1) "Musca Domestica"
2) SPOT ON "Happy Holiday"
3) Fanfiction zu den KGAs "Agent Diggs und das verschwundene Kätzchen" (by anonyma)
4) "Die kleine Schwester" und "Der Tag danach"
5) "Das Treffen der Generationen"

 

 

 

29.04.2011
"Musca domestica"




„Ah, eine LEICHE.“ hallte der Schrei der kleinen Sarah durch den Gruppenraum der blauen Gruppe. Mit zitternder Lippe stand das rothaarige Mädchen an der breiten Fensterbank und riss die Kulleraugen weit auf, das Entsetzen spiegelte sich beinahe im Glas des Fensterscheibe.

Der Schrei des Mädchens ging allen anwesenden Kindern durch Mark und Bein. Und in rasender Geschwindigkeit bildete sich eine kleine Kindertraube um Sarah, die mit ihrem rechten Zeigefinger auf „ETWAS“ zeigte.

Auch Diggs war sofort vor Ort, schließlich hatte er die kleine Rothaarige schon sehr in sein Kinderherz geschlossen und sofort weckte der Schrei sein Beschützerinstinkt in ihm und er machte sich große Sorgen um sie. Er warf einen kurzen, flüchtigen Blick auf die „Leiche“ und zog Sarah dann vorsichtig am Ärmel ihres grünen Pullovers zur Seite.
„Du musst dir das nicht länger ansehen.“ flüstere er ihr leise ins Ohr und sah sie tröstend an. Sarah nickte nur kurz und rieb sich die feuchten Kulleraugen. „Geh rüber in deine Gruppe zum Spielen. Ich kümmer mich darum und komm dich später noch mal besuchen.“ Beruhigt sah er dem zierlichen Mädchen hinterher und als Sarah endgültig um die Ecke verschwand, machte er auf dem Absatz kehrt und warf sich zurück ins Getümmel.

Mit breiten Ellenbogen boxte Diggs sich zurück zum Tatort. Zufrieden stellte er fest, dass auch Milena, Taljah und sogar Tommy in erster Reihe standen und sich alles ganz genau ansahen. Auf seine Leute konnte er sich verlassen.
„Mia, Tali, wir brauchen eine Pinzette. Los.“ Die beiden Mädchen warfen sich einen kurzen Blick zu und drehten sich beinahe gleichzeitig um. Nachdem sie sich durch die schaulustigen Kinder gewühlt und endlich wieder Luft zum Atmen hatten, dreschte Mia los und prallte mit voller Wucht gegen Rocky, der soeben um die Ecke bog.

Dieser war gerade damit beschäftigt gewesen dem kleinen Jungen, der seit Wochen Taljah anhimmelte, eine seiner Krabbelgruppenerfahrungen zu erzählen. Der Zusammenprall mit der stürmischen Milena ließ ihn jedoch inne halten. Doch bevor er auch nur ansatzweise den Mund wieder aufmachen konnte, brabbelte Mia bereits los.

„Wir haben eine Leiche in der blauen Gruppe. Diggs ist schon vor Ort. Das solltest du dir unbedingt ansehen. Taljah und ich besorgen dir eine Pinzette.“

Rocky nickte wissend. Die Tatsache, dass sein Freund Diggs eine Pinzette anforderte, ließ die Vermutung aufkommen, dass es sich hierbei um eine ziemlich kleine Leiche handeln musste.
„Jonny, kannst du mir dieses Lupenglas aus der Experimentenkiste besorgen?“ Ein Strahlen ging durch das Gesicht des kleinen Jungen. „Na klar“ murmelte er und raste davon.
„Da hast du ja einen willigen Assistenten.“ grinste Taljah ihren älteren Freund an und dankte ihm innerlich, dass sie ihren Fan endlich mit jemandem teilen konnte.

Ihre Wege trennten sich, Jonny war auf der Suche nach dem Lupenglas, Rocky auf dem Weg zur Leiche und Mia und Taljah rannten in Richtung Personaltoilette. Vor wenigen Tagen hatte Sabby sich bei dem Versuch mit Anlauf über den morschen Holzbalken im Garten zu rutschen, einen riesigen Holzsplitter in die linke Pobacke gezogen und daher wusste Taljah, die ihr damals zur Hilfe geeilt war, wo im Kindergarten eine Pinzette aufbewahrt wurde. Taljah lächelte, als sie an die quietschende, umherhüpfende Sabby denken musste, die Miss Cumberland beinahe verzweifeln ließ. Es hatte sage und schreibe 10 Minuten gedauert, bis der Splitter draußen, die Wunde desinfiziert war und ein riesiges Pflaster mit Totenkopf auf dem Hintern des Mädchens klebte.
„Jiiipppiiieeee, wir haben einen neuen Auftrag“, katapultierte Mia ihre Freundin aus deren Gedanken und riss in ihrer Euphorie die Arme hoch.
„Psssstt, Mia!“, kam es von der kleinen Israeli und sie packte Milena an einen Arm um sie in eine ruhige Ecke zu ziehen. „Nicht so laut, oder willst du das alle es schon mitbekommen? Um die Pinzette zu holen, müssen wir uns unauffällig ins Bad der Erzieherinnen und an den Medizinschrank schleichen.“
Milena schlug sich in gespielter Untertänigkeit die Hand vor den Mund. „Upps, Tali das hab ich doch glatt vergessen“, dabei rollte sie genervt mit den Augen. „Musst du immer so kalt und berechnet sein? Wenn ich nicht laut und auffällig bin, dann ist das AUFFÄLLIG, Taljaaaaaaaah.“
Tali nahm eine ihrer wilden Locken und während sie damit spielte, überlegte sie kurz. Wahrscheinlich hatte Mia in dem Fall sogar recht. Eine ruhige Milena war einfach zu auffällig. „Okay“, kam es vorsichtig von ihr. „Ich gebe zu, du hast recht, aber sei trotzdem nicht ganz so laut. Und jetzt komm, wir müssen los, Diggs wartet.“
„Jiiipppiiieeee!“, rief Mia da zum zweiten Mal und warf ihrer Freundin mit hochgezogenen Augenbrauen und triumphierenden Grinsen, einen Blick zu.
„Boorrrrrhhhhh“, machte Tali und fuchtelte mit ihren Armen. „Mach doch was du willst, aber komm jetzt“, dann warf sie sich in einer Bewegung gekonnt ein paar Haarsträhnen über die Schulter und lief an Milena vorbei. Diese ließ sich nicht zweimal bitten und tollte hinter Taljah her.
An der Erwachsenen Toilette wurden sie wieder ganz das eingespielte Team, das sie waren. „Ich geh als erste rein. Du hältst Wache“, flüsterte die kleine Israeli Milena ins Ohr und war schon durch die Tür verschwunden, bevor Mia darauf irgendwas erwidern konnte.
„Na klasse, Tali , du hast immer den ganzen Spaß und ich muss mal wieder Wache stehen“, frustriert verschränkte sie die Arme vor der Brust, als plötzlich die Tür erneut aufging.
„Mia, ich brauch dich hier drinnen.“
Sofort machte sich Milenas schiefes DiNozzo Grinsen auf ihrem Gesicht breit. Sie warf noch einen vorsichtigen Blick über ihre Schulter und betrat dann das Bad.
„Was?“, fragte sie und Taljah deutete auf den Schrank. „Oh, der hängt aber hoch!“
„Ja, ich komm da nicht ran“, kam es von Tali und sie maß mit dem Auge ihre Freundin ab. Mia war ein Stückchen größer als sie, aber würde das reichen? „Versuch du es mal“, wisperte sie ihr zu.
Mia stellte sich auf die Zehenspitzen, aber auch sie schaffte es nicht an den Hängeschrank zu kommen. „Geht nicht! Und jetzt?“
Taljah spielte wieder mit einer ihrer Locken während sie ihre Freundin beobachtete. „Du musst mich auf deine Schultern nehmen. Zusammen sind wir groß genug.“
„Oh Gott, Tali, das ist doch nicht dein ernst, oder?“
„Oh doch ich denke schon. Ich würde zwar lieber drauf verzichten, aber das müsste passen. Los geh auf die Knie.“
Mia ließ sich auf ein Knie nieder, damit Taljah aufsitzen konnte. Beim Aufstehen fehlte es ihr aber an Kraft. „Oh Gott Tali, du bist viel zu schwer für mich“, stöhnte sie.
„Doch das schaffst du. Denk an was Schönes, dann klappt das schon.“
Milena seufzte einmal kurz auf, dann drückte sie sich in die Höhe und stöhnte dabei laut auf.
„Na klappt doch“, kam es von Tali. Eine Hand hatte sie in Mias Haare gewühlt um sich festzuhalten, die andere steckte sie nach dem Schrank aus.
„Wackle nicht so herum, du brichst mir den Rücken“, fauchte Mia zurück.
„Sei nicht immer so wehleidig.“
„Wir können ja gerne mal tauschen.“
„Komm noch zwei Schritte und wir haben es geschafft“, sagte die Israeli und endlich konnte sie den Hängeschrank öffnen.
„Ohhhh, mach schneller, ich krieg einen Krampf im Hals, ich krieg einen Krampf im Hals“, jammerte Mia.
Taljah reckte sich soweit sie konnte nach oben, dann hatte sie das Fach erreicht in dem die Pinzette lag. „Jeehhh, ich hab sie. Du kannst mich runter lassen“, sagte sie und hielt das Objekt der Begierde in der Hand.
„Das wird auch Zeit“, knurrte Mia und ließ sich wieder auf die Knie fallen, damit Taljah absteigen konnte, dann wischte sie sich die Schweißtropfen von der Stirn und legte sich eine Hand auf den Rücken. „Ich glaub du hast mir den Rücken gebrochen“, sagte sie mit einem begleitenden Stöhnen.
Tali drehte sich zu ihr um und kniff sie in den Oberschenkel.
„AUUUAAA“
„Tut das weh?“, fragte Tali belustigt.
„Mann Tali, was sollte das denn. Jetzt hab ich auch noch ein kaputtes Bein und muss humpeln wie mein Daddy“, kam es aufgebracht von Mia und sie rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht über ihren Oberschenkel.
„Na, wenn du das gespürt hast, dann kann dein Kreuz auch nicht gebrochen sein. Und jetzt komm, Diggs wartet“, und schon sprintete sie auf die Tür zu. Doch plötzlich fiel ihr etwas ein und sie blieb noch einmal stehen. „An was hast du vorhin eigentlich gedacht?“, fragte die kleine Israeli.
Mia grinste, während sie an Taljah vorbei ging und ihr die Pinzette aus der Hand nahm. „An das Lob von Diggs, wenn ich ihm die Pinzette bringe“, sagte sie und humpelte theatralisch durch die Tür.

Wenige Minuten später kamen die beiden Mädchen zum Tatort zurück. Die neugierige Meute war es inzwischen leid und die Kinder hatten sich wieder in die einzelnen Spielecken verzogen. Tommy hatte einen schrecklich konzentrierten Gesichtsausdruck und zeichnete gerade eine Skizze. Er hatte sich aus Pappe einen kleinen tragbaren Laptop gebastelt, auf dessen Unterseite er die Buchstaben des Alphabets gemalt und oben drauf einen Spiralblock befestigt hatte, auf dessen Blättern er nun die Umrisse der Leiche und den Abstand zum Fenster und zur Wand malte. Der Pappkarton war in den letzten Tagen zu seinem ständigen Begleiter geworden, seine Freunde und besonders Mia zogen ihn schon immer auf und nannten den Karton Papptop. Nur, wenn er mit Sabby in der Musikecke rumtobte, legte er das Ding zur Seite.

