Operation Osterei





PROLOG

„Ja, ja ich habe verstanden. Sagen sie ihr, ich bin gleich da“, sagte Tony ins Handy und klemmte sich den Skizzenblock unter den Arm. Vielleicht war ja ‚gleich‘ etwas übertrieben, denn immerhin befanden sie sich außerhalb von D. C. zur Spurensicherung an einem Tatort, aber ihm war sonst nichts anderes eingefallen. Der vielsagende Blick seines Bosses brannte schwer in seinem Rücken. „Was ist denn schon wieder passiert?“, fragte Tony besorgt und erregte so auch letztendlich Zivas Aufmerksamkeit, die etwas entfernt Fotos schoss.

Langsam kam sie auf ihn zu und deutete fragend aufs Telefon, doch ihr Partner schüttelte nur den Kopf und hörte weiter dem Anrufer zu.

„Oh je“, machte DiNozzo und als er hinter sich schwere Schritte hörte, verkrampfte sich sein ganzer Körper schon einmal, in Erwartung einer Kopfnuss, doch der Schlag blieb aus.

„Du weißt was ich von Privatgesprächen während der Arbeitszeit halte?“, zischte ihm Gibbs bedrohlich ins andere Ohr und der besorgte Vater versuchte ihn zu ignorieren.

„Sagen sie ihr ich komme so schnell ich kann“, sprach er ins Handy und klappte es geräuschvoll zu.

„Probleme DiNozzo?“, fragte Gibbs, dem die ungesunde Gesichtsfarbe seines Stellvertreters nicht entgangen war.

Tony fuhr sich durch die kurzen Haare und warf dann auch Ziva einen bedeutungsschwangeren Blick zu.

„Mia hatte einen Unfall.“



*****


Szene 1

 

WAS ZUVOR GESCHAH:

Heute war ein herrlicher Tag, vielleicht der erste Tag in diesem Jahr, der wirklich nach Frühling roch. Die Sonne kam zwar noch flach über die Bäume, aber dafür hatten die Strahlen schon kraft und badeten den kleinen Außenbereich des Kindergarten in ein warmes Licht. Bob, der Hausmeister, Gärtner, Mann fürs Grobe und seine Frau Susan knieten vor dem einzigen Beet und zogen den Winterschutz von den Pflanzen. Vereinzelt blühten schon Krokusse und die Vorboten der Narzissen waren auch schon zu sehen. So früh an Morgen war der Garten noch verweist und so konnte das alte Rentnerpärchen sich ungestört unterhalten. Den kleinen Jungen, der ihnen vom hinteren Bereich des Gartens zusah, bemerkten sie nicht.

„Vielleicht sollten wir uns dieses Jahr zurückhalten?“, fragte Bob gerade schwer atmend seine Frau, während er eine wildwachsende Efeuwurzel aus der Erde riss.

„Warum? Was lässt dich zögern?“

„Wen sollen wir nehmen? Wer soll den Auftrag übernehmen?“ Noch einmal zog er mit aller Kraft an dem Wurzelballen.

Susan griff in ihren Korb und holte eine Gartenschere hervor. Während sie sich zu ihm beugte, bearbeitet sie mit der Schere die festsitzende Wurzel.

„Milena DiNozzo. Ich denke sie hat es verdient.“

„Uppss“, machte ihr Mann, als sie den letzte Übertäter durchtrennte und Bob mit samt der Wurzel auf seinen Hosenboden landete. Ein kurzer Schmerz durchfloss seinen Körper, nach seiner Steißbeinverletzung im Winter war sein Hinterteil noch etwas empfindlich. „Hältst du die kleine Mia wirklich geeignet, DAS zu machen? Wenn sie erfährt, wem sie es alles verschweigen muss...?“ Bob seufzte einmal tief und rappelte sich wieder auf die Knie.

Seine Frau nickte ihm zu. „Nach dem Schrecken, den du ihr an Weihnachten zugefügt hast, finde ich, sie hat den Auftrag verdient. Sie ist doch ein taffes Mädchen, und wird sicherlich mal eine gute …." Der Rest des Satzes ging im Blätterrascheln und dem lauten Knacken eines Astes unter.

„Da ist wer“, sagte Bob leise und beide Köpfe fuhren herum und suchten den Garten ab, doch sehen konnten sie niemanden. „Nein, ich muss mich geirrt haben. Wahrscheinlich war es nur der Wind.“

Schnell widmeten sich beide wieder der Gartenarbeit. „Gut, dann lass uns sie mal einweihen“, sagte er skeptisch, denn noch immer war er nicht wirklich zufrieden mit ihrer Wahl. Schwerfällig kämpfte er sich auf die Füße und reichte seiner Frau die Hand, um auch ihr aufzuhelfen. Dann verließen sie den Garten und gingen Richtung Haus.

Der kleine Junge ließ stöhnend die Luft aus seinen Lungen. Viel länger hätte er das hier auch nicht mehr ausgehalten. Als der Ast unter seinem Fuß gebrochen war, hatte er damit gerechnet, aufzufliegen. Gott sei Dank hatten ihn die beiden Alten aber nicht entdeckt. Mit einem fiesen Grinsen im Gesicht wischte er sich den Angstschweiß von der Stirn. So, so, Milena DiNozzo also, dieses kleine arrogante Mädchen in seinen rosa Röckchen? Na dagegen würde er etwas unternehmen müssen. Er hatte bereits einen Plan …



Szene 2

Sie war die Beste, sie war die Größte, die Schlauste, sie war …. Milena DiNozzo, Tochter des absolut speziellen Special Agent Anthony DiNozzo, sozusagen Bundesagentennachwuchs. Sie war schlichtweg GENIAL. Noch immer glühten Mias Wangen feuerrot und mit vor Stolz geschwollener Brust hüpfte sie den kleinen Trampelpfad, der die beiden Gärten miteinander verband, entlang. Sie hatte einen Auftrag, einen schrecklich geheimen Auftrag. Niemand durfte davon erfahren. Ok, diese Tatsache fand sie irgendwie total blöd. Zu gerne hätte sie wenigstens ihrer Freundin Taljah und Diggs und Tommy und Sabby, ach und den anderen Bandenmitgliedern davon erzählt. Aber es war nun mal ein Geheimnis. Schade.

Aus der Ferne hörte sie den Gongschlag, der jeden Vormittag den Beginn des Morgenkreises ankündigte. Der Morgenkreis. Für einen kurzen Moment verharrte Mia in ihrer Bewegung. Verdammt, sie war zu spät. Schon wieder. Das Gespräch mit Mr.Bob hatte sie zu lange aufgehalten und somit war wohl erneuter Ärger vorprogrammiert. Dabei hatte sie noch gestern Miss Cumberland hoch und heilig versprochen, ab sofort immer pünktlich zu sein. Das Mädchen schluckte schwer, jetzt galt es Schadensbegrenzung zu betreiben.

Sie rannte los. In Windeseile lief sie am Klettergerüst vorbei, sprang ungelenk über den, im Weg liegenden Balancierstamm und legte, als sie auf der gepflasterten Terrasse des Kindergartens ankam, nochmals an Tempo zu. Ihre Haare flogen durch die Luft, ihr rosa Röckchen flatterte und ausnahmsweise war sie froh darüber, dass Ziva heute Morgen auf die geschlossenen Schuhe bestanden hatte. Eigentlich wollte sie ja unbedingt ihre rosa Sandalen auspacken, denn zum ersten Mal zeigte sich am Himmel die Frühlingssonne in all ihrer Pracht.

