ehre mich nach Hause zu fahren.“ Jimmy, der sich mit Tom unterhalten hatte, sprang auf, hob zum Abschied die Hand  und lief seinem Boss nach.

Tom kam nun ebenfalls zum Sofa um sich von Tony zu verabschieden. Ziva schmunzelte. Da hatte sich eine echte Männerfreundschaft aufgetan und es war gut, das Gibbs, Tom ins Team geholt hatte. Er war wie Tony schon vorher gesagt hatte, ein guter Mann und passte auch hervorragend zu ihnen. Und solange Tony nicht in den Außendienst durfte würde Tom seine Beinarbeit übernehmen. Sie freute sich schon darauf in Zukunft die Beiden zusammen agieren zu sehen.

Gibbs und er Rest vom Team gingen kurz darauf gemeinsam. Nicht ohne vorher seinem ersten Mann noch genaue Verhaltensregeln mit auf dem Weg zu geben. Eine besagte das Tony sich in dieser Woche nicht dem Büro noch Abbys Labor nähern durfte und falls er vorhatte dieses Verbot zu unterlaufen, wäre ihr Abmachung von vorhin, null und nichtig. DiNozzo hatte mit einem Blick auf Abby geschluckt, sich aber dann seinem Schicksal ergeben.

Jetzt waren sie endlich alleine. Ziva ging noch einmal nach Milena sehen. Die Kleine schlief tief und fest. Leise schloss sie wieder die Tür und kam zum Wohnzimmer zurück. Tony hatte sich nun beide Beine auf das Sofa gezogen, der Kopf ruhte auf einem Kissen und er hatte seinen Arm über den Augen liegen. Ziva kam langsam näher und setzte sich zu ihm auf den Rand.

„Mhhmmm, schwerer Tag?“ fragte sie mitfühlend.

Der Braunhaarige nahm wieder seinen Arm herunter. „Geht so.“ Und er zog Ziva näher an sich heran. „Wir hatten noch gar keine Zeit für uns!“

„Wir haben eine Woche lang Zeit für uns.“ konterte sie gut gelaunt. „Las uns ins Bett gehen. Der Tag war lang genug.“ Damit stand sie auf und zog auch ihn hoch. Während Ziva noch kurz aufräumte und das Licht löschte, kämpfte Tony schon im Schlafzimmer, einarmig mit seiner Jeans und seiner Schiene. Als Ziva kam, sass er resigniert auf dem Bett und betrachtete sein Werk.

Sie schüttelte ihrem Kopf. „Du kannst nicht fragen, oder?“ fragte sie genervt, dabei schüttelte sie den Kopf. Dann machte sie sich daran ihm aus seinem Dilemma zu befreien. Ein Teil der Schiene war schon offen, ein Hosenbein ausgezogen. Das andere zur Hälfte mit samt der Schiene herunter gezogen.  Um soweit zu kommen hatte Tony seinem Arm aus der Schlinge genommen und war jetzt damit beschäftigt seine geprellte Schulter zu massieren.

Zehn Minuten später lagen sie eng aneinander gekuschelt im Bett. Ziva Kopf ruhte auf seiner gesunden Schulter und ihre Finger kreisten durch sein Brusthaar. Es gab noch soviel zu bereden, aber das konnten sie auch an einem anderen Tag  machen. Milena, ihre bevorstehende Heirat, ihr Gespräch mit ihrer Familie..... So viele wenn und aber.

Wie hatte sie das vermisst. Diese Art der Zweisamkeit. Seine warme, atmende Nähe und während sie weiterhin über seine Brust streichelte, bemerkte sie wie sich sein Körper immer mehr entspannte und schließlich hörte sie sein leises schnarchen. Lächelnd richtete sie sich auf und zog die Decke hoch über sie beide. Dann löschte sie das Licht und legte sich wieder an den Ort an den sie gehört. An seine Seite.



Epilog

Sechs Monate später.

„Höher Daddy, höher.“ hörte Ziva Milena rufen, während Tony ein paar Meter entfernt, von ihr, Barfuß in Shorts am Strand stand, und mit seiner Tochter Ihren Drachen steigen ließ. Ziva lag nur mit einem Bikini bekleidet auf einem Laken und sah den beiden zu. Mias Haare hatte sie heute Morgen zu zwei Buffyzöpfen gebunden und auch die Kleine war nur mit einem Badeanzug bekleidet. Milenas kleine Seele heilte. Immer seltener wurde sich noch von Albträumen geweckt. Auch der Kindergarten wechsel hatte ihr gut getan. Sie hatte neue Freunde gefunden und im November wurde sie schon fünf Jahr alt. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würden sie sich um einen Schulplatz kümmern müssen.