Rocky beugte sich unterdessen mit einer großen Lupe über die Leiche und zuckte im ersten Moment zurück, weil er mit der riesigen Vergrößerung nicht gerechnet hatte. Gekünstelt kratzte er sich am Kopf und warf einen Seitenblick zu DIggs.
„Äußerlich sind keine Verletzungen sichtbar. Sieht alles ganz Ganz aus.“ Er räusperte sich und nickte dankend Milena zu, die ihm soeben über die Schulter blickte, und nahm die Pinzette entgegen. Mia schenkte ihm ein kurzes Lächeln und blickte dann mit freudiger Erwartung zu Diggs. Doch dessen Mine blieb eisern und auf Mias Gesicht konnte man sofort die Enttäuschung sehen. Wenigsten ein kleines *gut gemacht* hätte sie sich gewünscht. Doch nur einen Bruchteil später galt ihre Aufmerksamkeit wieder dem Geschehen an der Fensterbank. Vorsichtig nahm Rocky die Leiche zwischen die Spitzen und beförderte sie in das Lupenglas, welches Jonny, der gerade noch rechtzeitig angerannt kam, ihm mit roten Backen und stolzem Lächeln unter die Nase hielt.
„Sabby soll das Lexikon der Tiere aber vorsichtshalber durchblättern und nochmal mit Tommys Skizze und der Leiche vergleichen.“ murmelte Rocky. „Nicht das es so geht, wie letztes Jahr in der Krabbelgruppe, als man…“

„Ich bring die Leiche zu Sabby“ Tommy redete einfach dazwischen, klappte seinen Papptop zusammen und nahm das Lupenglas entgegen. Ein Blickkontakt mit Diggs genügte und schon eilte er aus der Gruppe.
„Mia“ Diggs ignorierte den verdutzten Rocky ebenfalls und stellte sich an die Seite des Mädchens. „Du befragst die Kinder, irgendjemand muss doch etwas gesehen haben.“ Mias Mundwinkel zeigten immer weiter nach unten. „Etwa alle?“ Sie zog die Stirn in Falten. „Und Taljah?“
„Tali beobachtet aus der Ferne.“ Diggs winkte Mia zu sich heran, damit er nur noch flüstern musste. „Vielleicht fällt ihr irgendwas auf, was du übersiehst.“
„Oh Diggs, das sind aber sehr viele“, flüsterte sie zurück.
„Ich weiß und es werden nicht weniger wenn du nicht bald anfängst“, sagte er und gab ihr im weggehen eine leichte Kopfnuss.
Milena rieb sich die schmerzende Stelle und zog einen Schmollmund, doch dann machte sie sich gehorsam auf den Weg zu den ersten Kindern.

„Hallo, mein Name ist Milena ich komm von der gelben Gruppe und ich hab mal eine Frage an dich.....“, Mia erschauerte innerlich und räusperte sich, es war immer und immer wieder derselbe Ablauf. Immer die gleiche Frage und gebracht hatte es bisher gar nichts. Überhaupt nichts. Niemand hatte etwas gesehen. Jetzt war sie mit der zweiten Gruppe durch, fehlte nur noch die rote Gruppe. Wieder räusperte sie sich. Das wurde immer schlimmer mit ihrer Stimme und es waren noch mal so viele Kinder. Leicht wütend sah sie sich nach Taljah um, denn immerhin sollte diese sie ja aus der Ferne beobachten, doch wo war sie? Sehen konnte sie sie jedenfalls nicht. Sie seufzte einmal tief, räusperte sich erneut und versuchte so ihre Stimme zur Mitarbeit zu überreden, dann machte sie sich auf den Weg zu der letzten Gruppe. „Hallo, mein Name ist Mia und ich komm von der gelben Gruppe, ich hab da mal eine Frage an dich.....“, sagte sie immer heiserer werdend.

Tommy und Tali saßen mittlerweile zusammen in der Spielecke und bequatschten die letzte Sesamstreet Sendung. „Hast du Bibo gesehen, oder die Geschichte wo sie gezeigt haben wie ein Computer zusammengebaut wird?“, fragte Tommy sie aufgeregt.
„Nein, wir mussten den Fernseher vorher ausmachen, weil meine Mom Besuch bekommen hat.“, kam es von Tali. Eigentlich mochte sie die Sendung auch gar nicht so gerne. Wo gab es denn sowas, sprechende Kuscheltiere? Aber Tommy zuliebe würde sie sich auch so einen Müll ansehen.
„Solltest du nicht Mia im Auge behalten?“, fragte der Kleine Taljah gerade.
„Och, die kommt auch ohne mich klar“, kam es von der Israeli.

Mia hatte endlich die letzten Kinder befragt und machte sich müde und heiser auf die Suche nach Tali. Da sah sie die Beiden zusammen in der Spielecke sitzen, raste auf sie zu und lies sich stöhnend auf einen freien Stuhl fallen.

„Was ist denn mit dir?“, fragte Tommy.
„Das weißt du doch wohl“, krächzte sie zurück. „Wahrscheinlich habt ihr beiden doch jedes Wort von mir verfolgt? Haben wir hier irgendwo was zu trinken, ich hab so ein Kratzen im Hals“, sagte sie und räusperte sich wieder.
„Nö, haben wir nicht“, kam es von Tommy und Taljah fast gleichzeitig. Und als Mia große Augen machte, fuhr Tali fort: „Weißt du, man kann deiner Stimme nicht so lange zuhören. Das nervt.“
Leicht beleidigt zog Milena ihre Unterlippe hoch.

Ein leises Schlürfen war aus der Musikecke zu hören, die mal wieder notdürftig zu Sabbys Labor umfunktioniert wurde. Auf die laute Musik musste das Mädchen mit den Rattenzöpfen leider verzichten, da Miss Cumberland wegen der angeblich entsetzlichen Musik am Vortag, gegen Spätnachmittag die Nerven verloren hatte und den CD-Player konfisziert hatte.
Doch Sabby wusste sich abzulenken; wenn sie nicht gerade versuchte, beim Schlürfen mit dem Strohhalm den Takt des Ententanzes zu blubbern, gurgelte sie vergnügt mit dem Multivitaminsaft in ihrem Mund.
Die Kiste mit den Rasseln hatte sie liebevoll zur Seite geschoben und stattdessen das Lupenglas mit der Leiche in der Mitte des kleinen Tischchens drapiert. Sie beugte sich leicht vor, blickte in das Glas und runzelte die kleine freche Nase. „NEIN“ Sie trippelte 4 kleine Schritte weiter, blieb stehen, beugte sich vor, runzelte erneut die Nase. „NEIN“ Weitere 4 Schritte. „NEIN“ „NEIN“ und „NOCHMAL NEIN“ Enttäuscht und leicht verwirrt zog sie ihre Rattenschwänze fest und wischte sich kurz mit dem Ärmel ihres schwarzen T-Shirts über die Nase. Die Zeit, sich ein Taschentuch zu besorgen hatte sie nicht. „Nicht eine einzige Blutspur.“
Leicht frustriert setzte sie sich auf den Kindergartenstuhl und stieß wie von der Tarantel gestochen wieder hoch. „Auuuuutsch.“ Sie fasste mit ihrer Hand auf die linke Pobacke, drehte sich um und trat wütend gegen den Stuhl. „Blödes Ding.“ grummelte sie.
„Oh weh, oh weh. Weshalb sind wir denn so übel gelaunt?“ Diggs kam soeben um die Ecke gebogen und hob zur Begrüßung, aber auch zum Eigenschutz die Hand.
„Weil, weil…….“ Abbys Unterlippe zitterte. „Weil mein Popo immer noch weh tut. Deshalb.“ Sie rieb mit ihrer Hand über die schmerzende Stelle.
„Hast du Ergebnisse für mich?“
Tommy erschien neben ihnen und warf Sabby ein kurzes Lächeln zu. Deren Augen erhellten sich schlagartig und sie fuhr mit ihrem Reden fort.
„Ich habe die Leiche nochmals mit dem Tierlexikon vergleicht.“
„Verglichen ist die richtige grammatikalische Form.“ mischte sich Tommy ein.
„Siehst du“, Mias Stimme war beinahe nur noch ein leises Krächzen. „Das mag sie so an dir Mr.TomTom, du bist immer sooo perfekt.“
„DAS spielt aber gerade keine Rolle.“ zischte Gibbs noch, bevor Mia endgültig verstummte und sich stöhnend auf der kleinen Polstercouch niederließ.
„Es handelt sich hundertprozentig um eine „Musca domestica“ auch Stubenfliege genannt. Laut meinem Wikipedia-Kinder-PC gehört die Stubenfliege zur Familie der Echten Fliegen, sie…“
Sabby blickte in Diggs Gesicht. „Das interessiert dich nicht, verstehe! … Folgt mir.“ sprach sie und ging einen Tisch weiter. Sie griff nach einem langen Stil mit einem löchrigen Quadrat an einem Ende und hielt das Gebilde Diggs unter die Nase. „Eine Fliegenklatsche,…. die meist angewendete Mordwaffe bei dieser Tierart. Allerdings hinterlässt sie rote Spuren, sogenanntes Fliegenblut, bäh, und die Fliegen sehen hinterher….“ Sie zeigte auf zwei Exemplare, die sie liebevoll auf Watte gebettet in einem Suppenteller aufbewahrte. „….etwas vermatscht aus.“
„Fliegenklatsche ist also ausgeschlossen.“ fasste Diggs zusammen. „Weiter!“
„Laut Wikipedia-Kinder-PC benutzen Mörder auch gerne Haarspray.“ Sie griff nach einer Dose, öffnete sie und hielt sie unter Diggs Nase. „Haarspray von Miss Smith …. riecht lecker, was?“ Sie hob die Arme und stöhnte kurz auf. „Der Geruchstest war aber auch negativ.“ Jetzt verschränkte sie die Arme vor dem Körper und drehte sich entschlossen zu den anderen um. „Angesichts der Aussage von Rocky, dass das Tier ziemlich trocken war, befürchte ich, wir müssen bei dem ganzen hier Mord ausschließen. Das arme Tier ist wohl einfach an Altersschwäche gestorben.“
„Wie LANGWEILIG“ kam es gleichzeitig von Taljah, Tommy und Diggs.
„Alle Arbeit umsonst.“ murmelte Tommy und wunderte sich über Taljahs entschiedenes Kopfschütteln. „Nicht ganz, Tommy“ Sie stieß ihn leicht in die Seite. „Mia hat doch keine Stimme mehr.“ grinste sie und die Kopfnuss von Diggs nahm sie mit Freude entgegen.

Mia saß auf dem bequemen Sofa und wackelte mit ihren nackten Zehen, in den neuen rosafarbenen Sandalen. Die Schuhe waren ihr neustes Highlight und sie hatte dafür, mit Ziva, schwer kämpfen müssen. Nur am Rande hatte sie das Gespräch ihrer Freunde verfolgt. Erst als das Wort LANGWEILIG fiel, wendete sie den Blick von ihren Füßen. „Oh nein“ schoss es ihr durch den Kopf. Die ganze Befragung war also umsonst. Das Leben konnte so gemein sein und dabei wurden ihre Halsschmerzen immer schlimmer und sprechen konnte sie auch so gut wie nicht mehr. Ihre Hand griff an ihren Hals und sie schluckte schwer. Doch dann erschien ein riesiges Grinsen auf dem Gesicht des Mädchens und von den anderen unbemerkt schlich sie sich leise davon.

„Mis,, Cl...mb..la..d“, Milena versuchte sich zu räuspern, aber ihre Stimme wurde dadurch nicht besser, darum fasste sie sich wieder an den Hals und sah ihre Erzieherin mit wehleidigen Augen an.
„Milena, was hast du denn wieder angestellt?“, fragte die Angesprochene sofort und kniete sich neben das kleine Mädchen.
„Hal..sch..rzen“, versuchte sie sich verständlich zu machen und strich ihr pinkfarbenes T-Shirt glatt.
Ihre Erzieherin verstand sie auch so und nahm sie mit einem Lächeln an die Hand. Endlich hatte der liebe Gott ihre Gebete erhört. Für heute war es Schluss mit der Fragerei. Sie atmete befreit tief durch. „Na, dann komm mal mit ins Büro, da bekommst du was zum lutschen und ich ruf deinen Vater an, damit er dich heute schon früher abholt.“

Wenige Minuten später saß Milena DiNozzo auf dem Schreibtischstuhl von Miss Smith, drehte diesen im Kreis, ließ die Beine baumeln und lutschte zufrieden grinsend, an einem Schokoladeneis. Halsschmerzen konnten auch LECKER sein.






02.05.2011
SPOT ON „HAPPY HOLIDAY“



Taljah saß etwas abseits in der Ruheecke des Kindergartens und ließ ihren Gedanken freien Lauf. Urlaub, was bedeutete schon Urlaub? Sie hatte bisher noch nie welchen gemacht und brauchte das auch nicht, dachte sie trotzig. Warum nur hatte sich ihre Mutter dazu bereit erklärt, Tali mitfahren zu lassen. Sie verstand das gar nicht. Wenn sie sich vorstellte, jeden Tag der nächsten Woche, Milenas Gequassel zu hören, wurde ihr jetzt schon ganz schummerig. Naja, sie würde einfach versuchen Mia zu ignorieren und sich dafür an Tante Ziva halten. Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. Urlaub am Meer. Irgendwas hatte das auch für sich.