Nur noch wenige Meter trennten sie von der Eingangstür. Wenn sie Glück hatte, verspätete sich vielleicht auch Miss Cumberland und es würde gar nicht groß auffallen, dass sie nicht pünktlich war. Die letzten Schritte …. doch haaaaalt ….. irgendwas stimmt nicht ….. stimmte ganz und gar nicht ….. etwas hinderte sie daran, einen weiteren Schritt zu machen. Mia riss vor Entsetzen die Augen auf, doch es war zu spät …. alles war zu spät. In hohem Bogen flog Milena durch die Luft, dass sie dabei mehrfache Saltos schlug, war ihr zu dieser Zeit nicht bewusst, sie nahm nur die schnellen Farbwechsel wahr, ihre Augen suchten einen festen Punkt, den sie nicht fanden. Sie spürte den ersten Schmerz, am Handgelenk … am Ellenbogen … am Knie …. unaufhaltsam kullerte sie durch die Gegend und der asphaltierte Boden tat sein bestes, mit ihren einzelnen Körperteilen Bekanntschaft zu machen. Etwas bremste sie abrupt … ihr Kopf klatschte gegen etwas verdammt hartes. Doch bevor sie feststellen konnte, was sie an weiteren Überschlägen hinderte, wurde es immer dunkler um sie herum. Zwar konnte sie noch die besorgten Schreie und Rufe ihrer Freunde hören, doch sehen konnte sie nichts mehr. Ein Duft nach frischem Gras und Maiglöckchen kroch ihr in die Nase und Milena entspannte sich und überließ ihren schmerzenden Körper der warmen Sonne.

„Heeeee.“ Taljah zog plötzlich und unerwartet Milena hinter den Holunderbusch im Garten, beinahe wäre diese dabei auf die Nase gefallen. Vollkommen entsetzt und total genervt blickte Milena ihre Freundin an.

„Was soll das denn, Taljah? Spinnst du? Jetzt hätte ich mir fast… Aua, schau, das wird ein blauer Fleck.“

„Psst.“, zischte ihr Taljah ins Ohr und verdrehte genervt die Augen, das Gejammer dieser verzogenen, verwöhnten Göre war fast unerträglich. Trotzdem mochte sie sie, da konnte man schon mal über die kleinen Fehler hinwegsehen.

„Schau doch mal.“ Sie deutete mit dem Finger in den Sandkasten, in dem etwas lag, dass man aus der Ferne nicht besonders gut erkennen konnte.

„Was denn?“ Milena drückte sich nun, doch ein bisschen neugierig geworden, an Taljah heran und spähte ebenfalls durch den Busch, der bereits ein paar grüne Blätter aufweisen konnte und deutlich machte, dass endlich der Frühling angefangen hatte.

„Da, Mia, da hinten….da liegt was.“, flüsterte Taljah ihrer Kameradin ins Ohr und spielte dabei mit ihren schwarzen Locken, ihre Haare trug sie heute ausnahmsweise mal offen, weil ihre Mummy heute keine Zeit hatte ihr Abby-Zöpfe zu machen.

Ein kurzes, dennoch intensives Lachen war von Milena zu hören. „Mensch Tali, das ist doch nur ein Osterei.“, sie stupste ihre Freundin in die Seite.

„Ein was?“, Tali runzelte die Stirn und sah fragend zu Milena. „Was ist ein Osterei?“

„Der Osterhase hat das Ei dort versteckt. Das macht er jedes Jahr.“, plapperte das Mädchen mit den grünen Augen drauf los. „Manchmal versteckt er die Eier hinterm Baum, manchmal auf der Rutschbahn oder im….“

„Was ist ein Osterhase?“, fragte Tali, die sich verzweifelt gegen das Ziehen von Milena wehrte. Diese hatte Taljah am Ärmel gekrallt und hinter dem Busch hervor gezogen, steuerte geradewegs auf das Ei zu.

„Oh Taljaaaaaaah, der Osterhase ist ein Hase, das sagt doch schon der Name O S T E R H A S E“

„Ein Hase kann aber keine Eier verstecken.“, kam es prompt zickig zurück.

„Der Osterhase schon.“, zischte Milena, warum konnte ihre Freundin nicht einfach mal eine Sache akzeptieren. Nein, sie musste mal wieder alles hinterfragen, sie löchern und ihr somit total auf den Keks gehen.

„Hast du schon mal den Osterhasen gesehen?“, Taljah blieb ruckartig stehen, so dass Milena beinahe ins straucheln geraten wäre.

Diese verdrehte die Augen und stemmte ihren Arm in die Seite. Dann runzelte sie nachdenklich die Stirn und hob die Schultern. Die Frage beantwortete sie dann ganz kurz mit einem Kopfschütteln und stapfte weiter.Text


*****


Während Rocky, der soeben mit Johnny über die Entstehung der Frühlingsblumen und den Auswirkungen der Jahreszeiten im Allgemeinen philosophierte, vor Schreck die Luft anhielt, hatte man bei seinem Gesprächspartner eher den Eindruck als würde er anfangen zu hyperventilieren. Egal welche Reaktion man auch in einer dieser Situation zeigt, der Anblick sprach für sich. Beide Jungs wurden Zeuge von Mias verheerendem Unglück und nach den ersten Schocksekunden waren sie es, die bei ihrer verletzten Freundin ankamen.

„So tu doch was, Rocky“, wimmerte Johnny und schlug die mit Blumenerde verschmutzten Hände vor dem Gesicht zusammen, die Augen presste er fest aufeinander, er wollte dem Anblick entfliehen. „Ist sie tot?“, flüsterte er beinahe lautlos.

Rocky ließ sich auf die Knie fallen und bettete den Kopf des Mädchens auf seinen Oberschenkeln. „Sie atmet“, stellte er erleichtert fest.

Johnny, der sich von dieser Tatsache doch lieber selbst überzeugen wollte, blinzelte zunächst leicht und riss dann vor Entsetzen die Augen weit auf. „Aber sie blutet ganz doll an der Stirn. Kannst du sie zunähen?“ Vor Nervosität tippelte er auf der Stelle.

Rocky rümpfte die Nase und sah verwirrt zu Johnny auf. Dann schüttelte er den Kopf. „Johnny, mein Freund. Ich kann das doch nur mit kaputtem Spielzeug oder toten Tieren, Mia lebt noch. Du solltest besser Miss Cumberland rufen. Unsere Freundin hier braucht einen Allgemeinmediziner.“



Szene3

„Meine Güte, nicht so schnell!“, rief Miss Cumberland außer Atem und rannte hinter Jonny her. Als sie die leblos Milena auf den Boden sah, stockte ihr kurz der Atem. Dann besann sie sich wieder und ließ sich neben der Bewusstlosen nieder. Beruhigend strich sie Rocky über den Kopf. „Alles klar, du kannst sie jetzt loslassen. Ich bin ja da“, sagte sie und ihre Worte galten der allgemeinen Beruhigung. Vorsichtig wie ein rohes Ei, drehte sie Mias Kopf in ihre Richtung und sah die Platzwunde über der Augenbraue.

„Lebt sie noch?“, hörte sie Jonny ängstlich fragen.

„Aber natürlich. Sie hat sich nur den Kopf gestoßen“, teilte sie ihm mit und nahm das bewusstlose Mädchen auf die Arme. „Wir bringen sie jetzt herein und dann rufen wir unseren Arzt. Rocky, wärst du so nett und machst mir die Tür auf. Und dann müsst ihr mir erzählen wie das alles passiert ist.“

****

Vorsichtig legte sie die Kleine auf die Bürocouch. Dann ging Miss Cumberland zum Wandschrank um den Erste Hilfekasten zu holen. Milena war aber auch ein Unglücksvogel. Sie hatte noch nie ein Kind getroffen das sich so häufig Verletzungen zuzog wie die Kleine DiNozzo. Während sie den Kasten aufklappte, machte sie eine kleine Bestandsaufnahme. Die Platzwunde über dem Auge war weder groß noch tief, aber es hatte sich schon jetzt eine große Beule und ein noch größerer Bluterguss gebildet. Am rechten Knie und am Ellenbogen hatte sie blutige Hautabschürfungen und das Handgelenk schien auch etwas abbekommen zu haben. Die Bewusstlosigkeit des Kindes machte ihr am meisten Sorgen. Nicht das sie sich noch eine Gehirnerschütterung eingefangen hatte. Wenn sie nicht in ein paar Minuten zu Bewusstsein kommen würde, müsste sie den Rettungsdienst rufen. Sie glaubte zwar nicht das die Kleine ernsthaft verletzt war, aber sie wollte auf alle Fälle einen Mediziner zu Rate ziehen und sie musste auch Mias Eltern Bescheid geben.