„Höher, noch höher!“ Konnte sie Mia wieder quicken hören.

Sie machten Urlaub. Erholung vom Alltag. Und Erholung brauchten sie auch dringend. Es waren schwere Monate gewesen. Besonders für Milena und Tony. DiNozzo Senior hatte sie eingeladen. Er hatte Tonys Geburtshaus auf Long Island zurück gekauft, das damals wegen seines Konkurs versteigert worden war.  Das Haus stand in Clen Gove an der Nordküste der Insel. Dieser Abschnitt, der im Country Nassau lag,  wurde auch die Gold Coast genannt, weil sich hier Anfang des neunzehnten Jahrhunderts die Reichen und Schönen nieder gelassen hatten.

Ziva ließ sich auf ihr Laken zurückfallen und dachte an ihre Ankunft auf der Insel zurück. Tony wollten seinen beiden Frauen, den Ort zeigen an dem er aufgewachsen war und Ziva und Milena waren aus dem Staunen nicht mehr heraus gekommen. Sie wusste zwar das DiNozzo aus reichen Verhältnissen kam, aber das sich so ein Anwesen dahinter verbarg, hatte sie nicht ahnen können. Hier also hatte er, bis zu dem tot seiner Mutter, die ersten acht Jahre seines Lebens verbracht. Danach war er auf ein Internat gegangen. Das Haus selber war ein großer weißer Bau im Stiel eines Südstaaten Hauses, das um 1900 von Tonys Großvater gebaut worden war. Eine große Treppe umrahmt von zwei weißen Säulen führte zur Eingangstür. In dem großen hellen Empfangsbereich, befand sich eine geschwungene Treppe, die in die obere Etage führte. Auf der Empore stand ein Konzertflügel. Jetzt erinnerte sich Ziva wieder das Tony ihr einmal erzählt hatte, das seine Mutter auf Klavierunterricht für ihn bestanden hatte. Vielleicht konnte er sich ja noch an das eine oder andere Stück erinnern. Sie würde ihn bitten ihr und Mia einmal etwas vor zuspielen.

Tonys Vater hatte sie zusammen mit seiner Haushälterin, einer netten älteren Dame, empfangen und ihnen ihre Zimmer gezeigt. Danach hatte der junge Mann wieder das Kommando übernommen und sie waren über das Anwesen gewandert. Staunend hatte Mia sich den Baum angesehen, auf dem in etwas Dreimeter Höhe, ein Baumhaus zu sehen war. Tony hatte ihr lachend erzählt das das sein Haus war, das er als Kind zusammen mit dem Gärtner, gebaut hatte.

„Das hast du gebaut?“ fragte sie staunend.

„Ja, ich kann ja morgen mal hoch klettern und nachsehen wie der zustand der Bretter ist. Vielleicht können wir es dann ausbessern und du kannst es dann bewohnen.“ Teilte er seiner Tochter mit und Mia strahlte ihn an.  

Ziva warf den Beiden von der Seite einen Blick zu. Das war definitiv nicht gut und darum schaltete sie sich auch in das Gespräch ein. „Hhohhoho, immer langsam mit dem Esel. DU kletterst da auf keinen Fall hoch, wenn das einer macht dann ich.“ Dabei warf sie ihm einen bösen Blick von der Seite zu.

Vater und Tochter erstarrten in der Bewegung und sahen sich an, um sich dann ganz langsam in Zivas Richtung um zudrehen.

„Pferde.“ kam es von Beiden gleichzeitig.