„So Mädchen, wir sind da. Aussteigen!“, dröhnte Tonys Stimme nach hinten. Sie waren den ganzen Morgen unterwegs gewesen. Er war froh, mal wieder laufen zu können. „Dad, schön dich zu sehen“, sagte Tony als sich sein Vater dem Wagen näherte.
„Junior, ich freue mich auch euch zu sehen. Ziva du siehst bezaubernd aus“, und während er seine zukünftige Schwiegertochter in den Arm nahm, rollte Tony mit den Augen. Dieser alte Charmeur, dachte er grinsend und streckte eine Hand nach ihr aus.
„Dad, nur um das noch einmal klar zustellen, sie gehört mir.“
„Grandpa, wir sind auch noch da“, kam es von Milena und sie zupfte ihm an der Hose.
„Oh, wie könnte ich denn zwei so reizende Mädchen übersehen“, sagte er und ließ sich vor den beiden Kleinen auf ein Knie nieder. „Hallo Mia ich freue mich sehr dich zu sehen. Und du musst Zivas Nichte sein. Taljah, das ist ein schöner Name“, sagte er. „Mrs. Colemann, meine Haushälterin wartet schon in der Küche auf euch mit Schokoladen-Muffins.“ Das musste er nicht zweimal sagen. Seine Enkelin bekam das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.
„Komm Tali, die sind so super... die wirst selbst du mögen“, sagte sie und nahm ihre Freundin fest an der Hand. „Und danach zeig ich dir mein Baumhaus.“ Während ihr Grandpa ihre Eltern ins Haus führte, machten sich die Mädchen auf zur Küche.

„Milena, mein kleiner Nimmersatt“, wurden sie in der Küche freudig begrüßt und jetzt war es Taljah die ihr Lächeln nicht mehr verbergen konnte. Endlich mal jemand der in Mia dasselbe sah wie sie. „Hallo Susan“, sagte Mia. „Grandpa sagt, du hast Muffins gebacken. Wir haben solchen Hunger“, jammerte sie gleich los.
„Ich nicht“, sagte Taljah schnell. „Süßigkeiten sind außerdem ungesund, sagt meine Mom“, teilte sie der Haushälterin mit. Diese lächelte sie an. „Diese nicht. Ich habe sie frisch gebacken, nur mit frischen Bio-Produkten.“
Tali war sich nicht sicher, warum diese dann nicht mehr ungesund sein sollten, aber sie nickte erst einmal und sah der Frau zu, wie sie zum Küchenschrank ging, um die Platte zu holen. Plötzlich stockte sie. „Das gibt es doch nicht. Da fehlt ja schon wieder einer. Das ist jetzt schon der zweite. Ich versteh das nicht.“
Die Mädchen warfen sich einen Blick zu. Das könnte interessant werden. „Was ist denn, Susan?“, fragte Mia.
„Wir haben hier einen Dieb Milena. Das geht jetzt schon Tage so. Immer wieder fehlt etwas. Mal ein paar Scheiben Wurst, dann Käse, oder wie jetzt frischer Kuchen.“
Taljah kam nun auch näher. „Hat der Dieb Spuren hinterlassen?“
„Spuren?“, die Haushälterin fuhr herum. „Mädchen, ihr seht zu viele Filme. Nein, mir ist jedenfalls nichts aufgefallen. So, hier habt ihr eure Muffins und jetzt raus mit euch, geht spielen“, und mit diesen Worten scheuchte sie sie aus ihrem Reich.

Tommy saß derweilen in der Malecke und zeichnete zum gefühlten 1000sten Mal ein Strichmännchen, dabei presste er unbewusste die Zunge zwischen seinen Lippen. Es waren Ferien und ziemlich wenige Kinder im Kindergarten. Diggs verbrachte die Tage bei seiner Mama zu Hause und wollte an seinem Boot bauen, Sabby war mit ihrer Tante beim Kegelausflug und Rocky, ja der hatte seinen Blick seit Stunden nicht vom Biologiebuch gehoben. Und ohne Mia und Tali war der Vormittag ziemlich langweilig gewesen und so hatte er sich vorgenommen eine kleine Bildergeschichteüber den Puppenmörder zu malen.
„Nee“, er schüttelte frustriert den Kopf. Dieses Männchen war auch nicht gut. Abermals zerknüllte er das Papier und schmiss es in den Papierkorb, der bereits kurz vorm Überlaufen war. Wieder „Punkt, Punkt, Komma, Strich“, Mist, jetzt ist der Mund schief. Er seufzte und zerriss das Blatt.
Im Hintergrund hörte er die Türklingel und kurz darauf das Rufen von Miss Cumberland.
„Tommy, du bist abgeholt.“ Die Erzieherin streckte kurz den Kopf zur Tür herein. „Dein Mutter und ich sind kurz im Büro. Deine Schwester ist im Flur. Kommst du?“
Tommy schielte auf den Berg der zerknüllten Zeichnungen und rümpfte die Nase. Heute war er nicht besonders weit gekommen mit seiner Bildergeschichte. Doch Morgen würde er die Szenen von ….
Draußen im Flur rumpelte es laut und entsetzt ließ Tommy alles stehen und liegen. In Windeseile rannte er raus in die Garderobe und blieb entsetzt im Türrahmen stehen.
Dort, inmitten der Hausschuhe und Brotzeittaschen, saß seine kleine fast 2jährige Schwester, Tränen überströmt, von oben bis unten mit rotem Zeug bekleckert. Mit einem Satz sprang er zu ihr, ließ sich auf die Knie nieder und strich über ihren kleinen Kopf. „Was ist passiert?“ Diese hob die Hände und blickte erst auf die, mit Himbeersirup verschmierten Hände und dann auf eine Brotzeitdose, die vor ihr auf dem Boden lag. „Putt gemacht“
Das Entsetzen in Tommys Gesicht wurde noch größer. Auf dem Boden lag Mias Hello Kitty Brotzeitbox, und diese war kaputt. Der Junge verfluchte Mias Vergesslichkeit, mal wieder hatte sie alles liegen lassen und er hatte jetzt den Ärger. Wieder musste er die ganze Arbeit machen. Der Pfannkuchen vom Vortag klebte auf dem Boden, der klebrige Sirup zierte Emma.

Familie DiNozzo und Taljah verbrachten herrliche Tage am Meer. Die beiden Mädchen tobten ausgelassen durch das erfrischende Wasser, ärgerten sich gegenseitig, stritten und vertrugen sich wieder. Mia war ständig damit beschäftigt, die schöne Landschaft zu fotografieren. Ihr Daddy konnte mal wieder nicht nein sagen, und so hatte Mia ihre erste eigene Kamera bekommen.
Nach einem anstrengenden Ausflug kamen sie in der Abenddämmerung nach Hause. Tony und Ziva wollten noch einen kurzen Abstecher ans Meer machen und so durften die Mädchen das erste Mal seit ihrer Ankunft mit dem Großvater in dessen Arbeitszimmer. Während Taljah sich müde auf der Couch niederließ, begutachtete Mia das Aquarium.
Mias Blick wanderte nun von einer Seite zur anderen, in jedem Winkel suchte sie nach den Fischen, die bei ihrem letzten Besuch bei ihrem Großvater noch in diesem riesigen Aquarium herum geschwommen sind. Hatten sie sich heute so gut vor ihr versteckt. Sie biss sich auf die Unterlippe.
„He, Grandpaaaaaaa“ schrie sie durchs Zimmer. „Wo sind denn die Goldfische?“
Tonys Vater setzte sich in seinem gemütlichen Sessel auf, in dem er es sich nach dem anstrengenden Ausflug gesetzt hatte und sich nun als Belohnung eine Zigarre leistete. Taljah schien das nicht zu gefallen, immer wieder fuchtelte sie mit den Händen vor ihrem Gesicht herum, um den Rauch von ihrer zarten Nase fernzuhalten.
Das hustende Mädchen ignorierend, blickte er mit einem traurigen Gesicht zu seiner Enkelin. „Die Goldfische sind leider krank geworden, Mia und dann gestorben.“
Mia schob die Unterlippe vor. „Wie SCHADE, woran sind sie denn gestorben?“
Taljah schielte auf die Zigarre im Mund des Mannes, hob das Kinn und blickte mit kräftigem Ausdruck in Mias Augen. „Bestimmt an Rauchvergiftung.“ zischte sie und runzelte die Nase.
„Meinst du ehrlich?“ kam es über Mias Lippen und sie drehte sich zurück zum Aquarium.
Mr. DiNozzo senior legte die Stirn in Falten, zog eine Augenbraue nach oben und setzte ein breites Grinsen auf. Amüsiert wuschelte er Taljah durchs lockige Haar.

Wenig später saßen die Urlauberinnen im Baumhaus und sahen aufs Meer hinaus. Tali steckte sich gerade den letzten Krümel in den Mund. Das musste sie Mia ja lassen. Das tägliche Muffin hatte auch heute wieder wirklich herrlich geschmeckt und sie leckte sich die letzte Schokolade von den Fingern.
„Es sind schon wieder Sachen in der Küche verschwunden.“ murmelte Mia.
„Was meinst du. Sollen wir uns heute Nacht in der Küche auf die Lauer legen und den Dieb fangen?“, fragte Taljah ihre Freundin.
„Oh ja, das wird bestimmt Spaß machen“, kam es von Mia so aufgeregt, das Tali direkt mit den Augen rollte.

Als alle schliefen schlichen sich die Mädchen in die Küche. Beide hatten sich vorher bewaffnet. Milena mit Opas Taschenlampe, Gummibärchen und ihrer Puppe. Taljah mit fünf Büroklammern. Gott sei Dank hatte sie hier im Büro des alten Herren ein volles Glas gefunden, so dass sie sogar die Farben hatte aussuchen können, denn man wusste ja nie was so alles passieren konnte. Vorsichtig schauten sie sich in der Küche um. Öffneten Schränke und schauten in Schubladen. Auf der Anrichte standen immer noch die Muffins. Mia bekam schon wieder leuchtende Augen, doch Tali schlug ihr leicht gegen den Arm. „Hey, wir sind nicht zum Essen hier. Schade, dass Sabby und die anderen nicht ihr sind. Sabby würde bestimmt ein paar Spuren finden“, dann machten sie es sich unter dem Tisch in der Ecke gemütlich und löschten die Taschenlampe.

Milena brauchte nur wenige Minuten, bis sie eingenickt war. Taljah beobachtete sie eine Weile und bemerkte das mulmige Gefühl, dass sich in ihrer Magengegend breit machte. Sie wollte so gerne jetzt bei ihrer Mama sein. Sie biss sich auf die Unterlippe, haderte noch einen Moment und krabbelte dann unter dem Tisch hervor. Wenn sie sich recht erinnerte, befand sich das Telefon draußen im riesigen Eingangsbereich. Beinahe lautlos schlich sie aus der Küche, warf noch einen letzten Blick über ihre Schulter und rannte los. Als sie vor dem Telefon stand huschte ein stolzes Lächeln über ihr Gesicht, zum Glück kannte sie drei Telefonnummern auswendig. Die von ihrer Mama, die von Mia und dann die von Diggs. Sie wählte die erste Nummer und als sie das Klicken des Anrufbeantworters hörte, überfiel sie erneut das Gefühl der Traurigkeit. Sie wischte sich mit dem Ärmel ihres Schlafanzugs übers Gesicht und wählte mit feuchten Augen die nächste Nummer.