„So, während ich jetzt eure Freundin verarzte, könntet ihr mir schon mal erzählen wie Mia so schwer stürzen konnte“, forderte sie die Jungen auf, die bisher nur schweigend zugesehen hatten und Rocky fing sofort an zu erzählen.

****

„Mhhmmm“, murmelte Mia.

„Ich glaube sie wird wieder wach“, sagte eine Jungen Stimme neben ihr.

„Ja, ich bemerke es. Und jetzt raus mit euch beiden. Sagt den anderen bescheid und wartet draußen.“

Milena hörte Getrappel und das schließen einer Tür, trotzdem konnte sie ihre Freundin Sabby hören, die ängstlich aufquietschte. Ob sie das wegen ihr tat?

„Mhhmm“, machte Mia wieder und versuchte ihre Augen zu öffnen aber das Licht tat weh und mit einem Stöhnen schloss sie sie wieder.

„Na, Milena, wieder wach? Wie geht es dir und was tut dir weh?“, hört sie ihr Erzieherin fragen.

„Mhmm, mir tut alles weh“, jammerte sie los und fast automatisch liefen auch die Tränen los.

„Vielleicht sollte ich doch einen Krankenwagen rufen lassen?“, fragte Miss Cumberland mehr sich selber als die Kleine.

„NEIN, nein, so schlimm ist es jetzt auch nicht“, rief Mia, riss die Augen auf und setzte sich ruckartig hin. Das Schwindelgefühl, erwischte sie unvorbereitet und sie wankte leicht hin und her.

„Nicht so schnell junge Dame“, kam es von der Erzieherin und sie drückte das Kind wieder in die Kissen. Dann holte sie ein paar Kühlpads und legte die auf Knie, Ellenbogen und einen auch auf die Stirn.

„AAArrrggghh, das tut weh und ist kalt“, jammerte Mia.

„Das ist aber gut gegen die Schwellungen. Nur ein paar Minuten dann machen wir eine Pause.“ Freundlich strich sie der Kleinen vorsichtig über die Haare. „Du bist echt ein Unglücksvogel. Wie konntest du auch nur so stürzen?“, fragte sie mit einen Kopfschütteln. „Du bleibst jetzt hier auf der Couch liegen und ich werde mal nach deinen Freunden sehen.“

Mia runzelte die Stirn, jedenfalls versuchte sie es, aber auch das tat weh, darum blieb sie einfach liegen und ergab sich ihrem Schicksal. Sturz? Wieso war sie gestürzt? Und warum war das alles hinter einem Nebelvorhang verborgen? Diesmal viel vorsichtiger setzte sie sich auf und blickte an sich herunter.

„OOOOhhhhh nneee.....“, machte sie und bemerkte als erstes die kaputte Strumpfhose. Dabei war die doch noch ganz neu und sie hatte lange für diesen Traum in Rosa kämpfen müssen. Und jetzt war sie mit Blut und einem Loch geziert. Ihr Knie war mit einem Mullverband dick über der Strumpfhose verbunden. Das sah überhaupt nicht schön aus, dachte sie traurig. Ihr Ellenbogen war auf die gleiche Art versorgt worden und tat weh. Schniefend zog sie die Nase hoch und versuchte sich den Tag zurecht zu legen, aber sie kam immer nur bis zum Abend davor. Sie war ins Bett gegangen und dann? Was war bis hier passiert? Und wieso war sie verletzt? Traurig ließ sie sich wieder nach hinter gleiten. Sie konnte sich einfach nicht erinnern und ihr Handgelenk tat auch noch weh. Alles war blöd.

*****

Miss Cumberland schloss leise die Tür hinter sich. Wenn die Kinder sich ernsthaft verletzten, litt sie immer mit. Diese schmerzverzerrten Gesichter, die Augen, die sich unaufhaltsam mit Tränen füllten, das leise Stimmchen, es war immer das Selbe. Und jetzt als sie zum ersten Mal den Kopf hob und in die fragenden Gesichter der Freunde blickte, hätte sie am liebsten losgeheult.
Tali war blass um die Nase, um nicht zu sagen, kreidebleich. Es war so nett, wie die Kleine zu ihrer störrischen Freundin hielt, wenn sie sich denn nicht in den Haaren hatten. Sie ging vor ihr auf die Knie, strich ihr zärtlich über die Wange und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. Wie es für Tali üblich war, wich sie vor der Berührung zurück. Ihre Körperhaltung spannte sich und mit einem starken Ausdruck in den Augen, sprach das Mädchen die Worte aus, vor denen sich jeder fürchtete.  

„Wie geht es ihr?“ Ihre Stimme schien teilnahmslos, doch wenn man sie kannte, wusste man, dass es genau diese Stimme war, die ihre Traurigkeit verschleiern sollte.

„Sie ist ziemlich übel gestürzt“, antworte Miss Cumberland. „Aber es muss nicht genäht werden. Zum Glück. Wie konnte das nur passieren?“ Sie sah von Tali zu Diggs und rümpfte die Nase. „Was habt ihr denn schon wieder angestellt?“

Diggs riss die Augen auf, teils entsetzt, teils erheitert stemmte er die Arme in die Hüften. „Wir waren ja noch nicht mal in der Nähe Miss Cumberland.“ Dann stoppte er abrupt mit seiner Antwort und fügte nur in Gedanken hinzu: ‚Aber sie können sich darauf verlassen, dass wir es herausfinden werden‘.

Tommy, der im Schneidersitz auf dem Boden saß und den Kopf der wimmernden Abby auf seinem Schoß liegen hatte, dabei immer wieder tröstend durch das schwarze Haar strich, nickte. Ebenso wie Tali war er sicher, was Diggs ihnen sagen wollte. Er hatte es in seinem Gesicht gelesen.

„Ich werde jedenfalls Mr. DiNozzo informieren. So ist er auf die Verletzungen seiner Tochter vorbereitet. Lasst sie jetzt ein bisschen schlafen und wenn ihr sie unbedingt besuchen wollte, dann nur einzeln. Ist das klar?“ Dass sie die Kinder gänzlich von einem Besuch abhalten könnte, vermochte sie noch nicht mal in ihrer Fantasie auszumalen.
„Klar wie Kloßbrühe“, antwortete Diggs für alle. „Ich werde dafür sorgen.“ Und als Miss Cumberland endlich im Nebenraum verschwunden war, wandte er sich an Rocky und klopfte seinem Freund auf die Schulter.

„So, jetzt zu dir. Was können uns die Verletzungen sagen. Du konntest doch einen Blick auf die leich…enblasse Mia werfen, oder?“

„Sicherlich. Die Verletzungen erinnern mich an einen bösen Dreiradunfall vor einem Jahr, als …“

„Rocky“, grummelte Tali mit traurigem Blick.

„Geduld meine Dame“, mahnte der Junge. „Ich werde mich bemühen, es für dich prägatant“, er hob die rechte Augenbraue, war das tatsächlich das richtige Wort? Oder hieß es prägnant? „…zusammen zu fassen. Hier hat ja wieder niemand Zeit für wirklich gute Geschichten.“ Rocky seufzte laut und setzte dann seinen Bericht fort. „Schrammen am Knie, am Ellenbogen, vereinzelte Schürfwunden. Alle Verletzungen sind glaube ich typisch für Überschläge mit Bodenkontakt, und es muss eine Menge Schmutz in die Wunden gekommen sein. So zu Beginn des Frühlings, ist Mr.Bob sicher noch nicht dazu gekommen, die Terrasse ordentlich zu fegen. Mia wird Schmerzen haben. Zum Handgelenk, das ist ziemlich angeschwollen, kann ich euch aber noch nix weiter sagen. Aber an ihrer Bewusstlosigkeit ist eindeutig diese Beule auf der Stirn schuld. Sie muss mit voller Wucht irgendwo dagegen geprallt sein.“

„Ich dachte ihr habt es gesehen?“, mischte sich Tommy ein.