„Wo?“ fragte die Brünette und drehte sich einmal im Kreis. Was bei den beiden DiNozzos einen kleinen Lachanfall auslöste. Als Ziva dann immer verwirrter die Beiden ansah, erklärte Milena ihr immer noch kichernd: „Pferde, Ziva, es heißt Pferde, nicht Esel.“

„Oh“. Sagte sie, aber sie dachte sich dabei das das mit dem Esel auch nicht so weit her geholt war. Denn sollte sie Tonys Charakter mit einem Tier beschreiben, käme der Esel ihm am nächsten. Im Anschluss folgte noch ein kleiner Disput, warum sie Tony nicht erlauben wollte auf den Baum zu steigen. Aber im Endeffekt gewann sie, denn ihr Verlobter kannte mittlerweile seine Grenzen. Tonys Kopfverletzung war gut verheilt und da sein Haar nachgewachsen war, sah man auch nur noch an der Stirn eine kleine Narbe. Die Medikamente musste er noch, für mindestens ein halbes Jahr, weiter nehmen. Seine Augen hatten sich mittlerweile wieder voll erholt. Und er hatte schon auf dem Schießstand bewiesen das er sich immer noch nicht von Tom schlagen ließ. Verheilt waren auch schon lange die Prellungen und das Handgelenk. Nur sein Bein machte ihm noch gelegentlich Probleme. Trotz Muskelaufbau Training und Bandage griff er an schlechten Tagen sogar freiwillig zu seinem Stock. Und das war auch der wahre Grund warum Gibbs ihn immer noch nicht in den Außendienst und Ziva ihn nicht auf den Baum lies. Aber die Prognosen standen gut und spätestens in ein paar Monaten wenn die Platten und Schrauben wieder entfernt würden, würde auch die Belastbarkeit seines Beines wieder zunehmen. Solange musste sich Tony in Geduld üben.

Das Grundstück hatte seinen eigenen Strandabschnitt, wie Ziva mit erstaunen feststellte. Und genau hier lag sie nun und hing ihren Gedanken nach. Während Tony über den Strand lief und mit Mia einen Drachen steigen lies. Plötzlich plumpste es neben ihr. Langsam drehte sie ihren Kopf in die Richtung der Störung. Tony hatte sich auf das Laken neben ihrem fallen lassen.

„Hey, wo ist Mia?“

„Sie hält den Drachen und spricht mit ihrer Mommy.“ Erklärte Tony ihr.

Ziva drehte sich jetzt auf die Seite um ihn besser zu sehen. „Wenn wir wirklich im Oktober heiraten wollen, dann muss ich nach Israel. Ich muss vorher noch mit meiner Familie sprechen.“

„Ich weiß. Sollen wir mitkommen oder willst du das alleine machen?“ fragte Tony.

„Ich denke erst einmal alleine. Ich bin mir nicht sicher wie mein Vater auf dich reagiert.“

„Weißt du schon wann?“

„Nach unserem Urlaub Tony. Mit Gibbs ist schon alles besprochen.“ seufzte sie.

„Gut, dann hab ich ja noch ein bisschen Zeit mit dir.“ sagte er, zog sie enger in seine Arme und küsste sie zärtlich. Plötzlich fiel ein Schatten auf sie und sie unterbrachen ihren Kuss. Milena stand mit wippenden Zöpfen und glücklichen lächelnd über ihnen.

„Ziva. Ich hab mit meiner Mommy geredet und sie hat nicht dagegen wenn ich ab heute auch zu dir Mommy sage.“ Mit dieser Aussage lies sie sich zwischen die Beiden fallen. Ziva konnte ihre Tränen kaum zurückhalten, und zog Mia in eine feste Umarmung. Über ihren Kopf hinweg sah sie Tony an und lächelte, bevor sie sich wieder dem Kind zu wandte. „Oh Mia, du machst mich damit zu dem glücklichsten Mensch der Welt.“ Sagte sie und nichts konnte jetzt noch ihre Tränen aufhalten.

„Nicht weinen Mommy, du sollst dich doch freuen.“ Kam es von der Kleinen.

Tony zog nun seine beiden Frauen in seine Arme. „Sie freut sich auch Mia. Glaub mir, sie freut sich.“

Sie waren nicht perfekt, nein, aber sie waren auf dem Weg eine Familie zu werden und alles weitere würde die Zukunft bringen.


~~~E N D E~~~

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Tiva (Sonntag, 01 Juli 2012 21:34)

    Hallo
    War eine Super schöne FF, auch wenn sie wirklich traurig war.
    Tony geht es wieder besser, sie sind eine kleine Familie und Milena geht es auch schon wieder besser.
    ......
    Glg Tiva

  • #2

    Catharina Conrad (Mittwoch, 24 August 2016 23:18)

    Echt schön aber du verwendest zu oft brünette oder braunhaariger (haarfarben eben) :))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))