Autor: Marah Jade
Beta Leserin: Zazu
Rating: FSK 12
Spoiler: Nein, eigentlich nicht.


Disclaimer: Alles nur ausgeliehen: Alle Rechte an den Fernseh-Serien NCIS ihren Charakteren und Handlungssträngen gehören Donald P. Bellisario, Belisarius Productions, CBS und Paramount.

Diese Geschichte ist nicht für die freie Verbreitung im Netz vorgesehen. Sollte jemand Interesse daran haben diese Story auf anderen Seiten zu posten oder zu verlinken, bitte vorher bei mir melden!

 

 

 

 

Ein neuer Anfang



Gedankenverloren saß Gibbs auf dem Bett und schaute aus dem Fenster. Seit Tagen schon wütete ein Schneesturm und die ganze Ostküste war eingeschneit. Auch jetzt fielen wieder dichte Schneeflocken auf die Erde. Das passende Wetter zur Weihnachtszeit. Ein kleines Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er an Kellys Erklärung für das Schneetreiben dachte. Es kam ihm vor wie gestern, als sie aufgebracht ans Fenster stürmte und voller Inbrunst verkündet hatte: „Daddy schau nur, Frau Holle schüttelt ihre Betten aus.“ Zum Beweis hatte sie ihr Lieblingsmärchenbuch geholt und immer wieder auf die erst kürzlich gelesene Geschichte gezeigt.

Der Raum in dem er saß, war früher Shannons und sein Zimmer gewesen, hier hatten sie glückliche Zeiten verbracht und hier hatte Kelly ihre ersten selbstständigen Schritte getan. Doch vor einiger Zeit hatte er den Raum neu gestrichen und auch neue Möbel besorgt. Jetzt fungierte er als Gästezimmer. Wehmütig fuhren seine Finger über die alte, mit Ornamenten verzierte Holzkiste, die auf seinem Schoß lag. Er hatte sie selbst zu Kellys Geburt geschreinert. Holz hatte ihm als Werkstoff schon immer gut in der Hand gelegen. In ihr hatten sie ihre Milchzähne gesammelt, ihr erstes gemaltes Bild, Muscheln von einem Urlaub an den Outer Banks und noch weitere kleine Schätze. Später sollte sie das Kästchen, als ewige Erinnerung an ihre Kindheit, zur Hochzeit erhalten.

Zum wiederholten mal griff er nach dem Deckel, hin und her gerissen, die Kiste zu öffnen oder geschlossen zu halten. Weihnachten machte es ihm immer besonders schwer. Das war die Zeit in der er am meisten an seine erste Frau Shannon und an Kelly, seine kleiner Tochter dachte und jede Ecke war vollgestopft mit alten Erinnerungen.

Wieder sah er aus dem Fenster. Der große Baum auf der Wiese, bog unter der Schneelast seine Äste und das Baumhaus, das sich erst seit diesem Sommer dort befand, war kaum noch zu erkennen. Noch einmal strichen seine Finger, fast liebkosend über die Ornamente. Müde ließ er seinen Kopf gegen das Rückenpolster des Gästebettes fallen. Die Versuchung kurz seine Augen zu schließen war groß.

Aus der rechten Zimmerecke hörte er ein Kinderlachen und er sah wie Kelly auf das Fenster zustürmte.

„Daddy, Daddy, sieh nur, es schneit schon wieder. Bald gibt es im Himmel keine Federn mehr.“ Glücklich lächelte sie ihn an und er sah sein verjüngtes Ich langsam auf sie zugehen.

„So wie es aussieht, hat der Himmel noch genug übrig. Wolltest du nicht deiner Mommy beim Plätzchen backen helfen?“

„Wir sind doch schon fertig. Jetzt kann der Weihnachtsmann kommen“, sagte sie und Aufregung schwang in ihrer Stimme mit.

Ihr Vater legte ihr lächelnd eine Hand auf die Schulter und drehte sie zu sich um. „Na dann wollen wir den Weihnachtsmann, doch nicht unnötig warten lassen, oder?“, fragte er sie.

„Auf keinem Fall“, kam es von der Kleinen und wie ein Blitz schoss sie los, sein jüngeres Ich folgte ihr schweigend.

Fast hätte Jethro die Hand nach seiner Tochter ausgestreckt, so real kam sie ihm vor, bis sie sich kurz vor der Zimmertür in Luft auflöste und ihn allein auf dem Bett zurück lies.

„Was meinst du?“, hörte er plötzlich die Stimme Shannons. „Soll ich heute das Schwarze oder doch lieber das grüne Kleid anziehen?“, fragte sie ihn und stand mit beiden Kleidern auf den Bügeln, vor dem Kleiderschrank. Sie drehte ihm den Rücken zu und er konnte ihre wohlgeformten Rundungen sehen.

„Am liebsten habe ich dich im Evakostüm“, sagte sein jüngeres Selbst in dem Moment und Gibbs, der Ältere kam sich wie ein Eindringling in seinem eigenen Haus vor.