„Ja“, stieß Johnny hervor. „Aber das ging alles so schnell und wir waren ziemlich weit entfernt. Ich glaube da war, … nein, ich erinnere mich … vielleicht doch …“

Tali sah ihn verwirrt an. „Also Johnny, als Zeuge bist du eine ziemliche Niete.“

„Sollen wir es mit Hypnose versuchen“, murmelte Sabby und hob zum ersten Mal den Kopf. „Soll echt helfen. Gerade nach traumpatischen Erlebnissen.“

„Nein!“ Diggs stellte sich in die Mitte. „Wir machen es anders. Tommy und Tali befragen die anderen Kinder, vielleicht hat jemand mehr gesehen, als unser lieber Möchtegernagent Johnny. Und du Sabby, ich weiß, normalerweise bringen wir die Spuren zu dir, aber vielleicht ändern wir das heute Mal. Wir bringen dich zu den Spuren. Irgendwas muss zu finden sein.“

Szene 4


Tommy vergrub gelangweilt die Hände in den Hosentaschen. Sie kamen nicht voran. Seit einer Ewigkeit liefen Tali und er von einem Kind zum nächsten und stellten die immergleiche Frage. „Habt ihr gesehen, warum Mia gestürzt ist?“

Kopfschütteln war jedes Mal die Antwort. Nur ein paar Jungs aus der Bande von Andy verzogen zuerst gehässig das Gesicht, aber gaben am Ende schließlich auch zu, dass sie nichts gesehen haben. Es war wie verhext. Der Einzige, der ihnen vielleicht weiterhelfen konnte, war Jonny, der sich an nichts, bzw. an zu vieles erinnern konnte. Und dadurch als Zeuge total unbrauchbar zu sein schien.

„Das macht doch alles keinen Sinn“, knurrte Tommy und schluckte schwer, als Tali sich abrupt auf der Stelle umdrehte und ihn mit ernstem Blick anguckte.

„Ich will aber wissen, warum Mia so schlimm gestürzt ist. Was ist denn bloß passiert?“ Ihre Stimme brach mit jedem weiteren Wort. „Sie … fällt doch nicht …. einfach so … auf die Nase und …“

„Du machst dir Sorgen?“ Tröstend legte Tommy seine Hand auf die Schulter des Mädchens und nahm wahr, dass Tali das erste Mal nicht einer Berührung auswich. Sie musste also wirklich sehr besorgt um ihre Freundin sein.

„Ach quatsch!“ Tali setzte ein unechtes Lächeln auf und schüttelte die tröstende Hand von ihrer Schulter. „Das ist nur mein ausgeprägter Gelinkigkeitssinn.“

„Gerechtigkeitssinn. Du verwechselst immer links mit rechts“, warf Tommy beinahe flüsternd ein und verharrte, weil er wusste das Tali ziemlich wütend werden konnte, wenn man sie einfach so verbesserte. Doch dieses Mal belehrte ihn die Israelin eines Besseren.

Tali lachte, sie lachte tatsächlich und dieses Mal nicht aufgesetzt, sondern ehrlich. Doch ihre kurzzeitig glücklichen Augen wandelten sich schnell wieder. Und dann verfinsterte sich ihre Mine. „Nur Mia darf mich verbessern“, zischte sie und biss sich danach auf die Unterlippe. „Aber du hast recht.“

„Womit?“, stieß er erstaunt hervor. Eigentlich war der Junge sprachlos darüber, dass Tali ihm zustimmte, aber er verstand noch nicht genau, worauf sie ihre Antwort bezog. Auf Frage eins, zwei oder drei?

„Na damit, dass das alles keinen Sinn macht.“ Tali hob die Schultern und ließ sie frustriert wieder fallen. „Es hat niemand was gesehen. Wir können wohl nur noch auf Sabby hoffen.



Szene 5

Mit schmerzverzerrtem Gesicht rappelte sich Milena wieder in eine sitzende Position auf und hob die Füße von der Couch. Das Bein mit dem verletzten Knie hatte sie ausgestreckt, den Ellenbogen angewinkelt und an den Bauch gepresst, die Platzwunde war unter einem riesigen Pflaster verborgen und das Blut hatte die Erzieherin ihr abgewischt. Alles in allem machte Mia wieder einen recht manierlichen Eindruck. Doch noch immer hingen ihre Schultern herunter und ihr Blick war auf den Boden gerichtet. Als die Tür aufging, blickte sie hoch. Es war ihr egal, was Miss Cumberland denken würde, Mia wollte hier aus. Der Ort machte ihr Angst und die verlorenen Stunden erst recht.

„Hey Mia, wie geht es dir?“, fragte Diggs, der gerade vorsichtig seine Nase in das Zimmer streckte. Als er seiner Freundin in die Augen sah, erschreckte er leicht. Es waren nicht die ganzen, teilweise blutigen Verbände, die ihn schockten, es war viel mehr der hilflose und verängstigte Blick dem sie ihn zuwarf.

„Miss Cumberland meinte, es wäre besser, wenn wir dich nur einzeln besuchen.“ Noch immer hatte sie keinen Ton von sich gegeben. Noch nicht einmal gejammert hatte sie. Was so gar nicht zu seiner Mia passen wollte.

„Alles klar?“, fragte er vorsichtig und näherte sich dem Mädchen.

„Ich lebe noch“, sagte sie und blickte ihn aus unsäglich traurigen Augen an.

„Das sehe ich, aber sag doch mal warum warst du überhaupt so schnell unterwegs? Rocky sagt, du wärst so schnell gerannt, das sogar dein Zopf geflogen wäre.“

Mia blickte wieder auf ihre Füße. Ja die Frage stellte sie sich auch immer und immer wieder. Warum? „Ich habe geschlossene Schuhe an, warum keine Sandalen? Draußen scheint doch die Sonne?“ Ihre Augen flogen umher und sie fand ein Kissen, das sie sich an den Körper presste.

Diggs zog die Augenbrauen hoch. Was war das? Was wollte sie ihm damit sagen? „Milena? Wo wolltest du hin?“

„Ich..ich war…“, stotterte sie herum. „Ich habe geschlafen und dann…“ Mit ihrem gesunden Arm zog sie das Kissen noch etwas näher. „Ich vermisse Puppe.“

„Ich weiß, aber sie wartet zu Hause auf dich. Was ist passiert nach dem du geschlafen hast?“, bohrte Diggs weiter und sah sie aufmerksam an. Es tat ihm leid, sie so zu sehen. Ihr sichtlich verwirrter Blick irrte ständig umher.

Starr sah sie herunter auf Diggs Schuhe. „Tommy? Wie geht es Tommy?“, flüsterte sie plötzlich. „Sie hat ihn gefoltert, dabei war der Schuh grün. Grün. Ich hab ihn gerettet.“

Besorgt runzelte der kleine Junge die Stirn. Was erzählte sie denn da? „Nein Mia“, sagte er darum besorgt. „Das ist schon alles ein Jahr her. Tommy geht es gut. Er hat eine leichte Blau/Grün Sehschwäche habe das ist nicht weiter tragisch. Konzentriere dich auf Heute. Warum warst du heute früh im Garten?“

Mia legte den Kopf schief. „Ich weiß nicht warum ich hier bin oder wie es passiert ist.“ Verzweifelt sah sie ihn an, dann fasste sie sich plötzlich an den Kopf, als ein Erinnerungsfetzen sich schmerzhaft zwischen ihre Synopsen schob. „Ich war draußen, weil ich…“ Wieder beendete sie den Satz nicht. Dann änderte sich ihr Blick. „Es ist wichtig, Diggs. Ich kann es fühlen. Ich habe einen Auftrag zu erfüllen.“

„Was für einen Auftrag Mia?“, fragte der kleine Junge und kam neugierig näher.