„He Diggs“ Die Mutter von Diggs kam in den Garten und hielt ihrem Sohn den Telefonhörer hin. „Ein Ferngespräch.“ Verwirrt und neugierig musterte sie ihren Sohn.
„Wer ist das?“ fragte Diggs wenig neugierig, denn eigentlich war er gerade dabei seine Holzhütte im Garten zu verschönern.
„Ein Mädchen, klang sehr aufgeregt.“ Die Mutter drückte ihm den Hörer in die Hand.
„Ja Diggs“ grummelte der Junge zur Begrüßung.
„Hallo, wie ist es in Washington?“ Taljah versuchte, ihre Stimme normal klingen zu lassen. Schließlich wollte sie nur eine bekannte Stimme hören, um neue Kraft zu sammeln und nicht als verweichlicht rüberkommen.
„Tali, woher hast du die Nummer.“ Diggs, am anderen Ende des Telefons hob eine Augenbraue. Um den Blicken seiner Mutter auszuweichen, ging er um die Hausecke und lehnte sich lässig gegen die Mauer der Garageneinfahrt.
„Von Sabby“ flüsterte Taljah. „Und wenn es dich beruhigt, ich habe sie gezwungen sie mir vor meiner Abreise zu geben.“
„Nein, das beruhigt mich nicht. Was ist los?“ Diggs hatte längst die Anspannung in Taljahs Stimme erkannt.
„Wieso muss immer gleich etwas los sein? Kann ich nicht einfach einen Freund anrufen und hören, wie es ihm so geht.“
„Heut noch, Taljah“
„Ok“ Tali ließ sich am Geländer auf die erste Treppenstufe hinunter gleiten. „Ich hab vielleicht ein paar kleine Problemchen.“
„Ach ja, was heißt kleine?“
„Mia redet ununterbrochen, ständig muss ich Süßigkeiten essen, der Zigarrenqualm von Mias Grandpa stinkt…“
„Hör mal Taljah, ich habe Ferien, ich bin dreitausend Meilen weit weg, was könnte ich für dich tun?“
„Ehrlich gesagt, weiß ich´s nicht…..“ Die Tränen kullerten über ihr Gesicht. „ Ich hatte gehofft, vielleicht, könntest du mich retten?!“

Natürlich hatte das Gespräch mit Diggs sie nicht wirklich weitergebracht, aber zumindest war das mulmige Gefühl jetzt etwas gedämpft und genau so leise, wie sie weggekrochen war, krabbelte sie zurück unter den Tisch. Mia schlief noch immer.
Zwei Stunden später hörte Taljah plötzlich Geräusche von der Tür. Sie hob ihre Hand und schubste die, leise vor sich hin schnarchende Mia an. „Hey, Psssst, da kommt wer.“
Milena rieb sich ihre Augen. „Mensch Tali, du hast ganz schön geschnarcht, ich konnte gar nicht schlafen.“
Die kleine Israeli sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ihre fast schwarzen Augen hatte sie beinahe zu Strichen verengt. „ICH? DU...egal. Da kommt wer.“
Sie hörten die angelehnte Tür zum Kellerraum leise quietschen, dann öffnete sie sich. Das nächste, was sie vernahmen war ein leiser Plumps und ein Schaben, welches sich nach der Kuchenplatte anhörte. „Mia, mach die Taschenlampe an.“ Milena richtete die Lampe auf die Küchenzeile und drückte den Knopf. Helle Augen blitzten sie an, dann hörten sie ein lautes Fauchen, in Kombination mit einem Miauen.
„Eine Katze!“, entfuhr es Tali. Im Licht der Taschenlampe konnte sie das Tier jetzt besser sehen. Ein kleines rotbraunes Fellbündel mit leuchtend grünen Augen sah sie ängstlich an. Es war noch jung und es schien Hunger zu haben. Tali ging mit ausgestrecktem Arm auf das Tier zu. „Hey Miau, du bist aber ganz eine Liebe“, gurrte sie, dann hatte sie die Anrichte erreicht und konnte das Tierchen anfassen. Der kleine Körper drückte sich sofort an ihre Hand. „Oh, sie mag mich“, flüsterte sie leise.
„Woher weißt du das das eine Sie ist?“, fragte Mia verwirrt.
„Weiß ich nicht, aber es heißt doch DIE Katze und nicht DER Katze, oder?“
„Mhm, da hast du auch wieder recht“, kam es von Mia ebenfalls leise und sie beobachtete das Spiel entzückt. Taljah schien ganz verändert. Das sonst so kalt wirkende Mädchen, hatte also einen weichen Kern. Wer hätte das gedacht. Sie streckte ihre Hand nach dem Hauptlichtschalter aus und knipste die Deckenlampe an. Dann ging alles ganz schnell. Die kleine Katze erschreckte sich, gab ein lautes Fauchen von sich und gab Gas. Auf ihrer Flucht sprang sie auf die Platte mit Muffins und diese fiel mit einem lauten Krachen auf den Boden. Dann sprang sie in ihrer Panik auf Milenas Schulter, dass diese laut aufschrie, was alles nur noch verschlimmerte und ergriff dann endgültig die Flucht. Im gesamten Haus ging das Licht an. Tony und Ziva standen kurz darauf mit ihren Waffen im Anschlag in der Küche und auch ihr Opa war schon im Morgenmantel auf der Treppe.
„Was zum Henker macht ihr hier“, Tonys Stimme donnerte durch die Küche, während er seine Waffe senkte.
Taljah, die gesehen hatte, dass das kleine Fellbündel sich hinter der Tür verzogen hatte, ließ die Stelle nicht aus den Augen. Langsam ging sie darauf zu und schlich sich dahinter, während Mia ihren Eltern versuchte, die Situation zu erklären. Sie näherte sich wieder dem Tierchen. Seltsamerweise schien es zu ihr Vertrauen zu haben, denn wieder drückte es seinen Kopf gegen ihre Hand und ließ sich von ihr einfach auf den Arm nehmen. Dann kam sie mit ihm wieder heraus. „Das ist der Dieb. Ist sie nicht süß?“, fragte sie mit einem Lachen in der Stimme und wies mit dem Kinn auf das kleine Kätzchen.
„Oh“, machte Ziva. „Ja, Tali das ist sogar sehr süß.“ Langsam kniete sich ihre Tante neben sie und streichelte ebenfalls das kleine Wesen.
Vater und Tochter standen zusammen davor und beobachteten die Szene. Tony zog die Nase kraus. Eine Katze?, dachte er und spürte, wie sich ein Juckreiz bildete. „HATSCHI“, machte es da laut. „´schuldigung, meine Allergie“, sagte er und zog die Nase hoch.
Taljah sah ihre Tante an. „Darf ich sie behalten? Bitte Tante Ziva. Mom hat bestimmt nichts dagegen, zu Hause hatten wir auch Katzen. Bitteeee.“ Oh Gott, sie hörte sich schon an wie Milena wenn sie etwas wollte, aber das kleine Fellbündel fühlte sich einfach zu gut an in ihren Armen und sie hatte das Gefühl genau das Richtig zu tun.
Die Stille, die sich daraufhin ausbreitete, wurde nur von gelegentlichen HATSCHI Geräuschen von Tony unterbrochen, der sich jetzt geräuschvoll die Nase putze.
„Okay, ich spreche morgen mit deiner Mutter, wenn sie nichts dagegen hat und es hier kein Kind gibt, dann kannst du sie mitnehmen.“
„Danke Tante Ziva“, kam es von Tali und sie drückte ihre Nase in das schnurrende Kätzchen.
Tonys Vater stand in der Türzarge und lächelte. „Tja Kinder. Die Katze muss aber raus aus dem Haus, sonst haben wir hier morgen einen kranken Junior und das möchte, glaube ich, niemand.“
Tony warf seinem Vater einen bösen Blick zu, den dieser aber ignorierte. „Ihr könnt mit dem Kätzchen im Baumhaus schlafen. Was haltet ihr davon?“, fragte er die Mädchen.
Die Beiden bekamen große Augen. „Ehrlich Grandpa?“, und als dieser wieder nickte, wandte sie sich an Tali. „Komm, das wird spannend“, sagte sie, ergriff ihre Freundin am Arm und zog sie aus der Küche.

Ziva hatte schon die Scherben aufgehoben und sah jetzt den Mädchen hinterher. Tony warf seinem Vater einen strafenden Blick zu. „Dad, ich weiß nicht „HATSCHI“ ob das so eine gute Idee war. Sie sind noch zu klein um schon allein zu schlafen „HATSCHI“.
„Doch Junior, ich denke schon. Ich kann mich an deine Allergie nur zu genau erinnern und außerdem, hier auf der Insel passiert ihnen schon nichts. Und jetzt lasst uns versuchen noch ein wenig zu schlafen. Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich brauche meinen Schönheitsschlaf.“

„Jetzt komm endlich ins Bett Tony. Was soll ihnen denn geschehen. Sie sind sicher da oben.“
„Sie haben ein wildes Tier dabei „HATSCHI“. Wer weiß, vielleicht hat es eine ansteckende Krankheit, oder es beißt sie. Es kann so viel „HATSCHI“ passieren, Ziva“, kam es vom Fenster, doch er drehte sich zu ihr um und kam ans Bett. „Ich geh nur noch kurz was trinken, dann komm ich.“ Auf dem Weg zur Tür blickte er noch einmal aus dem Fenster, was Ziva zum schmunzeln brachte.

Anthony DiNozzo Senior stand am Fenster in seinem Zimmer und blickte auf das Baumhaus, als es an seiner Tür klopfte. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Komm rein Anthony.“
Tony trat hinter seinen Vater. Kurz blickten sie zusammen aus dem Fenster. „Du übernimmst die erste Schicht, ich die zweite und morgen tauschen wir dann. Okay Dad?“
„Ja mein Sohn, geh schlafen ich pass auf die Mädchen auf.“

Zum Frühstück kamen die Beiden wieder zurück ins Haus. Nachdem sie sich gewaschen und umgezogen hatten, saßen sie am Tisch im Esszimmer und verputzten heißhungrig ihr Frühstück. Kurz darauf lief Tali noch einmal zurück zu ihrem Kätzchen, um auch dem Kleinen etwas zum fressen zu bringen.
„Na Milena, wie war die Nacht?“, fragte ihr Grandpa währenddessen seine Enkelin, die noch genüsslich ihren Kakao schlürfte.
„Gut Opa“, antwortete Mia einsilbig.
„Und wer hat auf dem Schlafsack schlafen dürfen?“
„Taljah, ich hab ihr den Vortritt gelassen. Immerhin ist sie ja noch kleiner als ich.“
„Braves Mädchen“, lobte ihr Opa.

Tali kniete zum gleichen Zeitpunkt auf dem Terrassenboden und beobachte ihr Kätzchen, wie dieses genüsslich ihre Milch schleckte.
„Hallo Tali, na wie war die erste Nacht mit deinem Kätzchen?“, fragte Ziva ihre Nichte und wuschelte ihr durch die Locken.
„Oh gut, nur etwas hart. Denn da oben gibt es nur eine Schlafgelegenheit und die brauchte Mia ganz dringend für sich, weil ihr von Spots Sprung noch der Rücken wehtat.“
„Ich habe übrigens schon mit deiner Mutter gesprochen, du darfst das Kätzchen behalten. Und wie ich höre hat es ja auch schon einen Namen“, teilte sie ihr lächelnd mit.
Taljahs Gesicht erhellte sich. „Oh das ist ja so schön. Das muss ich gleich Mia sagen“, sagte sie und rannte schon ins Wohnzimmer.

Lächelnd blickte Taljah am letzten Abend aus dem Fenster des Wohnzimmers und sah eine ziemlich zerknirschte Milena unter dem Dachvorsprung des Eingangsbereichs stehen. Und eigentlich tat es ihr auch schon wieder leid, sie in den letzten Stunden so gequält zu haben, sie hatte sie ignoriert und wollte einfach mal alleine sein. Mia war so anstrengend gewesen in den letzten Tagen und sie hatte dringend eine Pause vom ununterbrochenen Reden gebraucht. Also hatte sie sich dünne gemacht, doch Mia war ihr ununterbrochen gefolgt. Nun stand ihre Freundin einsam vor der Tür und blickte in den Himmel. Es regnete in Strömen, das erste Mal im Urlaub. In der Hand hielt Mia eine Schachtel mit Süßigkeiten und stopfte einen Schokoriegel nach dem anderen in den Mund. Tali rieb sich die Nase und fasste einen Entschluss. Sie griff die beiden Trinkflaschen, die vom Abendessen noch auf dem Tisch standen und seufzte tief. Dann trat sie vor die Tür.
„Warmer Kamillentee. Trink, das ist keine Bestechung.“
„Seit wann wusstest du, dass..“ Mia blickte sie verwirrt an.
„…das du mir nachläufst?“ Taljah schenkte ihr ein mildes Lächeln. „seit ich das Baumhaus verlassen hab.“
„Das kann nicht sein.“ schnaubte Mia, die sich sicher war, dass Taljah von ihrer Verfolgung nichts mitbekommen hatte.
„Mit Puppe, erst hinter dem großen Baum, dann hinter der Mülltonne, verloren hast du mich in der Eingangshalle…“
„Schon gut, du wusstest es.“
„Trink das. Es ist kalt hier draußen.“ Erneut hielt Taljah ihrer Freundin die Trinkflasche hin und zögerlich nahm diese an. Mit der Trinkflasche und der Schachtel in der Hand ging Mia daraufhin die letzten zwei Stufen des Treppenabsatzes hinunter und versuchte die Süßigkeitenschachtel in die Mülltonne zu schieben.
„Da ist noch ein Stück drin.“ kam es verwundert von Tali. Mia drehte sich um, kam zurück und drückte dem Lockenkopf den letzten Schokoriegel in die Hand.