Aus Angst diese Erinnerung zu verlieren, wagte er kaum zu atmen und sah nur stumm zu, wie er sich selbst, in voller Galauniform, von hinten an seine Frau schmiegte und einen Arm um ihre Taille legte.

Shannons lachen war glockenhell und sie schmiegte sich in seine Umarmung. Dann schlug sie ihm spielerisch auf den Arm.

„Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Wir müssen zum Marine Ball. Also welches Kleid soll ich anziehen?“, fragte sie ihn wieder.

Sein Blick wanderte wieder anerkennend über ihren Körper. „Nimm das Grüne“, sagte er, gab ihr einen Klaps auf den Po und verließ den Raum.

Bedauernd sah der ältere Jethro der verblassenden Shannon beim anziehen zu. Sie war so nah und doch für ihn unerreichbar. Traurig sah er auf das immer noch geschlossene Kästchen, auf seinem Schoss, herunter. Das Ornament zu schnitzen hatte ihm damals ordentlich Blut gekostet und mit einem Ruck klappte er den Deckel auf.

„Daddy?“, hörte er da plötzlich Kellys Stimme. „Du musst nicht mehr traurig sein. Lass uns gehen.“

Benommen sah er sich um und spürte wie sich etwas neben ihm aufs Bett setzte. „Kelly?“, fragte er unsicher.

„Daddy, ich hab dich lieb“, kam es von seinem Mädchen.

Tränen schossen ihm in die Augen. „Oh Kleines, ich hab dich auch lieb“, kam es von dem Grauhaarigen und vorsichtig um die Erscheinung nicht zu verscheuchen, streckte er seine Hand aus. Erstaunt stellte er fest, dass sie real zu seinen schien. Mit einem Seufzer der Erleichterung, zog er sie in seine Arme. Ihr kleiner Kinderkörper war warm und roch so vertraut, dass es ihm das Herz brechen würde, sie wieder los zu lassen. Während sie ihre kleinen Arme um seinen Hals legte, vergrub er sein Gesicht in ihren nußbraunen Haaren. Sein Mädchen, wie sehr hatte er das vermisst. Jethro konnte sein Glück gar nicht fassen. Wie lange träumte er nun schon von dem Augenblick, dass er sie wieder in seine Arme schließen konnte.

„Kelly, kommst du?“, sagte in dem Moment Shannon, die plötzlich am Fenster stand.

Gibbs Kopf ruckte in ihre Richtung und sein Atem stockte. Das war seine Shannon. Rote lange, immer leicht verwuschelte Haare. Ein blauer Rollkragenpullover und Jeans. Sie stand einfach am Fenster und streckte eine Hand nach ihrer Tochter aus.

„Komm Kelly, unsere Zeit ist vorbei. Wir müssen Abschied nehmen.“ Langsam kam sie auf ihn zu.

„Nein“, sagte er und verstärkte die Umarmung seines Kindes. „Ihr müsst nicht gehen.“

Sie hatte ihn erreicht und stand mit einem wehmütigen Lächeln genau vor ihm. „Doch, das geht schon viel zu lange so. Du musst leben, Gunny.“

„Ich lebe doch“, sagte er rasch und merkte, dass das Kind nicht mehr in seinen Armen lag, sondern plötzlich neben seiner Mutter stand. Sofort fühlt er sich einsam und verlassen.

„Du bist nicht alleine und das weißt du auch“, sagte seine Frau, als hätte sie seine Gedanken gelesen. „Aber für uns ist es jetzt Zeit Lebewohl zu sagen. Wir lassen dir die Erinnerungen und es werden in Kürze neue für dich dazu kommen. Lebwohl Jethro“, sagte sie und drehte sich zusammen mit Kelly um.

„Nein, bitte, verlast mich nicht“, kam es von dem Grauhaarigen, er sprang auf und lief ihnen nach.

Shannon und Kelly blieben noch einmal stehen und sie legte ihrem Mann die Hand auf die Wange. „Wir lieben dich auch, und egal wie lange es noch dauert, wenn du uns willst, werden wir auf dich warten. Aber jetzt musst du Leben. Also lebe“, sagte Shannon und verblasste zusehends.

„Ich hab dich lieb Daddy“, vernahm er noch einmal Kellys immer leiser werdende Stimme, dann war auch sie fort.

Als die Tür plötzlich auf ging und zwei braunhaarige Köpfe ins Zimmer lugten, bemerkte er verwundert, das er immer noch auf dem Bett saß und auf seinem Schoss, das offene Kästchen lag. Hastig wischte er sich die Tränen aus den Augenwinkeln.

„Hier steckst du Onkel Jethro. Wir warten unten. Der Weihnachtsmann war schon da und hat ganz viele Geschenke unter dem Baum gelegt.“ Ungeduldig hüpfte Milena auf und ab.

„Alles klar Boss?“, fragte ihre Vater vorsichtig und war bereit seine Tochter sofort aus dem Raum zu schicken, sollte es Probleme geben.