„Ich sollte zu den Erziehern ins Büro und die Schuhe mit dem Abdruck aus dem Garten kontrollieren.“ Plötzlich sah sie ihn wieder verwirrt an. „Sollte ich doch, oder?“

„Oh Milena.“ Diggs fuhr sich über seinen kurzen Bürstenhaarschnitt. „Das warst nicht du. Das war Tali und auch das ist schon ein Jahr her. Denk noch einmal an den Garten. Du warst im Garten und dann.....“

„Ich hab Angst, Diggs“, kam es kläglich und große, angsterfüllte, grüne Augen sahen ihn an. „Ich weiß es nicht mehr“, flüsterte sie und jagte ihm damit eine Gänsehaut über den Körper. „Ich kann mich nicht erinnern. Hilfst du mir, Diggs?“

Er setzte sich neben sie auf die Couch und legte seine Hand auf ihre Unverletzte. „Wir schaffen das zusammen Milena.“




Szene 6

„Sehr merkwürdig, sehr merkwürdig“, wiederholte Sabby immer wieder und lief von einer Ecke in die andere. Diese Konstruktion hatte sie noch nie in ihrem Leben gesehen und wer immer sich das einfallen ließ, schien ein schlaues Kerlchen zu sein. Aber ihr Ehrgeiz war geweckt. Es wäre doch gelacht, dass sie dieses Rätsel nicht lösen könnte. Bisher war sie noch nie gescheitert. Entschlossen zog das Mädchen ihre Zöpfe zurecht und nahm einen großen Schluck von ihrem Multivitaminsaft. Seufzend ließ sie sich auf die Knie fallen. Dass dabei ihre Strumpfhose ein weiteres Loch davontrug, war ihr nicht wichtig. Ihre Mama war es gewohnt, dass ihre Tochter manchmal mit zerrissenen Klamotten rumlief.

„Über dieses Seil ist Mia also gestolpert.“ Mit der Lupe in der Hand kroch Sabby über den Boden, kontrollierte Millimeter für Millimeter. Auch wenn ihr eigentlich klar war, dass sie so nix brauchbares finden würde, wollte sie auch nichts außer Acht lassen. Das Seil war ganz normal. An einem Ende war es an dem Regenabfluss befestigt, damit man es schwingen konnte, aber diese Erhebung war nicht in Mias Laufweg gewesen. Es musste also am anderen Ende liegen. Das zweite Ende lag aber mitten auf dem Boden und sah irgendwie total unschuldig aus. Sabby zuckte mit den Achseln. Es war ihr einfach unverständlich.

„Wieso bist du gestürzt Mia, wieso nur?“, murmelte sie leise vor sich hin. Es musste doch eine Erklärung geben, ihre Freundin fiel nicht einfach grundlos auf die Nase, zumindest nicht so, dass sie sich, wie andere Kinder, unter anderem auch Rocky, Tali und Tommy vorhin erzählten, hundertfach überschlug und am Ende noch mit voller Wucht gegen eine Glasscheibe prallte. Manchmal war Mia zwar ungeschickt, besonders im Vergleich zu der sportlich begabteren Tali, aber sooooo tollpatschig war sie auch wieder nicht. Nein. Es musste hierfür eine simple Erklärung geben.

Huch. Was war das? Hatte sich da gerade das Seil bewegt? Wurde sie jetzt etwa verrückt? Wie konnte sich ein Springseil bitte schön … da, es zuckte erneut. Was zum Teufel ging hier vor sich?
Sabby krabbelte aufgeregt über die asphaltierte Terrasse, verfolgte das Seil mit ihrem Lupenblick und hielt schließlich am Ende abrupt inne. Tatsächlich. Beinahe hätte sie es übersehen, denn mit dem bloßen Auge war es fast nicht sichtbar. Ein Nylonfaden.  Ein solch durchsichtiger Faden, den Miss Cumberland immer dazu benutzte Dekorationssachen von der Decke runter hängen zu lassen und den man von weitem gar nicht sieht, war am Springseil befestigt. Eine mögliche Erklärung.

Sabby folgte der Spur. Der Faden war durch die Rankenaufhängung des Blumenbeets gefädelt, führte von dort nach oben und dann links um die Ecke, bevor er rechts rum abknickte und dann wieder zurück, quer über den Boden bis zu …. Sabby riss die Augen auf, das Ende war am Griff der Tür befestigt, gegen die ihre Freundin letztlich geprallt war. Die winzigen Blutspuren ihrer Platzwunde waren noch immer erkennbar. Sabby biss sich nervös auf die Unterlippe und öffnete dann vorsichtig die Tür einen Spalt, dabei beobachtete sie genau, was geschah. Und tatsächlich, je weiter sie die Tür öffnete, umso höher hob sich das Seil vom Boden ab. Es war also kein Unfall, es  war ein geplanter Anschlag.


 

Szene 7


„Hier trink mal etwas“, sagte Diggs und hielt ihr einen Plastikbecher mit Saft entgegen, den er auf dem Tisch gefunden hatte.

Instinktiv griff Milena nach dem Becher und zuckte zusammen, als ein feuriger Schmerz durch ihr Handgelenk schoss.

„Autschhhhh“, sagte sie jämmerlich und zog ihre Hand wieder an sich. Mit entsetzen sah die auf ihre geschwollenen Finger herunter. „Was ist nur mit mir passiert?“, murmelte sie und umfasste das Gelenk mit ihrer gesunden Hand.

„Was passiert ist, ist nicht die Frage“, kam es von Diggs, der den Becher wieder auf den Tisch gestellt hatte. „Die Frage ist, warum ist es passiert? Du musst dich erinnern. Schließ deine Augen.“

„Mhmmmm“, machte die Kleine und kam seinem Befehl nach.

„So und jetzt stell dir den Garten vor. Es ist früh am Morgen. Alles ist noch ruhig. Niemand ist da und du bist......“

„....im Garten“, schloss die Kleine seinen Satz. „Die Schmetterlinge flogen und Tali und ich haben eine Spur aus Schokoladeneiern gefunden und sind ihr gefolgt.“

„Tali?“, fragte Diggs verwundert. „Nein Mia, Taljah war bei mir. Du warst alleine im Garten unterwegs.“

„Alleine? Nein, ich war nicht alleine.“ Verwirrt fasste sie sich an die Stirn. „Mister Bob und seine Frau waren schon im Garten und zupften im Beet herum.“

Diggs grinste seine immer noch mit geschlossenen Augen dasitzende Freundin an. Endlich waren sie auf der richtigen Spur. „Weiter“, flüsterte er aus Angst, das sie die Fährte wieder verlor, wenn er es lauter sagte. „Was ist dann passiert?“

„Da war noch ein Junge. Er hatte sich im Gestrüpp versteckt und dachte wohl das ich ihn nicht sehe, aber er war so stümperhaft.“

„Okay, ein Junge. Aber was war mit Mister Bob?“

Mia schüttelte den Kopf. „Ich weiss nicht?“

„Gut“, kam es wieder von Diggs. „Dann lass es uns einmal zusammenfassen. Du warst im Garten und Mister Bob und seine Frau haben nach dir gerufen um dir etwas zu sagen, das so wichtig war, das du zurück in den Kindergarten gerannt bist, oder...“ Diggs rieb sich durch seinen Bürstenhaarschnitt. „Oder du warst vor dem Jungen auf der Flucht. Kanntest du ihn? War er aus unserer Gruppe?“

Wieder schüttelte sie den Kopf. „Nein, ich denke nicht, aber ich hab ihn schon mal in der Nachbargruppe gesehen.“

„Ahhhhhjaaa“, machte Diggs. „Dann gehört er sicher zu Blondis Bande. Da hast du dir damals keine Freunde gemacht. Versuch dich weiter zu erinnern. Du bist gerannt, und dann?“ Erwartungsvoll sah er sie an.