Wenig später war der Streit schon wieder vergessen und da es noch immer regnete hatten es sich die Mädchen auf der riesigen Couch im Wohnzimmer breitgemacht und sahen sich die Fotoaufnahmen von Mia an. Mia sah sich Bilder an, während Taljah total vertieft ein Bilderbuch las.
„Schau mal Grandpa, das sind die ersten Bilder“, sagte sie und drückte ihm den ersten Stapel in die Hände. Ihr Großvater schmunzelte als er sich ihre verwackelten Bilder ansah und zu jedem ein Feedback gab. Die meisten Bilder zeigten nur die Gegend, aber ein Foto war dabei, das aus der Menge heraus stach. Anthony Senior drehte dieses zu ihr um. „DAS Mia, das zeigt das Leben.“

Die fünf Tage waren viel zu schnell vorbei und es hieß schon wieder Abschied nehmen. Abschied, vom Meer, an dem Tali und Mia viel Zeit verbracht haben, Abschied von Grandpa, den auch Taljah vermissen würde und Abschied von Susans leckeren Muffins und Brownies. Aber von ihrem Spot brauchte sie sich nicht verabschieden, denn ihn konnte sie mitnehmen. Eine Untersuchung beim zuständigen Distrikt Tierarzt hatte bestätigt, dass es sich um ein kleines Katerchen handelte und der Name also mehr als berechtigt war. Jetzt stand Spot in einer Transportbox zwischen den beiden Mädchen, die schon im Auto saßen. Mia zwinkerte ihrer Freundin zu und legte den Kopf leicht schief. „Na dann, lass uns den Dieb nach DC überführen.“
Zum Abschied winkten die Mädchen von der Rückbank dem Großvater ein letztes Mal zu.
„Fahrt vorsichtig, ja und ruft an, wenn ihr da seid.“
„Mein Gott Dad „HATSCHI“. Das ist doch keine lange Fahrt“, sagte sein Sohn und rollte mit den Augen.
„Ich weiß, aber du siehst übermüdet aus und deine Allergie wird nicht besser, wenn ihr das Tierchen gleich im Auto dabei habt.“
Ziva warf ihrem Verlobten einen besorgten Blick zu. Tony hatte es wirklich schwer erwischt, er hatte dunkle Ränder unter den Augen und nieste in einer Tour. „Darum werde auch ich fahren“, und an ihren Freund gewandt fügte sie hinzu. „Und du kannst noch etwas schlafen“, sagte sie, nahm ihm den Schlüssel aus der Hand und stieg schon einmal ein.
„Tja Junior, ich hab dir gleich gesagt du übertreibst mit deiner Aktion“, sagte er Kopfschüttelnd.
Tony schenkte ihm ein kleines Lächeln, bevor sich sein Gesicht wieder zu einem Niesen verzog. Frustriert fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. Jetzt hatten sie eine Woche Urlaub gehabt und er fühlte sich reif für die Insel. Wenn er an die Rückfahrt dachte, wurde ihm jetzt schon anders.

Heute war der erste Tag nach dem Urlaub. Mia war schon ganz aufgeregt. Sie hatte ihren Rucksack mit allen selbst geknipsten Fotos vollgepackt. Sie war so stolz auf ihre Bilder und konnte es kaum erwarten sie dem Team und den anderen Kindern zu zeigen.
„Daddy, jetzt mach, wir kommen zu spät“, rief sie ins Badezimmer.
Tony steckte seinen Kopf aus dem Zimmer. „Ich beeil mich Prinzessin, versprochen“, und schon war die Tür wieder zu. Mia seufzte, sie hasste warten.

Milena saß im Vorraum auf einer kleinen Bank. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie Tali schon länger nicht mehr gesehen hatte. Sie war einfach zu sehr auf ihre Bilder fixiert gewesen. Jetzt hatte sie auch dem letzten Kind und jeder Erzieherin ihre Bilder gezeigt. Viele waren verwackelt, andere zeigten den Strand, das Haus oder das Wasser. Langsam sah sie sich alle noch einmal in Ruhe an. Dann hatte sie plötzlich ein Besonderes in der Hand und ein verträumtes Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht.

Taljah näherte sich Mia und setzte sich leise ihr gegenüber auf die andere Bank. Lächelnd betrachtete sie Milenas verklärten Blick, dann räusperte sie sich vernehmlich.

Mia blickte über den Bildrand, dann erwiderte sie das Lachen ihrer Freundin. „Ich habe mein Lieblingsbild gefunden“, teilte sie ihr mit, drehte das Foto um und gab es Tali zur Betrachtung. Diese nahm es in die Hand und ihr Lachen wurde breiter, als sie nickte und Mia das Foto anschließend zurück gab. Diese warf noch einmal einen Blick auf das Bild. Es zeigte Taljah wie sie auf der Terrasse glücklich lachend mit ihrem Kätzchen spielte. Ja, dachte Mia, als sie das Foto wieder wegsteckte. Opa hatte recht, das Leben konnte so schön schein.


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10.05.2011
"DIE KLEINE SCHWESTER"




„Es war keine Absicht von meiner Schwester.“ Tommy wehrte sich vehement gegen Milenas Vorwürfe.

„Warum verteidigst du sie, sie hat meine Hello-Kitty-Box kaputt gemacht. Es gibt genügend Leute, die das bezeugen können.“ Mia hatte die Hände in die Seite gestemmt und blickte böse zu ihrem kleinen Freund, der nervös mit seinen Fingern spielte. „Miss Cumberland hat gesagt, sie war über und über mit Himbeersirup bekleckert. Also, ich frag dich nochmal: Wieso verteidigst du sie?“

„Weil sie meine kleine Schwester ist.“ schrie Tommy dem Mädchen entgegen und biss sich danach vorsichtig auf die Unterlippe.

„Kaputt ist kaputt“ maulte Mia und stampfte mit dem Fuß auf. Alleine die Erinnerung an die anstrengende Zeit, die Überredungskünste und Bestechungsversuche bei Ziva und ihrem Dad, machten sie so wütend. Der Umstand, dass der Kaputtmacher ein zweijähriges Kind war, besänftigte sie auch nicht.

Flashback Die Anschaffung der HELLO-KITTY-BOX (SC Uramerikanisch by Mara Jade)

Tommy legte seinen Kopf schief und versuchte es mit seinem bezaubernden Augenaufschlag. „Sie ist doch noch so klein.“

„Trotzdem werde ich mit ihr reden müssen.“ mischte sich Diggs ein. „Man kann nicht einfach so was kaputt machen. Das erklär ich ihr nochmal.“

„Das hab ich ihr schon gesagt.“ murmelte Tommy und in seinen Augen bildeten sich erste kleine Tränchen.

„Aber du bist ihr Bruder. Wenn ich mit ihr rede ist das sicher besser.“ Diggs klopfte dem traurigen Jungen auf die Schulter. „Wart´s ab.“ grummelte er und wandte sich zu Taljah und Mia. „Wenn Tommy abgeholt wird, bringt ihr die Kleine zu mir.“

Über Milenas Gesicht zog sich ein großes Grinsen. „Na klar“ Diggs würde sie sicherlich zum reden bringen.

Eine Stunde später saßen die Mädchen auf dem Klettergerüst und ließen die Beine baumeln. Taljah war bis ganz nach oben geklettert, während es Mia sich etwas tiefer gemütlich gemacht hatte. Während die kleine DiNozzo Prinzessin mit dem Versuch beschäftigt war, mit ihrer Spucke eine große Blase zu bilden, dachte Taljah über Mias Hello-Kitty-Box nach. Sie fand den Umstand, dass die rosa Brotzeitbox kaputt war, gar nicht so schlimm. Eigentlich freute sie sich sogar. Ein kleines bisschen zumindest. Plötzlich zog Milena an Taljahs Schuh.

„Was, Mia?“ genervt sah der Lockenkopf nach unten. „Nicht ziehen, oder willst du, dass ich hier runterfalle?“

„Wäre eine günstige Gelegenheit.“ grummelte Mia, die von der ewigen Meckerei ihrer Freundin bereits etwas frustriert schien. Andererseits wäre es ohne Taljah aber auch ziemlich langweilig. Sie hätte niemanden mehr zum ärgern. Doch zum Streiten hatten sie jetzt keine Zeit, sie hatten einen Auftrag.

„Tommys Mutter kommt“ Mia zeigte auf den kleinen Fußweg, der am Zaun des Kindergartens entlang führte. Eine Frau mit Kinderwagen steuerte gerade den Eingangsbereich an, stellte den Wagen ab und nahm das 2jährige Mädchen heraus.

Während Mia vorsichtig herunter kletterte, sprang Taljah mit einem Satz vom Klettergerüst und wartete dann ungeduldig, mit einem triumphierenden Grinsen im Gesicht, am sicheren Boden auf ihre Freundin. Nach Taljahs Empfinden dauerte es eine Ewigkeit bis Mia ankam und schließlich rannten sie gemeinsam zurück in das Gebäude.

Im Eingangsbereich des Kindergartens saß das kleine Mädchen. In den Händen hielt sie ein Bilderbuch und blickte fasziniert und total versunken auf die Tierabbildungen. Den linken Daumen hatte sie bis zum Anschlag in den Mund geschoben und nuckelte genüsslich darauf herum.

Taljah und Mia näherten sich von hinten. Als das Mädchen sie jedoch bemerkte, legte sie den Kopf schief und lächelte ihnen entgegen. Mia, die sich zunächst mit aller Kraft in ihre Wut hineingesteigert hatte, fiel wie ein Luftballon, der gerade von einer Nadel gepiekt wurde, in sich zusammen.
„Sie sieht wirklich noch ziemlich klein aus.“ flüsterte Milena und rümpfte die Nase. „Sie sieht wirklich nicht aus, als könnte sie einer Fliege was zu Leide tun. Geschweige denn, meine Hello-Kitty-Box absichtlich kaputt machen.“

Das Mädchen gluckste kurz auf, als die Beiden neben ihr stehen blieben und nahm den Finger aus dem Mund. Fasziniert blickte sie von Taljah zu Mia und wieder zurück. Ein breites Grinsen machte sich im Gesicht des Mädchens breit und sie griff nach der Mappe, die schon die ganze Zeit neben ihr lag. In diesem Moment kam Tommys Mutter um die Ecke.

„Oh Hallo ihr Zwei“ begrüßte sie die beiden Mädchen, ging vor ihnen auf die Knie und streckte ihnen die Hand hin. „Ihr müsst Lia und Mali sein. Schön euch kennenzulernen.“

Verwirrt blickten Milena und Taljah in die Augen der Frau. „Nein“ kam es gleichzeitig von ihnen. „Ich bin Mia und das ist Tali“ fügte Mia besserwisserisch hinzu.

„Oh, seid ihr sicher? Ihr habt große Ähnlichkeit mit den beiden Kindern in Tommys Bildergeschichte über den Puppenmörder.“ Sie tippte mit dem Zeigefinger auf die Mappe in den Händen von Tommys Schwester.

Mia und Taljah warfen sich einen Blick zu, vergessen war ihr eigentlicher Auftrag, vergessen war die kaputte Hello-Kitty-Box. War das tatsächlich möglich, hatte Tommy tatsächlich ein Buch über sie geschrieben. Sollte er sie als Vorlage für seine Geschichte benutzt haben.

„Hier seht selbst.“ Tommys Mutter blätterte auf die erste Seite, dann auf die Zweite. Doch als sie zurück zu den Mädchen blickte, waren diese bereits verschwunden…


Fortsetzung: "Der Tag danach"


Einen Tag später saßen Milena und Taljah früh am Morgen in der Bauecke. Tommys Mutter war so stolz auf das Kunstwerk ihres Sohnes, dass sie gleich mehrere Kopien für die Erzieherinnen im Kindergarten angefertigt hatte. Milena, aufmerksam wie immer, hatte den Stapel im Büro sofort entdeckt und sich und Taljah je ein Exemplar mitgehen lassen. Beide Mädchen waren in die Bildergeschichte vertieft.
„Bist du mit Tommys Geschichte schon durch?“ fragte Mia nach einer Weile und warf Taljah einen Seitenblick zu.
„Zur Hälfte und Du?“ Taljah zog eine Grimasse und schnalzte mit der Zunge.
„Ich bring den Kerl um.“ zischte Mia wütend.

DIggs, der sich gerade neben den Mädchen auf die Knie fallen ließ und nach der Kiste mit den Eisenbahnschienen griff, sah von einer zur anderen.„Wen denn?“
Mia runzelte die Stirn. „Tommy! Hast du die Geschichte schon gelesen?“
Diggs hob nur gelangweilt die Schultern und beschäftigte sich mit der Lokomotive. Wenige Sekunden später allerdings legte er diese gelangweilt zur Seite. „Sollen wir in den kleinen Garten aufs Trampolin?“
Taljah und Mia nickten freudig und versteckten daraufhin ihr Exemplar der Geschichte unter der Kiste mit den schweren Bausteinen.
In diesem Moment bog Tommy um die Ecke und blieb bei seinen Freunden stehen. Diggs klopfte dem kleinen Jungen im Vorbeigehen auf die Schulter und stürmte davon. An der Tür drehte er sich noch einmal kurz um.
„Nehmt das Dreirad, wir treffen uns dort.“
Tommy bemerkte die Blicke der Mädchen auf sich. Er fühlte sich äußerst unwohl. „Wie oft muss ich es noch wiederholen. Die Figuren in meinem Buch seid nicht ihr.“ stammelte er und zog eine Schnute.
„Ich werde fahren.“ grummelte Taljah und schob die anderen Zwei vor sich aus dem Zimmer und in Richtung Terrassentür.