Gibbs sah zu dem Kästchen und dann zu seinem Freund. „Alles klar Tony, ich war nur in Gedanken“, sagte er und schloss, ohne hineinzusehen das Kästchen.

„Dann wollen wir den Weihnachtsmann doch nicht warten lassen, oder?“, fragte er sie.

„Auf keinen Fall, Onkel Jethro“, kam es von dem kleinen Wirbelwind und geschwind lief sie auf ihm zu, nahm seine Hand, zog ihn vom Bett und aus dem Raum. An der Tür machte er sich los und legte das Kästchen wieder zurück an seinen Platz. Dann nahm er die Verfolgung von Tony und seiner Tochter auf.

Als sie an der Treppe ankamen, schickte er Vater und Tochter schon einmal vor und blieb selbst oben stehen. Von hier hatte er einen wunderbaren Blick auf das Geschehen. Das Wohnzimmer war festlich geschmückt. Im Kamin prasselte ein gemütliches Feuer und eine Tannengirlande mit bunten Zuckerstangen rundete das Bild ab. Rechts neben dem Kamin stand ein großer Weihnachtsbaum. Darunter lagen viele Pakete bunt eingepackt, die nur auf kleine oder auch große Hände warteten. Auf dem Sofa saß Gibbs Vater Jackson und unterhielt sich angestrengt mit Tonys Dad, der ebenfalls den Weg nach D.C. gefunden hatte. Im Sessel saß McGee mit Abby auf dem Schoss, die ihn mit warmen Marshmellos fütterte. Jimmy und seine Freundin, saßen zusammen mit Ducky am Esstisch und ließen sich von dem älteren Pathologen eine Geschichte erzählen. Auf dem Boden, neben dem Weihnachtsbaum, lag eine dicke Decke und darauf kniete Ziva und spielte mit ihrem kleinen Sohn Dillan. Der stolze Vater stand dabei und war voll damit beschäftigt seine Tochter daran zu hindern den Baum zu plündern.

Gibbs schmunzelte. Das war seine neue Familie, dachte er ehrfürchtig, als er hinter sich ein Babyweinen hört und sich langsam umdrehte.

„Was stehst du hier so alleine?“, fragte Tabitha, seine Lebensgefährtin, während sie das schreiende Baby in ihren Armen wiegte. „Schhhhhhsssss, Kleiner. Nicht mehr weinen. Daddy und Mommy sind jetzt hier“, sagte sie zu dem Bündel. „Ich glaube Ziva hat recht, er fängt jetzt schon mit den drei Monats-Kolliken an.“ Müde strich sie sich mit einer Hand ihre dunklen Haare aus der Stirn.

Jethro streckte die Hände nach seinem Kind aus und Tab legte ihn nur zu gerne hinein. Er legte sich den Kleinen mit dem Bauch nach unten, auf dem Unterarm und strich ihm über den Rücken. Fast sofort hörte das Baby auf zu weinen und schmatzte nur noch vor sich hin. Jethro grinste seine Partnerin an. „Das hat früher auch schon bei Kelly geholfen“, teilte er ihr mit.

Tabitha schenkte ihm ein strahlenden Lächeln. „Las uns herunter gehen, Jethro. Da unter wartet jemand darauf endlich seine Geschenke auspacken zu dürfen.“

Gibbs legte seinen freien Arm um Tabbys Taille. Von unten sahen alle zu ihnen hoch, aber es war ihm egal. Er hatte seine Familie gefunden. Die alte, wie auch die neue. Zärtlich zog er seine Lebensgefährtin enger an sich und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. Dann ergriff er ihre Hand und gemeinsam ging sie die Treppe nach unten, wo die Familie schon auf sie wartete.

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Kommentare: 1
  • #1

    Linda (Montag, 19 März 2012 09:28)

    Hey=)

    Ohhh....irgendwie hab ich diesen OS verpasst o.O Naja, so konnte ich mich jetzt an diesem wirklich grandiosem OS erfreuen, auch wenns mit der Jahreszeit nicht mehr hinhaut=)
    Hier hast du mal wieder dein schreiberisches Können bewiesen und deine gefühlvolle Seite gezeigt. Kelly und Shannon auf diese Weise auftauchen zu lassen, war herzzerreißend. Wie Gibbs sich nach ihnen gesehnt hat....man hätte ihn einfach nur noch still in den Arm nehmen wollen. Aber es war gut, das sie ihm gesagt haben, er soll sie gehen lassen....und dann hast du uns Happyend erster Güte geschenkt! Es ist wahr, Gibbs hat jetzt endlich wieder eine Familie, wenn auch Shannon und Kelly nie vergessen werden(was auch gut so ist!). Es war sehr süß beschrieben und von der Wortwahl passte das Ende auch nahtlos mit rein.
    Fazit: ich bin begeistert wie immer! Auch Gibbs als Hauptcharakter liegt dir super=)
    LG und hugs
    Linda:)