„Dann bin ich geflogen. Da war eine Falle. Mein Fuß blieb hängen und ich konnte mich nicht mehr halten und ich bin.....“ Triumphierend sah sie ihn an und ihre grünen Augen blitzten. Schlagartig war alles wieder da. „.....gegen die Terrassentür gekracht. Ohhhhhhh, der Osterhase?“, rief sie plötzlich entsetzt. Nervös sah sie sich um. „Wie lange bin ich schon ihr?“

„Warum ist das wichtig?“

„Ich habe einen Auftrag zu erfüllen.“ Plötzlich sah sie sich unsicher um, denn eigentlich hätte sie es ihm gar nicht sagen dürfen. „Also? Wie lange bin ich schon hier?“

Diggs zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Aber ich weiss das Miss Cumberland bereits vor einiger Zeit deinen Dad angerufen hat. Er ist bestimmt bald hier.“

„Oh“, kam es von den Mädchen. „Dann haben wir keine Zeit mehr zu verlieren. Ich muss meinen Auftrag erfüllen, aber das kann ich jetzt nicht mehr alleine.“ Dabei deutete sie auf ihre Verletzungen und verzog jämmerlich das Gesicht als sie versuchte die geschwollenen Finger zu bewegen. „Ich muss es euch sagen. Kannst du bitte die anderen herein holen.“

Diggs wiegte mit dem Kopf. „Ich weiss nicht Mia. Miss Cumberland hat gesagt, wir dürften dich nur einzeln besuchen.“

„Es geht mir wieder gut, Diggs. Ehrlich. Wir tut zwar alles weh, aber es geht mir wieder gut. Ich kann mich wieder erinnern und jetzt hol bitte die anderen.“

Der kleine Boss der Bande schnalzte missbilligend mit der Zunge, stand aber auf und ging zur Tür.

*****

„So, das war die ganze Geschichte“, sagte Milena und sah die anderen Bandenmitglieder an, die im Kreis um sie herum standen. „Jetzt müssen wir sehen das wir die Ostereier versteckt bekommen. Mr. Bob verlässt sich auf mich. Nur so können sich die anderen Kinder morgen darüber freuen. Und werdet ihr mir nun helfen?“, fragte sie und streckte ihre gesunde Hand, in die Mitte des Kreises, aus.

Sabby lehnte an Tommy und nuckelte an ihrem Multivitamintrunk. Ihr Blick glitt besorgt über die arg in Mitleidenschaft gezogene Mia. Schniefend zog sie die Nase hoch, nickte zögerlich und legte ganz leicht ihre Hand auf Mias. Tommys´Hand folgte fast automatisch. Tali, die direkt neben Milena stand, lächelte zaghaft und legte ihre Hand ebenfalls auf. Rocky und Jonny folgten ihr ohne zu zögern. Den Abschluss bildete Diggs. Er schaute einmal stolz in die Runde, dann legte auch er seine Hand auf die der anderen. „Okay, packen wir es an. Helfen wir den Osterhasen bei seiner Arbeit.“

Taljah rollte mit den Augen. „Ich hab es euch ja schon letztes Jahr gesagt, den richtigen OSTERHASEN gibt es nicht.“


Szene 8

„Milena Di..Nozzo“, dröhnte die gereizte Stimme der Erzieherin durch den Flur. Wo steckte das Kind bloß? Miss Cumberland war davon ausgegangen, dass Mia noch immer im Personalzimmer auf dem Sofa lag und schlief. Die Verletzungen waren doch so schwer, dass selbst eine kleine DiNozzo nicht freiwillig aufstehen würde. Doch als ihr Vater eine Stunde nach dem Anruf in der Tür stand, war Mia verschwunden. Nur noch das Kühlpack, mit leichten Blutspuren der Platzwunde und die letzten Reste des Heftpflasters waren auf die Kissen gebettet, von dem Mädchen fehlte jede Spur. Der erste Hilfe Kasten war vollkommen ausgeräumt und der Inhalt auf den Boden gekippt. Entschlossen stapfte die Frau zur Außentür und betrat die Terrasse. Weit und breit war niemand zu sehen. Außer Sabby, die soeben an ihr vorbeiflitzte und mit ihren Rollschuhen eine Pirouette vollführte.

„Haaaaalt, junge Dame“, rief Tony, der Miss Cumberland gefolgt war, und fing das quirlige Mädchen mit den schwarzen Zöpfen ab. Er kannte sie bereits von Mias Geburtstagsparty. „Du bist doch Sabby?“

„Mmh“, Sabby presste die Lippen fest aufeinander und blinzelte den Vater an.

„Du bist doch eine Freundin von Mia?!“ Er zwinkerte ihr zu und packte sie dann liebevoll an den Schultern, damit sie ruhig stehen blieb und nicht weiter zappeln konnte.

„Klar“, antwortete Sabby und nickte eifrig.

„Und du weißt sicher, wo Mia ist?!“

„Klar“, bestätigte sie selbstbewusst Tonys Vermutung.

„Und?“

„Und was?“

„Wo ist Mia?“, Tony musste sich zusammenreißen, um nicht loszulachen. Das Mädchen vor ihm kämpfte sichtlich damit, einfach drauf los zu brabbeln. Aber irgendwas hielt sie davon ab. Das Verhalten erinnerte ihn an Abby, die Ähnlichkeit war verblüffend.

Wenige Sekunden später beugte sich Sabby etwas vor und flüsterte Mias Vater etwas ins Ohr: „Das ist geheim. Aber es dauert nicht mehr lange“, versuchte sie den Mann zu beruhigen. Schließlich war er ein Papa, und Papas machten sich immer Sorgen um ihre Töchter. „Ich …“

Gerade als Sabby fortfahren wollte, war im Garten ein Wimmern zu hören. Tony und Miss Cumberland warfen sich einen verwirrten Blick zu. Erneut hörte man einen leisen Hilferuf aus der Ecke mit den Weidensträuchern. Und dieses Mal schien auch Sabby die Geräusche zu hören, denn sie schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen und ein kurzes „Mist“ entfläuschte ihren Lippen.

„Was war das?“, mischte sich Miss Cumberland ein und warf dem Mädchen einen bösen Blick zu.

„Nix!“ Sabby stemmte die Arme in die Hüfte. Doch ein Räuspern ihrer Erzieherin zeigte ihr, dass ihre Antwort wohl nicht sehr glaubwürdig war. „Nur ……. Er hat Mia eine Falle gestellt, deshalb ist sie gestürzt und deshalb konnte sie sich nicht an ihren geheimen Auftrag erinnern und deshalb hätte es beinahe keine Ostereier gegeben und …..“

„Luft holen“, stoppte Tony den Redeschwall des Kindes und legte ihr den Zeigefinger auf die bebenden Lippen. „Und dann der Reihe nach.“

Sabby nickte und richtete ihren Körper gerade auf. Sie traute sich allerdings nicht weiter zu sprechen.

„Ein Junge ist schuld, dass Mia gestürzt ist?“

„Ja, er hat ihr eine böse Stolperfalle gestellt, da drüben an der Tür. Mia ist gestürzt und gegen die Tür geprallt. Einfach so. Bumm.“

„Bring mich zu ihm.“ Er strich dem Mädchen über die Wange und stellte sich auf.

„Aaaaber…“ Sabby schien zu zögern. „Diggs wollte als erstes mit ihm reden. Und wenn ich dich jetzt zu ihm bringe, wird er ganz schön sauer auf mich sein.“

„Hast du denn eine andere Wahl?“

„ääähm, nein, vermutlich nicht“, wägte Sabby ab, doch ihr Blick wurde traurig.

„Na siehst du, ich denke das wird Diggs sicherlich verstehen“, versuchte er sie zu beruhigen.

******

Wenig später saß Tony im Versteck im Schneidersitz vor dem kleinen Jungen. Die Kinder hatten ihn mit einem Springseil an den Ästen des Weidenbaumes festgebunden. Große Kullertränen tropften über die Wangen des Fallenstellers.

„Das war ganz schön dumm“, ergriff Tony das Wort und nahm das zögerliche Nicken des Kindes als Zustimmung. „Und ganz schön gefährlich“, fügte er hinzu.