„Fühlst du dich wohl da hinten, TomTom.“ Mia, die direkt hinter Taljah auf dem Dreirad saß, warf einen Blick über ihre Schulter und blickte in das angstvolle Gesicht des Jungen, der sich krampfhaft an der Stange des Anhängers festhielt.
„Zum letzten Mal die Geschichte ist reine Fantasie.“ wimmerte Tommy und versuchte die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.
„Für die wir die Vorbilder waren, richtig?“ äußerte sich Taljah.
„Nein, Leute hört mir doch mal zu….“ Tommy wollte gerade wieder anfangen sich zu verteidigen.
„Glaubst du das was er da erzählt, Tali?“ unterbrach ihn Mia.
Taljah brach in Gelächter aus und prustete laut los.
„Dachte ich mir.“ Mia warf ihm einen mitleidigen Blick zu. „Nett dich gekannt zu haben, Kleiner“
„Taljah“ sagte Mia noch, doch die kleine Israelin trat bereits feste in die Pedalen.
„Es ist doch nur ein Buuuuuuuch….“ schrie Tommy und purzelte rücklings vom Anhänger.

Milena und Taljah sprangen vergnügt auf dem großen Trampolin herum. Diggs saß auf der Schaukel und nippte an seinem Kakao, den er sich eben noch im Frühstücksraum besorgt hatte. Rocky saß auf dem Baumstamm und beschäftigte sich mit einer toten Ameise. Mit seiner Lupe zählte er gerade die Beinchen des Tieres. Als Tommy um die Ecke bog, sah er auf. Der kleine Junge schlich mehr, als dass er ging und unsicher blickte dieser sich um.
„Was ist mit dir denn passiert?“ fragte der ältere Junge besorgt und musterte ihn von oben bis unten.
„Kreative Differenzen mit den Mädels, Rocky“ murmelte Tommy und blieb neben seinem Freund stehen.
„Das kommt in letzter Zeit aber ziemlich häufig vor.“ murmelte Rocky und widmete seine Aufmerksamkeit wieder der Lupe in seiner Hand.
„Das Leben eines Künstlers ist nie sehr leicht, Tommy.“ Ohne aufzublicken, sprach er weiter. „Aber ein wahrer Künstler steht da drüber.“
„Danke Rocky“ nuschelte Tommy.
„Übrigens….“ Rocky kratzte sich am Kopf. „…. weißt du, ob Milena es schon fertig gelesen hat?“
„Noch nicht“ antwortete der Kleine und hob die Schultern.
Rocky seufzte. „Also vor ihr musst du dich vorsehen.“

Den restlichen Tag saß Tommy zerknirscht in der Ecke, trottete den Kindern lustlos hinterher oder lutschte an seinem Daumen. Seine Freunde waren scheinbar wirklich sauer auf ihn. Er sollte sich schleunigst etwas einfallen lassen, um Taljah und Milena, aber auch die anderen wieder milde zu stimmen. Und wenn es tatsächlich sein musste, würde er sich auch bei ihnen entschuldigen. Obwohl er sich keiner Schuld bewusst war. Schließlich waren die Anderen alle in den Urlaub gefahren und hatten ihn alleine und vollkommen einsam im Kindergarten zurückgelassen und schließlichh wollte er ja nur die Geschichte über den Puppenmörder malen. Doch dann war seine Fantasie mit ihm durchgegangen und er hatte Dinge gemalt, die einfach so in seinem Kopf aufgetaucht waren. Seine Nase lief, weil er kurz vorm Heulen war und deshalb kramte er gedankenverloren in seiner Hosentasche nach einem Taschentuch. Plötzlich hielt er in der Bewegung inne. Das war´s! Statt des Taschentuchs hielt er den zusammengefalteten 5€-Schein in der Hand, den er gestern als Belohnung für die gute Geschichte von seiner Großmutter bekommen hatte.

Währenddessen saßen Milena und Taljah am Tisch im Gruppenraum. Beide hatten die Blätter wieder aus dem Versteck geholt. Taljah knabberte an ihren Fingernägel; auch wenn sie es nie zugeben würde, aber Tommy schien wirklich Talent zu haben. Mia saß ihr gegenüber und war ebenfalls dabei, die Bilder zu betrachten.
„Tommy gelingt es wirklich, den Kern deines Wesens herauszustellen.“ Mia war total in die Bilder vertieft und blickte noch nicht mal auf während sie weitersprach.
„Unnahbar, kalt und ohne mädchenhaften Geschmack, kein Rosa, keine Puppen. Die Bilder sind echt gut.“ Vorsichtig linste sie über den Rand der Blätter, doch Taljah war verschwunden. Sie rümpfte die Nase und biss sich auf die Unterlippe.
„Du stehst wieder hinter mir, richtig?“ flüsterte Mia leise, obwohl sie bereits Taljahs Atem in ihrem Nacken spürte.
„Gut geraten, Mia“ Mit einem Ruck schob der Lockenkopf den Stuhl gegen den kleinen Tisch und klemmte Mia ein, so dass ihr keine Fluchtmöglichkeit mehr blieb.
„Weißt du, ich glaube Tommy hat recht.“ Taljah hatte ein ganz bestimmtes Bild von Tommy im Sinn, auf dem das Mädchen mit den Locken gerade drohend die Büroklammer nach oben hielt.
„Ja stimmt, finde ich auch.“ Mia dachte an das Bild, das die Mädchen aus der Geschichte lachend Hand in Hand zeigte.
„Ehrlich, es ist fast meine ganze Willenskraft nötig den Drang zu unterdrücken, der mich in deiner Nähe quält. Vielleicht wird es ja langsam Zeit, dass ich ihm nachgebe, oder?
„Und mit nachgeben meinst du...?“ Mia war verwirrt und schielte nach oben.
Taljah, die ihren Kopf beinahe auf die Schulter von Mia abgelegt hatte, flüsterte ihr ins Ohr.
„Ihn auszuleben….das zu tun, was meiner Natur entspricht.“
„Genau das Gefühl hatte ich schon damals bei deinem ersten Übernachtungsbesuch, als wir Puppe in der Badewanne gebadet haben.“
„Ach wirklich?!“ Taljah war etwas verwirrt. Wovon bitte sprach Milena da überhaupt. „Weißt du ich hätte es fast bei unserem ersten Treffen gemacht.“
„Ehrlich?“
„Aber meiner Mama hätte das kaum gefallen.“
„Wahrscheinlich weil sie nicht mag, dass du mit Puppen spielst.“
„Nein, weil sie stinksauer ist, wenn ich Freunde mit meiner Büroklammer piekse.“

„Seid ihr fertig“ grummelte Diggs, der plötzlich und unerwartet neben ihnen stand. Er griff nach Mias Blättern und sammelte auch das Exemplar von Taljah ein. Genervt pfefferte er es in die Ecke hinter den Puzzleschrank. „Wenn ich noch einen erwische, der das liest….“
„Aber…“ wollte Mia gerade losprotestieren.
„Nix aber“ stoppte sie Diggs unsanft. „Wir wollen los.“
„Wir wollen was?“ erkundigte sich Taljah neugierig.
„Tommy hat zur Belohnung für die Bildergeschichte 5€ von seiner Großmutter bekommen und er hat uns als Wiedergutmachung zum Eis essen eingeladen. Miss Cumberland geht mit uns rüber ins Eiscafe.“
Mia und Taljah blickten sich an. Mia lief bereits bei dem Gedanken an eine Kugel Schokoeis das Wasser im Mund zusammen und auch Taljah hatte gegen ein Erdbeereis nichts einzuwenden.
Diggs, der bereits wieder an der Tür stand, rollte genervt mit den Augen. „Heute noch….“




 

02.06.2011
"Das Treffen der Generationen"




„Tschau, Mommy?“, rief Milena über die Schulter zu und eilte auf die Kindergarteneingangstür zu.

„Warum hast du es denn so eilig?“, hörte sie da eine Stimme von der Seite.

„Tali, du bist schon da? Ich dachte ich könnte heute mal die erste sein.“

„Da musst du schon früher aufstehen“, erwiderte die kleine Israeli lächelnd, während sie ihrer Freundin zusah die sich mit ihren neuen Chucks abquälte. „Hilf mir doch mal, der Reißverschluss klemmt und ich bekomm den Arm immer noch nicht so richtig gedreht“, jammerte sie herum.

Taljah seufzte, lies sich dann aber doch auf die Knie nieder, um ihrer Freundin aus den Schuhen zu helfen. Seit zwei Wochen war Mia von ihrem Abenteuer in Israel zurück und seit ungefähr einer Woche war sie den Gipsarm los, doch das Gelenk war noch steif und unbeweglich. Aber das schlimmste war, dass Mia das heillos ausnutzte und häufiger mal bei ihren Freunden auf die Mitleidstour machte. Aber heute Morgen schienen Ihre Sorgen echt zu sein, denn auch Tali hatte mit dem verklemmten Reißverschluss ihre Mühe.

„Schaffst du es nicht?“, fragte Mia und linste nach unten.

„Doch doch, zur Not nehme ich einfach eine Büroklammer und reiß…:“

Mia machte einen Schritt nach hinten. „Taliiiiiii, die sind NEU!“, sagte sie aufgebracht.

Doch der Ruck hatte gereicht und den Reißverschluss entwirrt. Schnell zog Mia ihre Lillifee Pantoffeln an und stellte die neuen Turnschuh ins Regal, dann schnappte sie sich mit der einen Hand ihren Rucksack und mit der anderen Taljah und düste an den anderen Kinder vorbei in die Malecke in dem sich die Freunde jeden Morgen vor dem Frühstück trafen.

Tommy war wie immer mit seinen Kindercomputer beschäftigt und bekam sein Umfeld gar nicht mit. Er ordnete gerade auf dem kleinen Bildschirm die Farben zu einigen Formen. Sabby hüpfte ihr strahlend entgegen. In ihrer Hand die Trinkflasche mit ihrem Multivitaminsaft.

„Guten Morgen, guten Morgen, guten Morgen Sonnenschein, Mia dubistschonda?“

„Warum fragt mich eigentlich jeder heute Morgen dasselbe? Ich bin doch immer pünktlich. Ich weiß jetzt gar nicht….“, doch weiter kam sie nicht, weil ihr Kopf leicht nach vorne geschupst wurde. „Auuuuaaaa, was..“

„Du bist also immer pünktlich? Und was war gestern? Und vorgestern?“, für Diggs war das Gespräch damit beendet und er widmete sich wieder Rocky zu, mit dem er sich gerade über einen Bericht aus der letzten Sesamstrasse unterhielt.

„Mein Gott, führt hier einer eine Liste?“, erwiderte sie beleidigt, mit rollenden Augen. „Aber ist jetzt ja auch egal, ich hab euch was mitgebracht. Das sollt ihr euren Mamas geben.“ Sie öffnete ihren Rucksack und zog ein paar Umschläge hervor. Freudestrahlend reichte sie jedem eine Karte.

„Was ist das?“, fragte Tali und öffnete den Umschlag um die Karte heraus zu ziehen.

„Eine Einladung zu meinem Geburtstag“, sagte ihre Freundin mit einem Grinsen. „Ich werde doch am Samstag fünf Jahre alt und das wollen wir GROSS feiern, bei meinem Onkel im Garten, und ihr müsst alle kommen.“

„Hast du die selbst gemacht?“, hörte Mia da Sabby fragen, die die Karte gerade genauestens unter die Lupe nahm und sich das ausgemalte Einhorn ansah.

„Ja mit meinem Daddy zusammen am Computer“, teile sie ihr stolz mit.

„Und was steht da drauf?“, kam es von Tali.

„Na Einladung, du Dummchen“, sagte Mia und rollte mit den Augen.

„Selber Dummchen“, pfefferte Taljah zurück und ihre Augen blitzen verdächtig auf.

„Na das sagt die Richtige. Du kannst ja noch nicht mal…..Auuuaaa, nicht schon wieder“, sagte Mia jammernd, denn schon wieder hatte sie von Diggs eine Kopfnuss bekommen.

„Nicht streiten Mädchen. Verstanden?“ Er wartete keine Antwort ab, sondern sprach einfach weiter. „Wir werden kommen“, und mit einem strengen Blick in die Runde fügte er hinzu. „Alle.“

„Oh gut, also ich habe da noch folgende Wünsche auf meiner Geburtstagswunschliste...........................“, Taljah warf Diggs und den anderen einen genervten Blick zu und wie auf Kommando drehten sie sich alle um, um zum Frühstückstisch zu gehen.