„D..dddas, das wollte ich nicht“, jammerte der Junge. „Ehrlich.“

„Was war dein Motiv?“ Tony verschränkte die Arme und legte den Kopf ein wenig schief.

„Mia sollte einfach nur leicht stolpern und die Eier verlieren.“

„Die hatte sie ja noch gar nicht“, grummelte Diggs, der soeben unter den Ästen hereinkroch. Tony ignorierte er geflissentlich und stellte sich vor dem Jungen auf.
Mias Vater unterdrückte ein Grinsen, zu sehr erinnerte ihn der Junge an seinen Boss.

„Die sind nämlich immer im Keller versteckt.“ Tali krabbelte ebenfalls herein. „Mia und ich haben sie da letztes Jahr gefunden“, fügte sie als Erklärung für ihren Onkel Tony hinzu und hob kurz die Schultern. „Deswegen war es ihr letztes Jahr so übel, weil sie alle auf einmal essen musste.

Oh Gott ja, die Erinnerungen an das letzte Osterfest ließen Tony auflachen. „Es geht also schon wieder um den Osterhasen?“

Tali rollte genervt mit den Augen. „Können wir ein für allemal festhalten, dass es den Osterhasen nicht gibt? Diese blöden Eier machen nichts als Ärger.“

„Guter Plan!“ Tony drehte sich zu Zivas Nichte um. „Und was machen wir mit ihm?“

„Ausliefern!“ Der Lockenkopf warf dem Jungen einen bösartigen, strengen Blick zu. „Er wird Miss Smith alles gestehen, er wird sich bei Mia entschuldigen und die Sache wieder gut machen. Nicht wahr?“

Der Junge riss entsetzt die Augen auf, nickte dann aber. Er war zu allem bereit, solange …

Tali beugte sich zu ihm vor. „Sonst ….“

Das zögerliche Kopfnicken schlug zu einem vehementen Kopfschütteln um. „Nein Tali, nicht die Büroklammern. Bitte, ich … ich… ihr bekommt alle meine Ostereier.“

„Damit würde sich Mia sicherlich nicht zufrieden geben“, murrte Diggs.

„Und meinen Schoko-Osterhasen.“

„Deal.“ Tony streckte die Hand aus und der Junge schlug ein. „Aber denk dran, man kriegt nur einmal eine zweite Chance.“

******

Als Tony unter dem Gebüsch hervor kletterte, fiel sein Blick auf seine Tochter, die auf der Bank sitzend bereits auf ihn wartete. Ihr Kopf war mit einem Verband verhüllt, auch ihr Knie war dick eingepackt. Eigentlich sah Mia aus wie eine kleine Mumie.

„Daddy, Daddy“, quietschte Mia auf und streckte die Arme aus. Aufstehen tat viel zu weh.

„Geht es dir gut?“ Tony kam näher und kniete sich vor ihr auf den Boden.

„Alles halb so schlimm“, muckste sie und wies auf den Jungen, der neben ihr saß. „Rocky hat mich verarztet. Mit Verband tut es fast gar nicht mehr weh. Nur noch der Kopf, ein bisschen. Und ein bisschen das Knie, aber am meisten das Handgelenk. Heute Abend musst du mich füttern, die Gabel kann ich nicht halten, bestimmt nicht. Und du musst …“

„Hast du deinen Auftrag ausgeführt?“, flüsterte ihr Daddy ihr leise ins Ohr und unterbrach ihre Anweisungen.

Mia strahlte und nickte zufrieden. „Mit Hilfe meiner Freunde bin ich unschlagbar. Ich kann mich jederzeit auf sie verlassen.“


Epilog


Tony streckte seiner Tochter die Hand entgegen.

"Na komm. Lass uns gehen."

Milena verzog schmerzhaft ihr Gesicht. "Ich glaube nicht, dass ich heute noch laufen kann, Daddy", sagte sie und warf ihm einen herzzerreißenden Blick zu.

Ihr Vater grinste sie schief an, ließ sich aber nicht zweimal bitten und nahm sie kurzer Hand auf den Arm, nicht ohne noch einmal einen besorgten Blick auf ihr Handgelenk zu werfen.

„Fahren wir jetzt nach Hause?“, fragte Mia leise und kuschelte sich an seine Schulter.

„Ich denke wir sollten vorher kurz noch im Krankenhaus vorbei schauen und deine Hand untersuchen lassen“, teilte er ihr mit und öffnete die Ausgangstür vom Kindergarten.

„Oh….“, jammerte die Kleine in seinen Armen. „Ich will nicht! Es tut auch gar nicht mehr weh und Rocky hat mich doch schon verarztet.“

„Ich denke doch das es sein muss“, sagte ihr Vater lächelnd und verlagerte seine Tochter auf den anderen Arm. Mit langen Schritten lief er auf sein Auto zu. Langsam wurde Mia wirklich zu schwer zum tragen und der Weg zum Wagen war weiter als Tony ihn in Erinnerung hatte.

„Hallo?“, sagte da eine Stimme hinter ihm. „Darf ich kurz noch stören?“

Irritiert drehte Tony sich um und blickte in das gutmütige Gesicht von Bob, der im Kindergarten die Stelle des ‚Mädchen für Alles‘ inne hatte.

„Aber sicher. Was können wir für sie tun?“, fragte Tony freundlich.

Bob kam unsicher ein Schritt auf ihn zu. „Ich wollte mich nur bei ihrer Tochter bedanken und gleichzeitig auch entschuldigen. Immerhin hat sie in meinen Auftrag gehandelt und ich mache mir Vorwürfe das sie dabei verletzt wurde.“

Milena, die sich die ganze Zeit über an die Schulter ihres Vaters geschmiegt hatte, schaute neugierig auf. Sie hob ihre Hand und winkte ab, verzog aber sogleich das Gesicht, weil sie aus Versehen ihre verletzte Hand genommen hatte.

„Nicht deine Schuld, Mister Bob“, sagte sie leise und zog ihre schmerzende Hand an sich. „Ist ja schon vorher passiert, aber deinen Auftrag haben wir als Team erledigt.“ Ein kleines Lächeln erhellte ihr Gesicht.

„Trotzdem“, sagte der alte Gärtner. „Ich habe an dir gezweifelt und auch dafür muss ich mich entschuldigen.“

Erst jetzt fiel Tony die Tüte auf, die zu Bobs Füßen stand und zu der dieser sich jetzt herunter beugte.

„Weißt du Milena, meine Frau und ich dachten, dass dir vielleicht unser Geschenk etwas über deine Schmerzen hinweg hilft“, sagte er und holte aus der Tüte ein buntes Osterkörbchen. „Ich weiß dass es erst morgen so weit ist, aber ich dachte…“

„Ohhhh das ist aber toll“, kam es von Mia und während sie das prall gefüllte Körbchen entgegen nahm, zählte sie in Gedanken schon einmal mehr oder weniger erfolgreich die Schokoladeneier durch.“

„Vielleicht kannst du ja mit deinen Freunden teilen?“, fragte Bob und streckte Mias Vater die Hand entgegen. „Nichts für ungut Mr. DiNozzo.“

Tony ergriff die Hand und schüttelte sie kurz. „Sie können ja nichts dafür und den Rest haben wir erledigt, nicht wahr Mia?“

Seine Tochter nickte eifrig und versuchte mit mäßigem Erfolg, einhändig ein Schokoei auszupacken.

„Wir müssen noch mal zurück, Daddy.“

Tony rollte mit den Augen. „Warum?“

„Du hast es gehört, ich muss das Körbchen teilen.“

„Morgen Mia. Jetzt fahren wir ins Krankenhaus“, sagte er und ging zügig auf seinen Wagen zu. Auf das Gequengel seiner Tochter ging er nicht weiter ein, sondern setzte sie in den Wagen und schnallte sie an.

*****

Der nächste Morgen.

Sabby sauste hüpfend zu dem Bänkchen und tauschte ihre Schuhe gegen ein paar schwarze Pantoffeln, die mit niedlichen Spinnen bedruckt waren. Als sie fertig war, zog sie ihre Zöpfe zurecht und hüpfte auf einem Bein zu Taljah, die neben der Eingangstür stand.

„Guten Morgen, guten Morgen, guten Morgen“, sang sie. „Was machst du?“

„Ich warte“, kam es von Tali.

„Dann warte ich, warte ich, wwwwaaaarrrrttteeee ich mit dir“, sang die kleine Schwarzhaarige laut neben ihr und hüpfte dabei weiter auf einem Bein.

Taljah drehte sich zu ihr um und legte dem Wirbelwind beide Hände auf die Schultern. „Stopp. Schluss damit. Du kannst gerne mitwarten, aber dann hör auf zu hüpfen. Das macht mich ganz hibbelig.“

Sabby verzog kurz unleidlich ihr Gesicht, aber um bockig zu reagieren war sie viel zu neugierig. Also nahm sie einen Schluck aus ihrer Trinkflasche und ließ sich den Saft genießerisch über die Zunge laufen. „Auf wen warten wir denn?“

„Mia!“, war alles was Taljah darauf erwiderte.

„Ja, meinst du sie kommt heute?“, fragte sie ihre Freundin und wiegte dabei abschätzend mit dem Kopf. „Sie hat sich gestern schon ziemlich schlimm weh getan.“

„Ich habe keine Ahnung, aber wir können ja mal…..“

„Was gibt’s?“, fragte plötzlich eine Jungenstimme hinter ihnen.

„Wir warten, Tommy“, sagte Sabby, drehte sich um und harkte sich bei ihm ein.

„Wer wartet?“, fragte in dem Moment Rocky, der zusammen mit seinem Schatten Johnny, auf die drei Kinder zulief.

„Wir“, sagte Tommy.

„Auf wen?“, fragt Johnny und sah neugierig über Taljahs Schultern aus dem Fenster.

Erst jetzt viel Tommy auf, dass er das gar nicht wusste. Verlegen kratzte er sich am Kopf und sah dann seine kleine Freundin an. „Ja, auf wen eigentlich?“

„Mia, du Dummerle“, kam es von Sabby und sie knuffte ihn in die Seite.

Rocky zog die Nase kraus. „Meint ihr das macht Sinn? Sie hat gestern viel abbekommen.“ Obwohl er skeptisch war, wandte er sich ebenfalls dem Fenster zu und spähte wie die anderen hinaus.

„Sie wird kommen!“, hörten sie Diggs Stimme in ihren Nacken. Schnell drehten sie sich alle zu ihm um. Ihr Anführer hatte bereits seinen Kakao vom Frühstückstisch gemopst und blickte streng seine kleinen Mitverschwörer an. Plötzlich erhellte ein Grinsen sein Gesicht und er wies mit dem Kopf zum Fenster. „Sie kommt!“

Schnell wie der Wind ruckten fünf kleine Köpfe herum und stürmten zur Tür. Diggs folgte ihnen, an seinem Kakao nippend, etwas langsamer.

Tali war als erste an der Eingangstür. Obwohl es ihnen verboten war die Tür zu öffnen, kämpfte sie mit der Klinke und riss die Tür auf.

Milena kam langsam auf ihre Freunde zugehumpelt. Sie zog das Bein etwas nach und bei genauerem hinsehen, sahen sie an ihrem Knie ein großes Pflaster. Sie trug den rechten Arm in einem Dreieckstuch, das ihr wie eine Schlinge um den Hals hing. Ihre Gesichtsfarbe war immer noch zu blass und an ihrer Stirn klebte ein Pflaster, aber ihre grünen Augen strahlten ihre Freunde an. An ihrer gesunden Hand baumelte ein prall gefülltes Osterkörbchen.

„Hey Mia“, riefen alle im Chor.

„Oh ihr holt mich von der Tür ab“, kam es von ihr und sie schenkte ihnen ein schiefes Grinsen.

„Geht’s, oder sollen wir dir helfen?“, fragte Rocky und sah sie aufmerksam an.

„Oh wenn du mir das Körbchen abnehmen könntest?“, fragte sie, ließ ihm aber keine Zeit zum Antworten, sondern drückte ihm das Körbchen in die Hände.

Rocky sah auf das Osterkörbchen. „Was ist das?“, fragte er.

„Das...“, kam es von Milena wichtigtuerisch, so dass Tali mit den Augen rollte. „…kommt von Mr. Bob, als Dankeschön für unsere Hilfe“, erklärte Mia und erzählte, was sich gestern noch alles zugetragen hatte. Von Mr. Bobs Entschuldigung, vom Krankenhaus und ihrem besorgten Daddy.

Allgemeines Oh- und Ahrufen machte sich breit und Sabby quietschte sogar vor Freude laut auf, wurde aber von Taljah mit einem bösen Blick bestraft, so dass sie sofort wieder verstummte. Nach und nach strömten die Kinder auseinander. Rocky, der als einziger schon bis 20 zählen konnte, übernahm die Aufteilung der Schokoladeneier, Johnny ging ihm dabei wie gewohnt zur Hand und die anderen liefen schon einmal zum Frühstückstisch vor. Diggs folgte langsamer mit der humpelnden Milena.

„Wie geht’s der Hand?“, fragte er und genehmigte sich noch einen Schluck von dem mittlerweile abgekühlten Kakao.

„Stark verstaucht, aber nicht gebrochen.“

„Mmhmm, warum bist du nicht noch zu Hause geblieben? Du gehörst ins Bett!“

Mia zog ihre Nase kraus, während sie langsam und bedächtig hinter ihm her zum Tisch humpelte. „Oh komm schon. Das geht nicht. Da wäre mir voll langweilig. Außerdem geht es mir schon wieder gut.“

„Klar“, sagte er skeptisch und ohne dass sie es sehen konnte, erhellte sich sein Gesicht zu einem Grinsen. „Dann lass uns den Tag beginnen. Wer weiß, was noch alles passiert beim diesjährigen Eier suchen.“


***** E N D E *****



Nachtrag

 


Wichtig, Wichtig..................

An die Mitglieder des Kindergartenbeirats.....

leider, leider müssen wir heute wieder einmal von unseren liebgewordenen kleinen Agenten Abschied nehmen.

Diggs, Rocky, Johnny, Sabby und Tommy, sowie Tali und Mia, sagen Bye Bye. Der Fall ist abgeschlossen und alle Ostereier sind vertilgt, bzw. gefunden... ;) ;) ;) und vielleicht....

„Stopp. Nicht so schnell. Wir wollen uns selber verabschieden...oder Tali?“
„Oh Gott, Mia, Tali, was macht ihr Beiden denn hier?“
„Du hast doch gesagt, wir sollen uns verabschieden, oder?“
„Ich meinte das eigentlich anders, aber wenn ihr wollt?“
„Ja, wir haben uns echt gefreut euch wieder zu sehen.“
„Bohhhh Tali, tu doch nicht immer so erwachsen.“
„Ich tu nicht so Milena, ich bin so. Nicht jeder kann so sein wie du.“
„Nicht streiten Kinder. Wir müssen jetzt mal zum Ende kommen. Also wenn ihr euch verabschieden wollt, dann mal los.“
„Okay, okay. Es hat uns und den Jungs sehr viel Spaß gemacht. Dafür sagen wir Danke.“
„Du machst es schon wieder Tali. Pass jetzt mal auf, das macht man so......Wir haben euch lieb und ihr seid Klasse. Der beste Beirat den es gibt. Das sagt auch mein Daddy...... Siehst du Taljah, sooooo macht man das.“
„Gut, seid ihr jetzt fertig? Dann ab mit euch beiden und grüßt mir die anderen Bandenmitglieder.“

So ich denke damit ist jetzt alles gesagt.
Bis zu nächsten Mal sagen,
agentES und Mara Jade

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Kommentare: 1
  • #1

    Juicer Reviews (Montag, 15 April 2013 10:43)

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