„Hey!“, hörten sie Mia hinter sich her rufen. „Ich war noch gar nicht fertig.“

~~~***~~~

Ziva stand in Gibbs Garten und bereitete den Geburtstagstisch zu. Gibbs, seine Freundin, sowie Abby und Tim, hatten den Garten mit der Hilfe des restlichen Teams zu einem Kinderspielparadies umgearbeitet. Es war der jungen Frau ein Rätsel wo sie die ganzen Dinge aufgetrieben hatten, aber auf der Wiese gab es jetzt einen Sandkasten und davor war ein Kinderzelt in bunten Farben aufgebaut. Aber das Highlight bildete ein halb fertig gebautes Boot aus Gibbs Keller. Dies sollte als Klettergerüst dienen und er hatte an dem Gerippe eine Schaukel und eine Rutsche befestigt. Als Ziva ihn gefragt hatte, warum er sein geliebtes Boot für die Kinder hergab, hatte er nur mit den Schultern gezuckt und ihr gesagt, dass er im Keller schon ein neues angefangen habe und dass dieses falsch war. So stand die *Jenny* jetzt im Garten und würde den Kindern herrlichen Spaß bereiten.
Auf der Terrasse standen ein paar Gartenmöbel um den Erwachsenen auch eine schöne Fete zu garantieren. Zivas Mutter war eigens aus Israel angereist und unterhielt sich gerade mit Tonys Vater über die Weltausstellung in Shanghai, als es wieder an der Tür schellte.

„Ich geh schon“, rief Ziva und eilte zur Tür. Es wurde ja auch langsam Zeit das Tony, Tim und Milena vom Kino kamen. Wenn das so weiterging, war ihr Besuch schneller als die Drei, die sie zu Mias Ablenkung ins Kino geschickt hatten. Zum einen konnten sie so in Ruhe Mias Geburtstagstisch aufbauen und zum anderen stand ihnen Tony mit seinen Krücken nicht im Weg herum. Die junge Frau war schon ganz gespannt, was ihre kleine Ziehtochter zu dem Garten sagen würde. Voller Vorfreude zog sie die Tür auf und blickte leicht verwirrt auf eine völlig übernächtigt aussehende Frau mit einem kleinen Mädchen an der Hand.

„Hallo, ich weiß wir sind zu früh, aber darf ich Ihnen meine Tochter schon einmal vorbei bringen. Ich muss zum Arzt und mit ihr zusammen ist das unmöglich.“

Ziva nickte der Frau nur zu und fragte sich, was daran unmöglich war. Milena nahm sie immer mal wieder mit zum Arzt. Die Kleine setzte sich dann zu den Mädchen an der Annahme und unterhielt diese mit ihren Kindergarten Geschichten. Bisher hatte sie noch nie etwas Negatives gehört.

„Na, du musst also Sabby sein?“, fragte sie die Kleine und ließ sich auf ein Knie nieder, während sie der Frau hinterher sah, die wie als wäre sie auf der Flucht, das Haus wieder verließ.

„Ja,dasbinich,woistMia?“, fragte sie ohne Luft zu holen und hüpfte völlig überdreht von einem Bein auf das nächste, dabei hielt sie ihr Geschenk mit beiden Hände fest. Um ihren Hals baumelte eine Kindergartentrinkflasche und ihre Haare waren zu niedlichen Zöpfen geflochten.

„Sie ist noch nicht da, aber du kannst ja auf sie im Garten…“, weiter kam sie nicht, da die Kleine schon an ihr vorbei gestürzt war und den Geräuschen folgte. „….warten“, rief sie ihr dann verwirrt hinterher. Vielleicht konnte sie die Mutter doch verstehen, dachte sie kopfschüttelnd als es wieder an der Tür schellte. Vielleicht waren sie das ja jetzt. Doch nein, als sie die Tür öffnete standen Ducky und Palmer davor.

„Es tut mir leid meine Teure, das wir mal wieder zu spät kommen, aber der Verkehr ist mörderisch und auf der Lane Street hat es einen Unfall gegeben und Palmer hat sich auf der Umfahrung verfahren“, dabei warf er seinem Assistenten einen bösen Blick zu.

Ziva schenkte beiden Männern ein Lächeln. „Das macht gar nichts. Denn ihr seid eine Stunde zu früh. Wir hatten 16 Uhr gesagt, aber geht doch schon einmal in den Garten. Ich denke das Geburtstagskind wird auch gleich kommen.“

„Sehen Sie Doktor? Ich wusste es ja. Ich sagte doch wir sind zu früh“, meldete sich nun Palmer zu Wort.

Unterdessen kam Sabby im Garten an, blieb abrupt stehen und blickte sich um. Nervös, weil sie niemanden kannte, zupfte sie an ihrem schwarzen Kleidchen. Als sie die Blicke der Erwachsenen auf sich spürte, zog sie gespielt die Augenbrauen zusammen und drehte sich einmal im Kreis.

„Um das klarzustellen….“ sagte sie schnippisch in die Richtung der Leute, die sie nun anlächelten. „….dieses blöde Outfit war nicht meine Idee.“

Gibbs räusperte sich und lachte dem Kind entgegen. „Ich finds gut“

Durch Sabbys Gesicht ging ein riesen Lächeln. „Ja niedlich, oder?“ Erneut drehte sie sich im Kreis und achtete dabei darauf, ihren Rock gekonnte schweben zu lassen. Dann ließ sie sich kurzerhand auf die Knie fallen, richtete ihre Zöpfe und nuckelte an ihrer Trinkflasche. Für besondere Anlässe hatte sie eine extra schöne Trinkflasche, weiß mit vielen kleinen Totenköpfen darauf.

Ziva hörte Ducky und Palmer auf dem Weg durch das Haus weiter streiten. Doch lange Zeit zum Grübeln hatte sie nicht, denn es schellte nun im Minuten Takt. Ihre Schwägerin brachte Taljah, die ihrer Tante erst einmal um den Hals fiel und es sichtlich genoss, dass Milena noch unterwegs war. Dann kamen auch die drei eingeladenen Jungen nacheinander an und alle versammelten sich im Garten.

Als Ziva wenig später selber in den Garten kam, war in der Spielecke schon so einiges los. Das kleine Mädchen mit den Zöpfen besah sich gerade die schleimigen Schneckenspuren im Blumenbeet und veränderte immer wieder fasziniert ihre Haltung um das Glitzern der Spuren zu verändern.
Tommy hockte über seinem Kindercomputer, ohne den er wohl nicht das Haus verließ. Der kleine Junge namens Diggs saß ganz oben auf dem Boot, wie Kapitän Ahab aus Moby Dick und der letzte im Bunde stand bei Ducky und zeigte diesem sein Lupenglas, in dem sich ein dicker Wurm befand.

Tali saß im Sandkasten und blickte immer wieder vorsichtig zu Zivas Mutter. Schließlich war diese Frau die Mutter ihrer Tante, die Ehefrau ihres Großvaters, aber den kannte sie nur flüchtig. Deshalb wollte auch ihre Mama nicht auf der Fete bleiben und hatte sie nur kurz hier abgeliefert. Dabei sah die Frau eigentlich ganz nett aus.

Gibbs machte einen kleinen Rundgang durch seinen Garten. Er blickte Sabby über die Schulter, die jedoch noch immer vollkommen vertieft in die Schneckenspuren war, strich Taljah aufmunternd über den Lockenkopf und stellte sich dann zu Tommy, der kurz von seinem Kinder-PC aufblickte und bemerkte, wie Gibbs seinen Freund Diggs auf dem Boot beobachtete.

„Gehen Sie ihm lieber aus dem Weg“ murmelte Tommy leise.

„Was“ Verdutzt blickte Gibbs zu dem kleinen Jungen, der neben ihm auf dem Boden saß.

„Ähm, ich bin ihm schon ziemlich häufig begegnet, naja sagen wir mehrmals täglich, und er kann manchmal sehr schwierig sein.“ flüsterte er dem Mann geheimnisvoll zu, der sich mittlerweile in die Hocke begeben hatte um die Worte des Jungen besser zu verstehen.

„Und du bist der Ansicht, ich sei weniger schwierig.“ fragte Gibbs vor sich hin lächelnd.

Tommy schüttelte den Kopf. „Ich war nie dieser Ansicht, Sir.“

Gibbs strich dem Jungen über den Kopf. „Nenn mich nicht Sir.“

Der Junge rümpfte die Nase. „Doch Sir, meine Eltern haben einen Gentleman großgezogen, keinen unhöflichen Jungen.“ Er nickte ihm noch einmal kurz zu und konzentrierte sich dann wieder auf sein Spiel.



Teil 2 (04.06.11)

„Wo bleibt denn Mia? Ich dachte das wäre ihr Geburtstag?“, kam es genervt von Zivas Nichte.

„Ich weiß es ja auch nicht. Aber sieh doch mal Tali. Findest du diese Spuren nicht auch merkwürdig? Sie führen vom Haus zum Boot. Aber wieso? Und wo fangen sie an?“ Aufgeregt zeigte sie auf die breiten Spuren. „Das sind eindeutig Schleifspuren“, teilte sie ihr mit einem wichtigtuerischen Nicken mit.

„Wenn du das sagst“, kam es gelangweilt zurück und Taljah wollte sich gerade wieder dem Sand widmen, als sie ihre Tante rufen hörte. „Nun sag schon Gibbs, wie hast du das Boot aus dem Keller und in den Garten bekommen?“ Die Antwort des Mannes ging im allgemeinen Gelächter unter, aber sie spürte wie die Erde neben ihr erbebte als sich Diggs von seinem Ausguck, zu ihr auf den Boden fallen ließ.

„Ja, das wäre doch einmal eine Untersuchung wert, oder? Was meint ihr?“, er warf dabei einen Blick in die Runde. „Aber erst müssen wir uns um Mia kümmern“, sagte er besserwisserisch und nickte zur Treppe, die in den Garten führte. „Sie ist da.“

Tali drehte sich um und sah ihre Freundin mit strahlendem Gesicht die Stufen herunter laufen, ihr Vater folgte ihr auf seinen Krücken langsamer.

„Ihr seid wirklich alle gekommen“, jauchzte sie ihnen entgegen.

„Hast du daran gezweifelt?“, fragte Tali mit einem Augenzwinkern und reichte Mia ihr Geschenk.

Mia bekam große Augen. Wow, mit diesem Geschenk hatte sie nicht gerechnet. Nicht von Tali. Glücklich fiel sie ihr um den Hals, nur um sich dann erschrocken wieder von ihr zu lösen.

„Autsch“ fluchte sie. „Ich weiß, du willst nicht umarmt werden, aber musst du mich jedes Mal mit deiner blöden Klammer pieksen. Taljaaaaah, ein bisschen Liebe ist normal.“ Doch ihr Ärger war schnell wieder verraucht und sie betrachtete die Barbie-DVD in ihrer Hand. Ihre Augen funkelten verträumt.

„Mensch Mia, das ist doch nur ein Film.“ Tali verdrehte die Augen, Mias Reaktion war ja so typisch.

„Das ist nur ein Film, hast du gesagt: DAS ist nur ein Film?“ Langsam und betonend schüttelte Mia den Kopf. „Tali, DAS ist nicht nur ein Film. Barbie ist ein Lebensgefühl, eine Traumwelt, ein….ach du verstehst es ja eh nicht.“ Sie bedachte ihre Freundin noch mit einem kurzen mitleidigen Lächeln und drehte sich dann zu Tom, der bereits neben Taljah darauf wartete, ihr zu gratulieren.

Mit freudig erregten Augen überreichte er ihr seine gebundene Bilderbuchgeschichte. Jedes einzelne Blatt hatte er in mühevoller Kleinarbeit mit seiner Mutter einlaminiert, gelocht und liebevoll auf ein rosa Geschenkband gefädelt.

„Auf der letzten Seite ist sogar eine persönlich Widmung. Meine Mama sagt, dass macht man so als Autor.“

Mia nahm das Buch dankend entgegen und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Tommy hatte wegen dieser Bilder ganz schön was einstecken müssen, Tali und sie hatten ihm übel mitgespielt.

Sabby hüpfte hinter ihren Freunden schon eine ganze Weile auf der Stelle und zog die belustigten Blicke der Großen auf sich.

„Ich bin dran, ich bin dran. ICH bin dran.“ Sie drängte sich an den anderen vorbei. „Ich hab zwei Sachen für dich“ sagte sie stolz und streckte Mia ein Bild entgegen. „Hier, ich habe dir eine Rose gemalt.“

Mia betrachtete das Bild und runzelte die Stirn. „Das ist ja schön, Sabby. Aber Rosen sind normalerweise rot, oder weiß oder ROSA“ Sie zwinkerte ihrer Freundin zu.

„Weiß ich doch“ grummelte Sabby. „Aber meine Filzstifte waren leer und nur noch der schwarze Kugelschreiber ist gegangen.“ Sie legte eine seltene Pause ein, während sie das zweite Geschenk noch hinter ihrem Rücken versteckte. Urplötzlich streckte sie ihren Arm aus und hielt ihr ein kleines Fläschchen unter die Nase. „Ich habe dir ein eigenes Parfüm gemixt. Mit Schokogeruch, Zimt und …“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „….hab ich vergessen.“ Sie rümpfte die Nase. „Aber es riecht gut“
Lächelnd hüpfte das Mädel mit den Zöpfen davon und ließ Mia stehen.

Rocky saß neben Ducky auf der Gartenbank und trank gerade einen Schluck Pfefferminztee. Als er bemerkte, dass Mia seine Aufmerksamkeit wollte, hielt er seinen Tee dem älteren Mann entgegen.
„Wären Sie so freundlich, Doktor und mir kurz meine Teetasse abnehmen. Ich würde jetzt sehr gerne Milena meine Glückwünsche zum Geburtstag überbringen.“ Rocky robbte sich nach vorne und ließ sich von der Bank gleiten. „Vielleicht können wir uns später noch weiter unterhalten, ich wüsste zu gerne, wie die interessante Geschichte endet.“

Ducky sah lächelnd dem kleinen Jungen hinterher. Zur Feier des Tages hatte seine Mutter ihm eine kleine Fliege umgebunden und dadurch sah er so niedlich aus.

Zögerlich trat Rocky zu Milena und blickte traurig in ihre Augen. „Eigentlich wollte ich dir das neue Was-IST-Was Buch über den menschlichen Körper schenken, damit du auch nachsehen kannst, was dir immer weh tut.“ Er verzog das Gesicht kurz zu einem Lächeln. „Du bekommst es morgen“ Er trat ganz dicht an das Mädchen heran und flüsterte ihr ins Ohr. „Meine Mama hat es vergessen zu kaufen.“

Mia strahlte glücklich in die Runde und ihr Blick blieb an Diggs haften. Dieser verzog wie immer keine Mine, kam aber auf das Mädchen zu und boxte ihr leicht gegen die Schulter.

„Happy Birthday, Milena“ grummelte er und fuhr sich durch die Haare. Solche Momente waren ihm immer unangenehm. „Ich weiß man kann dich nur mit einer Sache glücklich machen.“ Er deutete auf den Geburtstagstisch. „Deswegen habe ich heute Morgen mit meiner Mama Muffins gebackt.“ Mias Augen funkelten bereits. Diggs hob seine Hand hoch und streckte dem Geburtstagskind die Finger entgegen. „5 Stück, für jedes Jahr das du alt bist einer.“

~~~***~~~

Eine Stunde später waren auch die letzten Krümel der Schokotorte mit rosa Marzipanröschen aufgegessen und alle Geschenke ausgepackt. Die Kleinen spielten wieder im Garten, während Mias Familie auf der Terrasse saß und sich angeregt unterhielt. Thema war wieder die wundersame Bootverlegung und Diggs, der wieder auf dem Boot thronte, lauschte heimlich mit.

„Jethro, nun sag es uns doch einfach, wie hast du es in den Garten geschafft“, fragte Ducky zum wiederholtem Male, doch der Angesprochene schüttelte nur lächelnd den Kopf.

„Ja Sir, das würde mich auch brennend interessieren“, hörte er da eine kleinjungen Stimme.

„Mutig“, dachte sich der Grauhaarige und sein Interesse war geweckt. „Wie heißt du?“

„Diggs, Sir.“

„Diggs? Was ist das für ein Name?“, fragte Jethro mit einem Lächeln.

„Mein Nachname, Sir.“

„Du lässt dich mit deinem Nachnamen rufen? Warum?“

„Weil ich meine Vornamen nicht mag“, kam es von Diggs leise.

„Junger Mann, ich glaube ich mag dich. Wie sind deine Vornamen? Und nenn mich nicht mehr Sir. Was hältst du von Agent Gibbs?“

Diggs bekam ganz große Augen. „Das Sir.. Ich meine das wäre wunderbar, Agent Gibbs“, sagte er hastig, dann fiel ihm ein, dass er ihm noch eine Antwort schuldig war. Zögerlich blickte er sich erst um, ob auch kein anderer in Hörweite war. „Ich heiße Maria-Andrea, nach den Brüdern meiner Mutter“, sagte er dann zögerlich.

Gibbs konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er wuschelte dem kleinen Jungen durch die Haare. „Das mein Sohn, kann ich gut verstehen. Ich mach dir einen Vorschlag, ich zeig dir, wo ich die Boote baue und vielleicht auch, wie ich sie in den Garten bekomme. Aber das bleibt dann unter uns. Okay?“

Der Kleine strahlte über das ganze Gesicht und ließ sich von seinem Ausguck fallen. „Großes Indianer Ehrenwort. Das ist toll Sir“, doch als er Gibbs bösen Blick bemerkte, korrigierte er sich schnell und reichte seinem älteren Double die Hand. „…ähmm ich meine natürlich Agent Gibbs.“

„Natürlich!“, sagte Gibbs mit sehr ernstem Gesicht und zusammen gingen sie ins Haus.

~~~***~~~

Ziva saß zwischen Tonys Beinen auf der Liege und beobachtete ihren Boss, der gerade mit dem kleinen Diggs im Haus verschwand. Es war schon seltsam.
Rocky zog es mit seinem Lupenglas immer wieder zu Ducky, der ihm geduldig auch die hundertste Frage beantwortete und die endlosen Geschichten, sowohl aus Rockys, als auch aus Duckys Kindergartenzeit nahmen und nahmen kein Ende.
Gibbs hatte auf Anhieb den Jungen ausgemacht der ihm am ähnlichsten war.
Milena konnte ihr DiNozzo Erbe nicht verleugnen und stand mit leuchtend grünen Augen an ihrem Geburtstagstisch und bestaunte zum wiederholten Male ihre Geschenke.
Tja, und Tali? Auch sie konnte ihr Erbe nicht verleugnen. Einzeln für sich bog sie eine Büroklammer nach der nächsten auf, blätterte dabei in einem Bilderbuch und ließ noch nicht einmal bei diesen Tätigkeiten ihre Freundin aus den Augen.
Der kleine Tommy hingegen brütete ohne die anderen überhaupt zu bemerken, über seinen Kinderlaptop gebeugt und als Ziva Tim suchte, fand sie ihn unter dem Apfelbaum sitzend mit seinem Smartphone spielen.
Vorhin hatte sie die kleine Sabby gefragt, was sie mal werden wollte und ohne zu überlegen hatte sie geantwortet: „Scharensiggerin.“
Ziva hatte darauf nur gelächelt, weil sie nicht verstanden hatte, was Sabby ihr damit sagen wollte, doch als sie sie jetzt beobachtete, wie sie eine Käferleiche auf ihre Flügelverletzungen hin untersuchte, da war es ihr klar. Forensikerin, wollte sie werden. Sie konnte nur das Wort noch nicht richtig aussprechen.
Es war, als wenn sich das Team im Kindergarten wiedergefunden hätte, eine neue Generation reifte heran.

„Tante Abby“ Mia stürzte auf die Kriminaltechnikerin zu, die sich heute leider verspätet hatte und erst jetzt im Garten auftauchte. Fröhlich umarmte sie Milena und zwinkerte unbemerkt Taljah zu, die sich langsam vom Rand des Sandkastens erhob und auf die beiden zukam. Mia löste sich aus der Umarmung und legte ihren Kopf schief. „Hast du ein Geschenk dabei?“ fragte sie frech und musste das Wuscheln durch ihre Haare über sich ergehen lassen. Abby rieb sich über die Nase. „Lass mal überlegen…..“ Doch als sie Mias schreckliche Ungeduld bemerkte, sprach sie weiter. „…für dein Geschenk brauch ich noch kurz Taljahs Hilfe. Wir sind gleich wieder da.“ Abby stand auf, nahm Tali an die Hand und verschwand wieder im Haus. Zurück ließen sie eine verwirrte Mia, die den Beiden hinterher sah, erst die Arme vor dem Körper verschränkte und dann ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden tepperte.

Taljah und Abby schleppten angestrengt Kisten in den Garten. Eine nach der anderen und diese schienen ziemlich schwer zu sein. Gibbs und Diggs, die gerade aus dem Keller zurückgekehrt waren, wurden eingeweiht und auch Sabby, Rocky und Tommy halfen nun tatkräftig mit. Jede Kiste war liebevoll mit Stoff bedeckt und wurde im Garten verteilt aufgestellt. Mia stand auf der obersten Treppenstufe und beobachtete kritisch die geheimen Arbeiten.

„Ok“ schrie Abby. „Die Überraschung kann beginnen“ Sie blickte sich zu ihren Helfern um und diese positionierten sich jeweils an einer Kiste. „Und ACTION“

PLATSCH, die erste Wasserbombe landete neben Mia auf der Treppe und das Mädchen quiekte laut auf. Die Erwachsenen, die das entsetzte Gesicht des Mädchens beobachtet hatten, lachten kurz auf, doch als der Wasserstrahl, den Gibbs aus seiner Wasserpistole mitten in die Menschenmenge abgab, auf die Sitzecke traf, brach auch dort schnell das Chaos aus.

Abby näherte sich mit einer prall gefüllten Wasserbombe langsam Tonys Liege. „NEIN, das machst du nicht“, kam es von ihm.
„Warum nicht?“, fragte sie mit einem hinterlistigen Lächeln.
„Abbyyyyy, das kannst du nicht machen. Ich bin verletzt, ich kann nicht so schnell und außerdem darf der Gips nicht nass werden.“ Seine Stimme klang ängstlich.
Die junge Kriminaltechnikerin kam noch einen Schritt näher und hob dabei ihren Arm mit der Bombe.
„Oh ich kann!“
„Ziva HILFE!!!!!!!!!!“, rief Tony und versuchte so schnell es ging auf die Beine zu kommen, doch dem mit Wasser gefüllten Luftballon konnte er nicht mehr ausweichen und wurde in Hüfthöhe getroffen.
Kurz wanderte sein Blick auf seine durchnässte Designer Jeans, dann wanderte sein Blick hoch zu Abby. „Na warte, wenn ich dich...“Der Rest ging in Abbys Quietschen unter, die nun ihrerseits seitlich von einer tief geworfenen Wasserbombe getroffen wurde.
„HAAA“, rief Tony „Strike!“, und lächelte seine Partnerin an, die ihm zu Hilfe geeilt war und ihm nun ihrerseits ein wundervolles Lächeln schenkte.

Mia wusste erst gar nicht, wo sie hinsehen sollte, ob sie flüchten sollte oder was die bessere Alternative wäre. Doch dann riss sie die Arme hoch, sprang die Treppenstufen runter und lief schreiend zu einer Kiste. „WASSERSCHLACHT“

Ein paar Minuten später saßen die Kinder und die Erwachsenen im Gras. Niemand mehr war trocken.

Tommy saß gegenüber von Timmy. Während Tommy gespannt auf seinen Computer starrte in der Hoffnung, dass dieser unversehrt geblieben war, rieb Timmy sein neues IPhone trocken.

Ducky lehnte an der Mauer und blickte auf den kleinen Rocky runter. Vorsichtig ging er in die Knie und richtete ihm seine kleine Fliege.

Taljah lag lachend in den Armen ihrer Tante, die ihr liebevoll durch die Haare wuschelte. Ruth trat zu ihnen und warf der Nichte ihrer Tochter einen stolzen Blick zu. „Na, wenn du mal keine kleine David bist.“ Sie streckte dem Mädchen die Hand hin und zog sie zu sich hoch.

Diggs und Gibbs saßen am Baumstamm und begutachteten die Lage. „Du hast dein Team gut im Griff.“ Diggs nickte. „Sie auch, Agent Gibbs. Sie auch.“

Mitten in der Wiese saßen kichernd Sabby und Abby. Das Mädchen war noch vollkommen außer Atem und auch Abby war sichtlich erschöpft. Sabby legte den Kopf schief und betrachtete die Frau. Dann löste sie den Gurt um ihren Hals, nahm einen Schluck aus ihrer Flasche und hielt sie dann Abby entgegen. „Auch ein Schluck Mulitvitaminsaft. Der verleiht neue Kräfte“ Lächelnd nahm Abby die Flasche entgegen. „Aaaah, wie süß. Da sind ja lauter Totenköpfe drauf.“ Quiekend fiel sie dem kleinen Mädchen um den Hals, das sofort in das Gequietsche einstieg.

Mia saß gemeinsam mit ihrem Vater auf den Treppenstufen und beobachtete ihre Gäste.
„Das war ein echt gelungener Geburtstag. Daddy“ Sie umarmte Tony und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. „Danke“

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